Sonntag, 29. Juli 2012

Eine fragwürdige "Wissenschaft"

Buckelwale (Foto: "Jagdzeit" - Pressefotos - © Leykauf Film)
Berichten der "Whale and Dolphin Conservation Society" (WDCS) zufolge hat die Regierung Südkoreas ihre Pläne zur Wiederufnahme des so genannten "wissenschaftlichen" Walfangs verworfen.

Anfang Juli hatten Delegierte Südkoreas während der Jahrestagung der Internationalen Walfangkonferenz (International Whaling Commission, IWC) in Panama verkündet, ihr Land beabsichtige, in den Küstengewässern des Landes Zwergwale zu jagen. Nach heftigen internationalen Protesten leitete der Leiter der koreanischen Delegation bei der IWC dann aber den Rückzug ein: Sein Land werde nicht versuchen, die Wiederaufnahme des Walfangs entgegen der Einwände der internationalen Gemeinschaft durchzusetzen.

Südkorea hatte unter dem Vorwand "wissenschaftlicher Walfang" geplant, das internationale Walfangverbot ebenso zu umgehen, wie Japan es bereits seit Jahrzehnten praktiziert. Die Schwachstelle im 1986 beschlossenen Walfang-Moratorium ermöglicht es Walfangnationen wie Japan, Norwegen oder Island unbegrenzt Fanglizenzen für die Tötung von Walen zu "wissenschaftlichen Zwecken" zu vergeben. Die Regierung Südkoreas reagierte auf die internationalen Proteste mit der Ankündigung, das Land würde die Walforschung wohl künftig vorantreiben, ohne die Tiere zu töten.

Seit 1986 sind inzwischen so viele Wale zu "wissenschaftlichen Zwecken" umgebracht worden, dass von weiteren toten Walen mit Sicherheit keine neuen Erkenntnisse mehr zu erwarten sind. Allein während der Jahre 1987 bis 2002 fielen 7344 Wale der "Wissenschaft" zum Opfer. Die Forschungsergebnisse machten sich allerdings bestenfalls auf den Tellern japanischer "Feinschmecker Restaurants" bemerkbar.


Antarctic Icebeauty (Foto: "Jagdzeit" - Pressefotos - © Leykauf Film)
Es ist daher längst überfällig, dass diese leicht zu durchschauende Sondergenehmigung im Walfang-Moratorium zur kommerziellen Waljagd ersatzlos gestrichen wird! Allen, die sich dafür interessieren, was Walforschung wirklich ist, kann ich das Buch "Die Sinfonie der Wale" von Alexandra Morton empfehlen. Treffender ist eigentlich der engliche Titel der Originalausgabe des Buches: "Listening to Whales" - den Walen zuhören. Um das Leben der Wale in ihn ihrem natürlichen Lebensraum zu erforschen, ist es notwendig, sich ihnen und ihrer Umwelt soweit es möglich ist anzunähern, sie Tag und Nacht zu beobachten und sozusagen sein Leben mit ihnen zu verbringen.

Alexandra Morton ist diesen Weg gegangen. Von ihren Einblicken in diesen uns fremden Lebensraum, an denen sie die Leser ihres Buches teilhaben lässt, haben die Killer auf den Jagdbooten und die Konsumenten ihrer "Forschungsergebnisse" leider nicht die geringste Ahnung - oder sie weigern sich, zu Kennnis zu nehmen, was sie diesen intelligenten, perfekt an ihre Umgebung angepassten Wesen antun.



(Quellen: WDCS vom 23.07.2012 und vom 09.07.2012, D-Radio vom 19.07.2012, Spiegel vom 13.07.2012, Süddeutsche Zeitung vom 06.12.2012, Tagesschau vom 05.07.2012, taz vom 05.07.2012, Die Welt vom 05.07.2012, Wikipedia)

2 Kommentare:

Der Geestendorfer hat gesagt…

Hallo Jürgen,

die Tötung der Wale ist das Widerlichste, was die "Bestie Mensch" der Natur antun kann. Aus meiner Sicht sind Wale die intelligentesten Lebewesen auf unseren Planeten. Der "wissenschaftliche Walfang" ist eine widerliche Umschreibung der Tötung von intelligenten Lebewesen auf unseren Planeten.

Japan undNorwegen sollten vor dem internationalen Gerichtshof wegen Tötung der Schöpfung angeklagt werden.

Tschüss,
Holger

juwi hat gesagt…

@Holger: Der Begriff "Bestie" bedeutet ursprünglich ja "Wildes, gefährliches Tier". Auf den "zivilisierten" Menschen (der bekanntlich auch dem Tierreich angehört) angewendet ist das nicht gerade schmeichelhaft, aber leider oft genug zutreffend.

Ein Urteil darüber, ob Wale "die intelligentesten Lebewesen auf unserem Planeten" sind - sie also intelligenter sind als der Mensch oder irgendein anderes Tier - mag ich mir nicht anmessen. Nach allem was wir inzwischen über unsere Mitgeschöpfe in den nassen Lebensräumen dieser Welt wissen, sind die Wale aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die intelligentesten Lebewesen in den Ozeanen unseres Planeten.

Angenommen, wir Menschen wären die intelligentesten Lebewesen des trockenen Teils der Erde, dann stünden sie mit den Walen zumindest wohl auf einer Stufe. Auf die Beziehung zwischen den "wilden" Wale und den "zivilisierten" Menschen angewendet, wäre der Begriff "Bestie" dann eine durchaus angemessene Bezeichnung für den Menschen.

Wir "zivilisierten Menschen" halten uns ja im allgemeinen für die intelligentesten Geschöpfe der Welt. Es zeugt allerdings nicht gerade von der Intelligenz der Menschheit, wenn sie alles daransetzt, ihren eigenen Lebensraum - und den aller ihrer Mitgeschöpfe(!) - zu zerstören (Klimawandel, drohende Klimakatastrophe!).

Leider gibt es kein menschengemachtes Gesetz, aufgrund dessen man die für das Gemetzel in den Meeren Verantwortlichen vor Gericht stellen könnte. Die Gesetze der Menschen entsprechen ihren eigenen Vorstellungen von der Ordnung in der Welt und stellen ausschließlich den Menschen in den Vordergrund. Gesetze zum Schutz unserer Mitgeschöpfe gibt es nicht. Das trifft übrigens auch auf das deutsche Tier-"Schutz"-Gesetz zu, das meines Erachtens ehrlicherweise Tier-"Nutzungs"-gesetz heißen sollte. - Und um noch einmal auf die Bestie "Mensch" und den von ihr verursachten Klimawandel, der in einer globalen Katastrophe zu enden droht, zurückzukommen: Es gibt nicht einmal ein international bindendes, einklagbares Gesetz, das uns Menschen vor uns selbst schützt!

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