Freitag, 20. März 2009

"Herzlich Willkommen" zum Bremerhavener Freimarkt ...

... wird es möglicherweise bald nicht mehr heißen.


Wilhelm-Kaisen-Platz von der Stresemannstraße gesehen
(links im Bild die Stadthalle)


Gestern berichtete die Nordsee-Zeitung, dass die Große Koalition den Wilhelm-Kaisen-Platz für 1,9 Millionen Euro an die holländische Ten Brinke Gruppe verkaufen will, die dort einen 10000 m² großen OBI-Baumarkt mit Gartencenter bauen will. Den Rest der Fläche würde als Kundenparkplatz für OBI hergerichtet werden. Bisher parken dort noch die Besucher der Stadthalle und des Eis-Stadions. Wenn die Verhandlungen der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) mit Ten Brinke erfolgreich sein sollten, würde der Freimarkt auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz nicht mehr stattfinden können. Zirkus, Trucker-Treffen, Open Air Konzerte, Messen oder ähnliche Veranstaltungen wären dort dann ebenfalls Geschichte.

Der Wilhelm-Kaisen-Platz ist seit Jahrzehnten der zentral gelegene Bremerhavener Festplatz. Er grenzt im Norden an die Melchior-Schwoon-Straße und im Osten an die Stresemannstraße. An der südlichen Grenze des Platzes befinden sich die Stadthalle und das Eis-Stadion, und im Westen grenzt er an die Werftstraße. Auf der gegenüberliegenden Seite der Stresemannstraße befindet sich ein "Max Bahr" Baumarkt.

Vor ungefähr drei Jahren hatte "Max Bahr" den Wunsch geäußert, auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz einen neuen Baumarkt zu bauen, und den bisherigen Markt dafür aufzugeben. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Großen Koalition war dieser Wunsch damals an der Haltung der CDU gescheitert. Inzwischen wurde der "Max Bahr" Baumarkt von der Baumarktkette "Praktiker" übernommen. "Max Bahr" blieb unter dem neuen Eigentümer jedoch weiterhin als eigenständige Premium-Marke bestehen. Seit dem war der Neubau-Wunsch kein Thema mehr.

Ungefähr einen Kilometer südlich des Wilhelm-Kaisen-Platzes befindet sich auf der anderen Seite der Geeste ein "Bauhaus" Baumarkt mit Gartencenter. Mit OBI wären dann drei große Baumärkte auf engstem Raum konzentriert. Ich frage mich seit langem, wie jetzt bereits zwei Baumärkte so eng nebeneinander existieren können. Ich vermute, der Umzugswunsch von "Max Bahr" in einen größeren Neubau auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz wird auch etwas mit der Steigerung der Konkurenzfähigkeit gegenüber "Baumarkt" zu tun gehabt haben.

Weitere Baumärkte gibt es bereits in den Gewerbegebieten am Stadtrand von Bremerhaven: "Praktiker" an der östlichen Stadtgrenze zu Spaden, "Hornbach" mit Gartencenter im Wulsdorfer Gewerbegebiet Bohmsiel im Süden Bremerhavens und einen ehemals von OBI gegründeten Baumarkt mit Gartencenter an der Stadtgrenze zu Langen im Norden der Stadt. Der ehemalige OBI-Baumarkt wurde nach wenigen Jahren an "Wassenaar" verkauft. Wassenaar betreibt in Bremerhaven zwei große Gartencenter in Leherheide und in Wulsdorf.

Bremerhaven ist also mit Baumärkten mehr als gut versorgt. OBI hat bereits einen Fehlstart mit einem Baumarkt im Bereich von Bremerhaven hinter sich. Und jetzt will die Große Koalition Bremerhavens zentral gelegenen Festplatz für 1,9 Millionen Euro an Ten Brinke - ausgerechnet für den Neubau eines OBI-Baumarkts - verscherbeln? Was denken die sich dabei? Was denkt OBI sich dabei? Irgendwie erweckt das bei mir den Anschein von "Aldi-Lidl-Plus-&-Co.-Strategie": Neu bauen, nach einigen Jahren schließen, an anderer Stelle neu bauen, nach einigen Jahren wieder schließen und so weiter. Was immer auch für ein Grund dahinter stecken mag.


Ach ja, der Freimarkt - ich schweife vom Thema ab - ...

Die Nordsee-Zeitung schrieb gestern weiter, über eine Lösung für den Freimarkt im Falle einer Einigung mit Ten Brinke sei im Magistrat vorgestern nicht gesprochen worden.


Die Geeste - der Sandberg am anderen Ufer zeugt von den Erdarbeiten für die Eissporthalle.

Im Zusammenhang mit der Anfrage von "Max Bahr" hatten die Bremerhavener Politiker über diese "lästige Nebenfrage" schon einmal vage nachgedacht. Herr Schulz (SPD, Oberbürgermeister) hat diesbezüglich jetzt wohl die alte Idee von damals wieder hervorgekramt. Der Freimarkt könne ja auf das Gelände der ehemaligen Schichau-Werft an der Geeste verlegt werden. Dieses müsse allerdings vorher befestigt werden, da es nach der Altlastensanierung im Anschluss an den Abriss der Werftgebäude lediglich mit Sand verfüllt worden sei.


Erdarbeiten für die Eissporthalle - im Hintergrund: Eis-Stadion und Stadthalle

Das ehemalige Werftgelände wird im Norden vom Eis-Stadion sowie von der Stadthalle und im Süden von der Geeste begrenzt. Die östliche Seite des Grundstücks grenzt an die Stresemannstraße und die westliche Seite an die Werftstraße. Gut die Hälfte des ehemaligen Werftgeländes wird im östlichen Bereich zur Zeit für den Neubau einer Eissporthalle an der Stresemannstraße vorbereitet. Die Finanzierung des Neubaus ist zwar noch völlig ungeklärt - alle Angebote liegen außerhalb der Kalkulation der Großen Koalition - aber da trotzdem schon mit der Vorbereitung des Geländes begonnen wurde, kann man sich schon einmal ein Bild davon machen, was der Herr Schulz den Bremerhavenern als Ersatz für den Wilhelm-Kaisen-Platz anbietet.

Die Große Koalition scheint Freimarkt, Zirkus und ähnliche Veranstaltungen vor der Öffentlichkeit verstecken zu wollen. Ein Festplatz auf dem verbleibenden westlichen Teil des ehemaligen Werftgeländes läge jedenfalls im Hinterhof des Baumarkts, der Stadthalle und der neuen Eissporthalle an der Stresemannstraße.


Oben links: Ausrüstungskaje der ehemaligen Werft. Der Bauzaun zeigt das Grundstück der zukünftigen Eissporthalle. Der Rest links davon bliebe für den Freimarkt.

Hinzu kommt dass der Uferbereich dieses Flussabschnitts eigentlich der stadtnahen Erholung für die Anwohner Lehes vorbehalten ist. Die ehemalige Ausrüstungskaje ist mit einer Pflasterung zu einem kleinen Platz umgewandelt worden. Der Fußweg von der Hafenstraße durch den Saarpark wurde an der Geeste in Richtung Geestesperrwerk als Wanderweg fortgesetzt. Ein Weg entlang eines asphaltierten Platzes, der möglicherweise dann auch noch überwiegend als zusätzlicher Parkplatz genutzt werden würde, wäre nicht gerade förderlich für einen stadtnahen Erholungsraum.

Eine weitere Luftnummer ist der sogenannte "Sportgarten", der ehemals im Schleusengarten beim Simon-Loschen-Leuchtturm angelegt werden sollte. Seitdem die Pläne dafür dort geplatzt sind, wird der Sportgarten von der CDU immer einmal wieder erwähnt, und ist in deren Sonntagsreden jetzt irgendwo im Bereich des Geestebogens angesiedelt. Diese fiktive Anlage wird den Lehern - insbesondere der Jugend - von den Politikern der CDU gerne auch als besserer Ersatz für den möglichen Verlust des Phillips-Fields verkauft. Die CDU will den bisherigen städtischen Sportplatz ebenfalls an die Ten Brinke Gruppe verkaufen, damit die Holländer darauf einen Kaufland-Markt bauen können. Da auch das ehemalige Kistner Gelände schon im Zusammenhang mit dem Verkauf an die Ten Brinke Gruppe genannt worden war, fragt sich der eine oder andere mit Recht, wo denn da noch Platz für das CDU-Hirngespinst "Sportgarten" sein soll.


Aber ich schweife schon wieder ab ...

Ich glaube, es geht überhaupt nicht darum, ein anderes Grundstück für einen neuen Festplatz zu finden. Da wird den Bürgern wieder einmal ein Luftschloss vorgegaukelt, dass sich hinterher in heiße Luft auflösen wird. Dafür, wie so etwas in der Regel in Bremerhaven abläuft, ist die Geschichte des Nordsee-Museums ein Paradebeispiel. Da gab es zum Beispiel am Neuen Hafen einmal die "Rogge-Halle". Ein typischer Ziegel-Bau in der Art, von der es früher viele im Hafengebiet gab. Da an der Stelle, an der die Halle stand, etwas anderes geplant war, wurde die Halle abgetragen, um sie später an anderer Stelle für die Sammlung des Nordsee-Museums als Ausstellungsbau originalgetreu wieder aufzubauen. Als es soweit war, gab es gerade leider kein Geld mehr dafür, und irgendwann waren plötzlich die Ziegel "nicht mehr auffindbar". Zuletzt sollte die Sammlung in den Gebäuden des Kalksandsteinwerks auf dem ehemaligen Kistner-Gelände untergebracht werden. Bis es wieder einmal hieß, es gäbe kein Geld mehr dafür ...

Im Fall des Bremerhavener Freimarkts gibt es bisher nicht einmal die Zusage dafür, dass der Freimarkt zukünftig auf dem von Herrn Schulz genannten Gelände stattfinden wird. Aber selbst wenn den Bürgern die Umsetzung einer solchen Lösung versprochen werden würde, hieße es hinterher mit großer Wahrscheinlichkeit: "Es ist kein Geld für die Befestigung des ehemaligen Werftgeländes verfügbar".
  • Also, liebe Mitbürger, feiert den Bremerhavener Freimarkt solange ihr noch Gelegenheit dazu habt, kauft euer Baumaterial und euer Werkzeug auch in Zukunft bei eueren derzeitigen Lieblingsbaumärkten und setzt euer Kreuzchen bei der nächsten Wahl zur Stadtverordnetenversammlung neben eine der Parteien, die nicht der derzeitgen Großen Koalition angehören. Vielleicht ändert sich dann ja doch noch etwas zum Guten.

(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 19.03.2009)

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hola juwi,
da scheint ja trotz Leerständen in der Stadt eine erhebliche Bauwut ausgebrochen zu sein. Gibt es denn da so viele Häuslebauer oder spezialisieren sich die Baumärkte auf die Dinge, für die die Stadt kein Geld hat und die nun die Hobbybaumeister errichten sollen ...smile mit dem Slogan "Unsere Stadt soll schöner werden, legt selbst die Hand an!"
Ein frühlingshaftes Wochenende wünscht Euch
Lucki

Weserkrabbe hat gesagt…

Hallo Jürgen, Du machst Dir soviel Mühe, uns Lehern klarzumachen, was für einen Mist die Politiker hier in Lehe verzapfen, aber ich befürchte wirklich, da ist Hopfen und Malz verloren. Normalerweise hätten Proteste aus allen Ecken kommen müssen, aber nichts dergleichen war zu vernehmen. Ich bin echt ratlos, was man gegen diesen Ansiedlungswahn noch unternehmen kann.
lieben Wochenendgruß
Brigitte

juwi hat gesagt…

Lieber "Anonym",

um faire Diskussionen zu gewährleisten, veröffentliche ich keine Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen (siehe Hinweis über dem Kommentar-Eingabefeld). Wenn mehrere Leser einen Kommentar als "Anonym" zu einem Kommentar abgeben, und der eine dem andern antworten möchte, dann weiß am Ende niemand, wer da mit wem spricht.

Deinen Kommentar vom 9. Mai 2009 um 21:47 Uhr mit der Einleitung "Moin-Moin, vielen Dank erstmal für die ganzen Infos und ein das ist alles so typisch BHV, die machen sich und allen immer das Leben so schwer..." habe ich deshalb nicht veröffentlicht. Ich würde mich freuen, wenn du deinen Kommentar noch einmal, zumindest mit einem Nicknamen (Fantasie-Name) "unterzeichtet", abschicken würdest. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis.

juwi

Unknown hat gesagt…

Hallo
Wird der Obi Markt jetzt dort gebaut, vor der Stadthalle oder nicht???
Wie weit ist die Plannung....??
Wollte mich da sonst mal bewerben....im Lager...

Habt Ihr Infos über Osterholz Scharmbeck und Obi Markt....Dort soll bei Meyerhoff in der Nähe auch ein Obi Markt gebaut werden oder ist in Plannung....
Wer sind die Bauherren dort...Wo schreibt man die Bewerbung hin?
Obi selber sagt...(habe ich angerufen)..sind Frechchisenehmer...können oder wollen mir nicht die Adressen geben...

Wäre Nett wenn jemand was mir mal drüber schreiben könnte..

Wie sich das alles verhält..

juwi hat gesagt…

Hallo Ken,

wenn du meine Artikel über die Discounter, Super- und Baumarktwut in Bremerhaven im allgemeinen, und in Lehe im Besonderen, gelesen hast, dann wirst du sicher verstehen, wenn es mir widerstrebt, auch noch für OBI zu werben. Aber: Ja. So weit mir bekannt ist, wird die Große Koalition den Wilhelm-Kaisen-Platz an den Investor verkaufen, der darauf einen Baumarkt errichten will. Termine sind mir in diesem Zusammenhang jedoch nicht bekannt.

Ein Baumarkt auf dem bisherigen Wilhelm-Kaisen-Platz wäre dann gut für dich (falls du dort einen Arbeitsplatz finden solltest) aber schlecht für Lehe und die beiden anderen Baumärkte, von denen der eine vom Wilhelm-Kaisen-Platz aus in Sichtweite liegt, und der andere von dort aus bequem zu Fuß zu erreichen ist. Muss es unbedingt OBI sein, oder geht es dir nur um Arbeit in einem Baumarkt? Hast du dich schon einmal bei anderen Baumärkten in der Umgebung beworben, allein in Bremerhaven und an den Stadtgrenzen gibt es fünf davon. Derjenige, an der Stadtgrenze zu Langen ist einmal als OBI Baumarkt gebaut worden. OBI dort nach wenigen Jahren wieder aufgegeben. Die Gebäude wurden von Wassenaar (Gartencenter) übernommen. Wassenaar betriebt dort aber neben seiner großen Gartenabteilung weiterhin auch einen (nicht ganz so großen) Baumarkt.

Über die Situation in Osterholz-Scharmbeck kann ich dir nichts erzählen. In meiner Linkliste findest du das Blog "Bootsmann" die Bloggerin kommt aus Hagen. Das liegt sozusagen in der Nachbarschaft von Osterholz-Scharmbeck. Vielleicht könntest du von ihr mehr erfahren.

Ich hätte mir gerne einmal dein Blog angesehen, aber leider hast du dein Profil nicht freigegeben. Daher kann ich es leider nicht finden. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Job-Suche.

juwi

Unknown hat gesagt…

Hallo
Danke juwi für die Info.

Also ganz Ehrlich....ich glaube auch das Baumärkte in BHV genug sind....zumal Obi wohl nicht der preiswerteste Baumarkt ist....würde mal behaupten Bauhaus würde über den deister gehen...auf lange Sicht....weil hinter Obi ne riesen Kette steht.....und Bauhaus jetzt schon ums überleben kämpft...

Finde es auch absurd..das da nun noch einer hinkommt..obwohl 2 in unmittelbarer Nähe sind...das ist
Marktwirtschaft....

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