Montag, 2. März 2009

Spaziergang am Wremer Tief


Blick vom Wremer Tief über das Deichvorland zur Weser

Nachdem gestern Nachmittag die Sonne doch noch durch die Wolken brach, bin ich kurz entschlossen mit Cleo zum Wremer Tief gefahren. Viel zu sehen gibt es dort um diese Jahreszeit eigentlich nicht, aber außerhalb der Tourismus Saison kann Cleo dort ohne Hundeleine gefahrlos am Deich toben.



Blick vom Wremer Tief Richtung Bremerhaven

Als wir in Wremen ankamen, hatte sich der Himmel jedoch schon wieder zugezogen und es war sehr diesig. Die Containerbrücken an der Stromkaje in Bremerhaven, die von hier aus normalerweise gut zu erkennen sind, verschwanden fast im Dunst. Die Pfahlreihen, die auf dem Foto im Wasser vor dem Ufer zu sehen sind, dienen der Landgewinnung (zum Vergrößern der Fotos bitte mit der Maus darauf klicken) .



Lahnungen zur Landgewinnung im Uferbereich

Diese im Uferbereich ins Watt gebauten doppelten Pfahlreihen, zwischen denen Zweigwerk eingeflochten wird, werden "Lahnung" genannt und umschließen Felder in der Größe von ungefähr 100 mal 200 Metern. Innerhalb der Lahnungsfelder wird die Strömung abgebremst. Durch die verringerte Strömung wird die Sedimentation der im Wasser schwimmenden Schlammpartikel gefördert. Es kommt zur Verschlickung. Wenn sich genug Schlick abgesetzt hat, wird seeseitig ein weiteres Lahnungsfeld angelegt. Während sich in dem neuen Lahnungsfeld wieder Sedimente absetzen, siedeln sich im vorhergehenden Feld erste Pflanzen an und bilden nach und nach eine Salzwiese. Die Pflanzen halten den neu gewonnenen Boden bei gelegentlichen Überflutungen mit ihren Wurzeln fest. Sobald sich im zweiten Feld wieder genug Schlick abgesetzt hat, wird ein drittes Feld angelegt. Im zweiten Feld siedeln sich, wie vorher im ursprünglichen Lahnungsfeld, salzwasserresistente Pflanzen an. In den oberirdischen Pflanzenteilen im ursprünglichen Lahnungsfeld haben sich inzwischen mit dem Wind herangetragene Partikel verfangen und werden, ebenso wie abgestorbene Pflanzenteile, zu Bestandteilen des neugewonnenen Landes. Das ursprüngliche Lahnungsfeld entwickelt sich zum Deichvorland ...



Der Kutterhafen am Wremer Tief

Abgesehen von den beiden Kuttern "Apollo" und "Land Wursten" war der Kutterhafen am Wremer Tief leer. Ein "Tief" ist übrigens ein Wasserlauf zur Entwässerung des Binnenlandes. Das Wremer Tief fließt bei ablaufender Tide durch ein Sieltor im Deichfuß durch das Wattenmeer in die Weser. Am 28. September 2008 hatte ich schon einmal über das Wremer Tief geschrieben. Dort sind Fotos zu sehen, die das Tief bei Niedrigwasser zeigen. Auf einem der Fotos ist gut zu erkennen, dass das Tief ein Wasserlauf ist, der "durch das Wattenmeer" fließt.



Cleo: "Schon wieder fotografieren? Geht's auch noch mal weiter?"

Auf dieser Seite des Hafens liegen während der Saison immer viele Sportboote. Außerhalb der Saison sind nicht einmal die Schwimmstege im Wasser.



Das neue Hotel "Deichgraf" am Wremer Tief

Das neue Hotel auf dem Deich ist erst Ende des letzten Jahres fertig geworden. Den ursprünglichen Bauherren war während der Bauzeit das Geld ausgegangen. Nach vielen weiteren Problemen, die zu lösen waren, fand sich letztlich doch noch ein Investor, der das Gebäude zu Ende baute. Wremen ist ein kleiner, alter Küstenort, mit einem gewachsenen Ferienbetrieb. Im Gegensatz zu den Bettenburgen, mit denen das Erscheinungsbild anderer Ferienorte verschandelt wurde, passt dieses Hotel eigentlich ganz gut zum Baustil anderer Häuser im Ort.



Blick über das Deichvorland in Richtung Nordsee

Der Blick über das Deichvorland in nördlicher Richtung verliert sich in der Ferne. Außerhalb des linken Bildrands beginnt das Wattenmeer. Rechts im Bild erhebt sich, kaum wahrnehmbar, die flach ansteigende seeseitige Böschung des Seedeichs. Die Deichhöhe lässt sich aus diesem Blickwinkel nur schwer einschätzen.



Blick von der Deichkrone in Richtung Wremen

Deutlich erkennbar wird sie erst beim Blick von der Deichkrone über die Dächer der Häuser direkt hinter dem Deich in Richtung der Ortsmitte von Wremen.

Dass der Deich mit seiner Höhe von 8,30 m ü.NN (Schild an der Spitze) nicht übertrieben hoch ausgelegt ist, wird an dem Pegelstab am Wremer Kutterhafen deutlich. 1961 betrug die Deichhöhe an dieser Stelle noch 7,10 m ü.NN (2. Schild von oben). Der Wellenauflauf während der schweren Sturmflut am 16.02.1962 erreichte eine Höhe von 7,45 m ü.NN (1. Schild von oben). Die Wellen schwappten also während der Sturmflut über die Deichkrone ins Deichhinterland. Interessant zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass der Pegel der Sturmflut "nur" 5,45 m ü.NN erreicht hatte (3. Schild von oben). Die an das Ufer brandenden Wellen laufen an der flachen Deichböschung auf und verlieren dabei an Kraft. Der Deich muss also nicht die volle Kraft der Brandung aufnehmen. Deshalb muss ein Seedeich immer entsprechend höher ausgelegt werden, als der maximal zu erwartende Sturmflutpegel.

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