Dienstag, 16. Juli 2013

Antarktiskonferenz in Bremerhaven gescheitert


Antarktiskonferenz in Bremerhaven (ARD-Mittagsmagazin vom 15.07.2013)

Seit dem 11.07.2013 verhandelten in Bremerhaven 120 Wissenschaftler und Politiker aus über 25 Ländern im Rahmen der Anarktiskonferenz der "Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis" (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources, CCAMLR) über die Einrichtung eines Meeresschutzgebiets. Da einige der beteiligten Staaten aber offenbar primär wirtschaftliche Interessen verfolgten, müsste es wohl wieder einmal treffender heißen, dass darum geschachert und gefeilscht wurde.

Die CCAMLR wurde im Jahre 1982 gegründet, um angesichts des wachsenden Interesses an den Krillvorkommen der Antarktis, eine Überfischung der Bestände zu verhindern. Nebenbeibemerkt dient der Schutz für den Krill auch dem Schutz der Nahrungsgrundlage der großen Bartenwale.

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich verpflichtet, bis 2020 zehn Prozent der Küsten- und Meeresgewässer als Schutzgebiete auszuweisen. Dafür sollte unter anderem an den Küstenregionen der östlichen Antarktis und im Rossmeer das größte Meeresschutzgebiet der Welt geschaffen werden, dass dann etwa halb so groß wie Europa gewesen wäre. Wie das "Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz" (BMELV) auf seiner Internetseite schreibt, sollten einem Beschluss des Weltnachhaltigkeitsgipfels von 2002 in Johannesburg zufolge bis zum Jahre 2012 repräsentative Netzwerke von Meeresschutzgebieten ausgeweisen worden sein.

Der Beitrag der Bundesrepublik dazu sei ein Projekt im Weddellmeer, das eine von insgesamt neun Planungsregionen im CCAMLR-Vertragsgebiet des Antarktischen Ozeans ist und eine Fläche von rund 2,8 Millionen Quadratkilometern umfasst. Mit den wissenschaftlichen Vorarbeiten  für die Errichtung eines Schutzgebietes, die vom AWI in Bremerhaven federführend koordiniert werden, sei bereits begonnen worden.


Ein Indikator für den Klimawandel

Bereits am 10.07.2013 hatte die Nordsee-Zeitung auf ihrer Internetseite geschrieben, internationale Umweltorganisationen würden die Einrichtung von zwei Schutzgebieten in der Ost-Antarktis und im Rossmeer mit einer Fläche von mehr als drei Millionen Quadratkilometer fordern. Das hätten sie bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Atlantic Sail City Hotel unterstrichen.

Herrn Campbell (Antarctic Ocean Alliance) zufolge gehört das Rossmeer in der Süd-Antarktis bisher zu den am wenigsten von Umweltverschmutzung, Klimawandel, und Überfischung betroffenen Ozeanen. Trotzdem ist der der antarktische Ozean, eines der letzten intakten Ökosysteme der Erde, aber unter anderem auch durch die Fischerei bedroht. Er beheimatet mehr als 10000 Tierarten. Pinguine, Seelöwen, Robben, Wale und zahlreiche weitere Tierarten bewohnen diesen einzigartigen Lebensraum.

Darüberhinaus ist die nahezu vom Menschen unberührte Region von großem Interesse für die Wissenschaft: An ihr können Wissenschaftler die Auswirkungen des Klimawandels ablesen. Herr Groß (Deepwave) hatte wohl auch deshalb die besondere Rolle der Antarktis in der globalen Klimastruktur hervorgehoben.


Chance vertan!

Nachdem die Einrichtung der Meeresschutzgebiete im Herbst 2012 schon einmal aufgrund des Widerstands von Russland, China, Japan, Südkorea und Norwegen nicht zustande kam, ist die Antarktiskonferenz heute an ihrem letzten Tag erneut gescheitert. Da die Konferenz nur einstimmige Beschlüsse fassen kann, kam aufgrund "rechtlicher Bedenken" Russlands und der Ukraine kein einstimmiger Beschluss zustande.

Herr Campbell, der sich mit Film-Projekten seit vielen Jahren für den Schutz der Antarktis einsetzt, schreibt in seinem Blog (Zitat):
"Seeing the politics unfold in a hot conference room in Germany was surreal. I couldn’t help but think back to those fledgling Emporer penguin chicks I filmed years ago in the Ross Sea. They would now be sitting out in some blizzard huddling together to survive the cold, while  25 people at the opposite end of the world decide the fate of their home – the world’s last great ocean wilderness."

"Zu sehen, wie die Politik sich in einem heißen Konferenzraum in Deutschland entwickelte, erschien mir unwirklich. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich musste an diese Kaiserpinguin Küken denken, die ich Jahre zuvor im Rossmeer gefilmt hatte. Sie werden jetzt gerade draußen dicht zusammengedrängt, sich gegenseitig wärmend, in irgendeinem Schneesturm sitzen um die Kälte zu überleben, während 25 Menschen am gegenüberliegenden Ende der Welt über das Schicksal ihrer Heimat - der letzten großen Meereswildnis der Welt - entscheiden."


Vermutlich werden die "rechtlichen Bedenken" der Vertreter der beiden Blockade-Staaten wohl eher Bedenken wirtschaftlicher Natur gewesen sein. Sie sprachen der Konferenz die Zuständigkeit ab, ein so großes Schutzgebiet in der Antarktis ausweisen zu können.

Dafür werden sie dann aber für sich ganz selbstverständlich das Recht in Anspruch nehmen, die letzten Resourcen der Erde zu plündern. Sie gefährden damit nicht nur kaltblütig die Lebensgrundlage von 10000 heute in der Antarktis lebenden Tierarten, sondern auch die zukünftige Nahrungsgrundlage ihrer eigenen Kinder und Kindeskinder.

Aber wie meistens wenn es darum geht, die Lebensgrundlagen und die natürlichen Resourcen unseres Planeten für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, gibt es immer wieder auch diejenigen, die solchen Bestrebungen aus kurzsichtiger Profitgier entgegen stehen.


(Quellen: Stern vom 16.07.2013, Radio Bremen vom 16.07.2013, Tagesschau vom 16.07.2013, Nordsee-Zeitung vom 16.07.2013, taz vom 15.07.2013, Berliner Tagesspiegel vom 15.07.2013, WDR vom 15.07.2013, Nordsee-Zeitung vom 15.07.2013, Der Spiegel vom 13.07.2013, Nordsee-Zeitung vom 12.07.2013, vom 11.07.2013 und vom 10.07.2013, Greenpeace vom 21.05.2013, Antarctiv Oceans Aliance, BMELV )

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