Donnerstag, 25. Dezember 2008

Traumbaum 2 - Die Rückkehr, Episode II

Am letzten Sonntag bin ich mich mit meiner Stichsäge im Notgepäck zu meiner Mutter gefahren, um ihren Weihnachtsbaum aufzustellen. Der junge Mann, der ihr den Baum verkaufte, hatte ihn zwar mit einer Kettensäge schon ganz gut unten angespitzt, aber: Man weiß ja nie - manchmal steckt der Teufel im Detail.

Rückblende:
Mein Vater hatte früher einmal auf der Werft, wo er als Maschinen- baukonstrukteur gearbeitet hatte, von seinen Arbeitskollegen einen selbstgeschweißten Weihnachtsbaumständer aus Altmetallresten be- kommen. Der war sehr massiv gearbeitet, sauschwer und hätte gut und gerne einen Viermeterbaum gehalten.

Nachdem mein Vater gestorben war, verkündete meine Mutter, sie wolle keinen Zwei- bis Zweieinhalbmeterbaum mehr haben. Für einen einmeterfünfziger Baum reiche auch ein weiniger massiver und damit für sie leichter zu handhabender Ständer aus. Daher haben wir vor einigen Jahren die Weihnachtsbaumständer getauscht. Wir hatten bis dahin immer eine Keramikschale gehabt, in welcher der eigentliche Weihnachtsbaumhalter, eine dreiarmige Metalldrahtkonstruktion, in deren Zentrum sich die Klemmvorrichtung befindet, eingeklemmt war. Seitdem ich den aus Schiffbaumetall geschweißten Weihnachts- baumständer meiner Mutter übernommen hatte, hat mich meine Frau zwar jedes Jahr wieder gefragt, warum ich mich immer auf's neue mit einem so schweren Monstrum abquäle, aber umgekippt ist uns noch keines unserer Einmeterfünfzigbäumchen.

Die Stichsäge habe ich nicht gebraucht. Der junge Mann hatte mit seiner Kettensäge ganze Arbeit geleistet. Als ich das gut zwei Meter hohe Prachtstück von Weihnachtsbaum aus dem Keller in das Wohnzimmer meiner Mutter transportiert hatte, machten wir uns auch gleich an die Arbeit. Ich hievte den Weihnachtsbaum über den Ständer. Meine Mutter bugsierte dem Stamm zentral über die Fixierspitze, und mit einer schnellen Abwärtsbewegung meiner Arme drang diese ein kleines Stück in die Schnittfläche des Stamms ein. Nachdem wir den Baum lotrecht ausgerichtet hatten, und meine Mutter ihn in dieser Position hielt, zog ich schnell noch die drei seitlichen Fixierschrauben an, und: Fertig - dachte ich jedenfalls.

Aber ich sollte mich zu früh gefreut haben. Als meine Mutter ihr traumhaft gewachsenes Prachtstück von Weihnachtsbaum los ließ, um es fortan für den kurzen Rest seines Lebens auf eigenem Fuß stehen zu lassen, neigte sich das gute Stück mit einem übel knirschenden Geräusch des Weih- nachtsbaumständers bedrohlich zur Seite. Als ich den Baum wieder in eine aufrechte Stellung bringen wollte, ertönte das hässliche Geräusch erneut. Die am Stamm des Baumes befestigte dreiarmige Metalldrahtkonstruktion mit der Klemmvorrichtung war mit dem Gewicht des Traumbaums schlicht überfordert. Sie versuchte sich verzweifelt an der Innenwand der Keramik- schale festzukeilen, was ihr auch in all den Jahren auch immer leidlich gelungen war, aber vor der diesjährigen Nordmanntanne musste sie leider kapitulieren. Um den zu groß geratenen Traumbaum vom letzten Jahr vor dem Kippen zu bewahren, hatte ich die Auflagefläche des Weihnachts- baumständers schon mit drei "Holzflügeln" vergrößert, die sich sich auf den Rand der Keramikschale stecken ließen. Aber da der Ständer dieses Mal in sich nachgab, war auch damit nichts mehr zu machen. So musste ich also unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren, und meine Mutter musste sich für die Zeit, die sie eigentlich fest für das Schmücken des Baums eingeplant hatte, etwas anderes ausdenken.

Am Montag habe ich für meine Mutter einen von diesen modernen Weihnachtsbaumständern mit einer Tretpedal-Klemmvorrichtung gekauft. Davon war ich so begeistert, dass ich für uns anschließend auch noch einen davon besorgt habe. Neben der wirklich praktischen Klemmmechanik haben diese Weihnachtsbaumständer auch noch den Vorteil, dass die Klemm-Klauen weit genug auseinander liegen, um auch dickere Stämme aufnehmen zu können. Das bedeutet für mich, dass ich mir in Zukunft die blöde Schnitzerei sparen kann. Da sehe ich der nächsten Weihnachts- baum-Aktion doch gleich viel gelassener entgegen. Und was die Höhe des Weihnachtsbaumes meiner Mutter angeht: Bei Zweimeterfünfzig ist Schluss. Mehr lässt die Raumhöhe des Wohnzimmers meiner Mutter definitiv nicht zu.


Traumbaum 2 - Die Rückkehr

1 Kommentar:

Dr. No hat gesagt…

Ist jetzt ein bisserl off-topic, aber ich habe mir mal erlaubt, Dir ein Stöckchen weiterzureichen. Gruß und schöne Feiertage

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