Mittwoch, 27. Oktober 2010
Skulpturenpark Kramelheide, R. Strüter: Stacheldraht in seiner schönsten Form
Beim Blättern in meiner Fotosammlung ist mir diese geniale Transportmethode für Stacheldraht wieder in die Hände gefallen.
Jeder Besitzer einer Katze kennt bestimmt die Wirkung von Wollknäueln auf diese Tiere. Schon ein zaghaftes Anstoßen mit der Vorderpfote lässt ein Wollkäuel quer durch das Wohnzimmer rollen, und - das sei in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt - die Katze aus dem Stand mit Höchstgeschwindigkeit hinter dem derart beschleunigten Wollknäuel her rennen.
Heutzutage gilt es ja als modern, für technische Lösungen nach Vorbildern in der belebten Natur zu suchen. "Bionik" heißt das dann auf neudeutsch. Jeder der damit nicht so sehr vertraut ist denkt hin und wieder bestimmt bei sich: "Toll! Welch eine geniale Erfindung deutscher Ingenieurskunst."
In Wahrheit haben die Menschen aber, auch wenn sie keine Ingenieure waren, schon immer Vorbilder aus der Natur für ihre Zwecke zu nutzen gewusst. Das war schon damals in der früheren Landwirtschaft so, als es weder Trecker mit Frontladern, noch Kräne oder motorisierte Transportmittel gab.
Da haben die Bauern, die hin und wieder vor dem Problem standen, ihren fünf Kilometer langen Stacheldraht vom Bauernhof auf die Weide transportieren zu müssen, sich ein Beispiel am Spieltrieb ihrer Katzen genommen. Womit wir wieder beim Wollknäuel wären: Die Lösung unserer Altvorderen für dieses gewichtige Transportproblem bestand darin, den Stacheldraht durch geschicktes Aufrollen zu einer Kugel zu formen. Im Skulpturenpark Kramelheide ist ein verrostetes Ausstellungsstück zu sehen, das der Künstler Rainer Strüter dort dekorativ in Szene gesetzt hat.
Wenn man den Text auf dem kleinen Schild am Fuße der Skulptur liest, dann erfährt man allerdings auch, dass diese Methode nur im Norddeutschen Flachland bekannt war.
Die Bauern in den Alpen sollen wohl eine andere Lösung für das Stacheldraht-Transportproblem gehabt haben. Auch wenn das bisher gesagte irgendwie unglaublich anmutet, muss ich doch zugeben, dass ich mir lebhaft vorstellen kann, dass die Bergbauern am Ende des Tages ziemlich genervt gewesen sein müssen. Wenn sie die stacheligen Drahtknäuel endlich mühsam bergauf zu ihrem Almwiesen gerollt hatten, und die dann jedesmal postwendend wieder bergab ins Tal zurück gekullert sind, dann erscheint es mir logisch, dass sie - nachdem sie sicher etliche Male auf die Saupreißn geschimpft und dabei wutschnaubend "Kruzidiaggn!" oder "Kraizbiàmbāmhollastaun!!" gerufen haben - nach eigenen Lösungen gesucht haben werden.
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