Montag, 19. Juli 2010

Auto, Auto






Bremerhaven: Zahlreiche Autozüge warten auf die Entladung ...

Überraschender Weise boomt es im Hafen auf dem Bremerhavener Auto-Terminal plötzlich wie schon seit langem nicht mehr. Gestern war ich den ganzen Tag bei - trotz überwiegend sonnigem Wetter - angenehmen, sommerlichen Temperaturen mit dem Fahrrad unterwegs. Auf dem Rückweg bin ich durch das Freihafengebiet gefahren, und konnte mich selbst vom Autostau im Hafen überzeugen. Dort, wo vor kurzem noch mehr Asphalt als Blech zu sehen war, stehen die Autos wieder dicht an dicht und die Richtung Bremerhaven rollenden Autozüge sorgen derzeit unablässig für Nachschub.

Der Grund dafür sei, dass die Autohersteller kurz vor den Werksferien die Produktion noch einmal hochgefahren hätten, war am 15.07.2010 in der Nordsee-Zeitung zu lesen. Allein in dieser Woche seien 47000 Autos zu entladen und auf die Schiffe zu fahren. Schon zu normalen Zeiten vor Beginn der Weltwirtschaftskrise war der Platz auf den Abstellflächen und in den "Parkhäusern" manchmal knapp. Wenn unsere Freunde aus dem Frankenwald bei uns zu Besuch sind, dann sind sie jedesmal auf neue tief beeindruckt von der unübersehbaren Menge von Neuwagen, und jedes Mal stellen sie die gleiche Frage: "Wer soll die ganzen Autos nur alle kaufen?"







... und haushohe Autofrachter warten auf die rollende Fracht

Der Umschlagsanstieg sei in dieser Form nicht absehbar gewesen, berichtete die Nordsee-Zeitung, da die Autohersteller in ihren Ankündigungen bisher eher vorsichtig gewesen seien. Jetzt könne es ihnen gar nicht schnell genug gehen. Falls die Verladung in Bremerhaven nicht schnell genug abgewickelt werden könne, hätten einige von ihnen schon gedroht, in Konkurrenzhäfen auszuweichen. Die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) gehe davon aus, dass auch in den kommenden Wochen und Monaten mehr Fahrer gebraucht werden würden. Die Autobranche sei – auch über die Werksferien hinaus - wieder optimistischer. Der positive Trend verfestige sich.

Auch beim Gesamthafenbetriebsverein (GHB) wird die Lage laut Nordsee-Zeitung ähnlich eingeschätzt. Der GHB ist eine Art "Leiharbeitsfirma", die Hafenarbeiter jeweils dort einsetzt, wo sie gerade gebraucht werden. Als der Autoumschlag im Verlauf der Weltwirtschaftskrise immer weiter zusammenbrach, hatte der GHB im vergangenen Jahr knapp 100 Hafenarbeiter entlassen und 200 tariflich vom Hafen- zum Lagerarbeiter herabgestuft. Jetzt würden ungefähr 150 weitere Hafenarbeiter benötigt, die der GHB aber nicht kurzfristig zur Verfügung stellen könne. Der GHB gehe davon aus, dass 100 Fahrer wieder fest eingestellt werden könnten. Dazu wolle der GHB bevorzugt die entlassenen Mitarbeiter mit den meisten Punkten gemäß Sozialauswahl wieder eingestellen. Dabei könnte es jedoch noch zu Problemen kommen: Wegen des umstrittenen Sozialplans hatten zahlreiche GHB-Mitarbeiter haben gegen ihre Kündigung geklagt und in erster Instanz vor den Arbeitsgerichten gewonnen. Das Landesarbeitsgericht wird darüber aber erst im nächsten Frühjahr entscheiden.


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 15.07.2010)

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