Montag, 25. Juni 2012

Besuch aus Hamburg

Die "Cap San Diego" auf der Weser auf dem Weg zur Columbuskaje

Am Samstag Abend bekam Bremerhaven hohen Besuch aus Hamburg. Die "Cap San Diego", das größte fahrtüchtige Museums-Frachtschiff der Welt, machte bis Sonntag Mittag an der Bremerhavener Columbuskaje fest.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in der auch Frachtschiffe noch wie "richtige Schiffe" aussahen und nicht wie zu groß geratene Stahlschachteln, die vorn und achtern nur grob angespitzt worden sind. Die "Cap San Diego" ist ein schönes Beispiel für den Schiffbau aus dieser Zeit. In meinem Video ist die Ankunft des Schiffes vor dem Kreuzfahrtterminal an der Columbuskaje zu sehen. Da sie zum Anlegen erst mithilfe von Schleppern "auf die richtige Seite gedreht" werden musste, zeigt sich "Cap San Diego" von nahezu jeder ihrer schönsten Seiten.

Die Frachtschiffe, die heute unterwegs sind, machen nur noch für einige Stunden an der Stromkaje fest, um ihre Container umzuschlagen. Mit den Containerbrücken und den Van-Carriern, sowie einem gigantischen Logistik-Aufwand im Hintergrund sind sie so schnell wieder unterwegs, dass den Besatzungen für einen Landgang keine Zeit mehr bleibt.

Damals dauerte das Entladen und Beladen dieser Stückgut-Frachtschiffe noch wesentlich länger. Für Häfen, in denen es an der nötigen Infrastruktur mangelte, ließen sich diese Arbeiten auch mit dem bordeigenen Ladegeschirr erledigen. Die Besatzungen hatten noch Zeit für ausgiebige Landgänge und trugen wesentlich zum Leben und zum Stadtbild in Hafenstädten wie Bremerhaven oder Hamburg bei. Sie waren ein wesentliches Standbein für die Kneipenszene, die Vergnügungsviertel, aber auch für die "ganz normalen" Geschäfte in den Hafenstädten. Eine Geschichte von einer Begebenheit mit einem Seemann aus dieser Zeit erzählten einmal meine Großeltern, die in der Hafenstraße einen Feinkost- und Lebensmittelladen führten.

Der Seemann hatte sich im Laden umgesehen, während meine Großeltern gerade noch andere Kunden bedienten. Als er an die Reihe kam, bedeutete er ihnen unter anderem sein Interesse an einer dieser damals in Mode kommenden Konservendosen mit fertig zubereitetem Hundefutter. Mit der sprachlichen Verständigung haperte es zwar etwas, aber der Verkauf der Waren ging trotzdem reibungslos über die Bühne, und der Kunde verließ zufrieden den Laden meiner Großeltern.

Einige Wochen vergingen, bis sein Schiff wohl wieder einmal in einem der Bremerhavener Häfen lag und der Seemann kam wieder in den Laden. Dieses Mal war er in Begleitung eines leidlich deutsch sprechenden Kameraden, der meinen Großeltern den herzlichen Dank des Seemanns für das köstliche Dosenfleisch übersetzte, das ihm vorzüglich geschmeckt habe ...

Viel geblieben ist von diesem besonderen Flair in den heutigen Hafenstädten nicht. Wenn man einmal das Glück haben sollte, auf einen älteren Menschen zu treffen, der aus seiner Fahrenszeit auf einem dieser Schiffe zu erzählen weiß, dann tauchen manchmal noch Fragmente aus jener Zeit auf und lassen sie vor dem inneren Auge wieder lebendig werden. Auch erhalten gebliebene Schiffe, wie die "Cap San Diego", haben ihren Anteil daran, dass diese Zeiten nicht in Vergessenheit geraten.

Viele interessante Informationen über das Schiff und seine Geschichte finden sich auf der Internetseite der "Cap San Diego".

1 Kommentar:

Frau Momo hat gesagt…

Ach deswegen war der Platz im Hamburger Hafen leer :-)

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