Samstag, 5. März 2011

Die Sache mit der Aktentasche

Atomkraft? Nein Danke!Damals, während der Zeit des Kalten Krieges, da haben sie uns immer erzählt, wenn es einmal einen Angriff mit Atombomben geben sollte, dann solle man sich eine Aktentasche über den Kopf halten, und alles wäre wieder gut. Wirklich gut ist nur, dass niemand von uns in die Verlegenheit gekommen ist, den Vorschlag im Ernstfall tatsächlich in die Tat umsetzen zu müssen. Genützt hätte das nämlich überhaupt nichts. Es hätte aber wohl auch niemanden gegeben, der die Nachwelt darüber hätte aufklären können.

Das Atomkraftwerk Unterweser soll jetzt auch mit so etwas wie der berühmten Aktentasche von damals ausgerüstet werden. Wie inzwischen nämlich selbst hierzulande die härtesten Verfechter der Atomkraft eingesehen haben, könnte es heutzutage ebenso jederzeit einen Terrorangriff mit Flugzeugen auf eines oder mehrere der deutschen Atomkraftwerke geben, wie damals jederzeit mit einem Atomangriff der Roten Armee und ihrer Verbündeten zu rechnen war. Darauf, dass auch der Angiff der NATO auf einen der Warschauer Pakt-Staaten zum Auslöser des vielfachen atomaren Holocaust hätte werden können, sind "im Westen" allerdings nur sehr wenige Menschen gekommen. Allerdings ist die allgegenwärtige Bedrohung damals infolge eines kollektiven Verdrängungsmechanismus ebensowenig Gegenstand der alltäglichen Wahrnehmung gewesen, wie es heute die Gefahr ist, die vom Betrieb der Atomkraftwerke im allgemeinen, und von einem Terrorangriff auf die Atomkraftwerke im Besonderen, ausgeht.


Vernebelungstaktik

Damit die Bundesbürger, das sind wir, auch weiterhin schön eingelullt sind und uns wie bisher in trügerischer Sicherheit wiegen können, eine Aktentasche aber wohl doch etwas zu klein wäre, um sie im Falle eines Terrorangriffs über ein Atomkraftwerk zu halten, wird das Atomkraftwerk Unterweser jetzt mit einer Nebelanlage ausgerüstet. Den Trick haben sich die Atomkonzerne bei der Marine abgekupfert. Wenn so ein Kriegsschiff angegriffen wird, dann wird mit der an Bord installierten Nebelanlage eine Nebelwolke um das Schiff herum erzeugt, so dass es für den Angreifer nicht mehr zu sehen ist, und es innerhalb der sich ausbreitenden Nebelbank unbemerkt seinen Kurs ändern kann, um dem Angriff zu entkommen.

Genauso soll auch das Atomkraftwerk Unterweser unter einer Nebelwolke verschwinden, wenn die Terroristen mit einem gekaperten Passagierflugzeug zum Sturzflug auf das Atomkraftwerk ansetzen. Blöd ist nur, dass das Atomkraftwerk leider nicht in der Lage ist, innerhalb der sich ausbreitenden Nebelbank seinen Kurs zu ändern, um weserauf- oder weserabwärts davonzuschippern, um so dem Angriff der Terroristen entkommen zu können. Die können nämlich das Atomkraftwerk aus großer Höhe anvisieren, und das Flugzeug mit Hilfe eines Kreiselkompasses auf Kurs halten, während das Atomkraftwerk im Nebel verschwindet. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich in der Nebelbank beim Einschlag des Flugzeugs immer noch an der gleichen Position befindet, beträgt 100 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass es völlig sinnlos ist, das viele Geld - die Rede ist von einem Investitionsvolumen in Höhe von 10 Millionen Euro - für die Installation einer nutzlosen Nebelanlage am Atomkraftwerk Unterweser auszugeben, beträgt ebenfalls 100 Prozent.

Wir alle können nur hoffen, dass niemand von uns jemals in die Verlegenheit kommen wird, sich auf die Wirkung der Nebelanlage verlassen zu müssen. Im Gegensatz zur Aktentasche von damals, gäbe es aber immerhin noch Menschen (in Australien, Amerika oder Afrika), die in der Lage wären, die Nachwelt über die Wirkunslosigkeit von Aktentaschen oder Nebelanlagen gegen Atomangriffe aufzuklären.

Besser wäre es allerdings für uns alle, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.

Deshalb:
  • Verlängerungen der Betriebsgenehmigungen
    für die Atomkraftwerke widerrufen
  • Atomausstieg beschleunigen statt verschleppen:
    Atomkraftwerke abschalten - Sofort!


Atomausstieg in die Hand nehmen

Um die wespenfarbene Bundesregierung permanent daran zu erinnern, was wir von ihrem atompolitischen Blindflug und ihrer Kumpanei mit den Atomkonzernen halten, treffen wir uns am nächsten Samstag in Stuttgart.

Dort werden wir eine 45 Kilometer lange Menschenkette zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim und der baden-würtembergischen Landeshauptstatd Stuttgart schließen. Der massive Protest der Bürger dieses Landes gegen den atomaren Wahnsinn wird solange anhalten, bis endlich Schluss damit ist!

Atomausstieg in die Hand nehmen!


(Quelle: Radio Bremen vom 01.03.2011)

1 Kommentar:

Joe hat gesagt…

Schöner Artikel. Leider gibt es noch immer nicht genug ausgebaute Alternativen zur Atomkraft.

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