4 Jahre nach Fukushima - KenFM im Gespräch mit Kazuhiko Kobayashi
Mit der Bitte um Weiterverbreitung erreichte mich das folgende Schreiben des japanischen Atomkraftgegners Kazuhiko Kobayashi über den Verteiler eines Netzwerks. Dieser Bitte komme ich gerne nach und gebe es hier im Wortlaut wieder:
Tokyo, den 9. März 2016
Zum 5. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe
Liebe Freundinnen und Freunde in Deutschland!
Wieder kehrt der 11. März zurück.
Und wir stehen genauso verzweifelt und sprachlos wie damals.
Die Lage ist nach wie vor die gleiche. Wir haben keine Information, wie die wirkliche Lage ist. Es steht fest, daß selbst die Regierung sowie TEPCO keine wirklich ausreichende Information besitzen. Denn die 3 Reaktorgebäude sind zerstört, und wie und wo die geschmolzenen Brennstäbe sich in ihnen befinden, ist nach wie vor völlig unklar. Denn die radioaktiven Strahlungen in ihnen sind extrem stark und keine Menschen können ihnen näher kommen und es gibt keine technischen Möglichkeiten, die inneren Lagen zu prüfen. Auch die Versuche, ferngesteuerte Roboter hineinzuschicken, sind bis jetzt immer wieder nur gescheitert. Was nur klar ist, ist es, daß die Kernschmelzen in ihnen stattgefunden haben und dort alle möglichen radioaktiven Substanzen wie Zäsium, Strontium, Tritium usw. ständig ausstrahlen.
Die öffentliche Aussage der japanischen Regierung und TEPCO, nämlich, die ganzen Anlagen von den zerstörten 4 Reaktoren innerhalb von 40 Jahren vollständig zu beseitigen und unschädlich zu machen, entlarvt sich bereits jetzt als ein völlig unrealistisches, leeres Wort - In einigen vertrauten Kreisen wird es geschätzt: nicht "40 Jahre", sondern "90 bis 120 Jahre".
Wie günstig für die Menschen, die all das behaupten!
Sie brauchen sowieso für ihr Wort keine Verantwortung zu tragen. Denn ohnehin nach 40 Jahren sind sie schon längst von ihren Arbeiten ausgeschieden, sogar die meisten von ihnen vermutlich nicht mehr am Leben. Geschweige nach 90 bis 120 Jahren!!
Ist das kein schwerstes Verbrechen für die Menschheit und für die ganze Umwelt???
Die endlosen radioaktiven Verseuchungen gehen weiter und weiter, nicht nur jetzt, sondern über unsere Kinder und Enkelkinder und noch viel weitere Generationen. Fukushima-Katastrophe hat gerade noch angefangen und wir müssen uns leider auf noch viel Schlimmeres gefaßt machen.
Was können wir von den Anti-AKW-Bewegungen in Deutschland oder weltweit erhoffen?
Noch nie ist die ganze Menschheit, oder noch besser gesagt, die ganze Erde mit ihren unendlich vielfältigen Lebensarten durch verantwortungslose Techniken dermaßen extrem gefährdet wie heute. Die atomare Technik ist das typischste Beispiel mit ihrer weltweiten unbeherrschbaren radioaktiven Verseuchungsgefahr. Dabei trägt die Technik selbst keine Schuld, sondern ein kleiner Teil der macht-und profitgierigen Menschen und auch in hohen Maßen die gewissenlosen, ehrgeizigen Wissenschaftler und Ingenieure, die alles mitmachen wollen, um solche Technik einzusetzen, während sie genau wissen, daß die Technik unbeherrschbare, unverantwortbare Katastrophen verursachen kann.
Alleine in den EU-Mitgliedländern sind mehr als 100 Atomkraftwerke und deren Kontrolle ist den einzelnen Ländern überlassen. Im Falle eines großen Super-GAUs kann in einer kürzesten Zeit ein Großteil von EUROPA unbewohnbar werden und mehr als 500 Millionen Menschen werden direkt mit ihrem Leben gefährdet. Technische Fehler, menschliche Versagen, Terrorangriffe, es sind viele Möglichkeiten, die unvorstellbare Katastrophen verursachen können.
Alle Bürger in Europa sollten sich dessen bewußt machen, daß in jedem Augenblick eine solche Katastrophe kommen kann. Und wenn sie einmal gekommen ist, ist es schon zu spät. Das ganze Europa kann für unbegrenzte Zukunft verloren sein.
Die atomare Verseuchung kennt keine Staatsgrenzen. Daher dürfen die Atomkraftwerke niemals unter der alleinigen Kontrolle einzelner Staaten stehen. Vielmehr sollten sie unter einem internationalen Ausschuss mit neutralen und gewissenhaften Wissenschaftlern im Auftrag des Weltbürgertums kontrolliert und schließlich stillgelegt und abgeschafft werden.
Ist es aber realisierbar? Es sieht hoffnungslos aus.
Aber solange es aussichtslos bleibt, stehen unsere Leben und unsere zukünftigen Generationen, sogar unser ganzer Planet ständig am dunkelsten Abgrund.
Darum, liebe Freundinnen und Freunde in Deutschland!
Gerade in diesen schwierigsten Stunden müssen wir für unsere lieben unschuldigen Kinder, für unsere zukünftigen Leben aufstehen, unsere Kräfte bündeln und gegen die Atom-Verbrecherbanden gemeinsam kämpfen!
Für Ihre Spenden bin ich zutiefst dankbar:
Spendenkontos in EURO:
Commerzbank AG , Filiale Jungfernstieg / Hamburg
Jungfernstieg 22, 20354 Hamburg
Kontoinhaber: Kazuhiko Kobayashi
Konto für Spenden für Kinder in Fukushima
IBAN: DE43 2008 0000 0966 0021 01
Konto für Spenden für Kazuhiko Kobayashi - Anti-Atom-Vortragstouren in Europa
IBAN: DE86 2008 0000 0966 0021 03
Solidarische Grüße,
Kazuhiko Kobayashi
Tokyo, Japan
Herr Kobayashi wurde in Japan geboren und studierte in Tokio Germanistik. Von 1968 bis 1997 lebte und arbeitete er in Deutschland. Als Kenner beider Kulturen hat er einen besonderen Blick auf das Geschehen seit dem Super-GAU und das Wachstum der Anti-Atom-Bewegung in Japan. Herr Kobayashi sammelt Spenden, mit deren Hilfe er Kindern aus der Präfektur Fukushima einen Aufenthalt außerhalb der verstrahlten Zonen ermöglicht.
Herr Kobayashi befasst sich mit Umweltproblemen, Armut, ethnischen- und religiösen Konflikten, sowie den Risiken von unbeherrschbaren Technologien wie Atomwaffen und Atomkraftwerken. Darüberhinaus gilt sein Interesse der Ethik in den modernen, freien Wirtschaftsgesellschaften. Er engagiert sich bei Anti-Atom-Demonstrationen und hält Vorträge über die Gefahren der Atomenergie.
Eine dieser Vortragsreisen führte Herrn Kobayashi nach Kiel, wo er sich mit Ken Jebsen zu einem etwa siebzigminütigen Gespräch traf. Das Interview (4 Jahre nach Fukushima - KenFM im Gespräch mit Kazuhiko Kobayashi) wurde in einem Video aufgezeichnet, das oben auf dieser Seite zu sehen ist.
(Quellen: KenFM im Gespräch mit Kazuhiko Kobayashi - 11.03.2015, Wikimannia )
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