Mittwoch, 23. Juni 2010

Wer stört, landet in der Psychatrie


ARD-Tagesthemen vom 22.06.2010, China: Wer stört, landet in der Psychatrie

In China sind
die Menschenrechte je nach Bedarf Auslegungsache. Chinesische Bürger, die in ihrer Heimat auf die Missachtung der Menschenrechte aufmerksam machen, leben gefährlich. Sie werden bedroht, gedemütigt, unter Hausarrest gestellt oder ins Gefängnis gesperrt.

Oft erfährt die Weltöffentlichkeit nichts davon. Die Zensur des chinesischen Staatsapparats ist diesbezüglich immer noch sehr erfolgreich. Lediglich im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking, als China im Rampenlicht der internationalen Gemeinschaft stand, erwies sie sich als nicht ganz so wirkungsvoll. Bekannteren Menschenrechtlern, wie dem Sacharow-Preisträger von 2008, Herrn Hu Jia Hu Jia, hilft das letztlich jedoch auch nicht gegen die Willkür des chinesischen Systems. Die Schlagzeilen der internationalen freien Presse sind viel zu kurzlebig, um nachhaltig wirken zu können. Hausarresten oder Verurteilungen zu Gefängnisstrafen - auch denen unter irgendeinem Vorwand mit fadenscheinigen Begründungen - haftet aber immerhin wenigstens noch ein Anschein von Rechtmäßgkeit an.

Am 22.06.2010 wurde in den Tagesthemen über eine weitere Variante berichtet, mit der China politisch unbequeme Kritiker seit Jahren mundtot macht. Wer zum Beispiel Korruption am Arbeitsplatz oder in der Lokalregierung aufdeckt, oder auch nur als einfacher Bittsteller gegen erlittenes Unrecht protestiert, der wird zwangsweise in geschlossene psychatrische Anstalten eingewiesen und landet damit in einem völlig rechtlosen Raum.

Die Tagesthemen berichteten beispielhaft über den vor kurzem bekannt gewordenen Fall eines Opfers chinesischer Behördenwillkür, das erst vor zwei Monaten wieder frei gekommen war. Der Bauer Xu Lindong war vor sechseinhalb Jahren aus dem Dorf in seiner Provinz nach Peking gereist, um dort bei der Zentralregierung für eine kranke Nachbarin um Hilfe zu bitten, der die Provinzbehörden Land weggenommen hatten.

Behördliche Willkür gegen das eigene Volk? In der "Volksrepublik"? Das kann aus Sicht der chinesischen Obrigkeit offensichtlich nur ein Irrer behaupten. Die Provinzbehörden sperrten Herrn Xu Lindong nach seiner Rückkehr aus Peking in die Psychatrie, stellten ihn immer wieder mit Medikamenten ruhig, "behandelten" ihn mit Elektroschocks und folterten ihn. Für die Menschen in seinem Dorf war er verschollen und seine Familie war machtlos, denn niemand wusste, wohin der Bauer verschwunden war. Seine Freiheit verdankt er chinesischen Journalisten, die in der Psychatrie heimlich Aufnahmen gemacht hatten. Diese Bilder haben Herrn Xu Lindong wahrscheinlich das Leben gerettet.


Auch die chinesischen Journalisten sind mit ihrer Aufdeckung des Schicksals des Herrn Xu Lindong und seiner Nachbarin ein hohes persönliches Risiko eingegangen. Sie hätten ebenso spurlos verschwinden können, wenn das Ergebnis ihrer Arbeit zu früh bekannt geworden wäre.

Neben anderen Berichten, z.B. über das Schicksal praktizierender Falun Gong Anhänger, ist auch nach Aussage des Sprechers im Bericht der Tagesthemen das Schicksal des Bauers kein Einzelfall: Schätzungen zufolge säßen in China tausende von Menschen zu Unrecht in Psychatrien ein. Und was machen unsere politischen Vertreter und die gesamte freie westliche Welt, die dafür unterschrieben haben, dass sie die Menschenrechte achten und verteidigen werden? Legen sie bei China's Machthabern Protest gegen die fortwährende Missachtung der Menschenrechte in der sogenannten "Volks"-Republik ein?

Wir wissen natürlich alle, dass sie das tunlichst vermeiden. Statt dessen hofierten sie China's Machthaber lieber mit der untertänigsten Bitte, sie möchten die Olympischen Spiele 2008 doch in ihrer Hauptstadt Peking auszurichten. Schließlich will man ja am kräftig chinesischen Wirtschaftswunder mitverdienen. Jedes Mal, wenn ich davon höre, wie deutsche Politiker wieder einmal des schnöden Mammons wegen vor Chinas Machthabern zu Kreuze kriechen oder deutsche Konzerne mit dem Abschluss eines neuen Vertags mit China sich von dessen billigen chinesischen Arbeitskräften fetten Profit versprechen, bitte ich die Menschen in China angesichts der damit verbundenen Heuchelei und Verlogenheit in Gedanken um Entschuldigung für meine eigene Ohnmacht gegenüber diesem unmenschlichen System.

Was kümmert es die mächtigen, international verflochtenen Konzerne schon, wenn die aufstrebende Wirtschaft in China das eine oder andere Opfer kostet? Die potentiellen Käufer chinesischer Produkte in den freien Demokratien dieser Welt wissen zwar vielleicht inzwischen, dass ihre chinesischen Mitmenschen in ihrer Heimat haarsträubendem Unrecht ausgesetzt sind, aber sie wissen ja (unglücklicherweise noch?) nicht, dass zum Beispiel "Foxcon" in China Computer, Mobiltelefone etc. zum Beispiel für Dell, Nokia, Hewlett-Packard, Apple unter Bedingungen produziert, die bei ihnen zu Hause undenkbar wären.


Zum Weiterlesen:


(Quelle: Tagesthemen vom 22.06.2010, Falun Dafa Informationszentrum)


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