Mittwoch, 21. September 2011

Fette Drei Prozent

Vor vielen Jahren kursierte einmal die Vermutung, die Abkürzung "FDP" stünde für "Fette Drei Prozent". Ein solchen Ergebnis würde der FDP nach der Wahl in Berlin allerdings wohl wie ein Traumergebnis vorkommen. Seit Sonntag ist sie davon jedenfalls um Welten entfernt.

Mit der "Eins" und der "Acht", so spotten derzeit die Medien, habe die frühere "Spaßpartei-Kampagne" des Herrn Westerwelle (FDP, Bundesaußenminister) zwar endlich zum Erfolg geführt, allerdings gebe es da ein "kleines Manko": Zwischen die beiden Ziffern habe sich ein klitzekleines - aber aus Sicht der FDP sicher um so unschöneres - Komma eingeschlichen.

Am 15.09.2011 zitierte der Tagesspiegel Herrn Meyer (FDP, Landeschef und Spitzenkandidat)mit den Worten: "Wir wollen nicht, dass die Berliner die Zeche für die Schulden anderer zahlen." Die FDP wolle die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18.09.2011 deshalb zur Abstimmung über die Haltung der FDP zum künftigen Umgang mit der europäischen Verschuldungskrise machen. Er muss dabei wohl an das hoch verschuldete Griechenland gedacht haben.

Die Wähler haben die FDP offensichtlich bezüglich ihrer Haltung zum Umgang mit der europäischen Verschuldungskrise beim Wort genommen. Allerdings offenbart das Wahlergebnis, dass sie dazu wohl eine andere Meinung haben, als die FDP. Ich weiß auch gar nicht, warum die FDP sich derzeit solche Sorgen um die katastrophale wirtschaftliche Lage Griechenlands macht. Um ihre eigene Lage ist es schließlich erheblich schlechter bestellt. Davon kann sie auch nicht ablenken, indem sie auf den Problemen anderer herumtrampelt.

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung schrieb gestern, fast die gesamte griechische Presse habe erfreut auf die schwere Niederlage der FDP und ihres Vorsitzenden Philipp Rösler bei den Wahlen in Berlin reagiert. 'Das sei eine Ohrfeige für den eurosekeptischen Partner der Bundeskanzlerin' oder 'der populistischer Koalitionspartner der CDU habe eine schwere Niederlage eingesteckt' sei dort zum Beispiel zu lesen gewesen.

Auch wenn die CDU mit ihrem Ergebnis von 23,4 Prozent um 2,1 Prozent zulegen konnte, wird man in deren Reihen zwar vielleicht Genugtuung über die Ohrfeige für den "aufmüpfigen" Herrn Rösler (FDP, Bundeswirtschaftsminister) empfinden, aber kaum einen Anlass zu wirklicher Freude darüber haben. Wie der Spiegel am 19.09.2011 schrieb, sei die eigentliche Botschaft, die die CDU-Spitze aus der Wahl in Berlin herauslesen wolle, dass Anti-Euro-Populismus beim Wähler nicht ankommt.

Mit ihrem immer tiefer in der Bedeutungslosigkeit dahinsiechenden Koalitionspartner hat die CDU allerdings auch selbst so langsam ein ernsthaftes Problem. Treffender, als es die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel vom 19.09.2011 formuliert hat, hätte ich das Problem, das die CDU mit der FDP hat, auch nicht darstellen können - Zitat: ".. Alles hat seine Zeit. Und mit der ablaufenden Zeit der zweiten Regierung Merkel ist es mittlerweile so wie mit Weihnachten: Man zählt die Tage, bis es so weit ist. Im Dezember gibt es zu diesem Zweck den Adventskalender, und für jeden Tag, den man noch warten muss, gibt es ein Türchen. So ergeht es einem mit der Regierung Merkel auch; man kennt zwar die Zahl der Türchen nicht, weiß aber, dass fast hinter jeder schwarz-gelben Tür eine böse Überraschung steckt. .."


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 20.09.2011, Tagesspiegel vom 15.09.2011, Der Spiegel vom 19.09.2011, Stern vom 19.09.2011, Süddeutsche Zeitung vom 19.09.2011, TAZ vom 19.09.2011)


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