Dienstag, 11. März 2008

Wenn ich einmal reich wär ...

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 10.03.2008, die Große Koalition habe beschlossen, der Geschäftsführer der Stäwog*) (SPD) solle eine Lohnerhöhung von 2000 Euro pro Monat bekommen. Während die Koalitionäre sich bei der Kaufland-Ansiedlung stritten wie die Kesselflicker, seien sie sich in Bezug auf die Gehälter sehr schnell einig. Dem Vernehmen erhalte der Geschäftsführer der Stäwog nun 160000 Euro jährlich.

Nicht dass jetzt wieder die "ihr seid ja nur neidisch"-Sprüche kommen:
Jeder, auch ein Geschäftsführer, sollte schon soviel bekommen, wie er verdient - mindestens aber soviel, dass er ohne Not von seinem Einkommen ein Leben ohne finanzielle Sorgen führen kann.

Und genau da liegt das Problem:
Zum Beispiel ist es heutzutage überhaupt kein großes Kunststück mehr, arbeitslos zu werden. Und die Arbeitslosen landen dann als Harz-IV-Empfänger ganz schnell ganz unten. Da geht oft das mühselig über Jahre hinweg angesparte den Bach herunter, bevor die Gesellschaft höchstens genau so viel dazu gibt, dass es gerade so zum Überleben reicht. Selbst diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, können davon oft ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Die haben im Monat wesentlich weniger zur Verfügung, als die 2000 Euro, die der Geschäftsführer der Stäwog jetzt im Monat zusätzlich zu seinem bisherigen Monatsgehalt von 11333 Euro erhält. Den Arbeitnehmern gönnt man oft noch nicht einmal einen "Mindestlohn". Eigentlich hätte der Geschäftsführer der Stäwog ja viel lieber 3000 Euro mehr im Monat gehabt. Aber da die CDU mit seiner Arbeit wohl nicht so zufrieden gewesen sein soll wie die SPD, hat sich die Große Koalition laut Nordsee-Zeitung auf den Kompromiss von 2000 Euro geeinigt.

Wenn Otto Normalverbraucher mit einem Monatsgehalt von 2500 Euro Brutto nach langen, verbissenen Verhandlungen eine Gehaltserhöhung von 3% erhält, dann sind das 75 Euro mehr im Monat. Darüber freut er sich dann wie ein Schneekönig. Während er sich noch freut, hoffen die Politiker, dass Otto Normalverbraucher nur nicht all zu schnell bemerken möge, wie die Steigerung der Lebenshaltungskosten so gut wie nichts davon übrig lässt.

Die 2000 Euro monatlich zusätzlich zu seinen 11333 Euro pro Monat für den Geschäftsführer der Stäwog entsprechen einer Gehaltserhöhung von 17,6%. Wenn die Koalition seinem Wunsch von 3000 Euro mehr pro Monat entsprochen hätte, dann wäre das sogar eine Gehaltserhöhung von 26,5% gewesen.

Ich weiß ja nicht, wie andere Leute darüber denken, aber aus meiner Sicht steht das alles in keinem Verhältnis mehr zueinander. Damit wird dem Otto Normalverbraucher, der mit seinem täglichen Arbeitseinsatz maßgeblich dazu beiträgt, dass unsere Gesellschaft funktioniert, von den Politikern mehr als deutlich signalisiert, dass seine Leistung für die Gesellschaft nahezu wertlos ist.

Ob das auf Dauer gut für den sozialen Frieden in unserem Land ist?

*) Stäwog = Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven m.b.H.

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