Freitag, 7. Oktober 2011

Petition: Privacy by Default

Mich stört es schon lange, dass man, um die Sicherheit seiner Daten oder seine Privatsphäre zu schützen, ständig darauf achten muss, dass auch ja alle standardmäßig offenen "Löcher" in Online-Anwendungen oder auf dem PC installierten Programmen gestopft sind.

Wer das Problem nicht erkennt oder allzu locker damit umgeht, weil ihm die Änderung der Konfiguration zu lästig ist, der plaudert ohne sein Wissen unter Umständen mehr von sich aus, als ihm eigentlich lieb sein kann.

Softwarehersteller oder Onlineanbieter nehmen in der Regel bei den Voreinstellungen in ihren Produkten und Angeboten keinerlei Rücksicht auf den Datenschutz. Ganz im Gegenteil: Je mehr Nutzerdaten ihnen zur Verfügung stehen, desto mehr Geld können sie damit verdienen. Um die Voreinstellungen optimal zu ändern, muss man wissen wie und wo man dabei ansetzen muss. Wie die "Verbraucherzentrale Bundesverband" (vzbv) treffend bemerkt, wird Datenschutz damit zu einem "Privileg für Experten". Die bzbv hat deshalb eine Petition an den Bundestag initiiert, mit der sie unsere Volksvertreter dazu auffordert ein Gesetz zu erlassen, dass den Softwareherstellern oder Onlineanbietern vorschreibt, die Voreinstellungen nach dem Prinzip "Privacy-by-Default" vorzunehmen.

Alle Produkte und Dienstleistungen müssten dann bei ihrer Auslieferung oder ihrer ersten Inanspruchnahme so voreingestellt sein, dass der optimale Schutz der Nutzerdaten gewährleistet ist. Standardmäßig dürften nur noch diejenigen Daten erfasst, verarbeitet und weitergegeben werden, die für die Nutzung der Software oder des Online-Angebots unbedingt erforderlich sind. Der Text der Petition lautet wie folgt:

Von: Gerd Billen (Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.) aus Berlin

An: Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages in Deutschland

Der Deutsche Bundestag möge in den Datenschutzgesetzen regeln, dass die Grundeinstellungen von Produkten und Diensten so zu gestalten sind, dass so wenig personenbezogene Daten wie möglich erhoben oder verarbeitet werden.

Begründung: Technische Systeme werden immer komplexer und Datenverarbeitungen immer unübersichtlicher. Zudem sind die Voreinstellungen vieler Produkte und Dienste nicht datenschutzfreundlich gestaltet. Wer die Kontrolle über seine Daten behalten will, muss erst langwierig nach den richtigen Einstellungen in Sozialen Netzwerken, Browsern oder Smartphones suchen. Viele Menschen verfügen nicht über die Fähigkeiten oder die (zeitlichen) Ressourcen, sich intensiv mit diesen Fragen auseinander zu setzen.

Eine Lösung bietet das Prinzip „Privacy-by-Default“. Demnach müssen alle Produkte und Dienstleistungen bei ihrer Auslieferung oder ihrer ersten Inanspruchnahme datenschutzfreundlich voreingestellt sein. Es werden dann nur so viele Daten erfasst, verarbeitet und weiter gegeben, wie für die Nutzung unbedingt erforderlich. Erst dieses Prinzip schafft eine echte Wahlfreiheit. Denn eine bewusste Wahl kann der Nutzer nur treffen, wenn er über die nötigen Informationen verfügt. Privacy-by-Default gewährleistet einen Schutzraum, aus dem heraus der Nutzer sich zunächst einen Überblick verschaffen und anschließend einzelne Einstellungen bewusst frei geben kann.

Auch erfahrene Nutzer können damit neue Produkte und Dienste entspannter ausprobieren. Sie müssen nicht stets die Sorge im Hinterkopf haben, dass ihre Daten gegen ihren Willen verwendet und verbreitet werden, nur weil sie ein neues Feature verpasst haben. Das Prinzip beinhaltet zudem die automatisierte Löschung von nicht mehr verwendeten User-Accounts. Das erhöht die Datensicherheit, denn nicht erfasste oder bereits gelöschte Daten können nicht gestohlen werden.

Im Namen aller Unterzeichner.

Jeder, der sich ebenso wie ich daran stört, dass die Voreinstellungen standardmäßig auf dem niedrigsten Niveau erfolgen, kann die Petition online unterzeichnen.



Zum Weiterlesen:

Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)


(Quelle: vbz)

5 Kommentare:

Frau Momo hat gesagt…

Mir kann es im Prinzip wurscht sein, ich werde mich ganz sicher nie bei facebook anmelden, aber ich finde es einfach erschreckend, wie hier Menschen ausspioniert werden und wie damit ein Wahnsinns Geld verdient wird. Ich wunder mich ja eh immer, wie leichtfertig die Menschen mit ihren Daten umgehen. Das Facebook die Datenfalle schlechthin ist, ist ja nicht neu. Trotzdem wird da unbekümmert alles eingestellt, was man so hat... private Bilder und vieles mehr.
Ich sehe das täglich bei meiner jungen Kollegin, aber wenn ich versuche, sie ein bißchen zu sensibilisieren, zuckt sie nur mit den Schultern.
Wir haben beide auch unterzeichnet.

juwi hat gesagt…

@Frau Momo: Im Zusammenhang mit Facebook ärgert es mich auch immer wieder, dass immer mehr Seiten im Internet oder auch ARD und ZDF den Dienst als Kommentar-Plattform missbrauchen. Die Einladung: "Diskutieren Sie mit ..." finde ich ja immer wieder nett ... - aber nicht, wenn ich mich dafür unbedingt bei Facebook registrieren muss.

Wolfgang aus Greifswald hat gesagt…

In besagtem GesichtsBuch habe auch ich keinen Account, aber andere MessengerPlattformen sammeln doch bestimmt auch NutzerDaten und erstellen NutzerProfile um Werbung genau zu placieren. Kurios eigentlich, daß wenn ich zum Beispiel bei Firma xy ein Bett gekauft habe, kommen bei allen möglichen WebSeiten WerbeBanner zum Vorschein, in denen genau diese Firma xy mir Betten ohne Ende offeriert. Das erschreckt mich ein bißchen. Andererseits sag ich mir: Zu spät Jungs! Ich kauf doch deshalb nicht noch ein Bett und noch ein Bett, auch nicht wenns noch günstiger ist. Soll ich mir deshalb etwa drei Betten in die Wohnung stellen? Apropos Bett: das Weddä ist hier grad so üsselich, daß ich heute ganz früh in selbrigem Möbel verschwinden werde. In diesem Sinne liebe Grüße vom einen an das andere Meer vom ollen Wolfgang.

Wolfgang aus Greifswald hat gesagt…

NachTrach: Ich habs getan - die Petition unterschrieben. Und dabei auch wieder mit Name und Hausnummer Daten preisgegeben.

juwi hat gesagt…

@Wolfgang: Ich bin mir sicher, dass auch andere Online Anbieter so verfahren. Vor kurzem hatte ich nämlich eine Einladung zu einem Foto-Anbieter von meiner Bremerhavener Blogger-Bekannten Brigitte im E-Postkasten. Hätte ich ihre Fotos ansehen wollen, dann hätte ich mich dort auch registrieren müssen. Ich habe dann auf Nachfrage von ihr erfahren, dass sie bei der Einrichtung ihres Konntos übersehen hat, ein Häkchen zu setzen, das verhindert hätte, dass an ihre ganzen Kontakte eine Einladung versendet wird. | Wenn man aber, wie im Falle dieser Petition, seinen Namen und seine Adresse veröffentlicht, dann macht man das ja bewusst und in der Absicht, zusammen mit vielen anderen seiner Forderung Gehör zu verschaffen. Im Gegensatz zu den Menschen in China oder anderen Diktaturen sind wir ja in der glücklichen Lage, dass bei uns das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung ernst genommen wird. Wenn wir uns trotzdem nicht trauen würden, öffentlich unsere Meinung zu vertreten, dann dürfen wir auch keinen Blog betreiben. Ich habe große Hochachtung vor den Menschen in China, die im vollen Bewusstsein um die Gefahr für ihre Freiheit, Leib und Leben die Missstände in ihrem Land ansprechen. Gäbe es diese Leute dort nicht, dann würde wohl kaum jemand davon etwas erfahren.

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