Montag, 27. Dezember 2010

Und plötzlich war Weihnachten ...

Frost und "Weiße Weihnacht" draußen - Kuschelig warm beim Weihnachtsbaum

Plötzlich war Weihnachten da .. - und schon sind die Weihnachtsfeiertage wieder vorüber. Ich weiß nicht, ob es anderen Leuten auch so geht, aber von der Stimmung der Adventszeit und der Vorfreude auf Weihnachten, an den ich mich aus früheren Zeiten erinnern kann, kommt von Jahr zu Jahr weniger bei mir an. Am Tag des Heiligen Abend bin ich nach langer Zeit das erste Mal wieder so richtig zur Ruhe gekommen.

Nachmittags haben wir, wie in den letzten Jahren auch, die Messe in der katholischen Herz-Jesu-Kirche besucht. Unsere Töchter waren beide auf der katholischen Schule. In dem Jahr, in dem unsere "Große" eingeschult wurde, war ich das erste Mal dort, und ich war berührt von der festlichen Stimmung und der Musik. Regelrecht verzaubert war ich vom Abschluss der Messe, als die Beleuchtung im Kirchenschiff, bis auf die vielen Kerzen der beiden großen Weihnachtsbäume neben dem Altar und bei der Krippe, ausgeschaltet wurde, und alle zusammen "Stille Nacht" sangen ...

Aber es gibt Erlebnisse, die lassen sich nicht beliebig wiederholen. Jener Abend in der Herz-Jesu-Kirche gehört dazu, und er wird mir ewig in guter Erinnerung bleiben. In den letzten Jahren bin ich eigentlich nur noch mitgegangen, weil meine Familie dort hin wollte. Was mich eigentlich schon immer gestört hat, das ist der verschwenderische Umgang mit Weihrauch und vor allem die Tatsache, dass die Obrigkeit der katholischen Kirche immer noch nicht bereit ist, das christliche Abendmahl zusammen mit allen Christen zu feiern. Ich persönlich könnte über die unterschiedlichen Auffassungen darüber, welche die beiden großen christlichen Kirchen trennen, jedenfalls ganz gut hinwegsehen.

In diesem Jahr hatte ich anschließend jedoch das erste Mal das Gefühl, ich wäre besser zu Hause geblieben. Als der Dechant vom Frieden in der Welt und seiner Toleranz gegenüber anderen Religionen sprach, sich dabei im gleichen, nicht enden wollenden Atemzug über die Politik aufregte (was ich ja durchaus noch nachvollziehen kann), sich immer mehr in Rage redete und - am Höhepunkt seiner Predigt angekommen - irgendwann mit der Faust auf sein Pult schlug, dass es durch die ganze Kirche hallte, da war es irgendwie vorbei mit festlicher Stimmung. Vor meinem inneren Auge entstand ein wenig weihnachtliches Bild: Der Frieden der Welt fiel in hohem Bogen vom Pult auf den Kirchenboden, wo er in tausend Scherben zerbrach.

Im Verlaufe des weiteren Abends im Kreise meiner Familie kehrte dann aber glücklicherweise schnell wieder die festliche Stimmung ein, die dem Anlass des Tages entsprach.

Nur unsere Hündin Cleo war furchtbar aufgeregt. Nachdem wir gut eine Stunde in der Kirche waren, war sie froh, dass sie "ihr Rudel" wieder um sich versammelt sah. Als meine Frau mit Päckchen, Tüten und Paketen im Wohnzimmer verschwand, um sie unter den Weihnachtsbaum zu legen, wollte Cleo sofort hinterher. Wir drei anderen hatten Mühe, sie davon abzuhalten. Als meine Frau dann, eigentlich mehr zu meinen Töchtern und mir, als zu Cleo sagte: "Jetzt könnt ihr auch 'reinkommen.", da war Cleo bereits ins Wohnzimmer gestürmt, bevor meine Frau ihren Satz überhaupt zu Ende sprechen konnte.

Weil Cleo trotz aller Aufregung so brav bei uns gewartet hatte, durfte sie dann auch "ihre Tüte" auspacken. Sie verschwand mehrmals tief mit dem Kopf darin (für den Rest des Hundes war die Tüte zu eng) und brachte dabei - immer eins nach dem anderen - einige Leckerlies zum Vorschein.

An den beiden Weihnachtsfeiertagen waren wir - wie immer - unterwegs "in Familie"; am ersten Weihnachtstag bei der Familie meiner Frau und am Zweiten, zusammen mit der Famile meiner Schwester, bei meiner Mutter. Meine Schwester und Familie sind am ersten Feiertag mit dem Auto aus der Umgebung von Kiel nach Bremerhaven gekomen, haben den ersten Tag mit der Familie meines Schwagers gefeiert, den zweiten mit uns, und mussten Nachmittags bereits wieder zurückfahren. Und all das angesichts des vielen Schnees und Eis auf den Straßen. Irgendwann im Gepräch nach dem Mittagessen meinte meine Schwester: "Wenn im nächsten Jahr noch einmal jemand zu mir sagt, er wünscht sich weiße Weihnachten, dann kann er aber etwas erleben."

Auch wenn Weihnachten mit der Verwandschaft immer wieder schön ist: "Besinnliche Weihnacht" gibt es eigentlich nur am Heiligen Abend. Mal sehen, ob ich meine Familie im nächsten Jahr vielleicht einmal wieder zum Besuch eines evangelischen Weihnachts-Gottesdienstes bewegen kann ...

2 Kommentare:

Helmut hat gesagt…

Hallo Jürgen,
ich seh das ähnlich. Von unserer Familie wohnt nur noch meine Tante und mein Onkel am Ort. Ich habe beide an diesem Abend eingeladen und für sie gekocht.
Nun sind es noch ein paar Tage, dann ist das Jahr 2010 Geschichte. Was 2011 uns bringen wird? Mir hoffentlich wieder eine geregelte Arbeit.
Herzliche Grüße
Helmut

Frau Momo hat gesagt…

Ich war lange nicht mehr in einem katholischen Gottesdienst, aber so eine Predigt hätte ich mir zu Weihnachten auch nicht gerne von einem evangelischen Kollegen anhören mögen. Jedenfalls nicht mit Donnerhall :-)
Ich hab dieses Jahr einem Gottesdienst für Obdachlose beiwohnen dürfen, das war mal ein ganz besonderes Erlebnis.

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