Die Lüge vom sicheren Endlager (1/2)
Die Lüge vom sicheren Endlager (2/2)
Dass die über Millionen von Jahren sichere unterirdische Lagerung von schwach und mittelradioaktivem Atommüll in einer Salzformation bereits nach wenigen Jahrzehnten in einer Katastrophe enden kann, das ist spätestens seit der Enthüllung der Lügen und der Vertuschungen im Zusammenhang mit dem "Versuchsendlager" im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" allgemein bekannt. Jetzt haben sie Probleme damit, den strahlenden Schiet da wieder herauszuholen, bevor der unterirdische Bau ganz absäuft und einstürzt ...
Auch das geplante unterirdische "Erkundungsbergwerk" bei Gorleben wird in einem Salzstock vorangetrieben. Seit dort nicht nur im Salz gebohrt und gebuddelt wird, sondern auch bohrende Fragen seitens der Atomkraftgegener immer mehr vertuschte und verlogene Tatsachen über die Eignung des "Erkundungsbergwerks" als "Endlager für hochradioaktiven Atommüll ans Tageslicht befördern, wird es immer deutlicher sichtbar, dass hier bestenfalls noch weitere Millionen von Euros im Salz versenkt werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Salz bei Gorleben der hochradioaktive Atommüll aus 60 Jahren Atomkraft in Deutschland über Millionen von Jahren sicher von der Biosphäre abgeschlossen werden kann, geht dagegen mit jeder weiteren Enthüllung in immer rasenderem Tempo gegen Null.
Inzwischen ist seit längerem bekannt, dass es auch im Salz bei Gorleben akute und potentielle Probleme mit Wasser gab bzw. dass wahrscheinlich auch in der Zukunft noch mit Wasserproblemen zu rechnen ist. Den mit den Probebohrungen beschäftigten Fachleuten war bereits seit den ersten Bohrversuchen außerdem bekannt, dass es im Salz bei Gorleben nicht nur ein Wasserproblem gibt, sondern auch ein Gasproblem. Von dem aus politischen Gründen vertuschten Problem mit dem Gas erfuhr die Öffentlichkeit jedoch erst jetzt etwas.
Zensur zugunsten der Atomlobby
Auch der Frage, wie es angehen kann, dass mit den Erkundungsarbeiten beschäftigte Wissenschaftler die Eignung des Salzstocks bei Gorleben bereits vor 25 bis 30 Jahren in Frage stellten, während uns die Politiker seit ebenso langer Zeit weismachen wollen, Gorleben sei DAS Atommüll -"End"-Lager der Nation, wurde inzwischen nachgegangen. Dabei stellte sich heraus, dass von den an der arbeitenden und forschenden Basis gewonnenen brisanten Erkenntnissen beim Weiterreichen innerhalb der Entscheidungshierarchie von Ebene zu Ebene immer mehr Details entfernt wurden, bis an der Spitze so gut wie nichts mehr davon übrig blieb.
In der Pressemappe zur Sendung des ZDF-Magazins "Frontal 21" vom 2. November heißt es, Herr Nickel (Physiker, Spezialist für Salzstock-Analyse) habe gesagt, in der Vergangenheit seien der Öffentlichkeit wichtige Forschungsergebnisse vorenthalten worden. Herr Nickel habe im Auftrag der Bundesregierung ab 1979 die Eignung des Standorts Gorleben als Atommüll-Endlager untersucht. Er kam zu dem Schluss, es gebe es Sicherheitsbedenken die in der Struktur des Salzstocks begründet seien. Die Eignung Gorlebens als Atommüllendlager habe Herr Nickel schon damals in Zweifel gezogen. Die kritischen Passagen des Geowissenschaftlers seien jedoch aus dem entscheidenden Abschluss-Bericht der Physikalischen Bundesanstalt, die Gorleben dann 1983 als Erkundungsort empfahl, herausgehalten worden. Gegenüber "Frontal 21" habe der heute 80-jährige Wissenschaftler gesagt (Zitat):
"Ich empfinde das noch heute als Zensur. Wenn man als Wissenschaftler das, was man mit Messwerten belegen kann, nicht mehr schreiben darf, dann weiß ich nicht, wie man das anders nennen soll."
Am 11. November 2010 soll Heinz Nickel als Zeuge vor dem Gorleben-Untersuchungsausschuss aussagen.
Atomexplosion im Wendland?
Seit dem Ende des "Kalten Kriegs" ist die Angst vor einem Atomkrieg in Europa langsam zurückgegangen. Wahrscheinlicher ist es heute, dass Terroristen Atomkraftwerke angreifen und zerstören, und damit weite Teile Deuschlands und Europas in eine unbewohnbare radioaktive Wüste verwandeln.
Die Folgen wären weitaus verheerender, als die des Super-GAUs im Atomkraftwerk von Tschernobyl im Jahre 1986. Und das war nicht einmal eine Folge eines militärischen oder terroristischen Angriffs.
Wer sich gerne einen Eindruck davon verschaffen möchte, was das für unser dichtbesiedeltes Land bedeuten würde, dem empfehle ich wämstens die private Internetseite der Urainerin Filatova Elena Vladimirovna. Was dort zu sehen ist, das sind die Folgen technischen und menschlichen Versagens im "ganz normalen Betrieb" eines Atomkraftwerks. Auch im Betrieb jedes der 17 deutschen Atomkraftwerke kann sich jederzeit ein solcher "Größter Anzunehmender Unfall" ereignen und außer Kontrolle geraten. In diesem Falle würden wir erfahren, was "die da oben" immer mit dem naiv-verharmlosenden Begriff "Restrisiko gemeint haben.
Aber selbst wenn wir von einem Super-GAU in einem der deutschen Atomkraftwerke verschont bleiben sollten können wir und unsere Kinder und Kindeskinder uns offenbar nicht in Sicherheit wiegen, falls die Castoren aus dem oberirdischen "Zwischen"-Lager tatsächlich einmal im zum "End"-Lager für hochradioaktiven Atommüll mutierten "Erkundungsbergwerk" bei Gorleben verschwinden sollten. Das geht aus Dokumenten der "Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe" hervor, in denen Herr Schneider (Geologe) und Herr Edler (Greenpeace) auf Hinweise wie "Schachtvorbohrung Go 5001" oder "das austretende Gas war brennbar" gestoßen sind. Eine lesenswerte Zusammenfassung ihrer Recherchen findet sich hier.
In einem Artikel der TAZ vom 02.11.2010 ist zu lesen, dass Bergleute zwei Vorbohrungen zu den heutigen Schächten des geplanten Endlagers bei Gorleben im Jahre 1982 auf Gas stießen. Das Leck sei von der Mannschaft nur schwer in Griff zu bekommen gewesen. Auch bei weiteren Bohrungen hätten sie Gas gefunden. Die TAZ zitiert Herrn Schneider mit den Worten: "Das hat - ebenso wie Wasser - in einem Endlager für radioaktive Abfälle nichts zu suchen."
Solange der Salzstock ein Salzstock bleibe, seien die Gase ungefährlich. Sollten aber die an ihrer Oberfläche bis zu 200 Grad Celsius heißen Castor-Behälter mit dem hochradioaktiven Atommüll dort eingelagert werden, würde das Gas sich aufgrund der hohen Temperatur ausdehnen. Durch den infolge dessen ansteigenden Druck im Salzstock entstünden Haarrisse und Klüfte. Durch das poröse gewordene Gestein könne Wasser einsickern. In der Folge könnten Atommüllbehälter korrodieren und die radioaktiven Substanzen würden austreten. In einem Artikel vom 3. November 2010 auf den Seiten von Heise "Telepolis" beschreibt Herr Schneider das Ergebnis so:
"Sie nehmen eine Gaskartusche, stellen die in den Backofen. Sie drehen den Backofen auf 200 Grad. Was passiert? Das Haus ist weg."
Schon 1969 war es bei Bohrungen im DDR-Teil des Salzstocks Gorleben-Rambow zu einer Explosion gekommen, bei der ein Bohrturm in die Luft geflogen ist. Seitdem war auch westdeutschen Fachleuten bekannt, dass sich unter dem Salzstock in 3500 Meter Tiefe Gas befindet. Die TAZ berichtet in ihrem Artikel, die Chemie der Gase im Salzstock sei nach Auskunft von Herrn Schneider die gleiche, wie die der Gase, die zur Explosion in der DDR geführt hätten. Daraus sei zu schließen, dass sie aus den Gasvorkommen unter dem Salzstock kämen. Der Salzstock sei durchlässig und garantiere keine "Langzeitsicherheit". Jeder Euro, der in die weitere Erkundung des Salzstocks gesteckt werden würde, wäre verschwendet.
Herr Edler hat Herrn Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) aufgefordert, den Standort Gorleben sofort aufzugeben und alle Akten von sich aus auf den Tisch zu legen:
"Man sollte die gefährlichsten Abfälle der Menschheit nicht auf einem Pulverfass lagern."
Bei den von Herrn Schneider und Herrn Edler verwendeten Bildern der im Backofen bei 200 Grad Celsius explodierenden Gaskartusche und der Lagerung der gefährlichsten Abfälle der Menschheit auf einem Pulverfass entwickelte sich plötzlich vor meinem inneren Auge eine nukleare Katastrophe:
Eine Atomexplosion ... - mitten im Frieden? Unvorhersehbar? Mitten in Deutschland?
Undenkbar! ... - Wirklich?
Ich erinnere mich noch gut an das "Knallgas-Experiment" aus dem Chemieunterricht meiner Schulzeit: Unser Lehrer entzündete das "richtige" Verhältnis von zwei Teilen Wasserstoffgas und einem Teil des Gases Sauerstoff in einem Reagenzglas mit einem Zündholz. Das Ergebnis war ein ohrenbeteäubender Knall.
Wenn ich diese grundlegenden Erkenntnisse aus dem Experiment aus meiner Schulzeit auf die Verhältnisse in einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock bei Gorleben übertrage, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es neben dem Eindringen einer ausreichen hohen Gaskonzentrationen mit einem Flammpunkt von nur 20 Grad Celsius und dem "richtigen" Verhältnis zum vorhandenen Sauerstoff in den unterirdischen Salzkammern nur noch der dort eingelagerten 200 Grad Celsius heißen Castoren bedürfte, um eine Gasexplosion auszulösen. Dass die "Castor-Zündhölzer" den Druck der von ihnen ausgelösten Explosion unbeschadet überstehen würden, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Zurück an den Absender!
Womit wir wieder bei der Eingangsfrage angekommen wären:
Wohin mit dem Atommüll ???
- Der beste Atommüll ist derjenige, der gar nicht erst anfällt:
Die Atomkraftwerke müssen schnellstmöglich abgeschaltet werden. - Der bereits angefallene Atommüll gehört dort hin, wo er herkommt:
In die "Zwischen"-Lager bei den Atomkraftwerken.
Übermorgen geht es nach Dannenberg. Aktuell sind 277 Busse angemeldet ... - das sind 34 mehr als gestern. Mein Platz im Bus ist reserviert: Leute, ich freue mich riesig darauf, euch alle in Dannenberg zu treffen. Es tut gut zu wissen, dass es hierzulande eine große Anzahl Menschen gibt, die noch nicht atomverseucht sind, und die alle ihnen zur Verfügung stehenden friedlichen Mittel dafür einsetzen, dass sich daran auch nichts ändert.
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg
(Quellen: ZDF Pressemappe vom 02.11.2010, TAZ vom 10.03.2009 und 02.11.2010, Heise "Telepolis" vom 03.11.2010, Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 20.10.2010, Greenpeace "Die Akte Gorleben" und "Konzept zur Zwischenlagerung von Atommüll", U. Schneider/M. Edler "Gas im Salzstock Gorleben", Berliner Umschau vom 02.11.2010, Koordinationskreis Asse-II)
1 Kommentar:
Ja, so langsam steigt auch bei uns die Spannung und irgendwie freuen wir uns auch drauf, bunt, laut, fröhlich und FRIEDLICH zu protestieren. Und zwar so, das Frau Merkel es nicht überhören KANN.
Bißchen besser Wetter darf´s aber sein, auch wenn ich wohl die Gummistiefel anziehen werde.
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