Am Wochenende haben wir einen Freund besucht. Auf dem Weg dorthin gab es eine Baustelle mit einer Straßensperre, so dass wir uns auf der Karte nach einem anderen Weg umsehen mussten. Dafür sind wir auf einen Parkplatz gefahren.
Und dann das: Erst wenn man auf dem Parkplatz steht, bemerkt man diese Verkehrsschild-Kombination, die es einem verbietet, mit dem Auto wieder zurück auf die Straße zu fahren. Dummerweise hatten wir ausgerechnet an diesem Tag auch gerade unsere Fahrräder nicht dabei gehabt :(
Nachdem wir den Parkplatz über eine andere Ausfahrt, die in eine Einbahnstraße mündete, verlassen hatten, standen wir plötzlich wieder an der wegen einer Baustelle gesperrten Straße, auf der gerade in beiden Richtungen reger Verkehr herrschte. Wie sich herausstellte, gab es die Baustelle gar nicht mehr: Man hatte lediglich vergessen, die Durchfahrtsverbotsschilder wieder zu entfernen ...
Berichten der "Whale and Dolphin Conservation Society" (WDCS) zufolge hat die Regierung Südkoreas ihre Pläne zur Wiederufnahme des so genannten "wissenschaftlichen" Walfangs verworfen.
Anfang Juli hatten Delegierte Südkoreas während der Jahrestagung der Internationalen Walfangkonferenz (International Whaling Commission, IWC) in Panama verkündet, ihr Land beabsichtige, in den Küstengewässern des Landes Zwergwale zu jagen. Nach heftigen internationalen Protesten leitete der Leiter der koreanischen Delegation bei der IWC dann aber den Rückzug ein: Sein Land werde nicht versuchen, die Wiederaufnahme des Walfangs entgegen der Einwände der internationalen Gemeinschaft durchzusetzen.
Südkorea hatte unter dem Vorwand "wissenschaftlicher Walfang" geplant, das internationale Walfangverbot ebenso zu umgehen, wie Japan es bereits seit Jahrzehnten praktiziert. Die Schwachstelle im 1986 beschlossenen Walfang-Moratorium ermöglicht es Walfangnationen wie Japan, Norwegen oder Island unbegrenzt Fanglizenzen für die Tötung von Walen zu "wissenschaftlichen Zwecken" zu vergeben. Die Regierung Südkoreas reagierte auf die internationalen Proteste mit der Ankündigung, das Land würde die Walforschung wohl künftig vorantreiben, ohne die Tiere zu töten.
Seit 1986 sind inzwischen so viele Wale zu "wissenschaftlichen Zwecken" umgebracht worden, dass von weiteren toten Walen mit Sicherheit keine neuen Erkenntnisse mehr zu erwarten sind. Allein während der Jahre 1987 bis 2002 fielen 7344 Wale der "Wissenschaft" zum Opfer. Die Forschungsergebnisse machten sich allerdings bestenfalls auf den Tellern japanischer "Feinschmecker Restaurants" bemerkbar.
Es ist daher längst überfällig, dass diese leicht zu durchschauende Sondergenehmigung im Walfang-Moratorium zur kommerziellen Waljagd ersatzlos gestrichen wird! Allen, die sich dafür interessieren, was Walforschung wirklich ist, kann ich das Buch "Die Sinfonie der Wale" von Alexandra Morton empfehlen. Treffender ist eigentlich der engliche Titel der Originalausgabe des Buches: "Listening to Whales" - den Walen zuhören. Um das Leben der Wale in ihn ihrem natürlichen Lebensraum zu erforschen, ist es notwendig, sich ihnen und ihrer Umwelt soweit es möglich ist anzunähern, sie Tag und Nacht zu beobachten und sozusagen sein Leben mit ihnen zu verbringen.
Alexandra Morton ist diesen Weg gegangen. Von ihren Einblicken in diesen uns fremden Lebensraum, an denen sie die Leser ihres Buches teilhaben lässt, haben die Killer auf den Jagdbooten und die Konsumenten ihrer "Forschungsergebnisse" leider nicht die geringste Ahnung - oder sie weigern sich, zu Kennnis zu nehmen, was sie diesen intelligenten, perfekt an ihre Umgebung angepassten Wesen antun.
"Vom Weltall aus gesehen, ist der Planet ein blauer.Vom Weltall aus gesehen, ist der Planet die Welt des Wals. Und nicht des Menschen." (aus: Heathcote Williams - "Der Kontinent der Wale")
Im Jahre 2008 stellte das Bundesverfassungsgericht (BVG) fest, dass das Wahlrecht der Bundesrepublik Deutschland in Teilen gegen die Verfassung verstößt. In seinem Urteil räumte es der Politik bis zum Juli 2011 Zeit genug ein, um die beanstandeten Paragraphen zu ändern.
Die Zeit dafür muss aber wohl "irgendwie doch etwas zu kurz bemessen" gewesen sein: Erst im Dezember 2011 setzte die schwarz-gelbe Bunderegierung ihre Änderungen im Wahlgesetz gegen den Widerstand der Oppositionsparteien durch. Diese waren unter anderem nicht damit einverstanden, dass es weiterhin zu den vom BVG beanstandeten Überhangmandaten kommen kann und auch das Problem mit dem negativen Stimmgewicht nicht behoben wurde.
Die Bundestagsfraktionen der SPD und der Grünen sowie mehrere tausend Bürger klagten deshalb vor dem BVG, welches in seinem Urteil vom 25.07.2012 feststellte, dass das Bundestagswahlrecht weiterhin verfassungswidrig ist. Es verwarf die von der schwarz-gelben Koalition 2011 durchgesetzte Wahlrechtsreform als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz und die vom Grundgesetz garantierte Chancengleichheit der Parteien.
Eine weitere Frist räumte das Gericht den Parteien im Bundestag nicht ein. Damit existiert seit gestern in der Bundesrepublik kein gültiges Bundestagswahlrecht und es fehlt die Rechtsgrundlage für die anstehende Bundestagswahl im Herbst 2013. Noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr muss deshalb ein neues - und vor allen Dingen verfassungskonformes - Wahlrecht beschlossen werden. Eine der Vorgaben des BVGs: Zukünftig darf es nicht mehr als 15 Überhangmandate geben.
Dass es gelinegen könnte, ein Wahlrecht auszuarbeiten, das mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als 15 Überhangmandate vermeidet, schätzt Herr Efler ("Mehr Demokratie e.V.", Vorstandssprecher) in einer Pressemitteilung des Vereins "Mehr Demokratie" als ausgesprochen schwierig ein. Am sinnvollsten sei es, sich grundsätzlich von Überhangmandaten zu verabschieden.
Die Tagesschau zitierte gestern Herrn Voßkuhle (BVG, Präsident) mit den Worten: "Angesichts der Vorgeschichte des neuen Wahlrechts sieht der Senat keine Möglichkeit, den verfassungswidrigen Zustand erneut für eine Übergangszeit zu akzeptieren. Trotz einer großzügig bemessenen, dreijährigen Frist für den Wahlgesetzgeber, eine verfassungsgemäße Neuregelung zu treffen, ist das Ergebnis - das ist übereinstimmende Auffassung im Senat - ernüchternd."
Dass es so kommen würde, war nach meiner Einschätzung eigentlich vorhersehbar. Der wespenfarbenen Bundesregierung war nur daran gelegen, ihre Reform ohne Rücksichtnahme auf demokratische Anstandsregeln durch das Parlament zu prügeln. Die Vorschläge aus der Opposition waren einfach ignoriert worden. Wer in der zentralen Frage, wie die Vertreter unserer Interessen gewählt werden, den Versuch unternimmt, im Alleingang die eigenen Interessen zu wahren, der wird am Ende die Quittung dafür bekommen.
Ein Vorgeschmack darauf ist die Ohrfeige des BVG für die schwarz-gelbe Regierungskoalition: Wenn das BVG übereinstimmend zu dem Schluss kommt, das Ergebnis der Bemühungen, trotz der großzügig bemessenen, um 5 Monate überzogenen Frist, eine verfassungsgemäße Neuregelung zu treffen sei ernüchternd, dann bescheinigt es der Bundesregierung damit Unfähigkeit. So langsam könnte man den Eindruck gewinnen, dass die wichtigen politischen Entscheidungen nicht mehr in Berlin, sondern in Karlsruhe getroffen werden.
Stärkung des Einflusses der Wähler auf die personelle Zusammensetzung des Bundestages (z.B. durch Mehrmandatswahlkreise oder durch die Vorzugsstimme bei offenen Landeslisten, mit der bestimmten Kandidierenden auf der Liste der Vorzug gegeben werden kann).
Einführung einer Ersatzstimme, mit der vermieden wird, dass Stimmen für Listen, die an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern, verloren sind: Es kann eine zweite Liste angekreuzt werden. Für den Fall, dass ihre erste Wahl unter fünf Prozent bleibt, zählt die Ersatzstimme.
Gestern wurde die 38. Bremerhavener Festwoche eröffnet. Dazu gab es einen Trommelsalut von der "Götheborg". Das Vollschiff ist ein Nachbau eines schwedischen Ostindienfahrers aus dem Jahr 1738.
Im Hintergrund liegen die "Shtandard" und die "Götheborg"
Gleich hinter der "Götheborg" hat der Nachbau der Fregatte „Shtandard“, dem Flaggschiff des russischen Zaren "Peter der Große", festgemacht. Das Original lief im Jahre 1703 vom Stapel. Die Besatzungen beider Schiffe laden während der Festwoche zum "Open Ship" ein.
Die "Mercedes" bei der Einfahrt aus der Schleuse in den "Neuen Hafen"
Da ich gestern leider keine Zeit für einen Rundgang über das Festgelände hatte, habe ich mich dort heute Morgen kurz umgesehen. Das hat auch einen gewissen Charme. Man kann sich in Ruhe umsehen, ohne von den Menschenmassen überrannt zu werden.
Die Festwoche ist nicht nur etwas für Menschen: ...
Auch für die Möwen hat die Bremerhavener Festwoche offenbar so einiges zu bieten. Die Zeiten, in denen diese Vögel noch Fische gefangen haben, scheinen wohl endgültig vorüber zu sein.
... Frühstück bei Möwen's
Heutzutage geht es zu Frühstück an die Mülltonne. Wenn die Festwoche vorüber ist, werden die Möwen wieder durch die Straßen ziehen und die "Gelben Säcke" zerlegen, um an die Reste unserer Wegwerfgesellschaft zu kommen. Sie sind inzwischen sehr geschickt darin, die gelben Flatterpellen fachgerecht zu zerlegen.
Dass Japan - wenn unter den derzeitigen Umständen auch mit Einschränkungen - ohne Atomkraft auskommen kann, ist damit eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden, dass infolge der Super-GAUs in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" bis Anfang Juli 2012 alle 55 Atomkraftwerke abgeschaltet waren.
Anstatt aber nach den Erfahrungen mit dem Super-GAU von Fukushima jetzt den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren, beugt sich Japans Regierung vor den Interessen der Atomkonzerne. Diesen ist offensichtlich daran gelegen, ihre erdbebengefährdeten Atommeiler nach und nach wieder in Betrieb zu nehmen. In der Vergangenheit, so hört man, seien Demonstrationen in Japan eher selten gewesen, und es habe sich nie um eine größere Anzahl von Menschen gehandelt.
Das scheint sich jetzt grundlegend geändert zu haben. Als "nach Fukushima" in Japan mit dem Atomkraftwerk "Ohi" erstmals wieder ein Atomkraftwerk ans Netz gehen sollte, waren tausende Menschen in dagegen auf die Straße gegangen.
Falls es die Absicht der japanischen Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger gewesen sein sollte, herauszufinden, ob die Proteste gegen die Wiederinbetriebnahme eines Atomreraktors in der Atomanlage "Ohi" eine Eintagsfliege waren, dann sollten sie sich nach der erfolgten Wiederinbetriebnahme eines weiteren Reaktors der Atomkraftanlage wohl besser überlegen, auf eine langwierige Auseinandersetzung mit der Bevölkerung zu verzichten, und statt dessen umgehend auf die Installation von Anlagen zur Nutzung regenerativer Energiequellen zu setzen. Ebenso wie in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt haben auch die Menschen in Japan das Vertrauen in die Sicherheit vor den Folgen der über Generationen hinweg lebensgefährlichen Technologie zur Nutzung der Atomkraft verloren. Sie wehren sich dagegen, dass sie weiterhin der Gefahr von Super-GAUs in Atomkraftwerken ausgesetzt werden.
Nach der Erfahrung mit dem Super-GAU in der Atomkraftanlage "Tschernobyl" haben die erneuten Super-GAUs in den Reaktoren der Atomkraftanlage "Fukushima 1" das Fass in Japan zum Überlaufen gebracht. Japans Regierung begründet die Wiederinbetriebnahme der Atomkraftwerke damit, dass der Lebensstandard ohne die Meiler angeblich nicht zu halten ist. Die Menschen verstehen unter einem angemessenen Lebensstandard allerdings etwas völlig anderes, als beispielsweise den Verlust ihrer Heimat, radioaktiv kontaminierte landwirtschaftliche Produkte, durch Radioaktivität bedingte Krebserkrankungen oder Schädigungen des Erbguts.
Zudem kritisierte ein Untersuchungsausschuss der japanischen Regierung das Krisenmanagement des Betreibers der Atomanlage "Fukushima-1" aufs schärfste. Wie die Tagesschau gestern berichtete, wirft der Ausschuss "Tepco" vor, Untersuchungen weiterhin zu verschleppen und zu versuchen, das wahre Ausmaß der Schäden an den Reaktoren der Atomkraftanlage zu untertreiben. Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich keine große Überraschung, wenn einem Bericht der Tagesschau vom 16.07.2012 zufolge rund 200000 Menschen ihren Protest gegen die Wiederinbetriebnahme des zweiten Atomreaktors auf die Straßen Tokios getragen haben.
Das lässt hoffen. Die Demonstrationen in Japan sind darüberhinaus ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Protest gegen die Atomkraft nicht mehr nur in Deutschland konzentriert, sondern auch international an Bedeutung gewinnt.
Das ist gut so, denn die radioaktiven Belasungen der Umwelt beginnen bereits mit dem Abbau des Urans, der überwiegend in den Lebensräumen indigener Völker stattfindet. Die größten Uranabbaugebiete befinden sich im australischen Outback, in Afrika, in Kanada und in den Staaten der ehemaligen Sowjetrepublik. Auch ohne dass es zu einem Super-GAU durch den Betrieb eines Atomkarftwerks kommt, sind dort schon weite Landstriche aufgrund der von Abraumhalden und Tailing-Becken ausgehenden Radioaktivität über viele Generationen hinweg unbewohnbar geworden. Die Menschen dort bezahlen den Preis für den "hohen Lebensstandard" in den Atomstaaten mit dem Verlust ihrer Heimat, ihrer Gesundheit oder ihrem Leben.
"Jedes Land erzählt seinen Menschen, es hätte die
‘sichersten’ Reaktoren der Welt. Die Politik sollte
schleunigst gegen die Macht der Atomlobby vorgehen
und Veröffentlichungen zum Beispiel des ‘Deutschen
Atomforums’ sehr kritisch hinterfragen."
Das Schloss, ein ehemaliges Herrenhaus, in Prosteierhagen
Manchmal gehen Wünsche auch in der heutigen Zeit noch in Erfüllung: Am Samstag kam die Sonne zurück. - Zumindest in der Probstei habe ich sie gesehen.
Dort war ich am Samstag Abend zu einem kleinen Rock/Pop/Blues-Festival in der ausgeräumten Halle einer ehemaligen Druckerei eingeladen, zu dem die Mitglieder der drei Bands ihre Verwandten, Freunde und Bekannten eingeladen hatten. Vorher und in den Umbaupausen wurde draußen gegrillt. Am Freitag wäre ich noch jede Wette eingegangen, dass es mit dem Grillen wohl nichts werden würde.
Obdachlos: Die Probsteierhagener Schlossgeister
In der Ortschaft Probsteierhagen gibt es ein altes Herrenhaus, das die dort ansässige Familie Blome im Jahre 1649 erbauen ließ. In den letzten Jahren wurde das "Hagener Schloss" von Grund auf saniert. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, man hätte den Zahn der Zeit weiter nagen lassen und alles so belassen, wie es vordem einmal gewesen war ...
Im Laufe der der letzten 363 Jahre hörte man immer wieder hinter vorgehaltener Hand geflüsterte Geschichten über das Schloss. Von unheimlichen Geräuschen oben auf dem Dachboden war die Rede. Es hieß, jemand - oder etwas? - poltere und knarre. So ist es überliefert.
In der heutigen, aufgeklärten Zeit fragen sich die Leute allerdings, ob es wohl der Wind war, der in alten Zeiten durch das Gebälk wehte ... - oder waren es doch vielleicht die Schlossgeister?
- Wer weiß, wer weiß ...
Da die Schlossgeister jetzt draußen in den Bäumen und auf dem Rasen vor dem Schloss herumschwirren, könnte man auf die Idee kommen, sie seien vor dem Lärm der Sanierungsarbeiten im Gebäude geflohen, und trieben jetzt im Schlosspark ihr Unwesen. Glücklicherweise ist der Spuk aber nur auf den diesjährigen Probsteierhagener Beitrag zu den Probsteier Korntagen zurückzuführen, die alljährlich um diese Jahreszeit stattfinden.
Im Zusammenhang mit dem kalten und nassen Sommer habe ich kürzlich den Ausdruck "Hundewetter" gehört. Ich glaube, Cleo hätte sich die Unterstellung, einer ihrer Artgenossen trage die Schuld daran, energisch verbeten.
Wenn ihr mich fragen würdet, was ich davon halte, dann würde ich antworten: "Ich stimme Cleo voll und ganz zu. Bei diesem Wetter mag man ja keinen Hund vor die Tür jagen." Cleo sieht das wohl ähnlich. Nach "draußen im Regen" und "Fell trocknen" ist erst einmal "kuscheln mit Otti" angesagt. Man seine Gewohnheiten nur den Regentagen anpassen. Ändern lässt sich eh nichts daran.
Angeblich soll es in der nächsten Woche ja endlich losgehen mit dem Sommer. Mal sehen, ob die Meteorologen recht behalten werden ...
Sommer 2012: Gestern gegen Mittag im Fischereihafen Bremerhaven
42 Grad Hitze in Griechenland. In den USA verdorren Mais und Getreide auf den Feldern. Im Süden Europas brennen die ausgetrockneten Wälder.
Diesbezüglich können wir in Bremerhaven eigentlich wirklich nicht meckern. Bei kuscheligen 14 bis 18 Grad Lufttemperatur und jeder Menge Wasser von oben braucht an grauen, dunklen Tagen niemand unter schweißtreibender Hitze zu stöhnen. Schreber- und sonstige Gärtner brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, wo sie das ganze Wasser zum bewässern ihrer Rasenflächen hernehmen sollen und auch die sommerliche Mückenplage hält sich deutlich in Grenzen.
Unter den Strand-Urlaubern an Nord- und Ostsee kommen in diesem Sommer wohl vor allem die Extremsportler auf ihre Kosten. Nur der Umsatz der Außengastronomie und der Wasserversorger dürfte eher bescheiden ausfallen ...
Könnte nicht mal jemand etwas von dem überflüssigen Wasser dorthin umleiten, wo es gebraucht wird? Nee, der Traumsommer, den wir uns nach dem verregneten Sommer des letzten Jahres erhofft hatten, ist das nun wirklich nicht.
Ich wünsche mir den großen wärmespendenden Ball am Himmel zurück - und ab und zu einen schönen, lauen Sommerregen.
U-Boot "Euronaut", Taufe, Stapelhub und eine "Ehrenrunde" (Bardenfleth, 7. Juli 2012)
Es muss so um 1980/1981 herum gewesen sein, als Carsten und ich uns kennenlernten. Wir engagierten uns damals gemeinsam mit einigen anderen Gleichgesinnten aus Bremerhaven in der örtlichen Kontaktgruppe einer Umweltschutzorganisation. Ein weiterer gemeinsmer Freund aus dieser Zeit besaß eine Fahrtenyacht, auf der einige von uns viele Jahre lang Mitsegler waren.
In dieser Zeit begann Carsten seinen Jugendtraum zu verwirklichen. Zwei seiner Hobbys sind das Tauchen und das Interesse an Unterwasserarchäologie. Im Laufe der Zeit hat er eine Datenbank mit Informationen zu mehr als 40000 untergegangenen Schiffen und über Seegebieten abgestürzten Flugzeugen aufgebaut. Zusätzlich besitzt er ca. 400 Bücher und 250 Seekarten zum Thema. Die Verbindung aus seinen beiden Hobbys bezeichnet er als "Wracktauchen".
Da viele der für ihn interessanten gesunkenen Schiffe ihren letzten Liegeplatz in größeren Tiefen gefunden haben, stießen seine Möglichkeiten, diese Orte von einem Sportboot aus mit einer Tauchausrüstung zu erreichen, schnell an ihre Grenzen. So machte er sich bereits als Jugendlicher Gedanken um den Bau eines eigenen U-Boots. Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts lag die Schulzeit hinter ihm und er hatte ein Schiffbau-Studium begonnen.
"Sgt. Pepper's"
Damals begann er damit, sein erstes U-Boot-Projekt in die Tat umzusetzen. Die finanziellen Mittel eines Studenten sind bekanntlich in der Regel nicht gerade üppig. Das Boot musste deshalb entsprechend klein und einfach ausfallen, aber gleichzeitig natürlich alle technischen- und Sicherheitsstandards eines professionellen U-Boots erfüllen, mit dem Wassertiefen von 100 bis 200 Metern erreicht werden sollten. Das Ergebnis war die 1987 fertiggestellte "Stg. Pepper's", ein rund drei Meter langes Boot, das der Pilot auf dem Bauch liegend mithilfe von am Bug und am Heck horizontal und vertikal angebrachten Elektromotoren unter Wasser in alle Richtungen des dreidimensionalen Raums steuern kann.
Die kleine "Stg. Pepper's" hat inzwischen eine recht bewegte Geschichte hinter sich und ist unter anderem 1989 durch einen Eintrag als "kleinstes bemanntes und voll funktionsfähiges U-Boot" im "Guinnes Buch der Rekorde" international bekannt geworden. Damit kam Carsten zwar bis an die Wracks heran, aber wirklich erforschen konnte er sie damit nicht. Das Boot ist zu groß, um damit gefahrlos in ein gesunkenes Schiff hineinzufahren.
So begannen Carstens Pläne für ein "richtiges" U-Boot zu reifen, das für eine Reichweite von etwa 500 Seemeilen ausgelegt ist und von dem aus Taucher in einer Wassertiefe von bis zu 250 Metern Wassertiefe das innere von gesunkenen Schiffen oder über See abgestürtzten Flugzeuge untersuchen können. Im Jahre 2000 begann er damit, sein zweites U-Boot-Projekt zu realisieren.
"Euronaut"
Im Bug des "Euronaut" gibt es eine eine Druckkammer mit einer Taucherausstiegsluke im Boden des Bootes. Damit können Taucher unter Wasser aus dem U-Boot aussteigen und zu einem Wrack schwimmen, um sein Inneres zu untersuchen. Taucher, die von einem Schiff aus zu Tauchgängen aufbrechen, müssen darauf achten, dass sie beim Auftauchen Dekompressionszeiten einhalten. Da der Sauerstoffvorrat eines auf dem Rücken mitgeführten Druckzylinders begrenzt ist, verringert sich mit zunehmender Wassertiefe die Zeit, die ein Taucher an seinem Tauchziel verbringen kann.
Mit seiner Taucher-Druckkammer ist der "Euronaut" so etwas wie eine mobile Taucherbasisstation. Die Kompressions- und Dekompressionszeiten verbringen die Taucher in der Kammer. Darin wird der Druckausgleich durch langsames Erhöhen bzw. Senken des Luftdrucks durchgeführt. So steht der Sauerstoffvorrat der Taucher im Druckzylinder vollständig für die Tauchzeit vor Ort zur Verfügung.
Am Samstag, dem 7. Juli 2012 - nach einer Bauzeit von zwölf Jahren - wurde Carstens Jugendtraum von einem eigenen U-Boot endgültig Wirklichkeit: Der "Euronaut" hatte seinen ersten Kontakt mit seinem eigentlichen Element.
Ein Schiff an Land oder im Dock wirkt auf mich immer wie ein an den Strand gespülter toter Fisch: Man sieht ein Wasserfahrzeug, man sieht vielleicht auch die technischen Details, aber man spürt nichts. Ein Schiff im Wasser bewegt sich mit den Wellen. Man spürt die Vibrationen seiner Maschine oder - im Falle eines Segelschiffs - wie es auf den Wind reagiert, hört seine Geräusche und die des umgebenden Wassers. So war es auch am Tage des Stapelhubs. In dem Moment, als die Plattform der Slip-Anlage mit dem U-Boot darauf so tief im Wasser war, dass der "Euronaut" von seiner Unterlage frei kam, begann er sozusagen "zu leben" ...
Zeugen dieses denkwürdigen Ereignisses waren die meisten von Carsten's Freunden und Bekannten, die er im Laufe der Jahre kennengelernt hatte. Somit wurde der Stapelhub des "Euronaut" für mich gleichzeitig auch zu einem Wiedersehen mit einigen meiner Bekannten aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, von denen ich einige schon seit längerer Zeit nicht mehr getroffen hatte.
Länge über alles: 16,01 m
Breite über alles: 2,50 m
Druckkörperdurchmesser: 2,50 m
Höhe über Deck: 2,86 m
Höhe über Turm: 4,17 m
Verdrängung aufgetaucht: 57,3 t
Verdrängung getaucht: 67,6 t
Nenntauchtiefe: 250 m
Testtauchtiefe: 320 m
Zerstörungstiefe: >500 m
Max. Tauchzeit: 7 Tage
Antrieb: Dieselelektrisch
Leistung: 190 PS
Geschwindigkeit: ca. 8 kn
Reichweite: ca. 500 sm
Besatzung: 3 bis 5 Personen
Detaillierte Informationen, sowie jede Menge Fotos und Videos, die während der zwölfjährigen Bauzeit des "Euronaut" entstanden sind, gibt es auf Carsten's Internetseite "EURONAUT.org" zu sehen.
It's been a long way ...
Die Musik des Blasorchesters, die während des Stapelhubs im Hintergrund zu hören ist, kam aus den Lautsprechern einer Musikanlage eines der Getränke- oder Bratwurststände. Es handelt sich dabei um das Lied "It's a long Way to Tipperary", das unter anderem auch in dem Spielfilm "Das Boot" von Wolfgang Peters zu hören ist.
Im Film singt die Besatzung des deutschen U-Boots "U 96" das Lied zu einer Grammophon Schallplatte, die der Kapitän aufgelegt hatte. Dazu muss man wissen, dass dieses Lied eines der meistgesungenen Lieder der englischen Soldaten im Ersten Weltkrieg war. Das gemeinsame Singen des "Feindliedes" an Bord eines deutschen U-Boots im Zweiten Weltkrieg hätte die gesamte Besatzung unter Umständen Kopf und Kragen kosten können. Dabei ist das Lied eigentlich alles andere als ein Kriegslied:
Dem Iren Paddy gefällt es in der weiten Welt recht gut. Er schreibt seiner Verlobten einen Brief. Sie schreibt zurück: Ein anderer Mann habe ihr einen Heiratsantrag gemacht und sollte Paddy nicht rechtzeitig zurück in Tipperary sein, dann hätte er das Nachsehen. Aber: Es ist ein weiter Weg bis Tipperary. Es ist ein weiter Weg den er zu gehen hat, um wieder bei dem süßesten Mädchen zu sein, das er kennt. So verabschiedet er sich von Piccadilly, von Strand und von Leicester Square: "Es ist ein weiter Weg bis Tipperary, aber dort wartet meine Liebste auf mich." Den Text des Liedes und weitere Informationen kann man auf Wikipedia nachlesen.
Auch für Carsten war es - im übertragenen Sinne - ein weiter Weg bis sein Jugendtraum in Erfüllung ging. Insofern passte das Lied eigentlich recht gut an der Stelle. Ich wünsche dem "Euronaut" und seiner Besatzung - über und unter Wasser - allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Südliche Straßenseite der Eupener Straße zwischen Gnesener und Potsdamer Straße
Ganz rechts steht noch das jetzt abgerissene Eckhaus (Fotos: Bremerhaven 2009)
Während des Abrisses des Eckgebäudes Potsdamer Straße 10 traten am Nachbarhaus in der Eupener Straße Schäden zutage, die von den Bewohnern auf die Abrissarbeiten zurückgeführt wurden.
Während der Abrissarbeiten hatte ich Fotos für einen geplanten Artikel über das Haus Potsdamer Straße 10 aufgenommen. Dabei war mir im Bereich des Dachgiebels des Hauses Eupener Straße 11 ein Riss aufgefallen. Kurz darauf kamen Bewohner des Hauses auf die Straße, um den Schaden mit eigenen Fotos zu dokumentieren. Sie erzählten mir, nachdem das angrenzende Haus Potsdamer Straße 10 abgetragen worden war habe sich an der Wand in ihrer Wohnung ein großer Riss gebildet.
Kurz darauf hörte ich von einem Bekannten, das Haus drohe einzustürzen. Als ich diese erschreckende Nachricht gegenüber anderen Bekannten aus unserem Viertel zur Sprache brachte, hörte ich, der Schaden habe bereits vor dem Abriss des Nachbarhauses bestanden. Aus Sicht der Stadt, die den Abriss in Auftrag gegeben hatte, sei dieses "glücklicherweise anhand von Fotos zu belegen".
Die Erker der Gründerzeithäuser Eupener Str 9 und 11 aus dem Jahre 1907.
Ein neues Eckgebäude in ähnlichem Stil könnte das Stadtbild hier wiederherstellen.
Eine weitere Bekannte hatte Ende Mai von einen ihr bekannten älterer Herrn, der in der Eupener Straße 11 gewohnt hatte, gehört, er sei vorübergehend im Seemannsheim untergekommen. Seit dem Abriss des Nachbarhauses stimme die Statik des Hauses, in dem er gewohnt hatte, nicht mehr und es bestünde Einsturzgefahr. Die Mieter seien deshalb aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen. Meine Bekannte zeigte sich über die schlechte Nachricht des älteren Herrn schockiert und sprachlos.
Vorgestern berichtete auch die Nordsee-Zeitung über das Drama, das sich infolge des Abrisses in der Eupener Straße 11 abgespielt hatte. Nachdem ein Eilgutachten zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Giebelwand einsturzgefährdet war, sei das Gebäude innerhalb einer halben Stunde evakuiert worden.
Der Nordsee-Zeitung zufolge ist der Schaden an der Giebelwand des Hauses Eupener Straße 11 nicht durch den Abriss des Eckhauses verursacht worden. Normalerweise ruhe der Giebel auf dem Kellerfundament. In diesem Fall hätten sich die Erbauer jedoch für eine Sonderkonstruktion entschieden und die Last mit Stahlträgern abgefangen, die in der Zwischenzeit aber gefährlich durchgerostet waren. Solange das Nachbarhaus noch stand, hätten sich beide Gebäude gegenseitig Halt gegeben. Nach dessen Abriss seien die Statikprobleme dann urplötzlich offen zu Tage getreten. Die Zeitung beruft sich dabei auf die Auskunft eines Mirarbeiters des Stadtplanungsamtes. Aus dieser Quelle stammt auch die Information meines Bekannten, von dem ich erstmals gehört hatte, dass der Schaden wohl bereits vor dem Abriss des Hauses bestand.
Nachdem anfangs wohl auch ein Abriss des Hauses Eupener Straße 11 nicht ausgeschlossen worden war, hatte die Eigentümerversammlung aber erfreulicherweise entschieden, das Gebäude nicht aufzugeben und rund 11000 Euro in die Stabilisierung der Giebelwand zu investieren. Wie die Nordsee-Zeitung weiter berichtet sind diese Arbeiten inzwischen abgeschlossen worden. Jetzt seien nur noch Kleinigkeiten am Dach und im Keller zu erledigen.
Wenn die Ereignisse für das Haus in der Eupener Straße 11 auch noch relativ glimpflich ausgegangen sind, so zeigt diese Geschichte doch einmal mehr, dass dringend ein Bundesgesetz benötigt wird, mit dessen Hilfe die Komunen bereits dann eingreifen können, wenn ein Gebäude in das Stadium der Verwahrlosung übergeht.
Inzwischen weiß ich, dass es nicht einmal etwas außergewöhnliches ist, dass ein derart klägliches Häuflein Abgeordneter Gesetze im Schnellverfahren durch den Bundestag winkt, deren Auswirkungen nachher knapp 82 Millionen Bundesbürger betreffen. Deutlich wurde das gestern noch einmal in der ZDF-Talkrunde "Markus Lanz".
Mit meinem Verständnis der - insbesondere von Politikern - so hochgelobten "Parlamentarischen Demokratie" hat dieser offenbar alltägliche Skandal nichts gemeinsam ... - eher schon mit parlamentarischer Diktatur: Da hätte im Falle des neuen Meldegesetzes eine "Mehrheit" von ungefähr 16 Abgeordneten gereicht, um sogar gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Sesselschoner aus der eigenen Regierungskoalition zu putschen. Wären die Abgeordneten der Oppositionsparteien im Bundestags so zahlreich zugegen gewesen, wie man das als Bundesbürger von den gewählten Vertretern seiner Interessen wohl hätte erwarten können, dann hätte es wohl eine schallende Ohrfeige für das Ansinnen der beiden Abgeordneten von der CSU (Herr Uhl) und der FDP (Frau Piltz) - gegeben, unsere ausdrückliche Zustimmung zum Verschachern unserer Daten durch den ausdrücklichen Widerspruch zu ersetzen ... - einmal ganz davon abgesehen, dass es eigentlich schon eine Frechheit an sich ist, den Handel mit unseren hochsensiblen Meldedaten überhaupt auch nur in Erwägung zu ziehen.
Nachdem Herr Lanz seinen Gästen noch einmal den inzwischen zu trauriger Berühmtheit gelangten, 57 Sekunden kurzen Filmausschnitt aus der Bundestagssitzung vom 28.06.2012 gezeigt hatte, sagte er zu Herrn Döring (FDP, Generalsekretär): "So: 57 Sekunden; das ist Loriot. Und wenn es nicht so traurig wäre, wäre es ehrlich gesagt sehr lustig - ist es aber nicht." (In der Videoaufzeichnung der Sendung ab 11 Minuten, 36 Sekunden)
Herr Döring meinte daraufhin: "Ist allerdings Alltag in unserem Parlament. Das gehört zur Wahrheit dazu. Ich will das auch nicht verteidigen, aber wir haben die Situation. Wir sind ein Arbeitsparlament, das sich in Sitzungswochen trifft und die Fülle der Drucksachen und Gesetzesvorhaben führt eben am Donnerstag zu sehr langen Sitzungstagungen." Dieses "Arbeitsparlament" zeichnete sich zumindest an jenem denkwürdigen Tag allerdings nicht gerade durch eine hervorragende Arbeitsmoral seiner Abgeordneten aus.
Darauf machte auch Herr Lanz seinen Gesprächspartner Herrn Döring aufmerksam. Offiziell säßen doch mehr als 600 Abgeordnete im Parlament. Das heiße, es müssten mehr als 300 Abgeordnete für ein Gesetz stimmen, damit es mit einer Mehrheit verabschiedet werden könne. Herr Döring habe aber gemeint, am 28. Juni 2012 habe es sich auch um eine Mehrheit gehandel, "und zwar deswegen, weil keiner offiziell angezweifelt hat, dass das keine Mehrheit war." - Aha! Darauf muss man erst einmal kommen. In jedem Kegel- oder Angelverein ist klar geregelt, dass sich der Begriff "Mehrheit" an der Anzahl der Vereinsmitglieder bzw. der Vorstandsmitglieder orientiert. Im Bundestag sieht man das offenbar nicht so eng. Da müssen dann auch schon mal 15 oder 16 Abgeordnete - das entspricht gerade einmal 2,4 Prozent der 620 Bundestagsabgeordneten(!) - als Mehrheit ausreichen.
Herr Döring zeigte sich diesbezüglich auch nicht im Geringsten irritiert. Er sagte (Zitat): "Die Koalitonsfraktionen hatten ja auch die Mehrheit. Im Bundestag ist die Mehrheit festgestellt, wenn die Mehrheit der anwesenden Kollegen für etwas stimmt, und die Minderheit gegen etwas. Und zwar unabhängig davon, wie viele da sind."
Ich weiß ja nicht, wie es euch angesichts des von Herrn Döring dargelegten Demokratieverständnisses unserer Bundestagsabwesenden geht, aber zu dieser Sesamstraßenlogik fällt mir nun wirklich nichts mehr ein.
28. Juni 2012: Rekordverdächtiger Schnellschuss im Bundestag
Als ich die Kunde von der schwarz-gelben Schacherei mit unseren persönlichen Daten hinter unserem Rücken hörte, da mochte ich es zuerst kaum glauben, was da in weniger als einer Minute passiert war.
Wenn ich nicht dazu gezwungen wäre, meine Daten bei der Meldebehörde anzugeben, dann könnten die sich beim nächsten Termin die Finger wund schreiben. Nur hören würden sie deshalb noch lange nichts von mir.
Das, was unsere Volksverwerter - im Film zu sehen sind ungefähr ganze 30(!) von ihnen - sich da im Bundestag geleistet haben, wäre dann der nächste Eintrag auf einer immer länger werdenden Liste voller Gründe, die mich - ebenso wie viele andere Mitbürger hoffentlich auch! - daran hindern werden, bei der Bundestagswahl im nächsten Herbst meine Stimme an eine der an diesem klammheimlichen Schnellschuss beteiligten Parteien zu verschwenden. Das muss man sich einmal vorstellen: Da wird man von staatswegen - unter Androhung von Zwangsmaßnahmen! - regelrecht erpresst, seine Daten herauszurücken und anstatt sich darauf verlassen zu können, dass diese wenigstens vertraulich behandelt und ausschließlich für den internen Gebrauch verwendet werden, treiben "die da oben" jetzt regen Handel damit.
Ich hoffe, dieses ungeheuerliche, jedem Gedanken an Datenschutz hohnsprechende Machwerk wird grandios und mit einem lautem Knall am "Nein" des Bundesrats scheitern!
Um diesem Wunsch ein klein wenig Nachdruck zu verleihen, kann sich jeder, der sich ebenso hintergangen fühlt wie mehr als 100000 Mitzeichner auch, an einer Online-Petition beteiligen, die das demoktatische Netzwerk Campact auf den Weg gebracht hat.
Auch wenn einmal gerade keine Sail stattfindet, gibt es in Bremerhaven gelegentlich traditionelle Großsegler zu bestaunen. An der Seebädekaje bzw. am Schlepperponton treffen sich an diesem Wochenende zwei der größten von ihnen zu einem Stelldichein.
Die im März 1921 als "Magdalene Vinnen II" bei der Krupp-Germania Werft in Kiel vom Stapel gelaufene Viermastbark "Sedov" kann für sich den Titel "Größtes traditionelles Segelschiff der Welt" beanspruchen. Übertroffen wird sie nur noch durch einen Neubau. Das von "Merwede Shipyard" in Danzig gebaute Fünfmast-Vollschiff "Royal Clipper" wurde im Jahre 2000 in Dienst gestellt und ist mit 134 Metern 17 Meter länger als die "Sedov".
"Sedov" (Juni 2012, Kieler Woche)
Nachdem die ehemalige "Magdalene Vinnen II" 15 Jahre lang für die Bremer Reederei "F. A. Vinnen" gefahren war, wurde sie 1936 an den Norddeutschen Lloyd verkauft, der sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter dem Namen "Kommodore Johnsen" in Fahrt hielt. Seit 1946 fährt das als Reparationsleistung an die Sowjetunion übergebene Schiff unter dem Namen "Sedov" als Schulschiff für die Technische Universität von Murmansk.
Auf die gleiche Weise wie die "Sedov" ging im Jahre 1946 auch die 116 Meter lange Viermastbark "Kruzenshtern" in den Besitz der Sowjetunion über. Für das Schulschiff des russischen Ministeriums für Fischwirtschaft ist Bremerhaven so etwas wie ein "zweiter Heimathafen". Im Juni 1926 lief das Schiff unter dem Namen "Padua" bei der Wesermünder Werft "Joh. C. Tecklenborg" vom Stapel ... - Wesermünde war bis 1947 der Name der heutigen Stadt Bremerhaven. Seit vielen Jahren ist die heute in Kalingrad beheimatete "Kruzenshtern" ein immer wieder gern gesehener Gast in unserer Stadt.
Beide Schiffe haben heute an der Seebäderkaje bzw. am Schlepperponton festgemacht. Seit heute Nachmittag um 15 Uhr können die Segelschiffe besichtigt werden. Auch Morgen (10:00 – 22:00 Uhr) und am Sonntag (10:00 – 16:00 Uhr) ist noch einmal Open Ship angesagt. Anschließend geht die "Sedov" dann auf Weltreise.
Gestern legte das Europaparla- ment ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) endgültig ad acta. Das ist ein Sieg für die europäische Demokratie und für den Datenschutz im Internet.
478 Abgeordnete hatten gegen das von den USA vorangetriebene Abkommen gestimmt. Dafür stimmten 39 Abgeordnete und 165 enthielten sich. Damit sind Angriffe gegen das freie Internet unter dem Deckmantel "Schutz gegen Produktpiraterie" zumindest in der EU für's erste vom Tisch.
Die Abgeordneten des Europaparlaments sprachen sich mit ihrem Votum eindeutig im Sinne von Millionen von Menschen aus, die europaweit und international gegen die Unterzeichnung der US-amerikanischen Gesetzesinitiative durch die EU demonstriert und mithilfe von Petitionen mit mehr als 2,8 Millionen Mitzeichnern dagegen protestiert hatten. Das ist vor allem ein eindeutiger Sieg für die Demokratie.
Aufgrund der darin - u.a. auch aufgrund schwammiger Formulierungen - versteckten Angriffsmöglichkeiten gegen die Nutzer des Internets (die unter anderem auch Internetsperren zur Folge hätten haben können) und der Gefährdung des Datenschutzes, hat ACTA mit der Entscheidung des Europaparlaments allerdings international allerdings erheblich an Wirkung verloren. Aber unabhängig davon ist ACTA eigentlich schon deshalb zum Scheitern verurteilt gewesen, weil Länder, wie zum Beispiel China, die dafür bekannt sind, dass Fälschungen teurer Markenprodukte, aber auch die Fälschung von Massenprodukten namhafter Hersteller dort ein wichtiger Wirtschaftfaktor sind, ihre Beteiligung an ACTA verweigern. So berichtete zum Beispiel "Der Westen" in einem Artikel vom 04.07.2012, dass 85 Prozent der von EU-Zollfahndern abgefangenen Produktfälschungen allein aus China stammen.
Bezüglich des vorgeblich eigentlichen Anliegens, den weltweiten Schutz vor Produkt- und Markenpiraterie, verliert ACTA mit der Abstimmung des Europaparlements allerdings weiterhin an Wirkung. Nach dem Scheitern des Abkommens wäre es jetzt an der Zeit, dass international und transparent für alle Menschen in den Staaten, die sich daran beteiligen wollen, über ein wirkliches Abkommen zum "Schutz gegen Produktpiraterie" verhandelt wird.
Ein solches Abkommen müsste dann allerdings auch sicherstellen, dass preiswerteGenerika für Arzneimittel nicht unter dem Deckmantel "Produktfälschung" verboten werden. Zum Schaden der Menschen in Entwicklungsländern, die sich teure Medikamente multnationaler Pharmakonzerne nicht leisten können, hätte ACTA auch das ermöglicht. Darüber, dass überteuerte Pharmaprodukte großer Konzerne, die ihren "Preis nicht wert" sind, einen erheblichen Anteil an der Kostenexplosion in unserem eigenen Gesundheitswesen haben, sind hierzulande Bürger und Politik einer Meinung. Somit hätte ACTA wohl auch erhebliche Auswirkungen auf die ohnehin schon sehr hohen Kosten unseres eigenen Gesundheitswesens haben können.
Auf einem anderen Blatt
Was den Urheberschutz im Internet angeht, so ist dieses ein völlig anderes Thema, das nach meinem Verständnis auf einem anderen Blatt steht und getrennt vom Thema "Produktpiraterie" behandelt werden müsste. Auch hier müssten internationale Vereinbarungen getroffen werden, die einerseits das Einkommen von Musikern, Autoren und Künstlern (deren wirtschaftliche Grundlage!) schützen, andererseits aber auch zum Beispiel nichtkommerzielle Hobbyfilmer, die ihre selbsterstellten Werke für die Allgemeinheit kostenlos auf Videoplattformen im Internet zur Verfügung stellen.
Wenn jemand komplette Musik-CDs mit einem Standfoto versehen bei YouTube hochlädt, dann könnte ich es gut verstehen, wenn die Musiker, welche die CD aufgenommen haben, um von dem Erlös aus dem Verkauf ihren Unterhalt zu finanzieren, gerichtlich dagegen vorgehen. Wenn andere Internetnutzer die CD nicht kaufen, weil sie im Internet kostenlos zu hören ist, dann wird den Musikern damit immerhin ein kaum zu beziffernder, aber möglicherweise erheblicher Schaden zugefügt.
Nicht verstehen kann ich es jedoch, wenn jemandem, der mit seinem Camcorder in einer Straße irgendeiner Stadt eine Szene aufnimmt, vorgeworfen wird, er würde das Urheberrecht von Musikern verletzen, von deren Musik im Video einige Takte zu hören sind, weil einige Tänzer, die den Menschen auf der Straße (kostenlos!) ihr Hobby vorstellen, zufällig gerade zu dieser Musik tanzen. Wäre ACTA in Europa Gesetz geworden, dann wären wohl viele solcher oder ähnlicher Videos aus dem Internet verschwunden, weil deren Urheber sich vorsorglich vor Strafverfolgung hätten schützen müssen.
Nach den Super-GAUs in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" wurden innerhalb kurzer Zeit nach und nach alle japanischen Atomkraftwerke "aus Sicherheitsgründen" vom Netz genommen. Da Japan die Stromversorgung mit Atomkraftwerken im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr ausgebaut hatte, hätten sicher nicht sehr viele Japaner damit gerechnet, dass es selbst unter diesen Umständen auch ohne Atomkraft geht.
Im Jahr vor der Atomkatastrophe trugen Japans Atomkraftwerke etwa zu 30 Prozent zur Stromversorgung bei. Das heißt, nach der Abschaltung des letzten Atomreaktors kam Japan auch mit 70 Prozent des erzeugten Stroms aus. Auch wenn bei der deutlich reduzierten Stromversorgung auch auf Energiesparmaßnahmen gesetzt werden musste, so wird doch deutlich, dass Japan mit einem zügigen Aufbau einer Stomversorgung auf Grundlage regenerativer Energieträger innerhalb weniger Jahre keinen Grund mehr hätte, auf Atomkraftwerke zurückzugreifen.
Studien zeigen, dass der Inselstaat bald darauf auch auf die Energieerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken verzichten könnte. Eine dieser Studien kam bereits im Jahre 2003 zu dem Ergebnis, dass Japan den damaligen Stromverbrauch auch zu 100 Prozent aus regenerativen Energien hätte decken können. - Das war vier Jahre vor dem alarmierenden IPCC-Klimareport 2007 und acht Jahre vor des Super-GAUs in den Atomreaktoren von Fukushima!
Seit der Atomkatastrophe lehnt die Mehrheit der Bürger Japans die Nutzung der Atomkraft für die Energieerzeugung ab. Zum einen ist den Menschen bewusst geworden, welchem Risiko sie damit jahrzehntelang ausgesetzt worden sind: Viele von ihnen mussten am eigenen Leibe erfahren, welche Auswirkungen die Folgen eines Super-GAUs haben und dass es keinerlei Sicherheit vor den Gefahren gibt, die vom Betrieb der Atomkraftwerke ausgehen. Zum anderen haben haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Stromversorgung auch nach dem Abschalten der mehr als 50 japanischen Atomkraftwerke nicht zusammengebrochen ist.
Was von den Lügen übrig bleibt
Kaum zu glauben ist es daher, dass die Regierung Japans trotzdem weiterhin auf Atomkraft setzt und das erste der abgeschalteten Atomkraftwerke Japans kürzlich für "sicher" erklärt hat. Irgendwie hat der atomare Wahnsinn Methode: Die Regierungen ignorieren den Willen der Menschen und agieren als politische Handlanger der Atomkonzerne: Herr Yoshihiko Noda (Japan, Ministerpräsident) hatte im Juni verkündet, Japan könne seinen Lebensstandard ohne Atomenergie nicht halten. Insbesondere für die heißen Sommermonate werde ohne Atomstrom eine Energieknappheit befürchtet.
Vielleicht sollte Herr Noda sich einmal bei den ehemals in der Region um die havarierte Atomkraftanlage "Fukushima-I" ansässigen Menschen danach erkundigen, welche Folgen die Atomkraft für ihren Lebensstandard hat. Bis auf das nackte Leben ist denen nämlich nichts geblieben - und noch ist nicht einmal sicher, wie vielen von ihnen noch Krankheit und ein qualvoller, früher Tod infolge der radioaktiven Kontamination ihrer ehemaligen Heimat bevorsteht, der sie vor ihrer Evakuierung ausgesetzt waren.
Mit ähnlichen Parolen, wie man sie jetzt wieder von Herrn Noda hört, hatten die Atomkonzerne und die ihren Interessen nahestehenden Politiker von CDU, CSU und FDP bezüglich der Wintermonate 2011/2012 hierzulande auch schon argumentiert. Wie wir inzwischen wissen sind stattdessen aber die Atomkraftwerke der "Grande Nation Nucléaire" an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen, so dass Deutschland seinen französischen Nachbarn mit Strom aus regenerativen Energiequellen aushelfen musste.
In Japan tut sich was
Wenn in Japan mit dem Atomkraftwerk "Ohi" jetzt erstmals wieder ein Atomkraftwerk ans Netz geht, dann könnte man meinen, die Atomkatastrophe von Fukushima sei schon wieder in Vergessenheit geraten. Dass dieses aber ein Trugschluss wäre, zeigen die Demonstranten, die am Sonntag die Zufahrt zu dem Atomkraftwerk blockierten, um damit gegen die Wiederinbetriebnahme der Anlage zu protestieren. Bereits in der Nacht zuvor hatten Angaben der TAZ zufolge rund 650 Menschen vor der Atomanlage demonstriert.
Darüberhinaus träfen sich freitags seit einiger Zeit regelmäßig mehrere Tausend Atomkraftgegner vor der dem Sitz des Ministerpräsidenten um gegen die angekündigte Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwerken zu protestieren - und das in einem Land, in dem große Demonstrationen und Protestaktionen sehr selten seien. Die Atomkraftgegner hätten die Absicht, so lange weiterhin jeden Freitag vor dem Amtssitz des Regierungsschefs zu demonstieren, bis die Regierung ihren Forderungen nachgebe.
Einem Bericht der Anti-Atomkraft Organisation ".ausgestrahlt" zufolge planen japanische Anti-Atom-Gruppen für den 29.07.2012 eine Lichter-Menschenkette in Tokio. Mit der Umzingelung des Parlamentsgebäudes wollen sie ihren Unmut deutlich machen und eine atomkraftfreie Welt fordern. Ich wünsche den Menschen in Japan, dass es ihnen gelingen wird, ebenso standhaft zu bleiben, wie es die Atomkraftgegner hierzulande schon seit mehr als dreißig Jahren sind.