Mittwoch, 28. Juli 2010

Die Geier kreisen über Afghanistan

FriedenstaubeIn den schwer zugänglichen Gebirgsregionen des Hindukusch, lagern riesige Mengen an Bodenschätzen. Der "Focus" berichtete am 14.06.2010, Vertreter des US-Verteidigungsministeriums und US-Geologen seien in Afghanistan auf Rohstoffvorkommen im Wert von einer Billion Dollar gestoßen. Neben dem Bericht im "Focus" verbreitete sich Mitte Juni die "sensationelle Meldung" wie ein Lauffeuer auch über Beiträge in anderen Medien. Komisch ist nur, dass der "Spiegel" bereits am 19.12.2009 in seiner Online-Ausgabe über das Thema "Bodenschätze in Afghanistan" berichete. Haben die Spiegel Journalisten möglicherweise vielleicht hellseherische Fähigkeiten?

Vermutlich wird die Kenntnis darüber aber vorher lediglich mehr oder weniger erfolgreich vertuscht worden sein. Besser, die Menschen bleiben im Glauben, der Krieg in Afghanistan werde für den Frieden geführt. Jetzt berichtete auch der "Weltspiegel" in seiner Sendung vom 25.07.2010, allerdings aus der Perspektive der afghanischen Stammesgesellschaften, über ein breites Band aus Kupfer, Eisenerzen, Smaragden, Gold, Lithium und vielem mehr, das sich sich quer über den Hindukusch ziehe. Lithium ist der Rohstoff für die Produktion von Lithium-Akkus, die in Notebooks, Digitalkameras, Mobiltelefonen etc. zum Einsatz kommen. Der Focus schrieb in seinem Bericht, einer internen US-Ministeriumsnotiz zufolge könne Afghanistan für Lithium der Stellenwert zukommen, den Saudi-Arabien für Öl einnimmt. Die Erzvorkommen seien so riesig, dass das verarmte Land zu einem der weltgrößten Bergbauzentren aufsteigen und mit den Gewinnen aus dem Verkauf der Bodenschätze zu einem der reichsten Länder der Welt werden könnte.


Krieg um Rohstoffe

Schon die Soldaten der Sowjet-Armee starben offensichtlich nicht nicht für den Frieden in Afghanistan, sondern für die ganz gewöhnliche Gier nach dem schnellen Geld. Die "Entdeckung" der USA beruht auf Karten- und Datenmaterial sowjetischer Bergbauexperten, die, wie im Bericht des "Focus" zu lesen ist, noch aus der Zeit der sowjetischen Besatzung in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, und die beim Rückzug der Sowjetarmee afghanischen Geologen in die Hände gefallen sind.

Als nach dem Rückzug der Sowjetunion aus Afghanistan die bis dahin vom Westen gegen die sowjetischen Besatzer unterstützten Taliban ihre Schreckensherrschaft etablierten, und die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September auf das World-Trade-Center in New York nach Rache schrien, starben bald die Soldaten der anderen militärischen Weltmacht in Afghanistan. Anfangs angeblich, um den Drahtzieher der Terroranschläge in den USA Bin Laden aufzuspüren und zu verhaften ... - wenig später, um dem Land wieder einmal den Frieden zu bringen. Auf den Blitzkrieg aus der Luft folgten die Bodentruppen der US-Army und der "Koalition der Willigen".

Bin Laden und sein Terror-Netzwerk gibt es immer noch. Die Taliban wurden zwar in den Untergrund gedrängt, sind aber nach wie vor unbesiegt.

Die technisch hochgerüstete Armee der "Weltmacht USA", ebenso wie die inzwischen im Land stationierten, gleichfalls hochgerüsteten Armeen ihrer Verbündeten, haben keine Chance, diese aus dem Verborgenen heraus zuschlagenden Untergrundkämpfer zu besiegen. Diese schmerzhafte Lektion hatte vor ihnen schon die Sowjetunion lernen müssen, und so langsam dämmert es auch den Regierungen der westlichen Beteiligten am Afghanistankrieg, dass die Taliban mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen sind.


Es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen

Angeblich soll die vom Westen etablierte Regierung in Kabul ab 2014 in eigener Regie für den Frieden in Afghanistan sorgen. Das sei so beschlossen worden, berichteten die Medien in den vergangenen Tagen. Dass der regulären afghanischen Armee gelingt, woran zwei Weltmächte gescheitert sind, bezeifele ich. Sollte es ihr jedoch gelingen, dann hätte der Rest der Welt die Hände frei um sich auf die Schätze Afghanistans zu stürzen. Die Geier kreisen schon ...

Experten des US-Verteidigungsministeriums schüren derweil Hoffnungen auf mögliche billionenschwere Geschäfte mit den Schätzen Afghanistans. Das Bergbauministerium der afghanischen Regierung hält die amerikanischen Schätzungen allerdings für sehr zurückhaltend. Nach den eigenen Berechnungen betrage der Wert der afghanischen Bodenschätze das dreifache der Schätzungen der Amerikaner. Klar: Je größer der Wert, desto höher werden die Lizenzgebühren für die Schürfrechte ausfallen.

Herr Sharma (Chef der indischen Minenvereinigung) meint, es könne sein, dass nach den Sowjets auch die Amerikaner eigene Untersuchungen gemacht hätten, aber Indien müsse selbst nachforschen, um den Wert der Rohstoffvorkommen abschätzen zu können. Erst wenn man im Berg sei, und tatsächlich auf Rohstoffvorkommen stoße, kenne man den wahren Wert der Mineralien.

Auch China hat Interesse an der Ausbeutung der afghanischen Bodenschätze angemeldet. In zwei Jahren wollen sie tausende Tonnen Kupfer aus der Mine Aynak südlich von Kabul holen. Um an die gewinnversprechende Lizenz zu kommen, haben die Chinesen versprochen Schulen und Straßen zu bauen. Solche Versprechen kommen mir irgendwie bekannt vor. Folgen auf die deutschen "Aufbauhelfer in Uniform" die "Aufbauhelfer des chinesischen Neokapitalismus"? Nach den Vorstellungen Chinas sollen afghanische Arbeiter Jobs im Bergbau bekommen. Das Erfolgsmodell des chinesischen Wirtschaftswunders auf dem Rücken billiger Arbeitskräfte könnte mit der Ausbeutung afghanischer Bodenschätze und afghanischer Arbeitskräfte zum Exportschlager werden - vorausgesetzt, der Gewinn des chinesischen Bergbauunternehmens würde nicht durch Terroranschläge der Taliban geschmälert.

Bisher bauen die Menschen der Stämme in den Bergen Afghanistans die Smaragde in der stickigen Luft ihrer Minen tief im Berg traditionell mit Hammer und Meißel in eigener Regie ab. Manchmal helfen sie auch mit etwas Dynamit nach, das noch aus der sowjetischen Besatzungszeit stammt. Der Erlös aus dem Verkauf der Edelsteine sichert ihre Existenz. Selbst für geringe Mengen der grünen Steine bekommen sie auf dem Markt in Kabul so viel Geld, dass ein ganzes Dorf ein Jahr davon leben kann. Weder die Regierung in Kabul noch Aufständische aus der Region haben jemals Anspruch darauf erhoben. Die Menschen der afghanischen Stammesgesellschaften wollen unter sich bleiben. Sie wollen weiterhin so leben und arbeiten wie bisher.

Sollte die afghanische Regierung die Bergbaurechte an China verkaufen, dann wäre es vorbei mit dem Reichtum der Stämme aus ihren Minen und ihrer Arbeit in Freiheit. Noch ahnen sie nicht, dass ihre Mine bald von einer Firma aus Indien oder China ausgebeutet werden könnte. Sie haben keine Vorstellung davon, was die Regierung im fernen Kabul zusammen mit den ausländischen Firmen plant. Die nächsten Konflikte sind bereits vorprogrammiert, denn irgendwann werden sie dahinter kommen.

Indiens Sorge gilt bereits heute einem zu starken Einfluss Chinas in Afghanistan. Es sieht seine Interessen gefährdet und hofft auf das Interesse der USA an den afghanischen Bodenschätzen. Die Chinesen hätten zwar durch die gemeinsame Grenze mit Afghanistan den Vorteil, dass sie die Ausbeute gleich nach Hause transportieren könnten. Aber solange die USA Truppen in Afghanistan hätten, würden diese sicher dafür sorgen, dass sie selbst nicht zu kurz kämen.


Ein Schelm der Böses dabei denkt?

Und welche Interessen - abgesehen vom Bau neuer Schulen und Straßen - verfolgen die Kriegsbefürworter des Landes, das nach Aussage seines ehemaligen Bundespräsidenten in Anbetracht seiner Außenhandelsabhängigkeit wissen muss, dass manchmal auch militärische Mittel zur Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen notwendig sind, wirklich in Afghanistan? Sterben und töten auch deutsche Soldaten in Wahrheit im Kampf um die Verteilung des fetten afghanischen Kuchens?

Herr Prof. Ratschbacher (Sächsische TU Bergakademie Freiberg) sagte der Tagesschau am 24.06.2010, die Vorarbeiten für die angeblich überraschenden Funde gigantischer Mengen an Bodenschätzen hätten Deutsche schon in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts geleistet. Die Kenntnis über reiche Bodenschätze in Afghanistan war in Deutschland also schon seit ungefähr 40 Jahren vorhanden.

Und: Herr Karsai (Afghanistan, Präsident) sagte, sein Land sollte zuerst den Ländern Zugriff bei der Ausbeutung der am Hindukusch vermuteten Bodenschätze gewähren, die sein Land in den vergangenen Jahren massiv unterstützt haben.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt?


(Quellen: Spiegel Online vom 19.12.2009, Focus online vom 14.06.2010, Stern online vom 14.06.2010, Der Standard vom 18.07.2010, Spiegel vom 18.07.2010, Focus vom 20.07.2010, Der Standard vom 20.07.2010, ARD-Tagesschau vom 24.06.2010, ARD-Weltspiegel vom 25.07.2010)

3 Kommentare:

Helmut hat gesagt…

Ich glaube bis heute NICHT, daß der Anschlag auf das World Trade Center tatsächlich durch Herrn Bin Laden ausgeführt wurde. Sondern durch die "lieben amerikanischen Freunde himself". Nun ist die Wahrheit über den Krieg (Äußerungen durch Horst-wer?) und die Zustände am Hindukusch (Internet) ans Tageslicht gekommen. Doch unser Politiker lügen weiter ohne dabei rot zu werden. Glaubt denn unsere FDJ Tussi allen Ernstes, daß D etwas von den Bodenschätzen dort abbekommt. Ich nicht !!! Auch die hochgerüsteten "Staatengemeinschaft" wird am Hindukusch scheitern, wie zuvor schon die Russen. Und danach geht es weiter mit der Kriegstreiberei - zur Abwechslung mal im Nahen Osten.

juwi hat gesagt…

@Helmut: Sollte das, was du glaubst, der Wahrheit entsprechen, und Herr Bush und die US-Republikaner wären dafür verantwortlich, dann wäre das so ungeheuerlich, dass niemand es glauben könnte. Jedenfalls so lange nicht, bis dafür eindeutige Beweise vorliegen.

Auch ich habe im Internet auf verschiedenen Seiten Spekulationen gelesen, die versuchen Anhaltspunkte aus unterschiedlichen Quellen zu Indizienketten zu verknüpfen, die dann die Vermutung nahelegen, dass es so gewesen sein könnte, wie du glaubst. Mir fehlen jedoch die Mittel, das alles so nachzuprüfen, dass ich einen schlüssigen Beweis damit führen könnte. Außerdem frage ich mich, nachdem ich auf vielen Seiten darüber gelesen habe, wer da von wem abgeschrieben hat.

Ich kann also entweder der offiziellen Version der Geschichte glauben, die ausschließlich auf Quellen der US-Regierung beruht, oder ich kann den Spekulanten und ihren konstruierten Indizienketten glauben, deren Wahrheitsgehalt ich jedoch ebensowenig nachweisen kann, wie den der US-Quellen.

Wer auch immer in Wahrheit hinter dem 3000-fachen Mord steht: Für mich ist der Terroranschlag auf die Türme der World Trade Center ein Verbrechen, dessen Ausmaß ich nicht in Worte fassen kann. Das war nicht nur ein Anschlag auf das Leben tausender unschuldiger Menschen, sondern ebenso auf den Weltfrieden - mit allen bekannten Folgen für die Freiheit in den Staaten der "westlichen Welt", Tod und Zerstörung in Irak, Förderung der Fundamentalisten in Iran und weitere Destabilisierung des Nahen Ostens sowie den inzwischen seit zehn Jahren andauernden Krieg der USA und ihre Koalition der Willigen gegen die Taliban in Afghanistan, der später von der NATO fortgesetzt wurde!

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Ganz erhlich lieber Jürgen,....ich denke das Gleiche wie Helmut.....bin auch der Meinung, dass der Anschlag auf das World Trade Center schon lange voher geplant war, aber nicht von den Bin Laden´s.....Es mußte ja eine Grund gefunden werden, der auch so heiglühend von der Bevölkerung unterstützt wird, um wieder mal Krieg anzufangen.....
Aus dem Vitnam-Krieg hatte man gelernt, dass man die Unterstützung der Bevölkerung braucht und auch die Bereitschaft etwas dagegn zu tun.

Ja, ja, ....ich weißt ja.....lach.....ich interessiere mich nicht für Politik,....ich mach´mir halt nur ab und am mal ein paar Gedanken.....
Sei lieb gegrüßt
Rosi

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