Donnerstag, 11. Februar 2010

Stellenangebot: Geldwäscher gesucht

Es ist ja schon merkwürdig, was man manchmal so im Posteingang seines E-Mail Postfachs vorfindet. Neben den üblichen amourösen Spam-Angeboten und den dazugehörigen effektsteigernden Pillen erhielt ich zum Beispiel das folgende verlockende "Stellenangebot" von einer "efektiv-group", das im Gegensatz zu den vorgenannten Angeboten (noch) nicht die Aufmerksamkeit meines Spam-Filters erregte:

Betreff: Stellenangebot

Wir bieten Ihnen einfache Arbeit an, die keine spezielle Fertigkeiten und keine Geldanlagen verlangt. Sie können diese Arbeit mit Ihrer Hauptarbeit vereinbaren. Mit uns können Sie leicht 5000-6000 Euro pro Monat verdienen, dabei brauchen Sie für diese Arbeit 2-3 Stunden pro Tag 1-2 Mal pro Woche.


Kurze Beschreibung der Tätigkeit:

Ihre Aufgabe ist, Geldüberweisungen auf Ihr Konto zu erhalten, das Geld in bar abzuheben und abzüglich Ihrer Provision unserem Agent per System der Bargeldüberweisungen Western Union oder Money Gram zu überweisen. Gewöhnlich überweisen wir auf Ihr Konto 4000-6000 Euro. Ihre Provision wird 20 % (20 Prozenten) von jeder Geldüberweisung ausmachen. Ihre Provision (20 Prozenten) bekommen Sie, sofort nach dem Geldeingang auf Ihr Konto. Auf diese Weise wenn Sie 6000 Euro auf Ihr Konto erhalten, verdienen Sie 1200 Euro. Sie können Ihre Provision gleich abheben oder auf dem Konto lassen. Die restliche Summe 4800 Euro sollen Sie am Tag des Geldeingangs in bar abheben und unserem Agent per Western Union oder Money Gram überweisen (Gebühr für Überweisung bezahlen wir). Zeitaufwand für diese ganze Arbeit beträgt nicht mehr als 3 Stunden. Wenn Sie 2 Überweisungen pro Woche erhalten werden, können Sie nicht weniger als 6000 Euro von jedem Konto pro Monat verdienen.

Diese Tätigkeit abweichend von den meisten Angeboten, die Sie per e-Mail bekommen, verletzt nicht Gesetze von BRD. Es gibt überhaupt kein Risiko für Sie. Sie werden keinen Verdacht bei der Bank und bei der Steuerbehörde erregen, wenn Sie 1-2 Geldüberweisungen pro Woche auf jedes von Ihren Konten bekommen werden.

Mehr als 200 Menschen arbeiten mit uns schon längere Zeit in verschiedenen Städten Deutschlands. Wir vergrößern jetzt unser Geschäft und suchen neue Mitarbeiter.

Wenn Sie Interesse an diesem Arbeitsangebot haben, schicken Sie uns folgende Daten auf unsere e-Mailadresse:
  1. Vorname
  2. Nachname
  3. Straße
  4. Stadt
  5. Telefonnummer (Handy, Festnetz)

Unser Manager kontaktiert Sie in möglichst kürzer Zeit und antwortet gerne auf Ihre Fragen. Beeilen Sie sich, Zahl von Stellenangeboten ist begrenzt!

Wenn ich das richtig interpretiere, dann unterstellt der Absender anderen Jobanbietern erst einmal grundsätzlich kriminelle Absichten und stellt anschließend heraus, er selbst habe eine strahlend weiße Weste. Außerdem erweckt er den Anschein, als sei die "Arbeit" absolut harmlos, da mir ja keinerlei Gefahr drohen würde.

Angenommen, das entspräche bis hierher der Wahrheit: Warum weist der Absender dann darauf hin, dass ich "keinen Verdacht bei der Bank und bei der Steuerbehörde erregen" würde, wenn ich dieses verlockende "Stellenangebot" annehmen würde?

Außerdem erwähnt der Absender leider mit keinem Wort, wie es mit Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen aussieht. Das angedeutete Einkommen in Höhe von 6000,- Euro würde jedenfalls deutlich über den Rahmen einer normalen Nebenbeschäftigung (400,- Euro Job) hinausgehen.

Auch wenn sich die Ausicht, für 15 Stunden Arbeit im Monat 6000,- Euro zu bekommen, zugegebenermaßen ausgesprochen reizvoll anhört, habe ich mich letztlich doch dazu entschlossen, weiterhin lieber meiner erheblich zeitaufwändigeren und außerdem lange nicht so gut bezahlten Beschäftigung nachzugehen. Aus meiner Sicht sieht dieses Angebot nämlich eher nach einer freundlichen Aufforderung zur Teilnahme an einem lukrativen Geldwäschegeschäft aus, als nach einem seriösen Stellenangebot.

Und Geldwäsche ist meines Wissens illegal - selbst dann, wenn ich damit "keinen Verdacht bei der Bank und bei der Steuerbehörde erregen" würde. Deshalb rate ich auch allen meine Lesern ausdrücklich davon ab, sich bei der "efektiv-group" um eine solche "Arbeitsstelle" zu bewerben (nicht, dass man mir am Ende noch vorwirft, ich würde hier Schleichwerbung für einen Geldwäscherring betreiben). Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser ominösen Firma ohnehin nur um eine Briefkastenadresse.

5 Kommentare:

april hat gesagt…

Das ist unglaublich, aber ich weiß, dass es das gibt. Ich hatte mal eine kostenlose Anzeige bei einem Online-Anbieter aufgegeben (meine kleine Canon-Kamera) und da bekam ich ein so komisches Angebot, so ähnlich wie das von dir skizzierte. Der Onlineanzeigendienst bestätigte mir dann auf Anfrage, dass es sich um Geldwäsche handelt. ;-(

Frank Frenzel hat gesagt…

Wenn ich mich recht erinnere, funktioniert die Sache ganz anders. Zwei, drei Tage nach dem Zahlungseingang auf Deinem Konto wird das Geld zurückgebucht ... und während der Kurier die Summe von Dir in bar bekommen hat, bleibt bei Dir ein dickes Minus.

Frank

juwi hat gesagt…

@Frank Frenzel: Deine Schilderung würde jedoch voraussetzen, dass der "Arbeitnehmer" nur den Anteil der Summe abhebt, den er laut "Arbeitsvertrag" zu überweisen hat und die "Provosion" auf seinem Konto liegen lässt. Dann hätte der "Arbeitgeber" bei 6000 Euro Einsatz den "Arbeitnehmer" um 1200 Euro erleichtert. Wenn der "Arbeitnehmer" so dumm war, überhaupt auf ein solches "Stellenangebot" einzugehen, dann wird er sich wahrscheinlich erst nach einigen Monaten darüber wundern dass er restlos pleite ist, und nicht einmal ein paar Cent für den Kauf eines Stricks übrig hat, an dem er sich hätte aufhängen können.

Frank Frenzel hat gesagt…

Einer von uns beiden macht einen Rechenfehler. Wir bleiben mal bei den 6.000 Euro ... die überweise ich dir unter der Maßgabe, dass Du davon 20 % behalten kannst (nämlich 1.200). Du hebst also 4.800 Euro ab, die du meinem Kurier übergibst. Hat der das Geld, lasse ich die 6.000 Euro zurückbuchen. Jetzt habe ich also meine 6.000 Euro wieder und noch mal 4.800 von dir in bar.
Es kann ja durchaus sein, dass diese Methode auch zur Geldwäsche verwendet wird ... aber so, wie von mir beschrieben, geht es eben auch...
Herzliche Grüße aus Berlin und vielen Dank für deine netten Worte zu "Emmy & Walther" ... das war ja noch einer der harmlosen Tage ... da hat es schon ganz andere gegeben..

Frank

juwi hat gesagt…

@Frank Frenzel: Deine Rechnung ist schon in Ordnung. Es sieht eher danach aus, als ob wir ein unterschiedliches Verständnis von der Abwicklung des "Arbeitsauftrags" haben. - Ok, bleiben wir also bei den 6000,- Euro, die du mir unter der Maßgabe, dass ich davon 20 % behalten kann (nämlich 1200,- Euro), überweist. Soweit gibt es noch keine Differenzen denke ich. - Wenn ich den Text der Spam-Mail weiterlese, verstehe ich diesen aber so, dass ich die gesamte Summe, also 6000,- Euro abhebe und davon 4800,- Euro auf das Konto deines Kuriers bei der "Western Union" oder der "Money Gram" überweise. Nachdem der Kurier das Geld von seinem Konto bei der "Western Union" bzw. der "Money Gram" abgehoben und an dich übergeben hat, hast du 4800,- "reingewaschene" Euro und ich habe 1200,- Euro "verdient". Wenn du die 6000,- Euro wieder zurückbuchen würdest, hättest du mich um 4800,- Euro erleichtert. Wenn ich bei aller Blödheit, die notwendig wäre ein solches "Stellenangebot" anzunehmen, noch etwas Verstand aufbringen würde, dann würde ich ein extra "Geschäftskonto" für meine "Arbeit" einrichten, das nicht überzogen werden kann. Wenn du also nicht auf "Geldwäsche", sondern auf "Internetkriminalität" spezialisiert wärst, dann wärst du in diesem Falle selbst das Opfer. - Aber: "Ich bin doch nicht blöd!" ;o)

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