Sonntag, 20. Februar 2011
Die Parallelität der Ereignisse
18.02.2010, Eklat in der Bundespressekonferenz: Was soll der Kokolores? (ZDF Heute)
Es ist ja noch gar nicht so lange her, da hatte die Frau Merkel hinter dem Herrn Jung gestanden, der sich hinter seinen Offizier gestellt hatte, um ihm der Rücken zu stärken. Das war gut für den Herrn Jung und nett von der Frau Merkel. Jedenfalls sollten wir alle glauben, dass das so war.
Wir sollten ja auch alle glauben, dass der Offizier des Herrn Jung eine große Heldentat begangen hatte, als bei einer blöden Panne in Afghanistan infolge eines von ihm ausgelösten Angriffs mit NATO-Kampfflugzeugen auf zwei Tanklaster mehr als hundert Terroristen ums Leben kamen. Immerhin sollten wir ja auch alle hinter dem Krieg in Afghanistan stehen, der damals ja offiziell auch noch gar keiner war.
Die Behauptung bezüglich der vielen toten Terroristen ließ sich dann aber doch nicht sehr lange aufrechterhalten. Die Militärführung der NATO in Afghanistan hatte nämlich schon einen Tag später darauf hingewiesen, dass es sich bei all den vielen toten Kindern, Frauen und alten Leuten unmöglich um Terroristen gehandelt haben konnte. Herr Jung und Frau Merkel räumten damals zwar ein, es könne auch einige zivile Opfer gegeben haben, hielten den Angriff aber trotzdem für gerechtfertigt - und den Krieg, der offiziell gar keiner war, sowieso.
Gut zwei Jahre später ...
Kürzlich nutzte Frau Merkel ihre Position hinter dem Rücken des Herrn Jung geschickt dafür aus, um diesem offensiv in den Rücken zu fallen. Schließlich ging es vor dem Kundus Untersuchungsausschuss um ihre eigene Haut, und sie hatte außerdem wohl inzwischen einsehen müssen, dass ihr ehemaliger Bundesverteidigungsminister damals nicht offensiv genug mit der Wahrheit über den Afghanistan Krieg und die vielen toten Zivilisten herausgerückt war.
Jetzt steht die Frau Merkel hinter dem Herrn zu Guttenberg, um ihm der Rücken zu stärken, weil böswillige Zeitgenossen ihm vorwerfen, er habe seine Doktorarbeit bei Kollegen und aus Zeitungsartikeln abgeschrieben. Einen dermaßen blödsinnigen Vorwurf hat der Herr zu Guttenberg natürlich nicht lange auf sich sitzen lassen können, und nach einem vertraulichen Gespräch mit der Frau Merkel hat er dann - schneidig, wie er nun einmal ist - im Bundesverteidigungsministerium in einer Stellungnahme gegenüber ausgewählten Pressevertretern die gegen ihn erhobenen Vorwürfe offensiv zurückgewiesen. Jedenfalls sieht die Frau Merkel das so.
Die Parallelität der Ereignisse
Blöderweise warteten zur gleichen Zeit die Damen und Herren von der nicht ausgewählten Presse in der Bundespressekonferenz vergeblich auf das Erscheinen des Herrn zu Guttenberg. Ihnen gegenüber saßen unter anderem die Sprecher der Frau Merkel und des Herrn zu Guttenberg, die schnell feststellen mussten, dass ihre Arbeitgeber sie einer ziemlich blöden Situation ausgesetzt hatten. Die Damen und Herren von der nicht vom Herrn zu Guttenberg ausgewählten Presse fanden es nämlich gar nicht witzig, dass sie auf ihre präzisen Fragen an die Sprecher des Herr zu Guttenberg und der Frau Merkel nicht eine einzige Antwort erhielten (zu sehen ist das, quasi Live, in dem Video oben). Die Presseleute waren deswegen zum Schluss sogar richtig sauer geworden und hatten unter Protest noch während der Pressekonferenz den Saal verlassen.
Der arme Herr Seidel hat den Text der Frau Merkel schließlich den leeren Stühlen vorlesen müssen. Mir ist ja schon vor längerer Zeit einmal die Frage durch den Kopf gegangen, ob es besonders klug von ihm war, seinen Job als beliebter Nachrichtensprecher aufzugeben, nur um ein unbeliebter Sprecher der Frau Merkel zu werden. Aber wer kann denn schon wissen, was die ihm dafür wohl alles versprochen haben mag.
Später hat der Herr zu Guttenberg dann - inzwischen gar nicht mehr so offensiv - versucht, sich bei den Damen und Herren von der nicht ausgewählten Presse für die Parallelität der Ereignisse zu entschuldigen. Ich glaube aber, dass er sich das ebenso gut auch hätte schenken können ... - so sauer wie die Presseleute während der Bundespressekonferenz auf ihn waren.
Der Blick in den Rückspiegel
Und vielleicht sollte der Herr zu Guttenberg in den nächsten Wochen und Monaten besser ab und zu einmal in den Rückspiegel schauen, um zu überprüfen, ob er sich noch auf die hinter ihm stehende Kanzlerin verlassen kann. Möglicherweise könnte die nämlich irgendwann auch einmal zu der Erkenntnis kommen, dass ein mit unlauteren Mitteln erworbener Doktortitel sich nicht mit dem wenig offensiven Vorgehen ihres Bundesverteidigungsministers gegen die Damen und Herren von der nicht ausgewählten Presse vereinbaren lässt, und das ein Bundesverteidigungsminister, der nur noch mit Selbstverteidigung beschäftigt ist, sich nicht mehr für die Verteidigung unserer Freiheit und Demokratie und die Freiheit der - nicht nur von Deutschland - heiß begehrten Bodenschätze in der blutgetränkten Erde Afghanistans eignet.
Wenn es einmal so weit kommen sollte, dann könnte es nämlich passieren, dass die Frau Merkel ihre Position hinter dem Rücken des Herrn zu Guttenberg geschickt dafür ausnutzt, um diesem ebenso offensiv in den Rücken zu fallen, wie sie es auch schon im Falle des Herrn Jung getan hat, und dass der Herr zu Guttenberg dann zu der Erkenntnis kommt, es wäre möglicherweise geschickter gewesen, rechtzeitig schneidig zurückzutreten.
(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 20.02.2011, Frankenpost vom 19.02.2011, TAZ vom 18.02.2011, Tagesschau vom 18.02.2011 19:12, 17:41 und 15:28 Uhr, ZDF-Heute vom 18.02.2011, Süddeutsche Zeitung vom 18.02.2011, Stern vom 18. Februar 2011, 09:55 und 13:27, Tagesschau, 17.02.2011, Süddeutsche Zeitung vom 10.02.2011, Stern vom 08.09.2009, Stern vom 06.09.2009, GuttenPlag Wiki)
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Deinen Kommentar vom 21.02.2011 um 12:01 Uhr mit der Einleitung "Der Einsatz war nicht nur damals offiziell kein Krieg, ..." habe ich deshalb nicht veröffentlicht. Ich würde mich freuen, wenn du deinen Kommentar noch einmal, zumindest mit einem Nicknamen (Fantasie-Name) "unterzeichtet", abschicken würdest. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis.
juwi
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