In den Orten entlang der möglichen Transportstrecken trainieren die Atomkraftgegner seit vielen Wochen mögliche Situationen bei Sitzblockaden und die De-Eskalation gegenüber der Polizei.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) der Länder Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen bittet die Ministerien der beiden Länder, daraufhinzuwirken, dass der Atommülltransport abgesagt wird, weil es keine Bestätigung dafür gibt, dass die Polizisten keiner Strahlung ausgesetzt sein werden und weil das Umweltministerium des Landes Niedersachsen weiterhin alles unternimmt, die Daten bezüglich der wahren am Atommülllager bei Gorleben gemessenen Äquivalentdosis und die Auswertung der Daten bezüglich des zu erwartenden Jahresgrenzwerts zu verschleiern.
Die Ministerien versuchen die Bedenken der GdP zu zerstreuen und - wie im Vorfeld jedes Castor-Transports - die von den Atomkraftgegnern angekündigten Proteste, Demonstrationen und Aktionen zivilen Ungehorsams zu kriminalisieren. Der Tagesspiegel meldete gestern zum Beispiel, Herr Niehörster (Einsatzleiter) habe angekündigt, er wolle gegen Störer und Blockierer härter durchgreifen als im letzten Jahr. Nach De-Eskalation hört sich das nicht gerade an.
Obwohl sowohl die Atomkraftgegner wie auch die Ministerien des Landes Niedersachsen und die Polizei davon ausgehen, dass wohl aufgrund der Beruhigungspillen "Ausstieg aus der Atomkraft" und "Stilllegung von acht Atomkraftwerken" nicht mehr Menschen gegen den Atommülltransport demonstrieren werden, als im letzten Jahr, werden in diesem Jahr nach Medienberichten 19000 bis 20000 Polizisten aus der gesamten Bundesrepublik zusammengezogen, die für die reibungslose Durchführung des Transports sorgen sollen. Reibungen, die den Transport verzögern, sind - wie im Vorfeld jedes Castor-Transports - allerdings auch dieses Mal wieder zu erwarten.
Ausnahmezustand in Frankreich ...
Darüber, ob der Zug mit den atommüllbeladenen Castoren heute oder doch erst Morgen vom Startbahnhof in Valognes (Frankreich) losfahren wird gab es gestern noch keine gesicherten Angaben.
Sicher ist, dass "Sortir du nucléaire" (Organisation der französichen Atomkraftgegner) gestern Morgen meldete, der Verkehr in Valognes werde eingestellt. Zwischen Lison und Cherbourg gebe es auf einer Strecke von über 70 Kilometern keinen Bahnverkehr mehr. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF habe die Sperrung der Strecke auf ihrer Homepage angekündigt.
Außerdem wurde aus Frankreich bekannt, dass die dortige Verwaltung wohl äußerst nervös ist - wegen eines Camps in Valognes. Erwartet werden dort aber "nur" einige wenige hundert Atomkraftgegner. In Anbetracht dessen, dass Frankreich "Die Atomnation" Europas ist und dass laut "Greenpeace" beim Castor-Transport im letzten Jahr nur Aktivisten der Umweltschutzorganisation vor Ort waren, ist das allerdings schon eine beachtliche Wende in Frankreich, die Hoffnung macht. Und gerade eben meldet der Castor-Ticker, dass sich mittlerweile über 1000 Menschen im Camp bei Valognes versammelt haben. Auch Polizisten der Spezialeinheit CRS hätten dort Stellung bezogen.
Auf Anweisung der Präfektur und Anordnung der Stadt Valognes sind seit gestern sämtliche Straßen für den Verkehr gesperrt. Sogar das Parken ist verboten. Heute und Morgen seien manche Straßen sogar für Fußgänger gesperrt. Den Menschen ist damit der Weg zur Arbeit im Industriegebiet in der Umgebung des Verladebahnhofs verwehrt. Außerdem fällt in drei Gymnasien in Valognes heute der Unterricht aus - Zur Begründung heißt es, die Gymnasien lägen zu nahe am Bahnhof.
Die "Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg" (BI) schrieb gestern auf ihrer Homepage, die Verwaltung und die SNCF würden diese Maßnahmen offenbar für erforderlich halten - wegen des bereits erwähnten Camps in Valognes und weil im ganzen Land zahlreiche Gruppen für Blockaden mobilisieren. Ein derart breites Bündnis gegen einen Castortransport sei in Frankreich bislang beispiellos. Den Behörden scheine es nicht möglich zu sein, die Lage genau einzuschätzen. Daher würden sie massive Vorsorgemaßnahmen ergreifen.
Eigentlich ist das Thema "Nucléaire? Non merci!" in Frankreich tabu. Dank der massiven Reaktion von Verwaltung und SNCF ist der bevorstehende Castortransport nun aber im Bewusstsein der französischen Öffentlichkeit angekommen. Selbst große Zeitungen wie Libération würden darüber berichten.
... und Routine in Deutschland
Sicher ist auch, dass am Montag Nachmittag die Tieflader für den Straßentransport vom Verladekran in Dannenberg in das Atommülllager bei Gorleben per Bahn angeliefert worden sind.
Das Aktionsbündnis gegen den Castor berichtete gestern auf seiner Internetseite, das Verwirrspiel um die Abfahrtszeit des Zuges mit den Castoren scheine jetzt zu Spannungen zwischen Frankreich und Deutshland zu führen. Den Franzosen sei unbedingt daran gelegen, dass der Zug noch vor der Ankunft der Atomkraftgegner im Anti-Castor-Camp in Valognes abfährt. In Deutschland wolle man den Zug aber nicht früher am Hals haben als ursprünglich geplant. Falls es bereits heute losgeht, sehe der Fahrplan der Deutschen Bahn allerdings vor, dass der Zug eine Nacht lang unmittelbar vor der Grenze geparkt wird. Der genaue Ort werde allerdings geheim gehalten.
Zu der Großdemonstration am Samstag, 26.11.2011 werden in Dannenberg zehntausende Teilnehmer erwartet. Während die Organisatoren der Proteste im Wendland an diesem Termin festhalten, haben die Atomkraftgegner im Süden Deutschlands ihre Protestaktionen vorgezogen. Wie sie am Montag mitteilten, könne die "Südblockade" bereits am Donnerstag stattfinden. Die Initiativen "Widersetzen" und "X-tausendmal quer" hätten Blockaden auf Schienen und Straßen auf jeder der möglichen Strecken im gesamten Bundesgebiet geplant. Kindergärten und Sportvereine planen Laternenumzüge, und die Seniorinnen und Senioren des Widerstandes wollen sich in Sichtweite des Verladekrans auf mitgebrachten Sofas zur "Stuhlprobe" niederlassen.
- Fahrgelegenheiten und Mitfahrgesuche werden weiterhin auf der Internetseite der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" angeboten.
- Auch in den von "Anti-Atom-Oldenburg" organisierten Bussen mit Abfahrten in Aurich-Schirum, Leer, Westerstede, Oldenburg, Bremerhaven, Stotel, Rodenkirchen, Brake und Ganderkesee sind noch einige Plätze frei.
Die Reservierung von Sitzplätzen in diesen Bussen ist online auf der Internetseite von "Anti-Atom-Oldenburg" möglich.
Informationen zur Großdemonstration in Dannenberg, zur Anreise sowie zum Ablauf der Kundgebung gibt es auf der Internetseite des "Aktionsbündnisses gegen den Castor":
(Quellen: Tagesspiegel vom 22.11.2011, Focus Newsticker vom 22.11.2011, Greenpeace vom 22.11.2011, BI vom 22.11.2011 ,Castor-Ticker, Anti-Atom-Oldenburg, Wikipedia - Radioaktivität und Äquivalentdosis)
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