Samstag, 25. Mai 2013

Atomic Africa

Atomkraft? Nein Danke!In manchen afrikanischen Ländern kann man
verhaftet werden, wenn man über die Hintergründe
des dortigen Uran-Abbaus berichtet. So ist es dem
kongolesischen Umwelt- und Menschenrechtsakti-
visten Golden Misabiko im Jahre 2009 ergangen.


Darüber schreibt die Anti-Atom Initiative "Anti-Atom Bremen" in einer E-Mail, die ich über einen Verteiler erhalten habe. Im Rahmen der Fertigstellung des Dokumentarfilms "Atomic Africa", in dem Herr Misabiko eine zentrale Rolle spielt, unternimmt er jetzt eine Vortragsrundreise durch Deutschland. Am 06.06.2013 wird er in Bremen sein und zum Thema "Uranabbau und seine Folgen in Afrika" referieren. Am gleichen Tag wird der Film erstmals in Deutschland zu sehen sein.

Herr Misabiko ist Aktivist in der afrikanischen Vereinigung für den Schutz der Menschenrechte (ASADHO) und der African Uranium Alliance. Im Jahre 2009 hatte er in seinem Heimatland einen Bericht über die Folgen des Uranabbaus durch den französischen Konzern AREVA veröffentlicht woraufhin er wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit" verhaftet worden war.

Amnesty International bezeichnete Herrn Misabiko damals als "gewaltlosen politischern Gefangen". Im dem Bericht Herrn Misabikos wird die Regierung Kongos der Mittäterschaft bei der illegalen Förderung von Uran beschuldigt. Nur aufgrund internationaler Proteste war Herr Misabiko aus der Haft entlassen worden, musste seine Heimat jedoch verlassen. Heute lebt er in Südafrika. Er berichtet weiterhin über die Folgen des Uranabbaus in Afrika und benennt die Verantwortlichen.


Die Lüge von der "sauberen Atomenergie"

AREVA ist Weltmarktführer im Bereich der Atomtechnik. Der Atomkonzern ist auf dem afrikanischen Kontinent nicht nur im Kongo, sondern unter anderem auch in Mali und Niger aktiv. Die Uranmine in Niger ist die weltweit größte und AREVA ist der größte Arbeitgeber im Land. Rund um die Städte Arlit und Akokan sollen sich mittlerweile rund 35 Millionen Tonnen Abraum türmen, jährlich sollen einige Hunderttausend Tonnen hinzukommen. Kritiker werfen der AREVA vor, die Gesundheit der Menschen zu gefährden und die Umgebung radioaktiv zu kontaminieren.

In einem Artikel des Anti-Atom-Netzwerks "contrAtom" vom 06.07.2011 heißt es dazu (Zitat):
.. In Niger sind die Auswirkungen des Uranabbaus besonders deutlich: Notwendige Sicherheitsmaßnahmen – wie zum Beispiel Atemschutzmasken für Minenarbeiter – sind jahrzehntelang missachtet worden. Radioaktiver Abraum wird unter freiem Himmel gelagert. Mit dem Wind wird der Staub davongetragen.

Die Tagebaumine ist ein gigantisches Loch in der Erde: Bis zu 80 Meter tief haben sich die Menschen in die Tiefe gesprengt, um an die uranhaltigen Schichten zu kommen. Staubwolken steigen auf: nach jeder Sprengung und jedes Mal, wenn ein Bagger seine Schaufel über einem der riesigen Lkw entlädt. Betrieben wird die Mine seit rund 40 Jahren von einer Tochterfirma des staatlichen französischen Nuklearkonzerns, der früher Cogema hieß und heute AREVA heißt. Der Staat Niger hält an der Firma knapp 40 Prozent der Anteile.

AREVA wird im Jahr 2013 in einer weiteren Mine Nigers Uran fördern. Sie wird zu den größten weltweit gehören: 5000 Tonnen Uran sollen dort jährlich ausgebeutet werden. Viel mehr, als derzeit in den beiden bereits bestehenden Minen zusammen. Insgesamt will Niger seine Förderleistung in den kommenden Jahren auf jährlich 10.500 Tonnen erhöhen. Der Wüstenstaat würde damit der größte oder zweitgrößte Exporteur der Welt.

Im November 2009 hat Greenpeace, in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen französischen Labor CRIIRAD und einer Umweltorganisation aus Niger, in den Städten Arlit und Akokan im Norden Nigers Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind schockierend. Durch den frei herumwehenden Uranstaub aus den Tagebauminen und von den Müllhalden sind Luft, Wasser und Boden teilweise stark verseucht. Bei vier von fünf Wasserproben aus der Umgebung von Arlit, nur wenige Kilometer von einer Mine entfernt, liegt die Urankonzentration höher als der WHO-Grenzwert für Trinkwasser zulässt. Im benachbarten Akokan liegen die Strahlungswerte 500-fach höher als die normalen Hintergrundwerte in der Umgebung. 80.000 Menschen sind durch die radioaktive Belastung gefährdet. ..
.. Vor allem Ureinwohner sind vom Uranbergbau massiv betroffen. Denn die meisten Uranminen liegen auf dem Land von indigenen Völkern: von Tuareg in Niger, Aborigines in Australien, Indianern und Inuit in Kanada, Indianern in den USA und Adivasi in Indien. Rücksichtslos wird der lukrative Rohstoff abgebaut, ohne die Arbeiter und Anwohner über die Gefahren des Bergbaus zu informieren und vor den katastrophalen gesundheitlichen Folgen angemessen zu schützen.

Die Energiewirtschaft hat kein Interesse an einer Offenlegung der Herkunft des Urans, da sie möglichst kostengünstig produzieren möchte.

Während sich die Bundesregierung ihrer Verantwortung entzieht, nehmen unter den Ureinwohnern nahe der Uranminen Leukämie, Haut- und Lungenkrebs stark zu. Wer Atomenergie nutzt, muss sich auch zu seiner Verantwortung für die Opfer des Atomkreislaufs bekennen! ..

Soviel also zu der angeblich sauberen, weil CO2- und abgasfreien Atomkraft ... - wobei selbst die Behauptung "abgasfrei" schon eine glatte Lüge ist: Über den verharmlosend "Abluftkamin" genannten Schornstein der Atomkraftwerke werden bereits im "Normalbetrieb" radioaktive Gase wie (Krypton-85) Halbwertszeit 10,756 Jahre) oder das instabile Wasserstoffisotop Tritium in die Umwelt emittiert.

Bei Wikipedia heißt es, Tritium könne in Form von Wasser im Körper gespeichert und umgesetzt werden. Einer Studie aus dem Jahre 2008 zufolge könne es sich in die Erbsubstanz einlagern, was vor allem bei einer Schwangerschaft problematisch sein könne. Eine andere Studie komme sogar zu dem Schluss, dass die Wirkung von Tritium bisher um den Faktor 1000 bis 5000 unterschätzt worden sein könnte.


Von Afrika über Deutschland in die Welt

Die Zustände im Bereich der Uran Abbaugebiete werden zunehmend schlimmer und die Nicht Regierungsorganistionen in Afrika und anderen vom Uranbergbau bedrohten Regionen, die sich dagegen zur Wehr setzen, werden bedrängt. Sie benötigen dringend internationale Solidarität.

Mit der Vortrags- und Filmveranstaltung will die Anti-Atom Initiative "Anti-Atom Bremen" auf den viel zu wenig beachteten Uranbergbau und seine Gefahren aufmerksam machen. Sie weist darauf hin, dass das in Afrika und anderen Regionen der Welt unter oft haarsträubenden Bedingungen nach neokolonialem Muster abgebaute Uran unter anderem auch in der Uran-Anreicherungsanlage "Gronau" weiterverarbeitet wird.

Von dort werde es in Form von Brennstäben für den Betrieb von Atomkraftwerken weltweit exportiert, um dann als hochradioaktiver Atommüll zu enden, für den es weltweit kein einziges Atommülllager gibt, in dem er über Millionen von Jahren, sicher von der Biosphäre abgeschirmt, gelagert werden könne.



Uranbergbau, Atomindustrie und Widerstand in Afrika
- Vortrag von Golden Misabiko -

Film "Atomic Africa"

Ein politisches Road-Movie durch das Nukleare Afrika.
Dokumentarfilm (D 2013, 90 Minuten)
Uganda, Tansania, Kongo, Südafrika, Niger, Frankreich
Autor, Regie und Kamera: Marcel Kolvenbach
  • Am 06.06.2012
  • Um 20 Uhr
  • Im "Paradox"
    Bernhardstr. 10-12
    28203 Bremen


 
(Quellen: E-Mail-Verteiler, Amnesty International vom 17.08.2009, contrAtom vom 06.07.2011, publicnomad, Kommunikationszentrum "Paradox" )

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