Lucie Gerda Böger stellte in der Hafenstraße 34 ihre "See(h)bilder zum Ausprobieren oder Ansehen" aus. Sie verwendet die unterschiedlichsten Techniken für ihre Arbeiten, unter denen gegenständliches ebenso wie abstraktes zu finden ist. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Werkzeugen und Materialien die vielfältigsten Effekte zu stande kommen können. Ich habe mich eine ganze Zeit mit Frau Böger über ihre Art zu malen unterhalten.
"Pinkfive", das sind Elke Priess, Monika Breden, Helga Gorges, Sabine Hanke und Stefanie Wagner, zeigten in ihrer Ausstellung "Schick mit Pinkfive" in der Hafenstraße 36 "Accessoires für alle Fälle". Die Geschmäcker sind ja verschieden, jedoch "Pink ist nicht mein Ding". Aber um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Es war nicht alles alles pink gefärbt, und es gab viele, zum Teil recht skurile Gegenstände zu sehen, von denen man einige auch käuflich erwerben konnte. So gab es z.B. Damenschuhe mit hohen Pfennigabsätzen, die von hinten nach vorn nahtlos in Schwimmflossen übergingen.
Im ehemaligen Pavillon der Firma Kistner in der Hafenstraße 56 zeigte Alfredo Caranguejo in der Ausstellung "HOLZART" seine Holzskulpturen. Auserdem waren die Zeichnungen und Assemblagemalerei von Barbara Röpke und Fotographien von Günter Röpke dort zu sehen. Herr Röpke stellte einen Gedankengang über das Werden und Vergehen dar. Eine Reihe von Schwarz/Weiß-Fotos begann mit einem Foto eines Baumschösslings und setzte sich mit einem Baum, einem Wald, einem Holzstapel aus geschlagenen Baumstämmen, verschiedenen Bretterstapeln fort und endete mit dem Foto eines Feuers. Ich hätte mit auch gut Abzweigungen nach oben oder unten auf der Wand mit Möbeln, Häusern, Büchern und ähnlichen Dingen, die sich aus dem Holz eines Baumes herstellen lassen, vorstellen können.
In den leerstehenden Geschäftsräumen in der Hafenstraße 74 waren die Arbeiten von Horst Poppe, Sylvia Stölting, Alvaro Macieira ausgestellt. Es gab dort Skulpturen aus alten Kunststoffkanistern, die Köpfe mit verschiedenen Gesichtsausdrücken darstellten und abstralte Gemälde zu sehen. Außerdem spielte Peter Weber auf dem Piano Musik aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen, wobei er es bei einigen Improvisationen irgendwie immer wieder hinbekam ruhige, klassische Stücke, Blues, Ragtime oder eigene Kompositionen nahtlos ineinander übergehen zu lassen. Die Musik zauberte beim Betrachten der Bilder eine tolle Atmosphäre in den Raum.
Die Fotogruppe „Fischaugen“ zeigte auf der Leinwand im Saal des ehemaligen "Atlantis" Kino eine Diashow mit Fotos von Lehe. Hätte ich nicht gedacht, dass ich dort noch einmal wieder hinein kommen würde - da wurden dann wieder alte Erinnerungen wach. Außerdem hatte ich dort die Gelegenheit zu beobachten, wie andere Leute den Stadtteil sehen.
In der Kulturinsel beim "Capitol" Haus gab es eine Kunstausstellung der etwas anderen Art mit dem Titel "Neon Design – Leuchtende Schwarzlichtkunst. Die ausgestellten Bilder waren teilweise mit fluoreszierenden Leuchtfarben, und teilweise mit "normalen" Farben gemalt. Dadurch ergeben sich dann interessante Kontraste, wenn man die Bilder "tagsüber bei Tageslicht" oder "Abends bei Schwarzlichtbeleuchtung" betrachtet. So sieht man tagsüber z.B. eine Landschaft mit einem Haus am Wasser. Im Dunkeln bei Schwarzlicht sieht man die gleiche Szenerie, aber das Haus und die Landschaft sind jetzt nur schattenhaft zu erkennen, während am Horizont das letzte, dunkle Abendrot leuchtet, und durch die Fenster des Hauses die Zimmerbeleuchtung zu sehen ist.
In der Hafenstraße 166 gab es früher einen Lebensmittel Discounter. Am Wochenende waren in der kahlen Leere dieses Raumes Holzskulpturen von RainerMadena, Märchenbilder in Öl von Romuald Mysiakowski, Plastiken und Ölmalerei von Maria Schreiber, abstrakt Malerei in Acryl auf Bütten und Karton von Hilke Sens, "Spiegelbilder der Werbung" von Ursel Büsing, geschmiedete Skulpturen von Hilke Leu, Aktzeichnungen von Godehard Pollakowski, Federzeichnungen zur Illustration für Meike Kluges Buch "Meikes Opussum" von Sandra Jakobs sowie eine "Leer- Stand Performance und Interaktion" von Conny Wischhusen zu sehen.
Manchmal ist es schon erstaunlich, wie die Dinge miteinander verwoben sind. So fand ich gestern in meinem Posteingang eine E-Mail von einem Sohn der Buchautorin Meike Kluge. Irgendwie ist er im Internet auf meine Ankündigung von "Kultur statt Leerstand" gestoßen, in der auch Sandra Jakobs' "Illustrationen für das Buch 'Meikes Opussum' von Meike Kluge" aufgelistet sind. Er ist Autor des Blogs "Ethikrat.de" und einer Internetseite auf welcher er ein anderes Buch seiner Mutter, "Die Geschichte vom fliegenden Pullepum", für die private Nutzung zum Lesen zur Verfügung stellt.
In der Wülbernstraße 4a gibt es eine eine Mischung aus einer kleinen Galerie und einem Atelier. Dort stellten Anatoli Aman und Rolf-Werner Plate tom Wörden ihre Bilder aus. Ein "Bild" hat mir besonders gut gefallen. Es zeigt einige Paar Schuhe und ist von einem breiten Holzreliefrahmen umgeben. Im Bild hängen an Schnürsenkeln reale Schuhe "aus dem Bild heraus" - unten auch über den Rahmen hinaus - die im Stil der gemalten Schuhe auf dem Bild angemalt wurden. Eine Tolle Idee!
Es hätte sicherlich auch noch mehr zu entdecken gegeben, aber für mehr hatte meine Zeit leider nicht ausgereicht. Alles in allem war das eine Tolle Aktion:
Ein dickes Lob für die Organisatoren und Veranstalter.
Den Besuchern wurde ganz nebenbei die dramatische Situation in der Hafenstraße mit ihren vielen leerstehenden Geschäftsräumen vor Augen geführt und die Künstler hatten die Gelegenheit, ihre Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen. Ein möglicher Nebeneffekt könnte für einige Besucher beim Gang entlang der Hafenstraße die Entdeckung des einen oder anderen Geschäftes in der Hafenstraße gewesen sein, für das es sich vielleicht lohnt, die Hafenstraße in Zukunft öfter einmal zu besuchen.
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