Freimarkt Bremerhaven: Bald ein Bild aus vergangenen Zeiten?
Am 21.12.2010 berichtete die Nordsee-Zeitung, die Schausteller des Bremerhavener Frühjahrs- und Freimarkts seien - vorsichtig ausgedrückt - gerade nicht sehr gut auf die Große Koalition zu sprechen. Da die Hälfte des Wilhelm-Kaisen-Platzes für den Bau eines OBI-Baumarktes verkauft worden ist, bleibe ihnen nur noch die Hälfte der gewohnten Marktfläche. Das sei zu wenig für ein attraktives Volksfest und die Stadt habe sich nicht um Ersatz gekümmert.
Manchmal hasse ich es, wenn ich immer recht haben muss. Als ich aber das erste Mal von dem Plan der CDU hörte, das Bremerhavener Festgelände dem Bau des dritten Baumarkts in dieser Gegend zu opfern, war es für mich völlig klar, dass genau das geschehen würde, was jetzt eintritt. Zuerst hieß es, es sei doch alles kein Problem: OBI kommt auf den Wilhelm-Kaisen-Platz und der Jahrmarkt zieht auf das ehemalige Werftgelände der "Geeste Metallbau" - Basta. Kaum war aber der Baumarkt-Deal mit dem Investor unter Dach und Fach hieß es, die Herrichtung des ehemaligen Werftgeländes als Festgelände sei zu teuer.
Sollte die CDU nach der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 22. Mai 2011 in Bremerhaven weiterhin das Sagen haben, dann steht uns das gleiche Spielchen noch einmal bevor: Solange Herr Teiser noch ein Wörtchen mitzureden hat, hängt sein zur Zeit auf Eis gelegtes Lieblingsprojekt "Kaufland auf dem Phillipsfield" weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem von Betriebssportgruppen genutzten Sportplatz und dem Einzelhandel in der Hafenstraße. Auch die Beschäftigten weiter entfernt gelegener Einzelhandelsunternehmen hatten in der Vergangenheit schon ihre Angst um den Verlust ihrer Arbeitsplätze zum Ausdruck gebracht, sollte Kaufland tatsächlich auf dem Phillips-Field angesiedelt werden.
Mit etwas Glück besiegelt aber ja im nächsten Mai die Wut der Freunde des Bremerhavener Freimarkts auch das Ende der Machtspiele der CDU-Oberen in Bremerhaven, und Kaufland landet nicht auf dem Phillips-Field, sondern dort, wo es hingehört: Im Papierkorb.
Das sogenannte Einzelhandelsgutachten des Herrn Teiser ist bezüglich der Entwicklung einer gesunden Einzelhandelsstruktur in Bremerhaven offenbar auch nicht gerade sehr hilfreich. Darüber hatte die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 15.12.2010 unter der Schlagzeile "Tumult nach Gutachterauftritt" berichtet. Für den Tumult habe die unerwartete Kehrtwende der Gutachter während der Abschlussbesprechung für das Einzelhandelsgutachten gesorgt. Dieses "Gutachten" erscheint mir eher wie ein kurioses Würfelspiel: Wenn dem Auftraggeber die Aussage des Gutachtens nicht passt, dann wird der Gutachter eben dazu veranlasst, so lange zu würfeln, bis die gewünschten Zahlen auf dem Tisch liegen.
Die Untersuchungen für das Gutachten seien seit Monaten von einem Arbeitskreis aus Vertretern der Wirtschaft, der Stadtteilkonferenzen, des Einzelhandels und der Politik fachlich begleitet und in ruhiger Atmosphäre kontrovers aber sachlich diskutiert worden. Aus heiterem Himmel hätten die Gutachter es zur Überraschung aller Beteiligten plötzlich für akzeptabel gehalten, das Kistnergelände weiterhin dem Verfall preiszugeben, und statt dessen auf dem Phillips-Field den bereits genannten Vollsortimenter anzusiedeln. Unser Herr Bürgermeister wird schon wissen, warum er das Angebot der IHK-Bremerhaven seit Jahren ausgeschlagen hat, ein von der Politik und der IHK gemeinsam finanziertes Gutachten mit einem gemeinsam formulierten Auftrag zu vergeben.
Ich denke nicht, dass man das noch weiter kommentieren muss. Darüber, was die Kehrtwende der Gutachter - sozusagen in letzter Sekunde - wohl verursacht haben könnte, wird sich ohnehin jeder Bremerhavener so seine eigenen Gedanken machen.
Zum Weiterlesen:
(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 15.12.2010 und vom 21.12.2010)
4 Kommentare:
Hallo, Lieber Juwi,
ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest, mit Kerzen, Leckereien und allen Heimlichkeiten, die Weihnachten so zu bieten hat.
Liebe Grüße in den Norden von der Gudrun
Wie schrecklich, dass nicht nur im Großen (Bundespolitik), sondern auch im Kleinen NICHTS mehr so richtig nach dem Willen des Bürgers funktioniert. Wen wollen wir bloß noch wählen beim nächsten Mal?
...
Aber dennoch, ich wünsche dir und deiner Familie, dass ihr die Weihnachtsfeiertage genießen könnt, euer Zusammensein genießt und ein wenig Glück findet.
Herzlichst, Ingrid
Hallo lieber Juwi,
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest und schicke ganz liebe Grüße.
Vielen Dank, dass Du wieder bei dem Projekt mitgemacht hast!
Katinka
Danke für eure guten Wünsche!
@April: Wenn du einmal ganz zum Anfang von "juwi's welt" zurückgehst, und dann durch die Artikel zum Thema "Bremerhaven, Politik und Gesellschaft" blätterst, dann wirst wohl selbst du als unbeteiligte Nicht-Bremerhavenerin so manches Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, Angesichts der Arroganz der Großen Koalition in Bremerhaven und ihrer Ignoranz gegenüber den Sorgen und Wünschen der Bürger dieser Stadt. - Auf den Zusammenbruch der Hochseefischerei und der Werftindustrie, deren Ursachen in der Überfischung der Weltmeere und der Konkurenz der Billiglohnländer verbunden mit massiver Werft-Subventionen liegen, hatte die Bremerhavener Kommunalpolitik keinen Einfluss - auch nicht auf die darauf zurückzuführenden Folgen für den Einzelhandel und den Wohnungsmarkt. Aber die Zulassung und Förderung des Wildwuchses der Discounter und Supermarktketten, die den um ihr Überleben kämpfenden, seit Generationen etablierten Einzelhändlern die letzte Luft zum Atmen nehmen, die geht allein auf das Konto der planlosen Politik von CDU und SPD, die mit einer durchdachten "Stadtplanung" nicht das geringste zu tun hat.
@Katinka: Eigentlich bin ich ja kein großer Fan dieser unzähligen "Projekte". Deine Idee, den Tagen der dunklen Jahreszeit die "Schönen Momente" entegenzusetzen, ist in meinen Augen jedoch etwas ganz besonderes. Danke dafür, dass du uns dein Blog dafür als Plattform zur Verfügung stellst. Ich freue mich schon auf die nächste Auflage :)
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