11. "Lange Nacht der Kultur" (Bremerhaven, 2. Juni 2012)
Auch in diesem Jahr fanden an vielen Orten in der Stadt kulturelle Veranstaltungen statt. Wie immer fiel die Auswahl schwer. In meinem Video sind Impressionen von Veranstaltungen in der "Bürger" und in der Pauluskirche zu sehen.
Ich habe die meiste Zeit des Abend bei einem Vortrag von Herrn Dr. Hergesell (Kulturwissenschaftler) über die Hafenblockade durch die Friedensbewegung im Oktober 1983 zugebracht. Wie vielen anderen Besuchern waren einige Einzelheiten von damals auch mir nicht mehr gegenwärtig. Im Anschluss an den Vortrag steuerten einige Besucher der Veranstaltung noch einiges aus ihren eigenen Erinnerungen bei.
Zum Abschluss wurde noch ein Film gezeigt, der nach Auskunft von Herrn Hergesell lange Zeit zur Ausbildung der Polizei genutzt wurde. Vermutlich sei der größte Teil des Filmmaterials vom Bundesgrenzschutz aufgenommen und zusammengestellt worden. Der Film zeigt also die Bilder der bekannten Ereignisse aus Sicht der "anderen Seite". Deutlich wurde dabei, dass sowohl die Organisatoren aus der damaligen Friedensbewegung, wie auch die Bremerhavener Polizei alles dafür getan haben, um Gewalt zu vermeiden. Etwas "merkwürdig" mutete es allerdings immer an, wenn der Kommentator des Films von überwiegend militanten Demonstranten sprach, sobald auf den Aufnahmen einmal einige wenige Demonstranten im Motorrad-Bekleidung zu sehen waren, die ihre Helme auf dem Kopf trugen.
Eine andere Strategie hätten die aus Hamburg zur Verstärkung angeforderten Sicherheitskräfte verfolgt. Diese hätten versucht, die Demonstranten zu provozieren, um sie zu unüberlegten Aggressionen zu veranlassen. Damit hätten sie einen Grund konstruieren können, um die Sitzblockaden gewaltsam zu räumen. Aufgrund dessen sei es zu Auseinandersetzungen zwischen den Verantwortlichen der Polizei in Bremerhaven mit den Verantwortlichen in Hamburg gekommen, was dort später personelle Konsequenzen nach sich gezogen habe.
Alles in allem war das eine gut zweistündige Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Neben der Auffrischung der Erinnerungen an die Zeit des Kalten Krieges sowie die Ereignisse im Zusammenhang mit dem "Nato-Doppelbeschluss" und die Stationierung der "Pershing-II" Atomraketen in Deutschland habe ich aufgrund des Films noch einiges an neuen Erkenntnissen hinzugewinnen können.
Zum Abschluss seiner vierjährigen Forschungsarbeit zu diesem Thema wird im Herbst dieses Jahres ein Buch mit dem Titel "Hafenumzingelung durch die Friedensbewegung 1983 in Bremerhaven" von Herrn Hergesell erscheinen.
Ein Brennpunkt von Veranstaltungen zur "Langen Nacht der Kultur" lag im Bereich der Füßgängerzone der "Bürger". Da ich aber später noch zur Pauluskirche wollte, habe ich dort angesichts der fortgeschrittenen Zeit überall nur "mal kurz vorbeischauen" können. Die größte Menschenansammlung hatte sich um die Stelle gebildet, an der "Instant Impro" ihre aus dem Stehgreif improvisierten Stücke zum Besten gaben. Wer davon etwas sehen wollte, der wird sicher schon sehr frühzeitig vor Ort gewesen sein müssen. Gut besucht waren auch die Orgelkonzerte mit Werken von Sebastian Bach in der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche.
In der Pauluskirche erzählte Frau Thea Faber "Neue Märchen ohne Grimm" von Eibe Meiners. Insgesamt gab es drei Vorstellungen die unter dem Motto "Fabelhaft", "Lustbarkeiten" und "Himmelsgarten" standen. "Himmelsgarten" begann mit der Märchenerzählung "Purpurjade", eine der Töchter eines Sultans, die sich in einen Gartensklaven verliebt hatte. Hätte sie ihn nicht gerettet, indem sie ihn mit dem vorletzten ihrer Zauberkörnchen in eine Tulpe verwandelte, die sie aus dem Gefängnis schmuggelte, dann wäre das sein Ende gewesen. Dummerweise hatte Purpurjade vergessen, ihrem Liebsten das Zauberwort zu nennen, an das er hätte denken müssen, um sich wieder zurückverwandeln zu können. Mithilfe ihres letzten Zauberkörnchens verwandelte sie sich deshalb kurzerhand in ein Gänseblümchen. Und wenn sie inzwischen nicht von zufällig vorüberkommenden Blumenliebhabern gepflückt worden sind, dann stehen sie wohl noch immer nebeneinander auf einer Waldlichtung.
Zum Ausklang des Abends ging es dann noch auf den Turm der Pauluskirche mit einem phantastischen Blick über die Lichter der Stadt. Leider ist mein Camcorder eigentlich nicht für Aufnahmen bei solchen nächtlichen "Lichtverhältnissen" gebaut worden. Aber für einen groben Eindruck reicht es schon.
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