Samstag, 30. Oktober 2010

In a Millon Years


In a Millon Years, Trailer

Anfang November 2010 werden die Fotografen Daniel Rosenthal, Andreas Herzau und Christian Jungeblodt den Protest im Wendland gegen die von der Bundesregierung beschlossene Verlängerung der Betriebsdauer der deutschen Atomkraftwerke, den Atommülltourismus und die ungelöste Frage: "Wohin mit dem Atommüll?"mit ihren Fotos dokumentieren.

Unter der Regie von Lukas Thiele soll daraus eine Serie kurze Filme produziert und im Internet veröffentlicht werden. Ihre Motivation beschreiben die Fotografen und der Regisseur mit den Worten: "Die Entscheidungen für Atomenergie, die von wenigen Menschen getroffen wurden und Auswirkungen für Millionen von Jahren haben, sind unverantwortlich und anmaßend. Das ist der Grund, warum wir die Anti-Akw-Proteste nicht nur dokumentieren, sondern uns selbst und unsere Bilder als einen Teil dieses Protests verstehen."


Die Fracht der Castoren

Aus dem in Atomkraftwerken verwendeten Uran entstehen nach der Verwendung zur Energieerzeugung durch Kernspaltung und Nebenprozesse die folgenden wesentlichen Stoffgruppen:
  • Spaltprodukte, also die bei der Kernspaltung entstehenden "Bruchstücke". Diese sind zum größten Teil sehr kurzlebig (z. B. Iod-131, etc.), jedoch sind auch einige längerlebig (z. B. Cäsium-137, Strontium-90 etc.) oder langlebig (z. B. Iod-129 etc.).
  • Aktivierungsprodukte. Dies sind ursprünglich nichtradioaktive Materialien aus dem Reaktor oder dessen Umgebung, die durch Neutroneneinfang von Spalt-Neutronen in radioaktive Nuklide umgewandelt wurden (prominentestes Nuklid ist hier Cobalt-60).
  • Erbrüteter Kernbrennstoff (z. B. Plutonium-239), das durch Neutroneneinfang und zwei anschließenden Betazerfällen aus Uran-238 gebildet wird.
  • Erbrütete weitere Transurane (z. B. Americium-241, das durch mehrfachen Neutroneneinfang aus Plutonium-239 über Plutonium-240 und Plutonium-241 mit nachfolgendem Betazerfall entsteht.
  • Unverbrauchter ursprünglicher Brennstoff (Uran-235, Pu-239 und Plutonium-241)
  • nicht in Plutonium umgewandeltes Uran-238.

Die genannten Radionuklide haben folgende Halbwertszeiten
  • Americium-241:
    Halbwertszeit 432,2 Jahre (Alpha-Strahler)
  • Cäsium-137:
    Halbwertszeit 30,17 Jahre (Beta-Strahler)
  • Cobalt-60:
    Halbwertszeit 5,2714 Jahre (Beta- und Gamma-Strahler)
  • Iod-129:
    Halbwertszeit 15,7 Millionen Jahre (Beta-Strahler)
  • Iod-131:
    Halbwertszeit 8,02070 Tage (Beta-Strahler)
  • Plutonium-239:
    Halbwertszeit 24110 Jahre (Alpha-Strahler)
  • Plutonium-241:
    Halbwertszeit 14,35 Jahre (Beta-Strahler)
  • Strontium-90:
    Halbwertszeit 28,78 Jahre (Beta-Strahler)
  • Uran-235:
    Halbwertszeit 703,8 Millionen Jahre (Alpha-Strahler)
  • Uran-238:
    Halbwertszeit 4,468 Milliarden Jahre (Alpha-Strahler)

In einer Million Jahren ...

... wird bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Radioaktivität des im hochradioaktiven Atommüll enthaltenen Iod-129 gerade einmal um die Hälfte zurückgegangen sein wird, "nur" noch die relativ "kurze" Zeit von weiteren 14,7 Millionen Jahren vergehen müssen. Im Vergleich zu dem unfassbaren Zeitraum von 4,468 Milliarden Jahren, der vergehen muss, bevor die Radioaktivität des Uran-238 um die Hälfte abgenommen hat, erscheinen die 702,8 Millionen Jahre, die in einer Million Jahre noch bis zum Zeitpunkt vergehen werden, an dem die Radioaktivität des Uran-235 um die Hälfte zurückgegangen sein wird, fast schon überschaubar.

Die Halbwertszeit des Uran-238 ist mit 4,468 Milliarden Jahren nur unwesentlich kürzer, als die Zeit, die seit der Entstehung der Erde vor etwa 4,55 Milliarden Jahren vergangen ist. Die Differenz beträgt gerade einmal 82 Millionen Jahre - das ist knapp ein Zwöftel der Halbwertszeit von Uran-235.

Natürlich in Mineralen auftretendes Uran besteht zu etwa 99,3 % aus dem Isotop Uran-238 (alpha) und zu 0,7 % aus Uran-235 (alpha). Für die kernspaltung in Atomkraftwerken wird Uran-235 benötigt. Um das Uran im Atomreaktor verwenden zu können muss der Anteil an Uran-235 auf 2 bis 4 Prozent angereichert werden.
  • Wenn sich jemand für weitere Details zur Produktionskette vom Uranabau im australischen Outback bis zum fertigen Brennelement in einem deutschen Atomkraftwerk interessiert, dem empfehle ich unbedingt den Dokumentarfilm "Uranium - Is it a Country". Der Film zeigt auch die Auswirkungen durch weiträumige Strahlenbelastung in der Umgebung der Uranminen, auf die Gesundheit der Minenarbeiter, auf die indigene Urbevölkerung sowie den Raubbau an den unterirdischen Wasserresourcen im trockenen Zentrum des australischen Kontinents. Auf der Seite "Strahlendes Klima" ist jetzt auch der Dokumentar Kurzfilm "Auf Augenhöhe" zu sehen. Darin berichten indigene Uran-AktivistInnen aus dem Niger, Namibia und den USA über ihr Leben mit den tödlichen Hinterlassenschaften des Atombrennstoffs Uran. Ihre Botschaft: “Lasst das Uran in der Erde”.

Vor einer Million Jahren ...

... hätte man auf der Erde vergeblich nach dem "modernen Menschen" (lat. Homo Sapiens, einsichtsfähiger, weiser Mensch) gesucht. Der trat nämlich nach heutigen Erkenntnissen erst ungefähr 840 Tausend Jahre später in Erscheinung. Der älteste biologisch dem modernen Menschen zuzuordnende fossile Fund stammt aus dem Äthiopien (Afrika) und ist ungefähr 160 Tausend Jahre alt.

Bezüglich der Einsichtsfähigkeit und Weisheit unserer Artgenossen aus der Bundesregierung habe ich allerdings so meine Zweifel. Weiter als von "Zwölf bis Mittag" scheint von denen - abgesehen von den 24 Ausnahmen, die am Donnerstag gegen die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke gestimmt haben - nämlich niemand denken zu können. Wäre es anders, dann würden sie nämlich einsehen, dass die sichere Lagerung des Atommülls in der Erdkruste über Zeiträume hinweg, die weitaus größer bemessen sind als das Alter unseres Planeten, unmöglich ist. Selbst über einen Zeitraum von 200 Millionen Jahren, der - wie bei Wikipedia unter dem Titel "Erdzeitalter" nachzulesen ist - den typischen Zyklen des Kreislaufs der Gesteine bzw. der Plattentektonik entspricht, ist an einen sicheren unterirdischen Abschluss des hochradioaktiven Atommülls von der Biosphäre nicht im entferntesten zu denken.

Im zum "Versuchsendlager" umfunktionierten ehemaligen Salzberg "Asse-II" ist die "sichere Endlagerung schwach und mittelradioaktiver Abfälle" - nebst hochradioaktiven- sowie diversen Sondermüllbeigaben (aber das sollte ja eigentlich niemand wissen!) - bereits nach wenigen Jahrzehnten kläglich gescheitert. Aber selbst diese Erfahrung, wie auch die Erfahrung mit dem Atomkraftwerk in Tschernobyl aus dem Jahre 1986, nämlich dass es jederzeit in jedem Atomkraftwerk unvorhersehbar zu einem Super-GAU kommen kann, hält die Bundesregierung nicht davon ab die Atomkraftwerke noch viele Jahrzehnte weiter laufen zu lassen, und den dabei anfallenden Atommüll unter der Erde im Salz bei Gorleben verschwinden zu lassen, welches ebenso ungeignet für ein Atommüll-"End"-Lager ist, wie das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II".

Wenn die Politiker der Regierungskoalition sich erst dann als "einsichtsfähige, weise Menschen" erweisen, nachdem die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen im dichtbesiedelten Deutschland infolge eines Super-GAUs zusammengebrochen sind, dann wird es zu spät sein. Deshalb werden wir am Samstag, dem 6. November, in Dannenberg gegen die Atompolitik der Bundesregierung demonstrieren.

Castor Stop!
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg


(Quellen: YouTube, Wikipedia)

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