Wer nach den Ereignissen seit dem 21. Mai 2010 meinte, jetzt könne es wohl nicht mehr sehr viel schlimmer kommen, der muss jetzt leider feststellen, dass er sich wohl schwer geirrt hat. Wenn sich kein herausragender Favorit für die Nachfolge Herrn Köhlers im Amt des Bundespräsidenten finden lässt, dann muss eben die zweite Riege ran. Ist auch dort nichts zu finden, dann bleibt nur das gute alte Hausmittelchen, diejenigen Parteifreunde "wegzuloben", die man noch am ehesten entbehren kann.
Anders kann ich es mir kaum vorstellen, dass Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) ihre Arbeitsministerin und Parteikollegin Frau von der Leyen zu ihrer Wunschkandidatin für das Amt des Bundespräsidenten - sorry: Der Bundespräsidentin - auserkoren hat. Auf Platz zwei der Wunschliste der CDU steht angeblich Herr Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister), der wohl auch auf viele Stimmen aus der FDP hoffen könnte. Schließlich wäre das für die gelben Terminatoren des Bundeshaushalts die Gelegenheit, die pingelige, lästige Sparbremse in Sachen Steuersenkungen loszuwerden. Folgerichtig hat die FDP denn wohl auch darauf verzichtet, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Das wäre doch zu dumm, wenn ausgerechnet der dann der nächste Bundespräsident würde, und die FDP sich weiter mit Herrn Schäuble herumschlagen müsste.
Herr Böhrnsen (SPD, Bremen, Bürgermeister, seit vorgestern plötzlich Bundespräsident) plädiert für einen überparteilichen Kandidaten: Das Amt des Bundespräsidenten dürfe nicht das Ergebnis parteipolitischer Festlegungen sein, meint er. Da hat Herr Böhrnsen meine uneingeschränkte Zustimmung, und weil das die vernünftigste Äußerung war, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe, würde ich ihn dafür glatt zum Bundespräsidenten wählen. Das geht aber ja leider nicht. Erstens darf ich den Bundespräsidenten nicht wählen (warum eigentlich nicht? Die Amerikaner dürfen das doch auch), und zweitens wäre Herr Böhrnsen als SPD-Mitglied und Bürgermeister von Bremen ja alles andere als überparteilich.
Herr Huber (CSU) sieht einen "gewissen Anspruch der CSU" auf einen Bundespräsidenten aus den Reihen seiner Partei. Nach 60 Jahren sei es auch einmal Zeit für einen CSU Kandidaten. Er nennt allerdings keine Namen. So einfach ist das wohl auch nicht, dass ihm da so spontan einer einfällt ...
Dafür ist auf einer Liste der ARD-Tagesschau mit Namen derjenigen Personen, die in der Diskussion über die Nachfolge Herrn Köhlers genannt worden sind, unter anderem auch Herr Stoiber (CSU, Bayern, ehemals Ministerpräsident) zu finden.
Also - äh - ich würde - äh - sagen, und darauf weise ich - ähm - insbesondere hin, möchte ich hinweisen darauf, dass das - Ähhh - überhaupt das - ähm - unvorstellbarste wäre, was ich diesem - äh - unserem Lande wünschen würde.
Nee, also wirklich: Der geht ja wohl überhaupt gar nicht!
Bleibt die Frage: Wer DANN ??
Da mir dazu so spontan auch nichts einfällt, würde ich euch zur Beantwortung dieser Frage gerne an Dr. No überweisen. Der hat zwar auch keine befriedigende Antwort auf die zur Zeit drängendste Frage Deutschlands, aber er hat die Frage immerhin zum Gegenstand seiner monatlichen Umfrage gemacht. Nach einer kurzen Einführung in die Problematik schreibt Dr. No abschließend: "... Da habe ich bessere Vorschläge. Bitte klicken Sie jetzt - das vermutlich einzige Mal in Ihrem Leben, dass Sie als niederer, erbärmlicher Urnenpöbelwurm auch mal über einen Bundespräsidenten abstimmen dürfen." Na, wäre das nichts? Hier geht's zur Umfrage eures Lebens in's Universum von Dr. No.
(Quelle: Tagesschau vom 02.06.2010)
2 Kommentare:
Im WDR-Kabarett hat am Montag Wilfried Schmickler einen herrlichen Text zu Köhlers "Kriegserklärung" verlesen
Der endet ungefähr so: "...seitdem schweigt der Köhler wieder. Schade eigentlich, ich hätte gern mehr davon gehört..." Und prompt hat sich doch Köhler um 14 Uhr wieder zu Wort gemeldet.
Falls es jemanden interessiert: in Berlin war es am Mittwoch arschkalt bei Regen. Das hat hautnah erlebt
Frank Frenzel
@Frank: Mit deinem Kommentar hast du mich auf eine tolle Idee gebracht. Du wohnst doch sozusagen gleich bei der Frau Merkel um die Ecke. Klingel doch einfach mal an ihrer Tür, und überzeuge sie davon, dass der Herr Schmickler ein bedeutend profilierterer Bundespräsident wäre, als die Zensursula. Wenn du damit Erfolg hättest, wärst du als Retter der Nation ganz oben auf der Liste der Anwärter auf das Bundesverdienstkreuz.
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