Dienstag, 21. Juni 2011

Die zerstörerische, tödliche Kraft

Atomkraft? Nein Danke!Für unseren Wohlstand und unser bequemes Leben, für die Energie, die wir für unseren elektrischen Bleistiftspitzer, den elektrischen Dosenöffner oder andere fragwürdige elektrisch betriebene Energieverschwender benötigen, erkranken und sterben seit Jahrzehnten weltweit zahlreiche Menschen.

Der Rohstoff für den Betrieb unserer Atomkraftwerke, das Uran, liegt unter der Erde. In geringen Konzentrationen ist es in Gesteinsformationen gebunden. Der Uranbergbau und die Aufbereitung zur Trennung des Urans aus dem Gestein zerstören ganze Landschaften, entwurzeln ganze Völker und alte Kulturen (Aborigines und Widerstand: "Weisheit von der ältesten Kultur der Welt", Seite 18). Allein die Schäden, die durch die sogenannte "friedliche Nutzung der Atomenergie" aufgrund des Uranbergbaus bisher bereits verursacht wurden, sind schon jetzt durch kein Geld der Welt wieder gut zu machen. Atomkraft bringt Menschen um ihr Hab und Gut. Sie vertreibt sie aus ihrer Heimat und schädigt ihre Gesundheit. Atomkraft tötet! - heute schon, im "Normalbetrieb". Im Falle eines Super-GAUs schädigt sie nachhaltig die wirtschaftliche Existenz und die Infrastruktur der Zivilgesellschaft. Beispiele gefällig?


Normalbetrieb

Da wären zum Beispiel Häufungen von Leukämie-Erkrankungen im Umfeld von Atomanlagen (wie z.B. in der Elbmarsch), die statistisch zwar auffällig sind, aber mit dem Argument "wissenschaftlich nicht stichhaltig nachgewiesen" (gemeint ist wohl in der Regel "medizinisch") abgewimmelt werden. Oder der Uranbergbau in Australien (BHP und Olympic Dam Mine): Ich verweise diesbezüglich noch einmal auf den Film "Uranium - is it a country?" (Uran - ist das ein Land?). Auch hier bei uns, in Deutschland, gibt es eine leidvolle Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Uranbergbau (Wismut). Dazu gibt es eine sehr gute Dokumentation von Michael Beleites mit dem Titel "Altlast Wismut". Informationen über kleinere radioaktive Unfälle während des Betriebs von Atomkraftwerken, die in irgendeiner Weise in die Kategorie "meldepflichtiges Ereignis" fallen, gelangen höchstens gelegentlich einmal an die Öffentlichkeit, wenn Mitarbeiter in Atomkraftwerken radioaktiv kontaminiert werden. Über die sonstigen täglich anfallenden "meldepflichtigen Ereignisse" sprechen die Vertreter der Atomkonzerne natürlich nicht so gerne.


GAU

Nicht so bekannt wie die beiden Super-GAUs von 1986 und 2011 wurden die weniger aufsehenerregenden GAUs, deren Auwirkungen aber trotzdem zu zum Teil weitreichenden Kontaminationen geführt haben, und die oft erst später öffentlich bekannt wurden. Wir Menschen besitzen keine Sinnesorgane, die uns vor Radioaktivität warnen könnten. Eines der schwerwiegensten Unfälle dieser Art ereignete sich 1957 im militärisch/zivilen Atomkomplex "Windscale/Sellafield" (Seascale, England). Kaum bekannt ist ein Vorfall im Jahre 1969, der zwar glimpflicher ausging, aber die Stillegung und Versiegelung des Versuchsreaktors "Lucens" (Schweiz) zur Folge hatte. Allgemein bekannt ist dagegen wohl die Kernschmelze im Atomkraftwerk "Three Mile Island" (Harrisburg, Pennsylvania, USA) von 1979.


Super-GAU

Hunderttausende von Quadratkilometern der Ukraine sind durch den ersten Super-GAU im Jahre 1986 im Atomkraftwerk "Tschernobyl" radioaktiv kontaminiert worden. Der zweite Super-GAU im März dieses Jahres vertrieb die Menschen aus einem Umkreis von 20 Kilometern um die Atomkraftanlage "Fukushima-I" in Japan, sowie darüber hinaus auch einige Menschen aus einem 40-Kilometer-Radius ... - bisher; denn darauf, dass die Evakuierungszone eigentlich viel zu knapp bemessen ist, wiesen Wissenschaftler, Organisationen und Menschen, die sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema auseinandersetzen, schon kurze Zeit nach der Katastrophe hin. Einige von ihnen forderten die Evakuierung der Bevölkerung aus einem Umkreis von mindestens 80 Kilometern oder mehr um die Atomruine.

Jetzt endlich zieht die japanische Regierung eine Ausweitung des Evakuierungsgebiets um die zerstörte Atomkraftanlage immerhin in Betracht. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass eine 80-Kilometerzone ein gutes Drittel bis nahezu die Hälfte von der Breite der japanischen Hauptinsel betreffen würde: In Höhe der Atomkraftanlage "Fukushima-I" misst die Entfernung zwischen der Ost- und der Westküste 170 bis 220 Kilometer.

Für die Meeresbewohner lässt sich im Pazifischen Ozean keine Evakuierungszone einrichten. Die Radioaktivität aus Unmengen von Kühlwasser wird sich mit den Strömungen immer weiter ausbreiten. Es ist schlimm genug, dass die japanische Walfangflotte weiterhin Wale umbringt - zu wissenschaftlichen Zwecken, wie es offiziell heißt. Inoffiziell landet das Fleisch der Tiere dann auf den Tellern japanischer "Feinschmecker". Wie der Spiegel am 15.06.2011 berichtete, wurde jetzt im Fleisch von zwei kürzlich vor der japanischen Nordinsel Hokkaido getöteten Walen 31 bzw. 24,3 Becquerel radioaktives Cäsium pro Kilogramm festgestellt.


Heimtücke

Die strahlenden Hinterlassenschaften der Atomkraftwerke bedrohen auf heimtückische Weise "nach menschlichen Maßstäben unzählige" Generationen nachfolgender Generationen. Die Halbwertzeiten einiger Bestandteile des Atommülls liegen im Bereich von zehntausenden bis hin zu vielen Millionen von Jahren. Wohlgemerkt: Halbwertzeiten - die Gefahr ist nach Ablauf nur einer Halbwertzeit jedoch noch lange nicht gebannt. Heutige Archäologen verbringen ihr gesamtes Leben damit, die Geheimnisse großer Kulturen, wie diejenigen der Ägypter, der Inkas, Mayas oder der Phönizer zu enträtseln, die vor zwei-, drei- oder viertausend Jahren, oder auch erst vor einigen hundert Jahren untergingen.

Wer kann heute dafür garantieren, dass unsere Nachkommen in zwei- oder dreitausend Jahren noch wissen, was Radioaktivität ist? Aufgrund ihrer Unkenntnis bezüglich der lebensbedrohenden Gefahren, die von unserem Atommüll ausgehen, würden sie "einfach so" jämmerlich an der Strahlenkrankheit eingehen. Schädigungen ihres Erbguts würden wiederum unzählige Generationen ihrer Nachkommen schädigen. Weil all das von den Atomkonzernen, ihren politischen Handlangern und den Befürwortern der Nutzung der Atomenergie billigend in Kauf genommen wird, nenne ich die Bedrohung nachfolgender Generationen aufgrund des heutigen Betriebs der Atomkraftwerke nicht einfach nur unverantwortlich und grob fahrlässig, sondern heimtückisch.

Aber wir brauchen gar nicht 2000 Jahre zu warten. Die Gefahren, die von den Atomabfällen ausgehen, können wir schon heute live miterleben. Mit zusammenbrechenden unterirdischen Atommülllagern haben bereits Erfahrungen machen müssen. Im Falle des Atommülllagers "Asse-II" dauerte die Ewigkeit nicht einmal 20 Jahre. Seit dem verhinderten Atommüllexport nach Majak (Russland) sind wir auch die dortigen verheerenden radioaktiven Kontaminierungen informiert, und selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten litten und leiden die Menschen unter den Abfällen aus der Herstellung des Materials für die Atombombe und des Brennstoffs für die Atommeiler (Hanford, Bundesstaat Washington, USA).


Klagen

Nach der als "Atomaustieg" getarnten Laufzeitverlängerung für die neun verbleibenden deutschen Atomreaktoren um durchschnittlich zwei auf 34 Jahre gegenüber den im Atomkonsens aus dem Jahre 2000 vereinbarten 32 Jahren pro Atomkraftwerk, wollen die Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland jetzt auf Wahrung ihres Besitzstandes klagen. Aufgrund des Atomausstiegs müssten sie gigantische Verluste hinnehmen, die ihnen aufgrund der Vereinbarungen über die mit der wespenfarbenen Bundesregierung vereinbarte "Laufzeitverlängerung" zustünden, so argumentieren sie. Darüber berichtete unter anderem die Tagesschau am 19.06.2011. Im Falle eines Super-GAUs wären die Atomkonzerne jedoch weder Willens noch wirtschaftlich oder technisch dazu in der Lage, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen.

Außerdem wollen sie sich gegen die geplante "Brennelementesteuer" zur Wehr setzen. Ich frage mich, mit welchem Recht sie sich diese Frechheit herausnehmen. Niemand von uns würde auf die Idee kommen, gegen eine neu eingeführten Steuer oder gegen die Erhöhung einer bestehenden zu klagen. Jeder von uns zahlt - wenn auch gelegentlich zähneknirschend - seinen Betrag zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur unserer Gesellschaft. Nur für die Atomkonzerne, die sogar noch die Kosten für die Lagerung ihres radioaktiv kontaminierten Schrotts und ihres Atommülls auf uns Steuerzahler abwälzen, soll eine Ausnahme gelten?

Aber davon einmal ganz abgesehen: Wer mit der gefährlichsten Technologie der Welt für die Menschen in seiner Umgebung eine permanente Bedrohung für Leib und Leben darstellt und auch auf die Menschen jenseits der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland keine Rücksicht nimmt, und darüberhinaus außerdem die nachfolgenden Generationen mit seinem lebensgefährlichen Müll gefährdet, der hat in meinen Augen keinen Anspruch auf Wahrung seines lebensbedrohenden Besitzstandes.

Publik-Forum - Strom ohne Atom


PS:
Nach meinem "Unfall" von gestern Abend habe ich es heute vermieden, den "Rückgängig"-Button anzuklicken ;)


(Quellen: Tagesschau vom 19.06.2011, Wirtschaftsblatt vom 15.06.2011, Spiegel vom 15.06.2011, Züricher Tagesanzeiger vom 15.06.2011, Tagesschau vom 19.06.2011, Strahlendes Klima e.V., Weltspiegel vom 10.04.2011, Greenpeace vom 27.03.2009, Ask1 org - Windscale/Sellafield, Wikipedia - Atomkomplex Windscale - Tschernobyl - Kontaminierte Gebiete - Leukämiecluster Elbmarsch)

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