Mittwoch, 10. November 2010

Säbelrasseln

Friedenstaube
Ich frage mich ja schon seit längerer Zeit, was Herrn zu Guttenberg (CSU, Bundesverteidigungsminister) auf der Beliebtheitsskala der Bundesbürger in immer höhere Sphären aufsteigen lässt.


Die Beteiligung Deutschlands am Afghanistankrieg nimmt und nimmt kein Ende. Anstatt die deutschen Soldaten endlich aus Afghanistan zurückzuholen, werden noch mehr Soldaten in den Krieg geschickt. Während eine Mehrheit der Bundesbürger von 70 Prozent das schnelle Ende des Afghanistan-Abenteuers fordert kehren immer mehr Soldaten als Leichen zu ihren Familien nach Deutschland zurück. Was also macht den Mann so beliebt?

Herr zu Guttenberg hat offenbar nicht nur ein Auge auf Afghanistan geworfen. Es scheint, als wolle er die ganze Welt mit der militärischen Macht Deutschlands beeindrucken. Was sonst könnte ihn dazu veranlassen haben, die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands auch militärisch abzusichern zu wollen?

Auf der Internetseite der Tagesschau vom 09.10.2010 ist zu lesen, Herr zu Guttenberg habe während der der Berliner Sicherheitskonferenz gefordert, den Zusammenhang von regionaler Sicherheit und deutschen Wirtschaftsinteressen offen und ohne Verklemmung anzusprechen. Es ist gerade einmal ein halbes Jahr her, da hat das schon einmal jemand gesagt - und jetzt haben wir einen neuen Bundespräsidenten. Alle, die ihn bisher so hoch in den Himmel gehoben haben, müssen aber wohl keine Angst haben, dass ihr Lieblingsminister sich ein Beispiel an der Karriere seines Vorbilds, Herrn Köhler, nehmen wird. Dafür ist er einfach zu beliebt, als dass er auf solche Gedanken käme.

Die Tagesschau zitiert Herrn zu Guttenberg mit den Worten:

"Der Bedarf der aufstrebenden Mächte an Rohstoffen steigt ständig und tritt damit mit unseren Bedürfnissen in Konkurrenz."

Die Verknappung der Rohstoffe beeinflusse das wirtschaftliche Wohlergehen Deutschlands.


  • Will heißen:
    Wenn die blöden Rohstoffdealer nicht liefern, was Deutschland für sein wirtschaftliches Wohlergehen haben will, dann schicken wir mal eben unsere Jungs dahin, besetzen die Quelle der Begierde, und holen uns das, was die uns nicht freiwillig geben wollen. Das riecht verdächtig nach neu aufkeimendem Imperialismus. Nur dass es zukünftig nicht mehr darum gehen würde, wer die meisten und schönsten Kolonien sein eigen nennt, sondern darum, mit militärischen Mitteln die letzten Claims in den noch nicht ausgebeuteten Rohstoffminen der Welt abzustecken.

Aus meiner Sicht ist die die Katze damit endgültig aus dem Sack: Herr Köhler wird sich wohl doch nicht einfach nur so aus Versehen verplappert haben. Vielmehr scheint dieses gefährliche Gedankengut politischer Konsens zu sein - zumindest innerhalb der Bundesregierung.

In meinem Artikel "Die Geier kreisen über Afghanistan" hatte ich am 28. Juli 2010 über riesige Mengen an Rohstoffen in Afghanistan geschrieben, darüber, dass sowohl die damalige UDSSR als auch die USA darüber im Bilde waren, als sie ihre Armeen nach Afghanistan schickten und dass auch China Interesse an der Ausbeutung der afghanischen Bodenschätze angemeldet hat. Was aber im Juli als sensationelle Neuigkeit durch die internationale Presselandschaft geisterte, war in Deutschland bereits seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt. Nur war dieses Wissen bis zum Sommer dieses Jahres lediglich einigen Fachleuten und Politikern bekannt, gehörte aber nicht gerade zum Allgemeinwissen der Bundesbürger.

Neben Kupfer, Eisenerzen, Smaragden oder Gold gibt es wohl auch große Lithiumvorkommen. Der Focus berichtete am 14.06.2010, einer internen US-Ministeriumsnotiz zufolge könne Afghanistan für Lithium der Stellenwert zukommen, den Saudi-Arabien für Öl einnimmt.


Gibt es also bald Krieg gegen China, damit wir immer genug Rohstoffe für unsere Lithium-Akkus in unseren Notebooks, Digitalkameras und Mobiltelefonen haben? Oder findet die finale Abrüstung der Atomwaffenarsenale der USA und Russlands am am Ende doch noch mit einem Atomkrieg um die letzten Rohstoffereserven des Planeten statt?

Das ist doch absurd!


In Anbetracht der globalen Klimakatastrophe hat die Menschheit derzeit wirklich wichtigere Probleme zu lösen, wenn es in einem international koordinierten Kraftakt noch rechtzeitig gelingen soll, unseren Erben den Planeten Erde in einen bewohnbaren Zustand zu hinterlassen. Sollte das nicht gelingen, dann wird es auch keinen Grund mehr dafür geben, dass wir uns in kriegerischen Auseinandersetzungen gegenseitig selbst ausrotten: Das wird sich dann auf natürliche Weise ganz von selbst erledigen.

Kein Kupferdraht, keine Eisenstange, keine Smaragdkette und kein einziges Karat Gold ist auch nur ein einziges Menschenleben wert. Nichts von dem rechtfertigt es, erneut einen Weltkrieg zu riskieren, an dessen Ende noch einmal deutsche Dörfer, Städte und die halbe Welt in Schutt und Asche liegen. Deutschland ist Anfang des letzten Jahrhunderts zweimal in Weltkriege verwickelt gewesen. Beide Male befand sich das damalige Deutsche Reich in der Rolle der Agressoren und beide Male lag Deutschland anschließend mitsamt seiner Wirtschaft zerstört am Boden. Sollten den gefährlichen kriegspolitischen Gedankenspielen eines Tages auch Taten folgen, dann kann nach den klaren Worten der Herren Köhler und zu Guttenberg niemand in Deutschland mehr sagen, er habe davon nichts gewusst. Man sollte meinen, ein solcher Erfahrungsschatz müsse ausreichen, um ein Land zukünftig davon abzuhalten, der Welt ein weiteres Mal seine Armee auf den Hals zu hetzen. Aber scheinbar sind wir wohl wieder wer. Jedenfalls wird schon mal gehörig mit dem Säbel gerasselt.

Wann nimmt das endlich einmal ein Ende?


(Quellen: Tagesschau vom 09.11.2010, Focus vom 14.06.2010, DeutschlandTrend Mai 2010, Tagesschau vom 24.06.2010)

1 Kommentar:

Frau Momo hat gesagt…

Ich hab gestern gedacht, ich höre nicht richtig..... drehen die jetzt eigentlich alle am Rad in Berlin. Ich dachte eigentlich, diese Koalition hätte auch so schon genug Probleme.
Der Herr zu hat doch wohl den Schuß nicht mehr gehört.
Also erst hab ich meine alten Anti-Akw Buttons wieder rausgekramt, jetzt geh ich mal meine Friedenstauben suchen. Wobei ich fast dazu neige, die damalige Umsetzung des Nato Doppelbeschlußes, gegen den ich auch auf die Straße gegangen bin, gegen das, was Herr zu Guttenberg da von sich gibt noch ne andere Liga zu finden.
Damals ging es um Bündnispolitik, das heute klingt wieder böse nach deutscher Großmannssucht.
Na, mal sehen, wie sehr das seinem Ruf schadet..... er erfreut sich ja ziemlicher Beliebtheit, die er mit solchen Äußerungen auf´s Spiel setzt.

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