Greenpeace hatte bereits im Februar diesen Jahres darauf hingewiesen, dass mehr als 70 Prozent der radioaktiven Abfälle im einsturzgefährdeten Salzbergwerk Asse-II aus Atomkraftwerken der vier großen Energiekonzerne EnBW, RWE, Vattenfall und E.on stammen. Greenpeace hatte einen Inventarbericht ausgewertet, der noch vom GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, dem Vorgänger des heutigen Helmholtz Zentrum München, im Jahr 2002 in Auftrag gegeben worden war.
Nach Einschätzung der Grünen war das Atommülllager Asse von Anfang an als Endlager konzipiert gewesen. Offiziell sei das ehemalige Salzbergwerk zwar immer als Forschungsanlage bezeichnet worden, zahlreiche atomrechtliche Genehmigungen böten jedoch ein anderes Bild. So ist in der Online Ausgabe des "Spiegel" vom 23.02.2009 zu lesen, den Unterlagen aus den siebziger Jahren für das Atomkraftwerk Krümmel bei Hamburg sei zu entnehmen, dass die Kapazitäten des Bergwerks als Endlager bis weit über das Jahr 2000 hinaus reichen würden. Die von der Bundestagsfraktion der Grünen vom Bundesumweltministerium angeforderten Dokumente zu den Atomkraftwerken in Biblis enthielten Verweise darauf, dass im Versuchs Atommülllager Asse-II auch hochradioaktive Materialien für Jahrhunderte gelagert werden könnten, und die Genehmigungen würden außerdem zeigen, dass Asse-II intern als Versuchsatommülllager für Gorleben galt. Damit seien die Behauptungen von CDU/CSU und SPD widerlegt, es gebe keinen sachlichen Zusammenhang bezüglich des Atommülllagerkonzepts zwischen den Salzstöcken Asse-II und Gorleben.
Mit der Ausage von Herrn Gabriel (SPD, Bundesumweltminister) im Norddeutschen Rundfunk am 11.03.2009, das radioaktive Material in Asse-II stamme zumeist aus kommerziellen Atomkraftwerken, ist jetzt auch von offizieller Seite bestätigt worden, dass das ehemalige Salzbergwerk Asse-II über Jahrzehnte hinweg - entgegen anderslautender Behauptungen in der Vergangenheit - nichts anderes war, als ein für die Atomkraftwerksbetreiber äußerst billiges Endlager. Nach Aussage von Herrn Gabriel kämen 71 Prozent der Abfälle aus dem Karlsruher Kernforschungszentrum und weitere drei Prozent direkt von den Atomkraftwerken. Das Karlsruher Forschungszentrum wiederum sei zu 100 Prozent den deutschen Atomkraftwerksbetreibern zuzuordnen. Insgesamt hätten 37 verschiedene Anlieferer schwach- und mittelradioaktive Abfälle an Asse-II übergeben.
Die Atomkraftwerksbetreiber weigern sich bisher, für die im Zusammenhang mit den Atommüllproblemen entstehenden Kosten aufzukommen. Die Atommülleinlagerung in Asse-II hatten sie jahrelang über den Umweg über das Forschungszentrum in Karlsruhe zu vertuschen versucht. Die Behauptung, in Asse-II lagere kein Atommüll aus Atomkraftwerken ist jetzt nicht mehr länger haltbar. Deshalb sollen die Atomkraftwerksbetreiber gefälligst auch für die Atommülllagerung und die Lösung der Probleme im Zusammenhang mit dem einsturzgefährdeten Bergwerk Asse-II bezahlen. Bis 1975 sei bereits die Hälfte der 126000 Atommüllfässer in der Schachtanlage Asse-II eingelagert gewesen. Da in den Jahren von 1967 bis 1975 in dem als Versuchslager deklarierten Bergwerk Asse-II keine Gebühren für das Einlagern der strahlenden Hinterlassenschaften der Atomkraftwerke erhoben worden sein sollen, wäre meiner Meinung nach außerdem eine entsprechende Gebührennachzahlung fällig.
Herr Gabriel belegte anhand seiner Zahlen die Hauptverantwortung der Atomkraftwerksbetreiber für die Schließung von Asse-II. Dem steht entgegen, dass der Bundestag im Januar eine Novelle des Atomgesetzes verabschiedet hatte, nach der anstelle der Verursacher, jetzt wir Bürger mit unseren Steuern für die mehrere Milliarden Euro teure Sanierung von Asse-II aufzukommen haben. Es wird Zeit, dass diesem Schmarotzertum der Atomkraftlobby endlich ein Riegel vorgeschoben wird. Wir Bürger zahlen schließlich schon genug für die Entsorgung unseres eigenen Mülls. Da CDU/CSU, FDP und SPD offensichtlich nicht willens, beziehungsweise nicht in der Lage zu sein scheinen, die Atomkraftlobby in die Pflicht zu nehmen, schaue ich mich für die Bundestagswahl im September 2009 schon einmal nach einer Alternative für meine Stimme um.
Zum Weiterlesen:
(Quellen: Greenpeace, Spiegel online, Norddeutscher Rundfunk)
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