Die Ereignisse führten schließlich zum Krieg zwischen der englischen Kolonialmacht und Birma. Durch den Vertrag von Yandaboo zwischen der britischen Ostindien-Kompanie und dem König von Ava kam Arakan am 24. Februar 1826 unter britischen Schutz und wurde in Britisch-Indien integriert. Heute sind die Arakanesen eine Minderheit in Birma. Einige ihrer Nachkommen leben noch heute in Bangladesch und Indien.
Ausgrenzung
Im Norden Arakans lebt auch die aus nur etwa 800000 bis zu einer Million Menschen bestehende Minderheit der Rohingya. Während der britischen Kolonialzeit stellten die Rohingya dort die Bevölkerungsmehrheit.
Eigenen Angaben zufolge sind die Rohingya schon lange in Arakan ansässig und konvertierten vor etwa 1000 Jahren zum Islam. Die Region wird seit antiker Zeit von arabischen Händlern besucht und einige kulturelle Eigenschaften der Rohingya scheinen diese Theorie des Ursprungs zu unterstützen.
Die Regierung Birmas behauptet hingegen, die Rohingya seien erst in jüngerer Zeit zugewandert und betrachtet sie als illegale Einwanderer - oder deren Nachfahren - aus Bangladesch. Das im Jahre 1982 von den Militärmachthabern Birmas verabschiedete Staatsbürgerschaftsgesetz erkennt die Rohingya nicht als eine der 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen an und verwehrt ihnen den Anspruch auf die birmanische Staatsbürgerschaft.
Verfolgung und Diskriminierung
Die Vereinten Nationen bezeichnen die Rohingya als eine der am meisten verfolgten und unterdrückten Minderheiten der Welt. Ethnische Säuberungen und Völkermord sind immer das Werk einer Regierung oder eine Folge ihrer Untätigkeit, wenn eine größere Volksgruppe mit Gewalt gegen eine Minderheit vorgeht, ohne das die Regierung dagegen einschreitet.
Herr Sein (Birma, Präsident) hatte zwar nach erneuten tödlichen Übergriffen gegen die Rohingya im Juni 2012 den Notstand ausgerufen, aber die Schuldigen nicht zur Rechenschaft gezogen. Das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ schreibt in einer altuellen E-Mail an den Verteiler, die Angehörigen der Rohingya seien dem Hass der Bevölkerungsmehrheit ausgesetzt, weil sie eine dunklere Hautfarbe haben und die Mehrheit denke, die Rohingya würden ihr "die Jobs wegnehmen".
Es habe bereits entsetzliche Morde gegeben. Sogar Kinder seien zu Tode gehackt worden. Folter, Gruppenvergewaltigungen und Morde im Hinrichtungsstil: Alles deute auf ein bevorstehendes Horrorszenario hin, wenn niemand einschreite.
Das Schicksal der Rohingya in Birma hänge am seidenen Faden. Flugblätter seien im Umlauf, auf denen mit der Ausrottung dieser kleinen burmesischen Minderheit gedroht werde. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis es zu einem großen Massaker kommen könne. Herr Sein habe jedoch die Macht, das Personal und die Mittel, um die Rohingya zu schützen - er müsse dazu einfach nur den Auftrag erteilen.
Bisher habe die Regierung Birmas sich jedoch genau gegensätzlich verhalten. Erst kürzlich habe ein Regierungssprecher zugegeben, dass die Behörden dem Volk der Rohingya nur zwei Kinder zugestehen und Paaren, die heiraten möchten, dazu zwingen, eine Sondererlaubnis zu beantragen.
"Der Standard" berichtete am 27.05.2013 in seiner Online-Ausgabe die birmesische Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi habe diese Diskriminierung der Rohingya kritisiert. Es sei nicht gut und nicht mit den Menschenrechten vereinbar, wenn den Rohingya das Recht auf mehr als zwei Kinder verweigert werde.
Kampagne der ethnischen Säuberung
Seit bei Auseinandersetzungen zwischen der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit und den Rohingya im letzten Jahr rund 140000 Menschen in die Flucht getrieben wurden, wirft die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) der Regierung von Birma "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und eine "Kampagne der ethnischen Säuberung" gegen die Volksgruppe vor. Diese seien Opfer von Mord, Verfolgung, Deportation und Zwangsumsiedlungen. Nach Auskunft des internationalen demokratischen Netzwerks AVAAZ hätten Regierungsbehörden bei solchen "ethnischen Säuberungen" zugeschaut oder sich sogar daran beteiligt.
Ausgerechnet buddhistische Mönche, die in der Vergangenheit selbst von der Militärjunta Birmas verfolgt worden waren, sowie burmesische Beamte und Gemeindevorsitzende hätten, die arakanesische Bevölkerung organisatorisch und ideell bei der Durchführung koordinierter Angriffe auf muslimische Wohngebiete und Dörfer unterstützt, die im Oktober 2012 mithilfe der staatlichen Sicherheitskräfte erfolgten und der Einschüchterung und gewaltsamen Umsiedlung der Bewohner dienen sollten.
Den zehntausenden Vertriebenen wurde der Zugang zu humanitärer Hilfe verweigert und eine Rückkehr in ihre Häuser unmöglich gemacht. Einem Bericht der "ABC News" vom 22.04.2013 zufolge hat sich der Dalai Lama gegenüber den buddistischen Mönchen in Birma für ein Ende der Gewalt eingesetzt.
AVAAZ schreibt in der E-Mail, nachdem Herr Sein endlich dazu gezwungen worden sei, das Schicksal der Rohingya einzugestehen, habe er sich bislang jedoch geweigert, Maßnahmen durchzusetzen, die geeignet wären die Gewalt zu stoppen und den gefährdeten Menschen zu helfen. Solange er sein Verhalten nicht ändere, würde der drohende Völkermord wie eine dunkle Wolke über Birma und dem Rest der Welt hängen.
Herr Sein möchte etwas von Europa ...
In diesem Monat wird Herr Sein in Großbritanien und Frankreich für die Verbesserung der Handelsbeziehungen mit Birma werben. Das verschafft dem britischen Premierminister und dem französischen Präsidenten die Möglichkeit, Herrn Sein zugunsten der Rohingya zu beeinflussen. Viele Menschenleben könnten gerettet werden, wenn sie ihn bei ihrem Treffen bezüglich des Schutzes der Rohingya zum Handeln bewegen.
Als das Militär-Regime 2007 brutal gegen buddhistische Mönche vorging, unterstützte die AVAAZ-Gemeinschaft die Opposition in Birma mit Geldspenden und technischen Hilfsmitteln, um die Kommunikationssperre zu durchbrechen. Nach dem verheerenden Zyklon im Jahre 2008, der in Birma mindestens 100000 Todesopfer gefordert hatte, wies das Militärregime jedes offizielle internationale Hilfe zurück. Die AVAAZ Gemeinschaft sendete den Mönchen damals Direktspenden in Millionenhöhe und war damit ein Vorreiter bei den Hilfsaktionen.
Jetzt benötigt das Volk der von Verfolgung und ethnischer Säuberung bedrohten Rohingya in Birma die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. AVAAZ hat deshalb eine Petition an die Herren Cameron (Großbritanien, Premierminsiter) und Hollande (Frankreich, Präsident) verfasst. Sie lautet (Zitat):
An Premierminister David Cameron und Präsident François Hollande:
Als Bürger, die sich große Sorgen über die anhaltende Gewalt in Birma machen, fordern wir Sie dazu auf, den birmesischen Präsidenten bei Ihrem Treffen diesen Monat dazu zu drängen, die Rohingya mit allen notwendigen Mitteln zu beschützen und ihnen die Staatsbürgerschaft und alle gesetzlichen Rechte zu gewähren. Bitte bestehen Sie darauf, dass Birmas Präsident solche Maßnahmen ergreift und etwas gegen die Straflosigkeit der Angreifer unternimmt, um die Gewalt zu stoppen. Dies sollte eine Voraussetzung für verbesserte Handelsbeziehungen sein. Sie haben mehrfach erwähnt, dass frühes Handeln nötig ist, um Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern - jetzt ist der Moment gekommen, um diese Worte in die Tat umzusetzen.
In seiner E-Mail schreibt AVAAZ (Zitat): "Als vor 20 Jahren der Völkermord in Ruanda geschah, gab es unsere Gemeinschaft noch nicht. Hätten wir genug getan, um ihn zu stoppen? Zeigen wir den Rohingya jetzt unsere Antwort auf diese Frage."
Herr Sein möchte etwas von Europa. Dann sollte er im Gegenzug auch auch zu einer Gegenleistung bereit sein, die ihn nicht einmal etwas kostet und die seiner Regierung darüberhinaus zu einem höheren Ansehen in den Augen der Weltöffentlichkeit verhelfen würde.
(Quellen: AFP vom 14.06.2013 [engl.], Der Standard vom 27.05.2013, Heinrich-Böll-Stiftung vom 21.05.2013, Aljazeera vom 02.05.2013 [engl.], Human Rights Watch vom 22.04.2013, The Guardian vom 22.04.2013 [engl.], ABC News vom 22.04.2013 [engl.], BBC News vom 22.04.2013 [engl.], Gesellschaft für bedrohte Völker vom 15.02.2013, Der Spiegel vom 31.10.2012, Der Spiegel vom 19.07.2012, Amnesty International vom 20.06.2012, taz vom 12.06.2012, Wikipedia)
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