Schafe fressen leider nur Gräser und Kräuter |
Das jüngste Beispiel dafür ist der Vorstoß Herrn Röslers (FDP, Bundeswirtschaftsminister). Der schreckt nicht einmal mehr davor zurück, europäisches Umweltrecht aufweichen zu wollen. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" zitierte Herrn Rösler in einem Bericht vom 14.06.2012 mit den Worten (Zitat): ".. Dabei geht es vor allem um die Fauna-Flora-Habitat- sowie die Vogelschutz-Richtlinie. Da müssen wir ran. .."
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am 13.06.2012 berichtete, hält Herr Rösler das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für die Wurzel vieler Energiemarktprobleme. - Hallo? Das EEG wurde als Grundlage geschaffen, auf der die Energiewende vorangetrieben werden soll, nicht aber um die Betreiber von Kohle- und Atomkraftwerken, die nicht in der Lage sind, sich an die Energieversorgung der Zukunft anzupassen, vor den erneuerbaren Energien zu schützen.
In der Energieversorgung der Zukunft wird für die stromproduzierenden Dinosaurier des letzten Jahrhunderts kein Platz mehr sein, Herr Rösler! Entweder werden die Produktion hochradioaktiven Atommülls und die CO2-Emissionen innerhalb kürzester Zeit Geschichte sein, oder wir werden unseren Nachkommen eine lebensfeindliche Welt hinterlassen.
Die multinationalen Energiekonzerne haben es seit rund 30 Jahren verschlafen, sich auf das Versiegen der Resourcen fossiler und radioaktiver Energieträger einzustellen. Gleichzeitig haben sie es gut 30 Jahre lang erfolgreich geschafft, die globale Erwärmung zu ignorieren. Schon damals zeichnete sich nämlich ab, was da auf uns zukommen würde, wenn die Emissionen klimarelevanter Gase ungebremst fortgesetzt werden würden.
Klar, dass die Energiekonzerne mit ihren veralteten Kraftwerken jetzt ein Problem damit haben, innerhalb weniger Jahre den aus Gründen des Klimaschutzes notwendigen energietechnischen Umbruch zu bewältigen. Der Energiemarkt der nahen Zukunft muss ausschließlich den erneuerbaren Energiequellen vorbehalten sein. Aus meiner Sicht ist der Schutz der Lobby der Betreiber fossil befeuerter Großkraftwerke und der Atomkonzerne seitens ihrer politischen Handlanger die Wurzel aller Probleme im Zusammenhang mit der Energiewende, nicht aber das EEG.
Naturgesetze stehen über staatlichen Gesetzen
Wenn Herr Rösler bezüglich der Streckenführung neuer Hochleitungstrassen gegenüber der FAZ sagt, er wolle "zum Beispiel beim Durchqueren von Schutzgebieten einen Teil der EU-Regeln auf Zeit außer Kraft setzen", dann sagt er nicht, dass der dadurch während dieser nicht näher definierten Zeitspanne angerichtete Schaden wohl kaum wieder gutzumachen sein wird. Außerdem ist zu befürchten, dass derartige zeitliche Befristungen später nach Belieben weiter ausgedehnt werden und weitere Anschläge auf die Umweltgesetzgebung hinzukommen werden. Wozu Herr Rösler und seine schwarz-gelb-gestreiften Kollegen in Bonn fähig sind, dass haben sie mit ihrer "Laufzeitverlängerung" ja bereits schlagkräftig unter Beweis gestellt.
Und dass sein Parteikollege Herr Brüderle (FDP, damals Bundeswirtschaftsminister) drei Tage(!) nach dem Super-GAU in Japan während einer Sitzung des "Bundesverbands der Deutschen Industrie" (BDI) versicherte, angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen laste Druck auf der Politik, so dass die Entscheidungen daher nicht immer rational seien, er aber ein Befürworter der Atomenergie sei, zeigt, wo die wirklichen Interessen der FDP liegen. Herr Brüderle hatte damals einem Protokoll der Sitzung zufolge weiter ausgeführt, es könne keinen Weg geben, der die Branchen, die besonders viel Energie verbrauchten, in ihrer Existenz gefährden würde.
Wäre es in der Vergangenheit nur nach solchen Leuten gegangen, dann würden wohl heute noch im wahrsten Sinne des Wortes "die Schlote qualmen, damit die Wirtschaft brummt". Vielleicht denkt Herr Rösler ja, die Vögel in den Fauna und Flora Habitaten würden sich, im Gegensatz zu Menschen - deren Grundstück in eine geplante Starkstrom-Hochleitung integriert werden soll - nicht wehren wenn er sie mit seiner beschleunigten Netzausbaukeule platt macht. À pros pros: Technisch wäre es sicher auch machbar, die neuen Stromleitungen im Bereich von Wohngebieten und Dörfern unter die Erde zu verlegen. Würden die Planer von Beginn an diesen Weg gehen, dann gäbe es mit Sicherheit auch keine Bedenken mehr seitens der Anlieger der neuen Stromtrassen.
Es ist schon irgendwie absurd, wenn Herr Rösler für sein vorgebliches Anliegen "Umweltschutz" (nämlich die Beschleunigung des Ausbaus der Stromnetze die den Strom von den Windparks in der Nordsee in den Süden der Republik transportieren sollen) die Gesetze zum Schutz der Umwelt außer Kraft setzen will. Diejenigen, die wie Herr Rösler meinen, sie könnten weiterhin ungestraft mit menschengemachten Gesetzen gegen Naturgesetze verstoßen, haben immer noch nicht begriffen, was für uns und alle nachfolgenden Generationen auf dem Spiel steht.
Schafe schützen nicht vor FDP Politikern
Dafür, dass der Ausbau der Stromnetze durchaus im Einklang mit der Natur zu erreichen sein kann, zeigt ein Artikel in der "Welt" vom 14.06.2012 beispielhaft einige positive Visionen für die Zukunft auf. Eine Stromleitung müsse nicht zwangsläufig zu Lasten von Natur und Landschaft gehen, heißt es dort. Ökologen wären bereits dabei zu untersuchen, ob Hochleitungsrassen in bestimmten Fällen wie Korridore wirken und sogar Schutzgebiete miteinander verbinden könnten. Die Flächen auf Hochleitungstrassen oder an Standorten zukünftiger Energieanlagen könnten neue Lebensräume schaffen. Beispielsweise könnten auf feuchten Böden im Schutz von Solarfeldern Orchideen blühen. Oder Schafe könnten an Standorten mit anderen Bodenverhältnissen unter hoch genug aufgestellten Modulen eines Solarenergiefeldes das Gras kurz halten.
Aktuell stellt sich mir aber die bei weitem wichtigere Frage, wer eigentlich FDP Politiker wie Herrn Rösler oder Herrn Brüderle kurz halten kann, so dass sie vor der Bundestagswahl im nächsten Jahr keinen weiteren Schaden mehr anrichten können. Schafe wären dazu leider nicht in der Lage.
(Quellen: Spiegel vom 14.06.2012, Hannoversche Allgemeine vom 14.06.2012, RP vom 14.06.201, TAZ vom 14.06.2012, Die Welt vom 14.06.2012, Frankfurter Allgemeine vom 13.06.2012)
3 Kommentare:
Hier in Neuss-Reuschenberg hat sich eine sehr rege Bürgerinitiative gebildet. Man will den Anwohnern dort diese neuen Höchstspannungsmasten direkt vor die Haustür legen. Die gesundheitlichen Gefährdungen sind extrem beängstigend. Diese Initiative setzt nun für die Verlegung von Erdkabeln ein.
http://pro-erdkabel-neuss.npage.de/
Hier gibt´s die Infos und es kann dort die Unterschriftenliste angefordert werden. Am Freitag hatte ich ein sehr nettes und informatives Telefonat mit dem Vorsitzenden der Initiative.
Ich denke, selbst wenn man nicht direkt selbst betroffen ist, sollte man sich solidarisch erklären. Treffen kann es uns letztlich alle. Sind es keine Überlandmasten mit extremen Elektrosmog könnte es an anderer Stelle das Geofracking sein, bei dem die extreme Gefahr besteht, dass durch das Einleiten von Chemikalien in den Boden das Grundwasser verseucht wird, weil man Gas fördern will.
Gefahrenpotenziale gibt es für uns Bürger an leider sehr, sehr vielen Ecken.
Ich denke, jeder kann auch im Kleinen versuchen, etwas positiv zu verändern. Nicht nur, indem man Strom spart.
Auch die Strom- und Wärmegewinnung sollte vielmehr dezentral erfolgen. Bereits beim Erschließen neuer Baugebiete sollten sämtliche Häuser, egal, ob Einfamilienhäuser oder Geschosswohnungsbau durch eine intelligente Energiegewinnung zum Umweltschutz beitragen.
Dieser Einwand "....es sei alles noch viel zu teuer....", liegt m. E. an der noch nicht flächendeckenden Nachfrage. Es gibt unzählige Ansatzpunkte, wie man etwas verändern kann, z. B. bei Neubauten mit Blockheizkraftwerken, die mit LUFT Energie erzeugen! Produkt = Strom, "Abfallprodukt" = Wärme!!! Im Sommer als Klimaanlage zu nutzen.....!
Unzählige Dächer bei Industriebauten, Tankstellen, etc. könnten mit Solaranlagen ausgestattet werden. Der Strom könnte als Zusatzprodukt verkauft werden.
Warum wird da nicht mehr getan? Warum muss der Strom von Norden quer durch Deutschland bis in den Süden transportiert werden? Warum denkt man nicht weiter?
Warum setzt man nicht mehr auf Autonomie.
Warum hat die Industrie keine entsprechenden Anlagen und erzeugt ihre Energie selbst?
Warum verkauft sie sie nicht als Nebenprodukt? Warum werden die Energiekonzerne von der Politik nicht dazu per Gesetz verpflichtet, umzurüsten?
Möglichkeiten gibt es m. E. nach mehr als genug.Es muss nur endlich einmal - ohne das ewige Schielen und das daraus resultierende Druckmittel - öffentliche Förderung - angepackt werden und da sind wir Bürger gefragt. Jeder Einzelne!
Doris Fischer, Kaarst
@Doris: Danke für deinen ausfühlichen und informativen Kommentar und für den Link zu der Bürgerinitiative in Neuss. | ".. selbst wenn man nicht direkt selbst betroffen ist, sollte man sich solidarisch erklären. Treffen kann es uns letztlich alle. .." Ich bin nicht selbst betroffen, und mitten in der Stadt ist es auch eher unwahrscheinlich, dass mir jemals jemand eine Hochspannungsleitung über das Grundstück hängt. Ich bin aber der Meinung, dass es ein Unding ist, dass einige unter uns darunter leiden sollen, damit wir anderen möglichst billig an den Strom kommen. Gerechter ist es, wenn alle - auch die direkt von möglichen Hochspannungsleitungen Betroffenen - etwas mehr für den Netzumbau zahlen, wenn die Leitungen dafür unterirdisch verlegt werden. Es wäre ja fürs erste nicht einmal notwendig, die Leitungen auf der gesamten Strecke unter die Erde zu bringen. Es würde ja ausreichen, wenn das ert einmal nur im Bereich vorn Ortschaften und Wohngebieten der Städte geschähe.
Hierzu fällt mir folgendes Zitat ein: herr vergib ihnen, denn sie wissen NICHT was sie tun.
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