Sonntag, 17. Januar 2010

Offshore-Terminal für Bremerhaven


(Grafik: Nordsee-Zeitung vom 16.01.2010)

Am 10. Januar 2010 schrieb ich im Zusammenhang mit dem Erwerb der Luneplate durch das Land Bremen noch, der Bau eines Offshore-Terminals an der Weser, von dem aus die Windenergieanlagen verschifft werden können sei noch nicht in trockenen Tüchern. Widerstand hatte es gegen eine Schwerlasttrasse über das Gelände des Regionalflughafens Bremerhafen und gegen die Anlage eines Offshore-Terminals im Watt vor dem ehemaligen "Neuen Lunesiel" gegeben.

Gestern war in der Nordsee-Zeitung zu lesen, es werde in zwei bis drei Wochen wohl grünes Licht aus Bremen für den Bau eines Offshore-Terminals am Weserufer gegenüber von Nordenham geben, ganz im Süden des für die Windkraftbranche geplanten Gewerbegebiets im nördlichen Bereich der Luneplate. Damit sei aus Sicht des Umweltressorts sichergestellt, dass es keine Verzögerungen geben werde, die durch das Scheitern des Planfeststellungsverfahrens sicher zu erwarten gewesen wären, wenn an dem Gebiet im Watt beim ehemaligen Neuen Lunesiel für den Bau des Offshore-Terminals festgehalten worden wäre.


Was sich auf den ersten Blick wie die eierlegende Wollmilchsau anhört, ist allerdings möglicherweise immer noch nicht ganz bis zu Ende durchdacht worden. Die Nordsee-Zeitung schreibt, die benötigte Schwerlasttrasse für den Anschluss der Firmengelände an das Offshore-Terminal solle nach den bisherigen Plänen mitten durch die ökologischen Ausgleichsflächen führen, die für den Bau des Containerterminals-IV im Norden der Stadt ausgewiesen wurden.

Diesbezüglich kursieren in Bremen wohl Überlegungen, wiederum Ausgleichsflächen für diejenigen Ausgleichsflächen auszuweisen, die durch den geplanten Trassenverlauf zerstört werden würden. Ich hätte solche Überlegungen vielleicht irgendwann einmal in der Zukunft für möglich gehalten. Wer weiss denn heute schon, wann irgendeinem Planer auffallen könnte, dass im Süden des gelanten Gewerbegebiets auf der Luneplate noch jede Menge freier Platz für neue Firmen vorhanden wäre, wenn der nur nicht blödsinnigerweise aus umweltrechtlichen Gründen tabu wäre? Ich hätte das nur noch für eine Frage der Zeit gehalten, obwohl dann mit Sicherheit neuer Ärger vorprogrammiert gewesen wäre. Dass derartige Überlegungen so schnell Wirklichkeit werden könnten, hätte ich jetzt nicht erwartet.

Ich bin ja kein Jurist, aber die Idee von der "Ausweisung von ökologischen Ausgleichsflächen für bereits ausgewiesenen Ausgleichsflächen für ehemalige Ausgleichsflächen ..." erscheint mir unter ökologischen Gesichtspunkten ziemlich absurd, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Verfasser der Gesetze zum Schutz des Lebensraumes wildlebender Tiere sich das ursprünglich einmal so gedacht haben. In meinen Augen ist dieser Bereich der Umweltgesetzgebung ohnehin schon ein ziemlich fragwürdiges Konstrukt, dessen einziger Zweck es ist, wirtschaftliche gegen ökologische Interessen durchzusetzen. Deshalb wäre es sehr unklug, die Sache mit den ökologischen Ausgleichsflächen unnötig über Gebühr zu strapazieren.

Der BUND für Umwelt- und Naturschutz (BUND) lehne eine Trasse durch das Naturschutzgebiet kategorisch ab, schreibt die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe von gestern. Dieser halte die Verladung der Windkraftanlagen vom Containerterminal-I aus, so wie es bis zur Fertigstellung des geplanten Offshore-Terminals übergangsweise gehandhabt werden soll, für die einzig mögliche Lösung. Das wiederum lehnen die Planer als Dauerlösung aus ökonomischen Gründen ab.


Aus meiner Sicht sollten sich die Ökonomen und die Ökologen noch einmal gemeinsam an einen Tisch setzen, und über Alternativen zu dem genannten Trassenverlauf nachdenken. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, diese Trasse entlang der Lune und hinter dem Deich bis zum Offshore-Terminal anzulegen. Das würde mit Sicherheit teurer, müsste aus meiner Sicht aber letztlich für beide Belange ein tragfähiger Kompromiss sein. Wenn man sich aus Naturschutzgründen für eine teuere Variante entscheiden will, gibt es ja vielleicht auch irgendwo einen Topf beim Bund oder bei der EU, der für Zuschüsse zur Lösung solche Fälle vorgesehen ist. Aber selbst, wenn es einen solchen Topf nicht gäbe, wäre das vielleicht ja immer noch der beste Ausweg aus dem Dilemma.

Letztlich ist es wichtig, dass schnell eine Lösung gefunden wird, die von allen Beteiligten getragen werden kann. Für Bremerhaven ist es wichtig, dass die Stadt nach dem Ende der Werften und der Hochseefischerei endlich wieder eine wirtschaftliche Perspektive erhält, und unter dem Aspekt Natur- und Klimaschutz muss allen - auch dem BUND! - daran gelegen sein, dass mit fossilen Energieträgern befeuerte- und Atomkraftwerke schnellstmöglich der Vergangenheit angehören. Windenergieparks sind aus meiner Sicht ein wesentlicher Bestandteil eines aufzubauenden dezentralen Netzwerks zur Energieerzeugung in Deutschland und Europa.


Wenn es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, die Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe auf einem möglichst geringen Level zu begrenzen, dann braucht sich niemand mehr Gedanken um die Zukunft der Menschheit auf unserem gemeinsamen Heimatplaneten Erde machen
  • - auch nicht um die von Bremerhaven.

Als einer der Hauptverursacher der Klimaerwärmung hat auch die Industrienation Deutschland die Pflicht, alles in ihrer Macht stehende für die gemeinsame Lösung dieses für die Zukunft der Menschheit existentiellen Problems zu unternehmen
  • - auch wenn das Geld kostet!

(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 09.01.2010 und 16.01.2010)

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