Am 06. September 2008 berichtete die Tagesschau, Herr König (Bundesamtes für Strahlenschutz BfS, Präsident) habe festgestellt, das Problem der Endlagerung von Atommüll sei jahrzehntelang systematisch unterschätzt worden. Die frühere Sorglosigkeit sei aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehbar. Sie habe viel mit der damaligen Atom-Euphorie zu tun.
Wenn man im Zusammenhang mit dem beginnenden Wahlkampf zur Bundestagswahl im September 2009 nicht gerade Ohren und Augen verschließt, dann stellt man allerdings fassungslos fest, dass die "Atom-Euphorie" in den Reihen von CDU, CSU und FDP gerade zu neuen Höhenflügen ansetzt. Ein Lernprozess, der zu ähnlichen, wie den von Herrn König genannten Erkenntnissen hätte führen können, hat in diesen Parteien offensichtlich nie stattgefunden. Das Gegenteil ist der Fall: Es wird versucht, der Atomkraft ein "grünes Mäntelchen" überzuziehen. Atomkraft sei CO2-frei und damit der ideale Ersatz für mit fossilen Energieträgern befeuerte Kohlekraftwerke. Dabei wird verschwiegen, dass auch Atomstrom nicht CO2-frei ist. Gegenüber der unterirdischen Einlagerung von aus dem Abgas abgeschiedenem CO2, mit der schwarze in grüne Kohlekraftwerke verwandelt werden sollen, hat der radioaktive Atommüll immerhin noch eine Halbwertszeit - d.h., die Strahlung nimmt im Laufe des Zeitraums einer Halbwertszeit um jeweils die Hälfte ab. Allerdings liegen die Halbwertszeiten einiger Bestandteile des Atommülls im Bereich von bis zu einigen Millionen Jahren.
In der 20 Uhr Tagesschau vom 25.10.2008 warf die CDU/CSU Herrn Gabriel (SPD, Bundesumweltminister) vor, er blockiere die Beseitigung der Hinterlassenschaften von Rot-Grün ein Form einer gewachsenen Zahl nuklearer Zwischenlager an den Reaktorstandorten, wo sich mittlerweile der radioaktive Müll stapele. Herr Gabriel kritisierte seinerseits die CDU/CSU, weil sie aus Angst vor einem Vergleich mit anderen Standorten immer nur auf Gorleben zeige. Die Fixierung auf den Salzstock Gorleben führe in die Sackgasse. Die Grünen lehnen die Weiterführung von Erkundungsarbeiten Gorleben ab. Es müsse Schluss sein mit der dogmatischen Festlegung auf das ehemalige Salzbergwerk Gorleben, da die Pannen im ehemals für die Lagerung von Atommüll ebenfalls als sicher geltende Salzstock des Bergwerks Asse-II gezeigt haben, wie prekär diese Strategie tatsächlich ist.
Atomkraft auf Teufel komm raus
Die seitens der CDU/CSU erwähnten "Hinterlassenschaften von Rot-Grün" sind die Folge einer unter anderem auch von der CDU/CSU zu verantwortenden Atom Politik, deren Sorglosigkeit nach Einschätzung von Herrn König "aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehbar" ist. Im Gegensatz zur CDU/CSU hatte Rot-Grün die von der unterirdischen Lagerung des Atommülls im Salz ausgehende Gefahren jedenfalls kritischer beurteilt, und die Erkundung alternativer Standorte zu den Salzbergwerken gefordert. Mögliche alternativen Standorte werden von den Bundestagsfraktionen der CDU und CSU, sowie von den CDU-, und CSU-Fraktionen der von ihnen regierten Bundesländer im Süden Deutschlands bis heute blockiert.
Dafür machen sie die Aufkündigung des Ausstiegs aus der Atomkraft zu ihrem Thema im Wahlkampf zur Bundestagswahl im September 2009 - wohlwissend, dass sie das Problem "Atommüll Entsorgung" damit noch verschärfen. Die Unlösbarkeit des Problems, die Umwelt, unseren Lebensraum und den unzähliger Generationen unserer Nachfahren, über Zeiträume von mehreren Millionen Jahren sicher vor den Gefahren des Atommülls zu schützen, wird von ihnen weiterhin verschwiegen.
52 km lange Lichterkette gegen Atomkraft
Vor diesem Hintergrund demonstrierten in den Abendstunden des 26. Februars 2009 in der Region Braunschweig tausende von Menschen trotz Sturm und Regen mit einer 52 km langen Lichterkette, die von Braunschweig über das einsturzgefährdete Atommülllager Asse-II bis zum künftigen atomaren Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter reichte, für das Ende der Atomkraft in Deutschland. Im Vorfeld der Demonstration waren 15000 Fackeln an Atomkraftgegner verkauft worden, von denen einige das erste Mal in ihrem Leben an einer Demonstration teilgenommen hatten. Das zeigt, dass die im Zusammenhang mit Anti Atomkraft Demonstrationen genannten Zahlen eigentlich nur die Spitze des Eisberges der Zahl der Atomkraftgegner in Deutschland sein können.
Die folgenden Videos sind Fernsehberichte vom 26. Februar 2009, sowie selbst aufgenommene Videos von Teilnehmern der Lichterkette. Sie machen deutlich, wie ernst es den Menschen mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der weiteren Nutzung der Atomkraft ist.
Luzieferproduktion - eine Vorankündigung für den 26.02.2009
NDR 3, Regionalfernsehen, 26.02.2009, 18:00 Uhr
NDR 3, Regionalfernsehen, 26.02.2009, 19:30 Uhr
Lichterkette gegen Atommüll (Hans Kottke)
Eine Menschenkette aus 15000 Menschen von 52 km Länge demonstrierten gegen die Atommülllager Asse II und Schacht Konrad. Hoffentlich geht den Betreibern ein Licht auf. Blick auf den Punkt Salzdahlumer Straße.
ZDF-Nachrichten vom 26.02.2009
Luzieferproduktion - Eindrücke von der Lichterkette vom 26.02.09.
15000 Menschen haben trotz Sturm und Wind Ihren Unmut gegen die Atommüll Einlagerung in Form einer Lichterkette kund getan.
Zum Weiterlesen:
- Unser Braunschweig:
Asse II im Jahr 2009 - Lichterkette am 26. Februar
UNSER BRAUNSCHWEIG ist eine Informationsplattform verschiedener Braunschweiger Bürgerinitiativen. - Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e.V.:
Lichterkette Braunschweig - ASSE II - KONRAD - BMU:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Gabriel unterstützt Anliegen der Lichterkette - sueddeutsche.de:
Tausende gegen Asse - ausgestrahlt.de:
15.000 zeigen mit Lichterkette Atommüll-Orte - campact.de:
Erklärung "Nein zum Ausstieg aus dem Ausstieg!"
(Quellen: Tagesschau, NDR 3 Fernsehen, ZDF, Süddeutsche Zeitung)
1 Kommentar:
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Es ist ja schön, dass man darüber spricht.
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