Donnerstag, 22. April 2010

Radioaktive Märchen


Der Unterschied zwischen Märchen und Wirklichkeit

CDU, CSU, FDP und Teile der SPD fördern gemeinsam die Lobbys der Atomwirtschaft. Um ihr Ziel zu erreichen, verbreiten sie das Märchen vom billigen und sicheren Atomstrom. Der Märchenonkel Glos erzählte zum Beispiel: "Längere Laufzeiten für bestehende Atomkraftwerke bedeuten langfristig eine preisgünstigere, sichere und klimaschonende Stromerzeugung."

Dabei legte er eine besondere Betonung auf den Begriff "sichere". Damit wollte er davon ablenken, dass es gar keine sicheren Atomkraftwerke gibt. Die gibt es nämlich nur im Märchen. Im wirklichen Leben gibt es nur solche, wie dasjenige, das 1986 den Menschen in der Umgebung von Tschernobyl um die Ohren geflogen ist: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sich der nächste Super-GAU ereignen wird.

In der Märchenwelt unserer Politiker hingegen werden Atomkraftwerke neuerdings sogar schon grün geredet, weil sie angeblich das Klima schützen. Über die Klimagase, und sonstigen Schädigungen der Umwelt, die allein schon beim Uranabbau, der Produktion der Brennstäbe und dem Transport zu den Atomkraftwerken entstehen, erzählte der gute Märchenonkel natürlich nichts, und auch nicht darüber, dass das Thema, Atomkraftwerke würden das Klima schützen, schon während der Verhandlungen zwischen den Atomkonzernen und der Bundesregierung über den Atomkonsens einvernehmlich in das Märchenreich verwiesen worden war (Michael Müller, SPD, Parlamentarischer Staatssekrätär im Bundesministerium für Umwelt, in dem Dokumentarfilm "Uranium - Is it a Country?").

In Wahrheit sind Atomkraftwerke jedoch die Gelddruckmaschinen der Atomkonzerne in Deutschland. Das weiß nur kaum jemand. Die Märchenonkels und -tanten unter den Politikern erzählen nämlich selbstverständlich nichts über die versteckten Subventionen für die Energieerzeuger. Ein nettes, kleines Beispiel für eine solche versteckte Subvention der Atomindustrie zu Lasten der Allgemeinheit ist die Haftpflichtversicherung. Für jedes Kraftwerk, das zur Stromerzeugung erneuerbare Energien verwendet, wird eine Haftpflichtversicherung in voller Höhe fällig. Die deutschen Atomkonzerne zahlen für die Haftpflichtversicherung ihrer gemeingefährlichen Atomkraftwerke aber nur einen Bruchteil eines einzigen Prozents. Für den Rest muss im Falle eines Super-GAUs der ohnehin geschädigte Steuerzahler geradestehen.

Die deutschen Steuerzahler finanzieren seit jeher die Entwicklung, den Bau und den Betrieb der Atomkraftwerke in Deutschland, ebenso wie sie später auch den weitere Milliarden von Euro verschlingenden Abruch und die zig-Jahrtausende lange Handhabung des Atommülls bezahlen sollen. Im Märchen käme an dieser Stelle eigentlich der Edle Ritter und würde den bösen Atomlobby-Drachen zur Strecke bringen, um die Steuerzahler des verwunschenen Königreichs von der erdrückenden Last des radioaktiven Monsters zu befreien - nicht so jedoch im Märchen des Onkel Glos.

Und im wirklichen Leben? Nachdem der Steuerzahler ohnehin schon gehörig für die Atomkraftwerke zur Ader gelassen wurde, wird er anschließend auch noch für die Stromrechnung in voller Höhe des Marktpreises zur Kasse gebeten. Herr Matthes (Öko-Institut Berlin) erklärt dazu, niedrige Kosten der Atomstrom-Produzenten seien nicht das gleiche wie die Preise, für die sie den Strom an ihre Kunden abgeben: "Preise bilden sich in einem liberalisierten Strommarkt nach anderen Prinzipien. Das heißt beim Stromkunden kommt davon nicht ein einziger Cent an. Allein die Konzerne machen die Zusatzprofite, und die werden sie natürlich nicht abgeben."

Allein schon im Falle einer Laufzeitverlängerung für die alten Atomkraftwerke streichen die Atomkonzerne in Deutschland insgesamt 85 Milliarden Euro zusätzlich ein ... - inzwischen reden die gelb-schwarz gestreiften Wespen in Berlin über Laufzeiten von 60 Jahren für die deutschen Atomkraftwerke. Auf die einfache Frage: "Wieviel sind Sie denn bereit abzugeben: 20 Milliarden, 30 Milliarden, ...", gab Herr Großmann (RWE, Vorstandsvorsitzender) die ebenso eindeutige Antwort: "Also im Moment haben wir überhaupt nichts abzugeben, sondern wir wollen erst mal warten, wie die gesetzliche Regelung sein wird."


Übermorgen treffe ich mich mit einigen Leuten auf der Strecke zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel zur Ketten(re)Aktion.

Dort werden wir den Wespen in Berlin klar und deutlich sagen, dass sie schleunigst dafür sorgen sollen, dass die Atommüll produzierenden Dampfmaschinen (denn nichts anderes ist ein Atomkraftwerk!) noch in dieser Legislaturperiode abgeschaltet werden. Dann sind die Atomkonzerne in Deutschland keine Atomkonzerne mehr, und der raffgierige Herr Großmann und seine Kollegen brauchen sich ihre Köpfe nicht mehr darüber zu zerbrechen, wie sie die zig-Milliarden Euro aus Zusatzprofiten vor den belogenen und betrogenen Steuerzahlern in Sicherheit bringen sollen.

Aktions- und Menschenkette


(Quelle: ZDF-Magazin "Frontal 21" vom 16.09.2008, Strahlendes Klima)

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