Mittwoch, 13. Mai 2009

100. Geburtstag des Bremer Vereins für Luftfahrt (Teil 3)




Nachbau der Blériot XI

Sollten irgendwann tatsächlich einmal Raumschiffe in der Größenordnung der "Enterprise" aus den Star Trek Sience Fiction Filmen "die unendlichen Weiten erforschen und dabei zu fremden Planeten vordringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat", dann werden die Menschen sicher mit der gleichen Hochachtung vom Wagemut und von der Leistung der Raumfahrtpioniere in ihren Sojus- und Gemini-Raumkapseln sprechen, die ich für Flugpioniere wie zum Beispiel die bereits erwöhnten Brüder Orville und Wilbur Wright oder für Louis Blériot empfinde.

Am 25. Juli 1909 startete der französische Flugpionier Louis Blériot (1872 – 1936) in Frankreich von einer Wiese bei Les Baraques in der Nähe von Calais und flog über den Ärmelkanal, der an dieser Stelle 32 km breit ist. Er landete mit seiner Blériot XI nach einer Flugzeit von 37 Minuten bei Dover auf englischem Boden und gewann damit ein von der englischen Zeitung "Daily Mail" für die erste Kanalüberquerung ausgeschriebenes Preisgeld von 1000 Pfund.

Zum seinem Erfolg hatte allerdings auch eine große Portion Glück beigetragen. Während des Fluges fing sein 25 PS Motor an, sich zu überhitzten und er begann schon zu überlegen, auf welche Weise er sein Flugzeug beim Ausfall des Motors ins Wasser bringen könnte, ohne selbst dabei verletzt zu werden. Seine Rettung war ein Regenschauer, der den Motor abgekühlte. Bei der Landung wurden außerdem das Fahrwerk und die Luftschraube der Blériot XI beschädigt. Das alles änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass es ihm als erstem Menschen gelungen war, den Kanal mit einem Flugzeug zu überqueren.

Der britische Luftfahrtpionier Sir Alan Cobham soll später gesagt haben:
"Der Tag an dem Bleriot den Ärmelkanal überflog, war der letzte Tag unserer Sicherheit als Inselvolk und der erste Tag, an dem Großbritannien sich nach anderen Formen der Verteidigung als der Seefahrt umsehen muss."



Die Blériot XI in der Luft

Louis Blériot hatte konsequent auf die Entwicklung eines Eindeckers hin gearbeitet.
Bis 1909 waren die erfolgreichsten Motorflugzeuge ausschließlich Doppeldecker. Bis zu seinem Flug über den Ärmelkanal hatte er sein gesamtes Vermögen in die Verwirklichung seines Traums vom Fliegen gesteckt, und seine elfte Konstruktion war sein erstes wirklich erfolgreiches Flugzeug. Das Preisgeld, sowie die infolge des erfolgreichen Fluges von Frankreich nach England eingehenden Bestellungen für die Blériot XI retteten ihn gerade noch rechtzeitig vor dem Bankrott. Innerhalb von 10 Tagen erhielt er Aufträge für über 100 Maschinen.

Ein neuer Geschwindigkeitsweltrekord mit seiner Blériot XI, den er am 24. August 1909 mit 74 km/h in Reims verbuchen konnte, steigerte die Nachfrage. Weitere Rekorde mit dem Flugzeug bescherten Louis Blériot zusätzliche Aufträge für den Bau seiner "Nummer Elf". Am 23. September 1910 startete Géo Chavez mit einer Blériot XI in der Schweiz oberhalb von Brig und überflog erstmals den 2006 m über dem Meeresspiegel gelegenen Simplon-Pass. Er verunglückte jedoch bei der Landung in der Nähe von Domodossola in Italien. Am 24. Januar 1913 überflog der Schweizer Flugpionier Oskar Bider nach seinem Start im französichen Peau erstmals die Pyrenäen und landete bei Madrid in Spanien.

Ende 1913 hatte Blériot 800 Maschinen von Typ Blériot XI verkauft. Außerdem verkaufte er Lizenzen für den Bau zahlreicher weiterer Flugzeuge in Italien und Großbritannien. Mit diesem geschäftlichen Erfolg ging der "Vater der modernen Eindecker" auch als erster kommerzieller Flugzeughersteller in die Geschichte ein.


Zum Weiterlesen:

100. Geburtstag des Bremer Vereins für Luftfahrt
  • Teil 1: Airbus A380 (und Bleriot XI)
  • Teil 2: Focke-Wulf A 16 "Bremen" D-437 (und Wright Flyer)
  • Teil 3: Der Flug über den Ärmelkanal
  • Teil 4: Focke Wulf FW 44 "Stieglitz"
  • Teil 5: Das Amphibien Flugboot "Catalina"
  • Teil 6: DC-2: Zweiter Platz beim MacRobertson Luftrennen 1934
  • Teil 7: Lilienthals Erben (Segelflugzeuge)

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