Montag, 6. Dezember 2010

Ein großer Erfolg für Majak

Atomkraft? Nein Danke!Gelegentlich liest oder hört man in Zeitungen und Medien ja auch positive Neuigkeiten. Und manchmal sind die so gut, dass man sie kaum glauben mag. Ich habe mich jedenfalls gerade erst einmal bei den Online-Ausgaben mehrerer Zeitungen vergewissert, dass es sich dabei um keine Zeitungs-Ente handelt.

Die Meldungen sagen jedoch übereinstimmend, Herr Röttgen (Bundesumweltminister) habe heute mitgeteilt, dass der Export der 18 Castoren mit 951 hochradioaktiven Brennelementen aus dem Atommüll-"Zwischen"-Lager Ahaus nach Majak nicht genehmigt wird.

Er hat also doch gerade rechtzeitig noch mitbekommen, dass
  • das Atomkombinat Majak eine militärische Anlage ist,
  • die Region um die russische Stadt radioaktiv verseucht ist,
  • die dortige Aufbereitungsanlage nicht in Betrieb ist,
  • es in Russland kein Endlager für Atommüll gibt und
  • die im Atomgesetz vorgeschriebene "schadlose Verwertung" des hochradioaktiven Atommülls somit nicht garantiert werden kann.

Allerdings bleibt Herr Röttgen trotz alledem seinem Image als umweltpolitischer Eiermeier treu: Seine Entscheidung sei "zunächst endgültig" ... - eine sinnvolle Analyse dieser Wortkombination will mir irgendwie nicht so recht gelingen. Das muss jedoch wohl bedeuten, dass seine aktuelle Entscheidung zukünftige Atommüllexporte nicht kategorisch ausschließt. Der monatelange Kampf der Atomkraftgegner in Deutschland und in Russland ist trotzdem ein grandioser Erfolg für die Anti-Atomkraft-Bewegung und im besonderen für die ohnehin radioaktiv hoch kontaminierte Region um die russische Stadt Majak.

Im Atommüll-"Zwischen"-Lager Ahaus lagern auch die 305 Behälter mit dem Atommüll des einstigen Thorium-Hochtemperaturreaktors in Hamm, der 1988 nach dem Austritt von Strahlung vom Netz genommen werden musste, und es liegt ein Antrag für einen Transport von 152 Castoren mit hochradioaktivem Müll aus dem ehemaligen Kernforschungszentrum Jülich nach Ahaus vor.

Die Anti-Atom-Proteste gehen deshalb unbeirrt weiter: Die für den kommenden Sonntag in Ahaus angemeldete Demonstration wird nach wie vor stattfinden, und der aus Westdeutschland stammende Atommüll, der aus der französischen Aufbereitungsanlage in Cadarache in das ausschließlich für Atommüll aus dem Osten Deutschlands bestimmte Atommüll-"Zwischen"-Lager in der Lubminer Heide transportiert werden soll, ist schließlich auch noch nicht vom Tisch. Dagegen findet in Greifswald am 11.12.2010 eine Große Demonstration statt.


(Quellen: TAZ vom 06.12.2010, Focus vom 06.12.2010, Spiegel vom 06.12.2010, ARD-Tagesschau vom 06.12.2010, ZDF Heute vom 06.12.2010)

1 Kommentar:

Frau Momo hat gesagt…

Ich hab mir echt die Augen gerieben, als ich das heute mittag in der taz gelesen habe.
Hoffentlich bleibt er dabei. Das erste Mal, das ich mit dem Mann einer Meinung bin.

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