Mit dem mehrfachen Super-GAU in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" am 11.03.2011 wurde bewiesen, dass die hochgelobte Sicherheit japanischer Atomkraftwerke auch nur ein Märchen ist, das bestenfalls dazu geeignet war, die Menschen in Japan ruhig zu stellen. Seitdem stößt das japanische "Atomdorf" - so nennen japanische Bürger den Filz aus Atomkonzernen und ihrer Regierung - mit seiner Atomtechnologie im eigenen Land jedoch zunehmend auf Widerstand.
Deshalb versucht Japans Atom-Lobby ihr Glück jetzt in Europa. Die mehrheitlich Toshiba gehörende japanisch-amerikanische Firma Westinghouse will die Reaktor-Blöcke 3 und 4 des etwa sechzig Kilometer von der Grenze zu Deutschland gelegenen tschechischen Atomkraftwerks "Temelín" ausbauen und an der polnischen Ostseeküste bei Lubiatowo, etwa vierzig Kilometer südöstlich von Stettin, ein neues 3000 Megawatt-Atomkraftwerk bauen - inmitten in der Dünenlandschaft eines Natura-2000 Gebiets!
Angesichts der Folgen der Atomkatastrophe in Japan finde es schon ganz schön dreist, wenn Japans Atomdorf auf der Suche nach neuen Absatzmärkten jetzt beabsichtigt, seine tödlichen Technologie nach Europa zu exportieren. Wenn in unserern Nachbarländern, nicht weit von der Grenze zu Deutschland, neue Atomkraftwerke gebaut werden - von japanischen Firmen, denen in ihrem eigenen Land ihre eigenen, angeblich absolut sicheren Atomkraftwerke um die Ohren fliegen (!) - dann werden wir hierzulande über einen weiteren sehr langen Zeitraum niemals sicher sein können, dass wir nicht eines Tages doch noch zum Opfer einer Atom-Katastrophe - Made in Japan - werden könnten ... - auch wenn wir unseren eigenen Energiebedarf dann längst ausschließlich aus regenerativen Energiequellen erzeugen sollten.
Ähnlich äußerte sich im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Atomkraftwerks "Temelín" auch Frau Artmann (Bündnis '90 /Die Grünen, Kreisverband Wunsiedel). In einer Pressemitteilung vom 03.06.2013 sagt Frau Artmann (Zitat): "General Electric, Toshiba und Hitachi haben .. Fukushima gebaut, und bis heute keinen Cent dazu beigesteuert, den Schaden zu bezahlen. Nun kommt der japanische Premier und will uns Atomkraftwerke vor die Tür setzen. Das ist mehr als unverschämt!" Davon einmal ganz abgesehen, sind die Folgen eines atomaren Super-GAUs (unbewohnbare Todeszonen, Flucht, Vertreibung, menschliches Leid, Krankheit, Tod, ...) nach meinem Verständnis mit keinem Geld der Welt "wiedergutzumachen". Die komplette Pressemitteilung gibt es hier ...
Auch die polnische Regierung plant den Neubau von Atomkraftwerken. Allerdings fehlt ihr für dieses irrsinnige Unterfangen die Zustimmung der Bürger. Ginge es nach der Regierung, dann würden in Polen bis 2030 zwei Atomkraftwerke ans Netz gehen, die gerade einmal ungefähr zehn Prozent des nationalen Energiebedarfs decken würden. Mithilfe einer etwa viereinhalb Millionen Euro teuren Propagandakampagne hatte Polens Regierung versucht, die Bevölkerung für dieses irrsinnige Unternehmen zu gewinnen.
Das Geld hätte sie wohl besser in den Bau von Windkraftanlagen investieren sollen. Erfreulicherweise hat die Kampagne der polnischen Regierung ihr Ziel nämlich offenbar verfehlt: Nur 35 Prozent der Bürger befürworten den Bau neuer Atomkraftwerke in Polen. 52 Prozent der Bevölkerung lehnt auch weiterhin den Bau von Atomkraftwerken in Polen ab. Das berichtete das Umweltinstitut München in einem Newsletter vom 26.04.2013.
Anders als in der polnischen Regierung, äußern selbst hochrangige Politiker der tschechischen Regierung seit neuestem Zweifel an der Wirtschaftlichkeit neuer Atomkraftwerke. In einem Beitrag vom 29.05.2013 zitiert der Deutschlandfunk Herrn Kalousek (Tschechien, Finanzminister) mit den Worten (Zitat): "Es gibt keine Zweifel. Der Ausbau von Temelín ist derzeit eine ökonomisch außerordentlich riskante Investition. Wir müssen uns fragen, ob die Energiesicherheit unseres Landes nicht durch weniger riskante Projekte gewährleistet werden kann."
Auch Herr Schwarzenberg (Tschechien, Außenminister) fordere eine wirtschaftliche Neukalkulation des Neubauprojekts am Atomkraft-Standort "Temelín". Eine unabhängige Firma müsse genau prüfen, ob sich der geplante Bau der beiden neuen Reaktoren noch rechnen werde (Zitat): "Die Energiepreise sind in den letzten Jahren deutlich nach unten gegangen. Außerdem haben sich nach Fukushima die Kosten für die technische Entwicklung verteuert. Wenn die Temelín-Betreiber deshalb jetzt eine staatlich Strompreisgarantie fordern könnte dies die Wettbewerbsfähigkeit unser Industrie gefährden."
Allerdings haben bisher weder zigtausende internationalen Einwendungen gegen die Neubaupläne - davon 50000 allein aus Deutschland -, noch diese ersten Zweifel in den eigenen Reihen die Regierung Tschechiens zu einem Umdenken bewegen können. In weiteren Verhandlungen mit Westinghouse und einem russischen Konzern wolle sie versuchen, den Preis für den Ausbau der Atomkraftanlage "Temelín" deutlich zu drücken.
- Derartige Bestrebungen können letztlich aber nur zulasten der ohnehin schon nicht zu garantierenden Sicherheit gehen. Da der Betreiber der tschechischen Atomkraftwerke offenbar nicht in der Lage ist, den Betrieb und den Bau neuer Atomreaktoren aus eigener Kraft zu finanzieren, muss er allein aus wirtschaftlichen Gründen ihren Betrieb umgehend einstellen. Jede andere Entscheidung hätte umfassende, unkalkulierbare Risiken zur Folge!
(Quellen: Bündnis '90 /Die Grünen - Kreisverband Wunsiedel - Pressemitteilung vom 03.06.2013, Deutschlandfunk vom 29.05.2013, Umweltinstitut München in einem Newsletter vom 26.04.2013, AKW Temelín vom 14.02.2013, Wikipedia)
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