Der kleine - aber feine - "Zoo am Meer" nach dem Umbau von oben gesehen |
Tiere in Zoos, zumindest in den deutschen und in denen vieler anderer Länder, sind in der Regel keine Wildfänge, sondern die bereits in Gefangenschaft geboren Nachkommen von Zootieren. Ausnahmen sind hierzulande vom Zoll beschlagnahmte exotische Tiere, die, wenn sich ihre Herkunft nicht mehr einwandfrei nachweisen lässt, in Zoos untergebracht werden. Auf diese Weise ist zum Beispiel auch der Waran im Eingangsbereich zum Etappenziel Kamerun der "Reise" im "Klimahaus 8° Ost" nach Bremerhaven gekommen. Dass "von Amts wegen" auf "artgerechte Tierhaltung" geachtet wird, hat ja zum Beispiel auch zum Totalumbau unseres kleinen "Zoo am Meer" (der in den Köpfen vieler Bremerhavener übrigens immer noch "Tiergrotten" heißt) geführt.
Ob "artgerechte Tierhaltung" immer auch an den Bedürfnissen der Tiere gemessen wird, sei dahingestellt. Im Falle der sogenannten "Nutztiere" gibt es ja genug schlechte Beispiele dafür, dass das Tierschutzgesetz eher die Interessen der Tierhalter schützt, als diejenigen der Tiere. Eigentlich müsste das Gesetz im Falle dieser Tiere richtiger "Tierfoltergesetz" heißen. Wenn man die Bezeichnung "Tierschutzgesetz" ernstnehmen würde, und gleichzeitig die vielfach qualvollen Lebensbedingungen der Tiere, von denen wir uns ernähren, zugunsten des Profits ihrer Halter aufrechterhalten will, dann müsste es für diese Tiere eigentlich konsequenterweise ein eigenes "Nutztierhalterschutzgesetz" geben. Aber das ist wieder eine andere Geschichte ...
Eisbären in den Bremerhavener "Tiergrotten": Artgerechte Tierhaltung früher ... |
Wenn ich gelegentlich in die Tiergrotten gehe, dann nehme ich mir immer viel Zeit mit. Bisher habe ich auf diese Weise immer noch alle Tiere zu sehen bekommen (und aufgrund meiner intensiven Beobachtungen einiges über sie hinzugelernt), wo andere Leute nur leere Gehege gesehen haben. Wenn ich derartige Äußerungen höre, dann spreche ich die Leute gelegentlich darauf an, und versuche ihnen den Grund dafür klar zu machen. Die Reaktionen sind dann immer zweigeteilt. Aber ich denke, dass ich auch schon einige Menschen von meinem Standpunkt überzeugen konnte.
... und heute (Eisbärgehege im Bremerhavener "Zoo am Meer" nach dem Umbau 2005) |
Da die Bedrohung vieler Arten aber auf die Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume zurückzuführen ist, habe ich so meine Zweifel, ob Auswilderungen in einer fernen Zukunft in allen Fällen möglich sein werden. Vernünftiger wäre es deshalb meiner Ansicht nach, die Lebensräume bedrohter Tierarten zu erhalten und die gefährdeten Tiere vor den Nachstellungen von Wilderern zu schützen. Letztlich käme das auch wieder den Menschen, und unter Klimaschutz-Gesichtspunkten, dem gesamten Planeten Erde zugute.
Wie schwierig der Schutz des Lebensraums von Tieren aber ist wird deutlich, wenn man sich dessen bewusst ist, dass die Gier nach dem schnellen Profit selbst vor unseren nächsten Verwandten, zum Beispiel den Orang Utans auf Borneo und Sumatra, nicht halt macht. "Orang Utan" bedeutet in der Sprache der malaiischen Ureinwohner soviel wie "Waldmensch". Wenn man den wahren Namen dieser Tiere also wörtlich nähme, dann müsste man im Zusammenhang mit der Vernichtung ihres Lebensraums, dem Regenwald, von Völkermord sprechen.
Zum weiterlesen:
Unser kleiner Zoo am Meer
Auch die "Weserkrabbe" hatte sich kürzlich damit beschäftigt
(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 29.04.2011, Nordwestdeutsche Zeitung vom 28.04.2011, Focus vom 26.01.2011, Menschenaffen.info, Borneo Urang-Utan-Hilfe, Wikipedia Orang-Utan und Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, Tiergarten Schönbrunn Erhaltungszucht, Zoll Artenschutz, Broschüre "Artenschutz ..."und "Private Einfuhren")
2 Kommentare:
Hallo Jürgen,
vielen Dank für Deinen Artikel. Die meisten Tiere im Zoo sind ja keine Tiere aus der Wildnis mehr. Unsere Tiergrotten und der Zoo in Jaderberg erfüllen wohl den Standart für artgerechte Tierhaltung.
Tschüss
Holger
Ich hab mir über die moralischen Bedenken die man beim Zoobesuch hat. auch mal Gedanken gemacht.
Natürlich wird man ein Tier nie Artgerecht halten können, trotzdem sind Zoos meiner Meinung nach wichtig, um auch den Kindern zu zeigen, was auf der Welt eigentlich schützenswert ist.
Dein Arche-Noah Argument stimmt zwar, aber das könnte man auch in Nationalparks gewährleisten können (da wäre aber dann wieder die Frage der Finanzierung.)
Eine eindeutige Antwort auf die Frage Zoobesuch gut oder schlecht, wird es denke ich nie geben.
Kommentar veröffentlichen
Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.
Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.
Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.
Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!
Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.