Mehr als Trecker am Rande des Kundgebungsgeländes |
Ein Herr aus Tansania (Afrika) berichtete über die die Folgen des Uranabbaus in seiner Heimat. Eine Vertreterin des französischen Anti-Atom-Netzwerks "Sotie du Nucléaire" sprach über die Ereignisse der vergangenen Tage in Valognes (Startbahnhof des Castor-Transports in Frankreich) und über den wachsenden Unmut über die Atompolitik der französischen Regierung in der Bevölkerung. Zu Gast im Wendland sind auch zwei Frauen aus Japan, die dierekt vom Super-GAU in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" betroffen sind.
Nach Polizeiangaben sollen es 5000 Menschen gewesen sein, die auf dem abgeernteten Acker am Rande Dannenbergs zusammengekommen waren. Ich tue mich immer schwer mit dem Schätzen Großer Menschenmengen. Aber ich bin mir sicher, dass deutlich mehr als doppelt so viele Atomkraftgegner auf dem Kundgebungsgelände waren. Hinzu kommen noch die rund 2000 Menschen, die sich in den umliegenden Camps einquartiert hatten und sich auch während der Kundgebung im Gelände aufhielten. Die Organisatoren gaben von der Bühne aus bekannt, dass sich rund 23000 Menschen in Dannenberg versammelt hatten, um gegen den zwar unter "politisch legitimierten", aber nach dem gesunden Menschenverstand und dem geltenden Jahregrenzwert an der "Atomscheune" bei Gorleben illegalen Atommülltransport nach Gorleben zu demonstrieren.
Der Tod ist ein Gevatter aus Deutschland
In Gesprächen mit anderen Atomkraftgegnern im Bus und am Rande der Kundgebung wurde deutlich, dass bis zur tatsächlichen Stillegung der außer Betrieb genommenen Atomkraftwerke noch viele Jahre ins Land gehen können, da die letzten Brennelemente noch so lange ständig gekühlt werden müssen, damit es zu keiner unbeabsichtigten Kernschmelze kommen kann. Bis es soweit ist, sind die neun "abgeschalteten" Atomkraftwerke quasi betriebsbereit und ließen sich jederzeit wieder reaktivieren. Das von der wespenfarbenen Bundesregierung ohnehin auf fahrlässige Weise verschleppte Ende des Atomzeitalters in Deutschland steht somit nach wie vor auf der Kippe.
Aufgegabelt: "Der Tod ist ein Gevatter aus Deutschland." |
Von einem deutschen "Atomausstieg" kann auch solange nicht die Rede sein, ...
... wie die Urananreicherungsanlage in Gronau in Betrieb ist. Die Brennelemente, die dort aus importierten Uran hergestellt werden, kommen in Atomkraftwerken in der ganzen Welt zum Einsatz - wie ein Sprecher auf der Bühne am Auftaktpunkt zum Demonstrationszug berichtete, auch in Fukushima!
... wie deutsche Atomtechnologie beim Neubau von Atomkraftwerken im Ausland zum Einsatz kommt, oder wie Deutschland die Finanzierung den Neubau von Atomkraftwerken im Ausland mit unseren Steuergeldern unterstützt und absichert ... - so wie es gerade mit der Hermesbürgschaft für den Bau des dritten Atomreaktorblocks auf dem Gelände des brasilianischen Atomkraftwerks "" direkt an der Atlantikküste - in einem erdbebengefährdeten Gebiet - geschieht. Fukushima lässt grüßen!
Erbitterter Widerstand im Wendland
Als wir uns gestern Abend nach der Kundgebung in Dannenberg wieder auf den Weg nach Hause machten, meldeten die Rundfunknachrichten, der Zug mit den 11 Castoren habe Maschen (nahe Hamburg) erreicht.
Gestern in den späten Abendstunden hatten sich Greenpeace-Aktivisten bei Lüneburg am Gleis angekettet. Die Polizei musste nun selbst Schotter aus dem Gleisbett entfernen und trennte mit einer Flex Schienenstücke heraus. Die Arbeiten waren heute Morgen um 0:30 Uhr beendet.
Um 22:00 Uhr waren zahlreiche Straßen im Landkreis Lüchow-Dannenberg nicht mehr passierbar und in Harlingen wuchsen zwei Schienenblockaden aus 2500 Menschen zu einer zusammen. Heute Morgen um 01:00 Uhr saßen dort 4000 Menschen auf der Schiene. Um 03:40 meldete der CastorTicker, dass zwei Aktivisten der Umweltschutzorganisation "Robin Wood" bei der Schienenblockade in Harlingen in den Bäumen hingen. Inzwischen hatte die Polizei mit der Räumung der Blockade begonnen. Damit war sie bis heute Morgen 07:40 Uhr beschäftigt. Die Räumung war im Laufe der Zeit "ruppiger" geworden, wobei unabhängige Beobachter und Sanitäter weggedrängt wurden. Die TeilnehmerInnen waren in einer Freiluft-GESA festgehalten worden. Eigentlich hätten die Weggetragenen unverzüglich einem Richter vorgestellt werden müssen. Da dies nicht geschah, war diese polizeiliche Maßnahme illegal. Um 09:40 wurde die Presse aus dem Polizeikessel bei Harlingen "hinaus-komplimentiert" ...
Heute Morgen um 02:00 hatten sich bei Barendorf vier Menschen an die Gleise gekettet. Der Presse wurde anfangs der Zugang zu den Aktivisten, die je einen Arm in einem unter den Gleisen verankerten Betonblock haben, verwehrt. Trotz verschiedener Gerätschaften scheiterte die Räumung der Aktivisten. Da der Betonblock weiterhin widerstand, wurden mit einem Presslufthammer die Gleisschwellen aufgebrochen ...
Auch bei Vastorf hatten sich Aktivisten mit einem Betonklotz im Gleis befestigt. Heute Morgen um 10 Uhr war die Polizei ratlos, wie die Menschen in der Betonkonstruktion bei Vastorf aus dem Gleisbett entfernt werden können. Mit dem Ausräumen von Schotter aus dem Gleisbett ließ sich ihr Problem jedenfalls nicht lösen. Eine Stunde darauf hatte sich eine Sambagruppe zu den im Beton steckenden Aktivisten gesellt. Gegen 13:00 Uhr hatte die Polizei den ersten Aktivisten der Blockade in Vastorf aus dem Gleis entfernt, drei weitere Menschen sind noch immer fest verankert ...
Heute Morgen um 07:30 Uhr wurde bekannt, dass bei Hitzacker in Höhe der "Freien Schule" Eine Betonpyramide vier daran angeketteten Menschen von der Bäuerlichen Notgemeinschaft auf den Gleisen steht. Die Betonpyramide zog schnell immer mehr Menschen sowie drei Trecker an. Der Polizei war es wohl nicht möglich, die Zuwege abzuriegeln. Als Die Polizei um 09:40 Uhr eine erste Begutachtung der Betonpyramide vorgenommen hatte, sollen sich die Polizisten mit den Worten: "Das kann ja heiter werden." geäußert haben. Gegen 11:00 Uhr war aus den hinzugekommenen Menschen eine ansehnliche Sitzblockade entstanden ...
Etwa um die gleiche Zeit wurde bekannt, dass bei Eimstorf auf einer Länge von 20 Meter der Schotter aus dem Gleis entfernt worden war. Es hieß, das Gleis hänge teilweise in der Luft ...
Um kurz nach 10:00 Uhr verbreitete sich das Gerücht, durch Pisselberg gebe es kein Durchkommen mehr nach Hitzacker, weil die Polizei den Ort wegen eines Bombenalarms abgeriegelt habe.
Der Grund für die Aufregung war ein Sekt-Karton mit blinkenden Lämpchen, mit dessen "Entschärfung" sie auch um 11:00 Uhr noch beschäftigt war ...
Trotz der weiterhin bestehenden Blockaden auf der Strecke setzte der Castorzug um 13:00 Uhr seine Fahrt bis Lüneburg fort, wo er um 13:30 anhielt. Inzwischen machten sich etwa 1000 Menschen von "x-tausendmalquer" auf den Weg zur Straßentransportstrecke vor Gorleben ...
- CastorTicker und TAZ-LiveTicker -
- 94 Stunden seit Valognes -
Der von 92-Stunden-Rekord von 2010 ist gebrochen !
Der von 92-Stunden-Rekord von 2010 ist gebrochen !
(Quelle: CastorTicker)
3 Kommentare:
Wir hocken hier auch vor dem Tazticker und dem Castorticker.de..... es ist ja richtig spannend.
Unsere Bilder sind inzwischen online. Ich bastel gerade noch ein kleines Video.
Hut ab vor allen, die da heute noch an der Strecke aktiv sind, bei Sauwetter, Sturm und Regen.
@Frau Momo: Mein Video wird wohl noch etwas Zeit brauchen. Heute Nachmittag, bis gerade eben, war ich in unserer Pauluskirche. Da war heute ein kleiner Weihnachtsmarkt, der mit einer Gospel-Church zu Ende ging. Zwischenduch habe ich 18 Leute auf den Turm geführt: Trotz des Schietwetters.
Eine großartige Demonstration an einem naßkalten Novembertag. Aber ich frage mich: "Wohin mit dem verdammten deutschen Atommüll?" Irgendwo muss dieser strahlende Dreck ja hin. Gorleben als Endlager? Und in paar Jahren hat das Land Niedersachsen sein "Asse 2.0". Deutschland muss wohl diese atomare Gefahr gleichmäßig auf die Bundesländer verteilen. Oder alles ins Weltall schießen?!
Einen schönen Sonntag
wünscht Dir
Holger
PS: Trotz Höhenangst wollte ich eigentlich zur Turmbesteigung kommen. Aber heute war ich auf dem Weihnachtsmarkt.
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