Dienstag, 27. April 2010

Schwebende Fähren


Die Oste bei der Ortschaft Osten

Wenn man von Bremerhaven "über die Dörfer" zur Elb-Fähre Wischhafen-Glückstadt fährt, dann kommt man einige Kilometer vor Wischhafen an die "Oste", die ungefähr 25 Kilometer nördlich von dieser Stelle in die Elbe mündet. Am anderen Ufer liegt rechterhand die kleine, beinahe 800 Jahre alte Ortschaft Osten. Unübersehbar überspannt dort eine große Stahlkonstruktion die Oste.

Was dort wie eine Brücke in der Landschaft steht, bei der man beim Bau die Auf- und Abfahrrampen vergessen hat, ist die Tragekonstruktion der ältesten der beiden in Deutschland existierenden Schwebefähren, die in den Jahren 1908 bis 1909 errichtet wurde. Zu dieser Zeit war die Oste noch ein wichtiger Handelsweg, der von vielen Schiffen befahren wurde. Die Durchfahrtshöhe der Tragekonstruktion von 30 Metern über NN ermöglichte auch den damals noch gebräuchlichen Segelschiffen mit ihren hohen Masten die Durchfahrt.





Osten: Fährwagen der Schwebefähre

Auf den Fahrschienen unter der Querverbindung über dem Fluss ist ein Fahrwerk montiert, an dem ein 16 Meter langer und 4,3 Meter breiter Fährwagen aufgehängt ist. Bei einer Tragkraft von 18 Tonnen konnten damit bis zu 6 Autos oder 100 Personen in ungefähr drei Minuten vom einen Ufer der Oste an das andere befördert werden.



Osten: der "Fährkrug" ...


... mit der benachbarten "Anlegestelle" der Schwebefähre

Da ich früh unterwegs war und noch etwas Zeit hatte, bin ich nach der Überquerung der Oste kurzentschlossen von der Bundesstraße abgebogen und nach Osten hineingefahren. Wenn man dort so vor dem "Fährkrug" steht, der von der Stahlkonstruktion der Schwebefähre überragt wird, dann bekommt man erst den richtigen Eindruck von den Dimensionen dieses "historischen Wahrzeichens der Ingenieurbaukunst in Deutschland".





Osten: Der Fahrstand der Schwebefähre

Gegenüber vom "Fährkrug" steht ein Haus in dessen Erdgeschoss ein Informationszentrum untergebracht ist. Im Schaufenster sind dort Fotos aus der Geschichte der Schwebefähre, im Zuge von Wartungsarbeiten ausgewechselte Zahnräder, Schaffnerutensilien und weiteres Zubehör aus der Zeit ausgestellt, als die Schwebefähre hier noch die einzige Verbindung über die Oste war.

1974 wurde der Betrieb der Schwebefähre, die seit dem Bau der Straßenbrücke im Zuge der Bundesstraße 495 nicht mehr benötigt wird, eingestellt. Seit 1975 ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Osten ein technisches Baudenkmal. Die andere deutsche Schwebefähre, deren Fahrschienen unter der in den Jahren 1911 bis 1913 errichteten Stahlkonstruktion der Rendsburger Hochbrücke montiert sind, überquert zwischen Rendsburg und der Gemeinde Osterrönfeld den Nord-Ostsee-Kanal.

Neben den beiden Schwebefähren in Deutschland sind weltweit nur sechs weitere Schwebefähren bekannt. Die älteste von ihnen, die Puente de Vizcaya, wurde 1893 im spanischen Teil des Baskenlandes fertiggestellt und ist noch heute in Betrieb.


(Quellen: Karl Gotsch's Brücke des Monats 12/2007, Wikipedia)

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