Dienstag, 16. März 2010

Eine Million gegen genmanipulierte Nahrung

Im Frühjahr 2009 hatten massive Proteste noch den Anbau von genmanipuliertem Mais (MON810) in Deutschland verhindern können, für den der Hersteller Monsanto Patente besitzt. Laut einer Emnid-Umfrage befürworteten 78 Prozent der Deutschen ein Verbot gentechnisch veränderten Saatguts. Während sich einige EU Mitgliedstaaten deutlich gegen die Entscheidung ausgesprochen haben, unterstützt die neue Bundesregierung seit diesem Jahr den Anbau der BASF-Kartoffel "Amflora".

Damit hat sie ohne Not eine gefährliche Lawine losgetreten und stellt somit den Profit der Konzerne vor das Interesse ihrer Bürger. BASF hat schon die Beantragung der Zulassung weiterer genmanipulierter Kartoffelsorten angekündigt. Im Gegensatz zur "Amflora", die der Stärkeherstellung dienen soll, sind die folgenden Sorten zum Verzehr bestimmt. Jedoch auch die manipulierten Gene der BASF-Amflora drohen auf unserem Teller zu landen. Auch wenn die Industrie-Kartoffel nicht als Speisekartoffel verwendet werden darf, so sollen Amflora-Abfälle dennoch als Viehfutter Verwendung finden.


Die Macht der Gen-Technik Lobbys

Jetzt hat die Europäische Kommission den Anbau gentechnisch manipulierter Lebensmittel zugelassen! Damit ignoriert sie den Willen von zwei Dritteln der Bürger Europas. Diese wollen sicherstellen, dass der Anbau genmanipulierter Nahrungsmittel keine Bedrohung für die Umwelt und unsere Gesundheit darstellt. Dieser Beweis wurde bisher nicht erbracht.

Dafür gewinnen die Patentinhaber genmanipulierter Nahrungspflanzen unbegrenzte Macht über die Nahrungmittelproduktion der Zukunft. Landwirte werden abhängig von wenigern mächtigen international operierenden Konzernen. Herkömmlich produzierende Landwirte werden sich unversehends auf der Anklagebank eines Gerichtssaals wiederfinden. Das ist kein Märchen von übermorgen. Selbst in der Vergangenheit ging das schon so weit, dass zum Beispiel ein Landwirt in Kanada, der Ackerbau mit herkömmlichen Mitteln und Methoden betrieb, von Monsanto angeklagt wurde, weil er unerlaubt genmanipuliertes Saatgut dieses Herstellers auf seinem Acker ausgesät haben sollte.

Dabei wäre eigentlich der Landwirt, der sich plötzlich in einer Täterrolle wiederfand, derjenige gewesen, der gegen Monsanto hätte klagen können - nur hatte er nicht gewusst, dass er genmanipulierte Nahrung verkaufte. Er war nämlich das Opfer der natürlichen Vermehrung und Verbreitung der Pflanzen vom Acker des Nachbarn geworden. Der Nachbar hatte genmanipuliertes Monsanto-Saatgut angebaut und damit die vermeintlich von genmalipulierten Pflanzen freie Ernte des beklagten Landwirts verunreinigt.


Europäisches Bürgerbegehren

Allein um diesen bedrohlichen Machtmissbrauch der Gentechnik-Konzerne in Europa zu verhindern, ist es notwendig, dass die Europäische Kommission die Zulassung für den Anbau gentechnisch manipulierter Lebensmittel im Hoheitsgebiet ihrer Mitgliedsstaaten unverzüglich zurücknimmt, und die EU-Mitgliedsstaaten dazu veranlasst, ein solches Verbot in nationales Recht umzusetzen. Um das zu erreichen, hat das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ eine Petition verfasst, für die mindestens eine Million Unterschriften benötigt werden.

Nach dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon am 1. Dezember 2009 wird im Laufe dieses Jahres das Basisdemokratische Instrument "Europäisches Bürgerbegehren" installiert werden: 1 Millionen EU-Bürger können damit durch ihre Unterschrift die Europäische Kommission auffordern, einen Gesetzgebungsvorschlag vorzulegen. Mit diesem Instrument soll gegen die Verbreitung genmanipulierter Nahrungspflanzen vorgegangen werden.

Hier geht's zur Petition von AVAAZ.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: AVAAZ, Die Welt vom 02.03.2010, Handelsblatt vom 04.03.2010, Die Zeit vom 02.03.2010, Europäisches Parlament, Campact - Gentechnik 5-Minuten-Info 1 /5-Minuten-Info 2 /5-Minuten-Info 3)

3 Kommentare:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Lieber Jürgen!
Mir stehen die Haare zu berge!!!!

Es ist nicht mehr aufzuhalten. Was können wir dagegen tun????

Vielleicht sollten wir langsam unsere Körper darauf vorbereiten.....
Das sind Horrorvisionen, die schon Wirklichkeit geworden sind!

Ja, meine Unterschrift haben sie!
Danke für diesen "aufklärenden" Beitrag.
Liebe Grüße
Rosi

juwi hat gesagt…

@Rosi: Als Landwirt könnte man zum Beispiel vermeiden, sich überhaupt erst in die Falle der Gen-Konzerne zu begeben. Als Kunde kann man darauf verzichten, offensichtlich genmanipulierte Produkte, bezw. Produkte mit genmanipulierten Inhaltsstoffen zu kaufen. Hier fehlt es jedoch an einer deutlichen Kennzeichnungspflicht. Mir schwebt da so etwas vor, wie die schwarz umrandeten Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen. Eine zweite Möglichkeit für uns Verbraucher, wäre der Verzicht auf Produkte von Herstellern, die an der Genmanipulation von Nahrungsmitteln arbeiten. Im Falle von Monsanto haben da allerdings wohl nur Landwirte die Möglichkeit, andere Produkte zu verwenden. Im Falle von BASF sieht das schon anders aus. Da hat man als Verbraucher zum einen (noch) die Möglichkeit, auf die bekannterweise genmanipulierten BASF-Kartoffeln zu verzichten, und zum anderen auf diverse andere Produkte, auf denen "BASF" steht. Tonbandkassetten oder CD-Rohlinge werden zum Beispiel auch von anderen Herstellern angeboten.

Wasserfrau hat gesagt…

Hallo Juwi, über das Samenmonopol dieses Konzerns habe ich auch erst kürzlich in einem Film erfahren, da stehen einem wirklich die Haare zu Berge, so etwas sollte einfach nicht erlaubt sein.
Ich weiss gar nicht wie das bei uns ist, ob da die Landwirte auch schon so unter der Fuchtel dieses Konzern stehen.
Da werde ich auch unterschreiben, hoffentlich hilft es etwas.
Liebe Grüsse
Elfe

Kommentar veröffentlichen



Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.

Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.


Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.

Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!

Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.