Mittwoch, 11. Mai 2011

Uganda: Todesdrohung gegen Homosexuelle

David Kato (rechts): Kämpfer gegen Hetzkampagne (links) in Ugandas Presse
(Foto: AVAAZ.org)
In ihrer Ausgabe vom 27.01.2011 berichtete die TAZ über den Tod des ugandischen Menschenrechtsaktivisten und bekanntesten Fürsprechers der Homosexuellen des Landes, David Kato, der gegen Medienhetze und gesetzliche Diskriminierung gekämpft hatte.

Herr Kato sei am 26.01.2011 in seinem Haus in Kampalas Vorstadtbezirk Mukono angegriffen worden. Nachbarn hätten ein Auto vorfahren sehen, dessen Fahrer in das Haus Herrn Katos eingedrungen und wenig später davongefahren sei. Die Nachbarn hätten Herrn Kato später schwerverletzt aufgefunden und hatten ihn ins Krankenhaus bringen wollen. Auf dem Weg dorthin sei er gestorben.

In einem Artikel des Infoportals für nachhaltige Wirtschaft und Politik "nachhaltigkeit.org" ist zu lesen, Herr Kato und zwei weitere Aktivisten hätten nur wenige Wochen zuvor er das Gerichtsverfahren gegen eine ugandische Zeitung gewonnen, die sie auf ihrer Titelseite als "Top Homosexuelle" des Landes geoutet habe. Das Boulevardblatt "Rolling Stone" habe im Oktober 2010 die Namen, Fotos und Adressen von 100 Homosexuellen - einschliesslich derjenigen David Katos - mit dem Aufruf "Hängt sie" veröffentlicht. Nach Angaben der Polizei sei Herr Kato mit einem Hammer zu Tode geprügelt worden.

Selbst im Tode blieb Herr Kato nicht vom Hass seiner Verfolger verschont. Die TAZ berichtete am 30.01.2011, der Sarg mit dem aufgebahrten Leichnam sei noch nicht einmal geschlossen gewesen, als der Dorfpfarrer während seiner Predigt lautstark gegen Schwule gewettert habe. Gott begrüße keine Männer im Himmel, die andere Männer lieben. Daraufhin sei es zu Tumulten am offenen Grab gekommen.


Todesstrafe für Homosexuelle

Infolge des Aufbegehrens der Menschen gegen ihre Unterdrücker in der arabischen Welt gingen auch die Menschen in Uganda landesweit auf die Straßen, um gegen die rapide steigenden Lebensmittelpreise zu protestieren. Herr Museveni (Uganda, Präsident) reagierte darauf, indem er gewaltsam gegen die Proteste vorging.

In einer E-Mail an den Verteiler schreibt das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ, die darauf folgenden politischen Unruhen in Uganda, seien von religiösen Extremisten im Parlament für den Versuch ausgenutzt worden, den Entwurf des zurückgestellten Anti-Homosexuellen-Gesetzes erneut auf die Tagesordnung zu bringen, um ihn nur wenige Tage vor dem Ende der Legislaturperiode gesetzlich zu verankern.

Nachdem im Februar 2010 eine internationale Petition gegen den Gesetzentwurf, der die Todesstrafe für Homosexuelle vorschreibt, sowie die internationale Berichterstattung in den den Nachrichten weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und genug Druck ausgeübt hatten, um das Gesetz zu blockieren, hatte Herr Museveni die Verabschiedung des Gesetzes aufgegeben: Die Durchsetzung des Gesetzesvorhabens hätte das Ende für die Unterstützung und weitere Hilfsmittellieferungen für Uganda bedeutet.


Erneute internationale Petition

Jetzt geht es darum, den politisch Verantwortlichen in Uganda zu zeigen, dass die Welt weiterhin die Vorgänge in diesem afrikanischen Land beobachtet, den unterdrückten Minderheiten zur Seite steht und ihre Stimme gegen Menschenrechtsverletzungen erhebt: Jeder Mensch - unabhängig von Glaube, Nationalität oder sexueller Orientierung - hat das gleiche Recht auf Leben. Aufgrund des Tempos, dass die religiösen Extremisten in Uganda vorlegen, bleiben laut AVAAZ nur 12 Stunden für eine erneute internationale Petition gegen die Todesstrafe für Homosexuelle in Uganda. Der Text der Petition hat folgenden Wortlaut:
An den ugandischen Präsidenten Museveni, die Mitglieder der Gutachterkommission und Geberländer:


Wir stehen den Bürgern in Uganda zur Seite, die ihre Regierung dazu aufrufen, das Anti-Homosexuellen-Gesetz zurückzuziehen und die universellen Menschenrechte zu verteidigen, die in der ugandischen Verfassung verankert sind. Wir rufen die politischen Führungskräfte in Uganda und Geberländer dazu auf, sich uns anzuschließen, die Verfolgung abzulehnen und Gerechtigkeit und Toleranz als Werte aufrechtzuerhalten.



Zum Weiterlesen:


(Quellen: Der Standard vom 10.05.2011, "One World" Österreich vom 09.05.2011, nachhaltigkeit.org vom 06.05.2011, eufrika.org vom 02.05.2011, TAZ vom 14.04.2011, Deutsche Welle vom 31.01.2011, TAZ vom 30.01.2011: Hasspredigt am offenen Sarg, Süddeutsche zeitung vom 28.01.2011, TAZ vom 27.01.2011, Amnesty International, Wikipedia)

1 Kommentar:

Weserkrabbe hat gesagt…

Danke lieber Jürgen für den Bericht. Es ist einfach nicht zu fassen, wozu die Menschen in der heutigen Zeit immer noch fähig sind und nichts aus der Vergangenheit gelernt haben.
Habe die Petition natürlich auch unterzeichnet. Hoffentlich hilft es etwas.
Dir einen schönen Tag und
liebe Grüsse
Brigitte

Kommentar veröffentlichen



Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.

Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.


Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.

Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!

Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.