Mittwoch, 17. September 2008

Feuernacht


Impressionen von der "Feuernacht" im Skulpturenpark Kramelheide
am 13. September 2008.


Wer von einem Skulpturenpark eine Ansammlung von Statuen im griechischen oder römischen Stil, oder vielleicht auch Steinmetzarbeiten oder die eine oder andere Holzschnitzerei inmitten gepflegter Blumenrabatte und gepflegtem "englischen" Rasen erwartet, der wird zuerst einmal überrascht sein. Der Park ist ein weitläufiges Gelände mit einer großen Graswiese, Wald, Teichbiotopen und Flächen voller Wildblumen. Bis auf alte Griechen und Römer sind zwar auch die klassischen Skulpturenformen vertreten, aber ein großer Teil der Skulpturen besteht aus eher ungewöhnlichen Materialien. Zu einigen Objekten würde aufgrund ihrer Größe und Komplexität eher die Bezeichnung "Kunst im öffentlichen Raum" passen. Der Begriff "Skulptur" ist da viel zu tief angesetzt.

Da gibt es zum Beispiel ein überdimensionales Spielzeugpferd auf Rädern aus "Restmaterialien" oder einfach nur ein Spinnennetz zwischen den Bäumen. Allerdings wurde dieses Netz von Menschen geknüpft, und seine Maschen sind einfach zu groß, als dass sich Fliegen als Mittagessen für eine Kreuzspinne darin verfangen könnten.

Auch die frühere Landwirtschaft vor der Ära der Trecker mit ihren Frontladern wird beleuchtet. Zu diesem Thema sind "5000m Stacheldraht in seiner schönsten Form" zu sehen. Der Künstler Rainer Strüter berichtet davon, dass unsere Altvorderen das Transportproblem für eine so große Menge Stacheldraht durch Aufrollen in Kugelform gelöst haben. Diese Methode sei jedoch nur im Norddeutschen Flachland bekannt. In den Alpen sollen sie es wohl anders gemacht haben.

Sehr beeindruckt bin ich auch von einer anderen, ebenso gigantischen wie genialen Installation dieses Künstlers. Es handelt sich dabei um eine Erdbeschleunigungsanlage, deren Herzstück aus drei in Nord-Südrichtung angeordneten ehemaligen 10 Meter hohen Windmühlenflügeln besteht, welche mit Segeln verbunden sind. Mit ihrem Gewicht von 500 Kilogramm sollen sie groß und stabil genug sein, um kräftigem Wind aus Westen standhalten, und dessen Kraft auf die Erde übertragen zu können. Dadurch erhöht sich die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde. Da die Tageslänge durch die Rotation der Erde um sich selbst bestimmt ist, haben wir also mehr Tage pro Jahr zur Verfügung.

Ich finde, das hört sich doch toll an. Allerdings habe ich persönlich leider noch nicht bemerkt, dass ich jetzt mehr Zeit habe als früher, und ich werde das vage Gefühl nicht los, dass hier irgendwo ein Haken zwischen ingenieurtechnischer Theorie und Naturwissenschaft ist. Ich werde noch einmal meine Physikbücher wälzen müssen, um gegebenenfalls zur Lösung des Problems beitragen zu können.

Allerdings bin ich mit Rainer Strüter einer Meinung darüber, dass ein mehr an Zeit in unserer kurzlebigen Zeit ja nur von Nutzen wäre. An der Veränderung der Jahre, die durch die Umlaufbahn der Erde um die Sonne bestimmt ist, arbeitet er übrigens noch.

Als es langsam dunkler wurde, wurden Lagerfeuer, Feuerkörbe und -schalen und Fackeln entzündet. Dazu schien immer wieder der fast volle Mond zwischen den leichten Wolken hindurch, und eine Trommelgruppe spielte - unter anderem - afrikanische Rhythmen. Etwas versteckt lockte im Wald ein tiefblauer Schimmer. Dabei handelte es sich um eine Schwarzlicht-Installation aus einfachen Papierobjekten und Objekten mit fluoreszierenden Farben, welche das Dunkel unter den Bäumen mit einem magischen Leuchten erfüllten.

Der Höhepunkt des Abends war dann der Auftritt eines Feuertänzers. Zur Musik malten seine schnellen Bewegungen mit verschiedenen Fackeln und Feuerwerk wirbelnde Figuren in das Dunkel. Er selbst war in seiner schwarzen Kleidung dazwischen oft kaum zu erkennen.

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