Samstag, 28. Februar 2009

Verregneter Samstag


Das Abbild der Stadt in den Regenpfützen ...


Wenn man schon einmal Freizeit hat,
fällt grau der Regen auf die Stadt.

Was soll der Regen in den Pfützen,
die auf den Straßen keinem nützen?

Soll Petrus doch am Mittwoch weinen.
Am Samstag soll die Sonne scheinen!

© Jürgen Winkler


Können Gedichte das Wetter beeinflussen? Nachdem es heute vormittag geregnet hatte, war es am Nachmittag dann doch noch trocken von oben. So konnten Cleo und ich heute noch eine Runde drehen. Am Ende unseres Spaziergangs wurden die Wolken aber auch schon wieder dunkler. Die Sache mit dem Wetter und dem Gedicht wird dann wohl doch eher ein Zufall gewesen sein.

Rien ne vas plus - Nachtrag

Auf das folgende Video hat mich "Rüdiger F." (danke Rüdiger) mit einem "kommentarlosen Kommentar" zu meinem Artikel "Rien ne vas Plus" aufmerksam gemacht. Darin kommen unter anderem Herr Schulz (SPD, unter anderem Oberbürgermeister) sowie Herr Bödeker (CDU, Fraktionsvorsitzender) zu Wort. Herr Sahr (Regionalflughafen Bremerhaven, Geschäftsführer) kommt auch zu Wort: Er verkündet die Wetteraussichten für den auf den Filmtermin folgenden Tag. Mehr darf er allerdings nicht sagen. Das hat Herr Schulz ihm verboten (unter anderem: Regionalflughafen Bremerhaven, Aufsichtsratsvorsitzender).

Aufgrund der Planlosigkeit der CDU in anderen Bereichen der Stadt, insbesondere bezüglich der Ansiedlungswut für Super- und Baumärkte im Bereich der Hafenstraße gegen die Interessen der Leher Bevölkerung sowie von Verbänden, Gewerkschaften, Einzelhandel und weiterer Gruppierungen (vehement vertreten u.a. von Herrn Bödeker), hätte ich mir eigentlich kaum noch vorstellen können, dass Herr Bödeker und ich einmal der gleichen Meinung sein könnten. Er teilt meine Befürchtung, dass die von Politikern und Nordsee-Zeitung losgetretene Diskussion über die Interessen von Windkraft Firmen gegen den Regionalflughafen Bremerhaven die Verhandlungsposition von Bremen/Bremerhaven gegenüber Niedersachsen/Cuxhaven schwächt, und dass diese Diskussion frühestens nach einem Scheitern der Verhandlungen mit Niedersachsen über die Luneplate hätte geführt werden dürfen.




Zum diesem Video gibt es auf YouTube die folgenden Einführung:

Ein vorzügliches Beispiel für Kurzsichtigkeit in der Politik, drohende Verschwendung öffentlicher Gelder, ein "hoffnungsvolles" Versprechen "tausender" Arbeitsplätze aber allen voran die beispiellosen Auswirkungen durch Interessenkonflikte bei Doppel- und Mehrfachfunktionen "hoher" Politiker.

Dass die Stadt Bremerhaven (oder besser: die Politik derselbigen) den Strukturwandel verpennt hat, ist spürbar: Anstatt eines Ocean-Parks (damalige Eröffnung war geplant zur EXPO 2000) wurde ein immer noch im Bau befindliches "Themen-Puzzle" an exponierte Lage installiert. So wird einem nun ein Krabbenbrötchen zu "mediterranem Flair" geboten und eine Tourismus- und Wirtschaftsförderung an den Tag gelegt, die sowohl ihre eigenen Interessen als auch die bereits erfolgten Ansiedlungen in Frage stellt...

Bremerhaven... Stadt am Meer...


Interessant zu diesem Themenkomplex sind auch die Artikel von Detlef Kolze in den Blogs "btb-Bremerhaven-aktuell - Medienlandschaft" und "Seestadtpresse btb-Bremerhaven".


(Quelle: Buten & Binnen)


Freitag, 27. Februar 2009

Stadtpark Lehe - Nachtrag



Stadtpark Lehe (zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken)

An den Eingangsbereichen zum Park an der Hafenstraße (Oben links) und an der Hinrich-Schmalfeldt-Straße (unten rechts) wurden Bäume und Sträucher entfernt. Dadurch sollen die Zugänge zum Park offener erscheinen und den Blick von den Straßen in den Park öffnen. Die Fotos oben rechts und unten links zeigen den Blick aus dem Eingangsbereich an der Hafenstraße in Richtung Hafenstraße und zur Hinrich-Schmalfeldt-Straße. Die schon seit vielen Jahren nicht mehr bepflanzten Waschbeton Hochbeete sollen verschwinden.


Gestern hatte ich mir Gedanken über den trotz der ungesicherten Finanzierung begonnenen Umbau des Stadtparks Lehe gemacht. Wie ich heute erfahren habe, scheinen meine Zweifel bezüglich der Finanzierung des fehlenden Betrags in Höhe von 650000 Euro leider berechtigt gewesen zu sein.


In einer Pressemitteilung der Stadt Bremerhaven mit dem Titel "30 Millionen für die Seestadt: Geld aus Konjunkturpaket II soll die Wirtschaft ankurbeln" vom 25.02.2009 heißt es am Schluss: "... Die Kinderspielplätze schlagen mit 169 000 Euro, die Erneuerung des Stadtparks Lehe und neue Geräte für das Gartenbauamt mit je 100 000 Euro zu Buche."

Wenn das Gartenbauamt von den 100000 Euro aus dem Konjunkturpaket II auch noch neue Geräte beschaffen soll, dann werden also grob geschätzt weiterhin knapp 600000 Euro an der Finanzierung des Umbaus des Stadtparks Lehe fehlen!

Update: Link zum Artikel Stadtpark Lehe von 26.02.2009


(Quellen: Pressemitteilung der Stadt Bremerhaven, Nordsee-Zeitung)

Donnerstag, 26. Februar 2009

Stadtpark Lehe


Stadtpark Lehe: Die Wege "fransen an den Rändern schon aus" ...

"Oh", dachte ich erstaunt, als ich die Titelzeile des Artikel in der Nordsee-Zeitung am 23.02.1009 gelesen hatte. "Es gibt ja doch noch gute Nachrichten zum Thema Lehe."

"Stadtpark, die 98.: Nun geht es endlich los"

lautete der Titel des Artikels.

Herr Pletz (Gartenbaudezernent) meinte wohl, es sei der "gefühlte" 98. Anlauf zur Umgestaltung des Leher Stadtparks. Als ich dann weiterlas, relativierte sich der erste Eindruck jedoch sehr schnell, und als ich den Artikel zu Ende gelesen hatte, war von der ersten Euphorie nicht mehr viel übrig geblieben. Wie sollte es in Bremerhaven im allgemeinen, und in Lehe im besonderen, auch anders sein: Es hängt wieder einmal alles an der nicht gesicherten Finanzierung. Aus der Stiftung "Wohnliche Stadt" seien zwar zwei Raten über insgesamt 140000 Euro zur Verfügung gestellt worden, es fehlen jedoch noch 650000 Euro, damit die Planungen auch umgesetzt werden können. Bremerhaven soll 29,4 Millionen aus dem Konjunkturprogramm erhalten. Herr Pletz hoffe, den fehlenden Betrag aus diesem Topf zu bekommen.

Im Klartext:
Von dem für die Umsetzung der Pläne des Gartenbauamts benötigten Betrag in Höhe von 790000 Euro sind gerade einmal 17,7% gesichert.

Die Nordsee-Zeitung schreibt, das meiste Geld aus dem Konjunkturprogramm solle für Schulen und Kindergärten ausgegeben werden. Ich denke, dort wird es auch am besten angelegt sein. Deshalb glaube ich erst an die Umgestaltung des Parks, wenn diese auch abgeschlossen worden ist. "Verbal" waren die Arbeiten ja schon vor Jahren abgeschlossen gewesen - allein, die Wirklichkeit straft die Aussagen der Politiker Lügen. Während der Stadtteilkonferenz Lehe im Oktober 2008 hatte Herr Janßen (Ansprechpartner der Stadtteilkonferenz Lehe) die anwesenden Politiker - Herr Breuer (SPD), Herr Ella (FDP) und Herr Eversberg (Grüne) - mit Aussagen zum Stand der versprochenen Sanierung des Stadtparks Lehe von 2006 und 2007 konfrontiert:
  • 2006 - Die Planungen liegen vor
  • 2007 - Die Sanierungen sind abgeschlossen

Herr Janßen stellte damals fest, dass jeder, der den Stadtpark kenne, sehen könne, dass entgegen der Ausagen von 2006 und 2007 nichts passiert sei, und auch damals ging es schon um die Finanzierung und die Mittel aus dem Topf der Stiftung "Wohnliche Stadt". Jetzt geht der Februar 2009 zu Ende und die Nordsee-Zeitung berichtet, Herr Reinicke (Mitglied des Leitungsteam des Gartenbauamtes) versichere, es werde jetzt auf jeden Fall an schon einmal angefangen - egal, wie viel Geld dann letzten Endes zur Verfügung steht. Wenn es bei den 140000 Euro bleibt, dann wird wohl nicht sehr viel mehr als eine Auslichtung der beiden Eingangsbereiche dabei herauskommen.

Der Artikel der Nordsee-Zeitung hat bei mir jedenfalls einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Aufmachung war ein Reißer: "Endlich passiert einmal etwas positives in Lehe". Der nachfolgende Text entpuppte sich als schnell entweichende heiße Luft, und ich fürchte, am Ende könnte es wieder einmal heißen: "Liebe Leher: Wir hätten ja gerne gewollt, aber können konnten wir leider nicht ..."

Vor diesem Hintergrund bewundere ich die Mitarbeiter der Gartenbauamtes für ihren ungebrochenen Enthusiasmus und ihren jeder Grundlage entbehrenden Optimismus ... - aber wie heißt es doch immer so schön: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."


(Quelle: Nordsee-Zeitung)

Mittwoch, 25. Februar 2009

Rien ne vas plus


Regional Flughafen Bremerhaven (EDWB), Hauptgebäude

Für viel Geld und mit großem technischem und organisatorischem Aufwand wurde der "Flugplatz Luneort" zum modernen "Regionalflughafen Bremerhaven" ausgebaut. Im Gegensatz zu dem mit erheblich größerem Aufwand in Form von Dauersubventionen des Landkreises Cuxhaven künstlich am Leben erhaltenen Zivilbereich auf dem Marineflughafen Nordholz, ist der Regionalflughafen Bremerhaven mit seiner für Flugzeuge bis zu 50 t zugelassenen, 1400 m langen Rollbahn erfolgreich. Mit der technischen Ausstattung für den Nachtflugbetrieb und der Zulassung für den Instrumentenflugbetrieb ist er bei Bedarf täglich 24-Stunden verfügbar. Das Sonntagsjournal vom 22.02.2008 zitiert Herrn Sahr (Regionalflughafen Bremerhaven, Geschäftsführer) mit den Worten: "Die Geschäftsfliegerei ist ein Wachstumsbereich". Unter anderem ist der Flughafen auch der Heimatflughafen der Polarflugzeuge des Bremerhavener Alfred-Wegner-Instituts für Polarforschung (AWI).


Flugzeuge des AWI ("Polar 5" und "Polar 2") in Bremerhaven

Jetzt meinen einige Bremerhavener Politiker, sie würden den Flughafen gerne schließen, um ihn als Gewerbefläche möglichen Firmen aus der Windenergiebranche zur Verfügung stellen zu können. Da Bremerhaven keine freien Gewerbeflächen mehr zur Verfügung stellen könne, hätten einige Firmen sich schon in Cuxhaven oder Brake angesiedelt, die für Bremerhaven mehr als tausend Arbeitsplätze bedeutet hätten.

Hintergrund der Überlegungen ist der angestrebte Erwerb der im Süden Bremerhavens an das Stadtgebiet angrenzenden Luneplate von Niedersachsen im Landkreis Cuxhaven. Dort sollen Gewerbeflächen für Anbieter aus dem Bereich Windenergie geschaffen werden. Da Cuxhaven inzwischen ein eigenes Interesse an der Ansiedlung von Windenergiefirmen in Cuxhaven hat, verlaufen sich die Verhandlungen über den Ver- und Ankauf der Luneplate wohl eher zähflüssig. Cuxhaven fordert im Falle des Verkaufs der Luneplate an Bremerhaven ein Mitspracherecht darüber, welche Firmen sich in einem zu gründenden Gewerbegebiet auf der Luneplate ansiedeln dürfen und welche nicht. Damit ist Bremerhaven natürlich nicht einverstanden.


Bei den Überlegungen zur Aufgabe des Regionalflughafens Bremerhaven zugunsten einer zusätzlich verfügbaren Gewerbefläche bleiben aus meiner Sicht drei wesentliche Punkte völlig unbeachtet:
  • Erstens sollen hier real bestehende Arbeitsplätze auf dem Flughafen bisher nicht existierenden, aber möglicherweise zu erwartenden, neuen Arbeitsplätzen im Windenergiesektor geopfert werden. Das heißt, dass dort erst einmal Menschen arbeitslos werden, weil vielleicht andere Menschen dadurch einen Arbeitsplatz finden könnten. So geht man nicht mit Menschen um! Ob die erhofften Arbeitsplätze mit zur Zeit arbeitslosen Bremerhavenern oder stattdessen möglicherweise mit Neubürgern aus anderen Städten besetzt werden würden, wird an keiner Stelle der Diskussion erwähnt. Damit werden einerseits möglicherweise falsche Hoffnungen bei Bremerhavener Arbeitslosen geweckt, und andererseits wird durch solche Begehrlichkeiten gleichzeitig die Entwicklung der öffentlichen Meinung im Bremerhaven in Richtung "Pro Aufgabe des Regionalflughafens Bremerhaven" gelenkt.
  • Zweitens ist auch die Fläche des Flughafens begrenzt. Es kann dort also nicht jede Windenergiefirma angesiedelt werden, die zukünftig irgendwann einmal Interesse an Bremerhavener Gewerbeflächen bekunden könnte. Welche bestehenden Betriebe mit welchen real existierenden Arbeitsplätzen sollen dann als nächste irgendwelchen imaginären neuen Windenergie- oder sonstigen erhofften Arbeitsplätzen zum Opfer fallen? Davon einmal ganz abgesehen, würde die Aufgabe des Flughafens auch bedeuten, dass 25 Millionen Euro für den Ausbau zum Regionalflughafen in den Sand gesetzt worden wären.
  • Drittens sind Überlegungen, den Flugplatz zugunsten einer Windernergiefirma aufzugeben, für die Verhandlungen mit Niedersachsen über die Überschreibung der Luneplate sicher auch nicht gerade förderlich. Aus Cuxhavener Sicht hätte das gleich mehrere Vorteile. Wenn Bremerhaven die Luneplate nicht für die Ansiedlung weiterer Windenergiefirmen nutzen könnte, und der Platz auf dem Regional Flughafen mit der letzten in Bremerhaven angesiedelten Windenergiefirma zugebaut worden sein würde, dann hätte Cuxhaven die besten Chancen für die Ansiedlung weiterer Firmen aus dem Windenergiebereich. Da der vor sich hin dümpelnde Zivilbereich auf dem Marineflughafen Nordholz bei Cuxhaven nur noch mit Subventionen künstlich am Leben gehalten wird, greifen die dortigen Flughafenbetreiber nach jedem Strohhalm. Angebote an die Fluggesellschaften, die bisher den Regionalflughafen Bremerhaven als Stützpunkt nutzen, werden da wohl nicht lange auf sich warten lassen.
Wie auch immer:
Wenn der Regionalflughafen Bremerhaven geschlossen werden würde, dann würde das für Bremerhaven in jedem Fall einen mehrfachen Verlust bedeuten.

Das Hoheitsgebiet Bremerhavens und die Fläche des bremischen Hafengebiets in Bremerhaven sind begrenzt. Wenn alle Flächen belegt sind, und keine neuen hinzugekauft werden können, dann geht nichts mehr:
"Rien ne vas plus."

Vielleicht sollte man das in Bremerhaven einfach einmal zur Kenntnis nehmen.

Wenn es anders wäre, dann wäre auch das Thema Hafenanbindung über eine Nordumgehung anstelle des jetzt geplanten -unverhältnismäßig teureren - Hafentunnels nie ein Thema gewesen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich ein Bremer Tabu anspreche, aber wenn Bremen und Bremerhaven nicht völlig isoliert innerhalb Niedersachsens lägen, dann wäre ein weiteres Flächenwachstum sicher ein erheblich kleineres Problem, als jetzt, wo Bremerhavens Flächen innerhalb des landbremischen Hoheitsgebietes langsam zur Neige gehen. Wenn über die Expansion des Wirtschaftsstandorts Bremerhaven vorbehaltlos diskutiert werden soll, dann wird man nicht umhin kommen, über kurz oder lang auch in diese Richtung zu denken.


(Quellen: Nordsee-Zeitung, Sonntagsjournal vom 22.02.09, Regionalflughafen Bremerhaven)

Dienstag, 24. Februar 2009

Straßenkarneval am Rhein

Bei uns in Norddeutschland sind die Tage von Rosenmontag bis Aschermittwoch ja normale Arbeitstage. Den einen oder anderen zieht es deshalb für einen Kurzurlaub an den Rhein.

Es gibt aber auch den anderen Fall. Ein ehemaliger Kollege, ein gebürtiger Kölner, hatte mit Karneval überhaupt nichts am Hut. Der meinte, er habe Köln während dieser Tage früher immer gemieden, sofern er die Gelegenheit dazu hatte. So gesehen hatte er mit Bremerhaven wohl den richtigen Wohnort gewählt.

Näher am Geschehen, als die Übertragungen im Fernsehen, sind die vielen Menschen, die aus der Menge heraus mit ihren Camcordern oder Digital Kameras filmen: Besten Dank dafür an euch alle. Hier ist eine kleine Auswahl von Aufnahmen aus den Hochburgen am am Rhein vom Sonntag und vom gestrigen Rosenmontag :


Köln




Düsseldorf




Mainz




Montag, 23. Februar 2009

Das Wort zum Rosenmontag



Humor ist, wenn man trotzdem lacht:

Unsere Bundeskanzlerin in der Bütt - tatkräftig unterstützt durch die Elite der internationalen Politik.

Sonntag, 22. Februar 2009

Bauernregel Nr. 2



Wenn der Bauer zieht den Karren,
sind sie wieder los, die Narren !!

Bauernweisheit zum Dorfkarneval

Aus der Dorftonne:*)

Ein Bauer hat niemals viel Zaster,
d'rum flickt er's Loch mit Klebepflaster.

Für Kamelle fehlt ihm auch das Geld,
d'rum klaut er Kartoffeln von dem Feld.

Damit wirft seine Bauersfrau
des Dorfcheffs dicke Nase blau.

Das find't der Dorfchef gar nicht gut
und deshalb zetert er vor Wut:

"Ick wull die gliks dat Fell versohln,
un denn shall di de Düvel holn."

Tä-täää, tä-täää, tä-täää:

Bremerhaven: Ahoi !
Kartoffeln: Ahoi !!
Dorfchef: Ahoi !!!


© Jürgen Winkler


*) Am Rhein sagen sie "Bütt" dazu


Das Leben regt sich wieder


Schneeglöckchen in Lehe

Für alle unter euch, die ebenso wie ich die überwiegend nasskalten, grauen Tage so langsam satt haben, habe ich eine gute Nachricht: Es kann nicht mehr lange dauern, bis der Frühling kommt. Die Vögel singen bereits, die ersten Blumen sind auch aus der Winterruhe erwacht und die Tage werden so langsam merklich länger. Die Schneeglöckchen habe ich gestern in unserem Stadtviertel fotografiert.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag.

Pauschale Beleidigung sozial Schwacher

Herr Mißfelder (CDU, Junge Union, Vorsitzender) hatte keine Skrupel, kollektiv alle Arbeitslosen in Deutschland zu beleidigen. Die Nordsee-Zeitung berichtete am 21.02.2009, er habe auf einer Parteiveranstaltung gesagt:

"Die Erhöhung von Hartz-IV war ein Anschub
für die Tabak und Spirituosenindustrie."

Nachdem er für seine Äußerung kritisiert wurde, habe er anstelle einer Entschuldigung gesagt, 'seinen kritisierten Satz werde er jedenfalls nicht ständig wiederholen'.

Ich bin sehr gespannt, wie viel Zeit Herr Mißfelder verstreichen lassen wird, bis er uns erneut mit einer verbalen Entgleisung beglücken wird. Da er Stammtischreden dieser Art jetzt nicht mehr "ständig" zum Besten geben will, werden wir uns möglicherweise allerdings etwas gedulden müssen.

Herr Mißfelder beleidigt nicht nur pauschal jeden Hartz-IV Empfänger, sondern auch einige meiner Freunde und Bekannten, von denen einige lange arbeitslos waren, und erst nach sehr langer intensiver Arbeitssuche befristete Arbeitsverträge erhielten oder in Zeitarbeitsfirmen mehr schlecht als recht über die Runden kamen. Ich bestreite nicht, dass es auch Menschen geben wird, die keine Lust zum Arbeiten haben, und sich deshalb gerne mit den Hartz-IV Mitteln zufrieden geben. Im Gegegensatz zu den angesprochenen mir bekannten Personen, die unter ihrer Situation litten bzw. weiterhin leiden, sind mir persönlich keine Alkoholiker bekannt, die ihre Einkünfte aus Hartz-IV Mitteln in Spirituosen investieren.

Bevor es zu weiteren Entgleisungen kommen kann, und er am Ende möglicherweise auch noch seine Partei in Misskredit bringt, sollte Herr Mißfelder seine politischen Ämter niederlegen, aus der CDU austreten, und sich bei der für ihn zuständigen Arbeitsagentur als arbeitssuchend melden. Dort wird man ihm bei Bedarf sicherlich auch gerne mit Hartz-IV Mitteln aushelfen. Möglicherweise erhält er auf diese Weise einen kleinen Einblick in die wirtschaftliche und soziale Realität eines großen Teils unserer Mitbürger.

Zum Weiterlesen:

(Quelle: Nordsee-Zeitung)

Freitag, 20. Februar 2009

Nicht zu fassen ...

... ist es, worauf gestern Abend mein Blick fiel, als ich die 1. Seite des Lokalteils der Bremerhavener Nordsee-Zeitung aufschlug. Schlagzeile:

Kaufland-Entwickler will auch auf das Kistner-Gelände
Fachmarktzentrum mit 5000 m² Verkaufsfläche direkt an der Geeste geplant

Das Konzept der niederländischen Unternehmensgruppe Ten Brinke "TBP Nord Projektentwicklung GmbH & Co. KG", die in Bremerhaven von dem Projektentwickler Norbert Tränkner vertreten wird, in Kürze:
  • Alle Gebäude auf dem für 2,1 Millionen Euro - abzüglich 1,1 Millionen Euro für die "Altlastenbeseitigung" - verschacherten Gelände platt machen, inklusive des (aus meiner Sicht) für den Bremerhavener Stadteil Lehe industriehistorisch wertvollen Kalksandsteinwerks
  • Damit die alte Kaje die neuen Lasten tragen kann, werden zusätzlich 1,75 Millionen Euro veranschlagt
  • Es verbleiben nach meiner Rechnung -750000 Euro in der Stadtkasse
  • Von der Hafenstraße aus werden in östlicher Richtung entlang der Geeste aneinandergereiht:
    ► Discounter (1015 m²)
    ► Fachmarkt/Apotheke/Backschop (zusammen ca. 505 m²)
    ► Fachmarkt (350 m²)
    ► Fachmarkt (380 m²)
    ► Fachmarkt (400 m²)
    ► Fachmarkt (650 m²)
    ► Fachmarkt (900 m²)
    ► Fachmarkt (800 m²)
    Der davor verbliebene Platz entlang der Werftstraße wird mit Parkplätzen versiegelt.
    Fertig!

    Erholungswert:
    ► Null!

    Geesteblick von der Hafenstraße:
    ► Lückenlos mit Einkaufshallen vollgepflastert!
Darüber gibt es laut Nordsee-Zeitung ein geheimes(!) Papier, das bisher nur im engsten Kreis der Koalitionsspitzen von SPD und CDU diskutiert wurde.

Bis zum 16. Mai 2008 bestand die CDU noch auf der Erhaltung des Kalksandsteinwerks, um das Nordsee-Museum darin unterzubringen. Auch bei diesem angeblich festen Bestandteil ihres sogenannten "Drei Säulen Programms" ließ die CDU die Bürger schon vor der Tür im Regen stehen.


Praktizierte Bürgerbeteiligung: Null!

Nicht dass die Bürger sich keine Gedanken über die Nutzung des Geländes gemacht hätten. Das Gegenteil ist der Fall! Es ist nur so, dass ihre Projektideen erfolgreich von der Großen Koalition ignoriert wurden. Mit der gleichen Ignoranz bedachte sie auch die interessierten Investoren Wolfgang Ehlers (Architekt, Mehrgenerationenhäuser), Horst Wübben (Unternehmer, Hotel) und die Investorengemeinschaft IVMG & I.I.C.(Markthalle mit dem Stadtbild angepassten Fassaden, Kleingewerbe, Wohnen am Wasser).

Demgegenüber steht der Beschluss der Stadtverordneten-
versammlung
vom 14. Februar 2007, der sich im Laufe der
Zeit mehr und mehr als Taube Nuss entpuppte:

"Der Magistrat wird aufgefordert, unter Beteiligung der Bevölkerung eine städtebauliche Entwicklung für das Geesteufer im Bereich vom Autobahnzubringer Mitte bis zur Stadthalle zu unterstützen, damit die attraktive Lage am Wasser auch auf lange Sicht nachhaltig berücksichtigt und der exponierten Lage in unserer Szadt besondere Rechnung getragen wird. In die Planungen sollen sowohl das Wohnen am Wasser, die Ansiedlung von Dienstleistungsgewerbe und Einkaufsmärkten als auch der Erhohlungswert für die Leher Bevölkerung einbezogen werden."


Aber das ließ sich auch noch zu toppen!

Heute steht auf der 1. Seite des Lokalteils der Nordsee-Zeitung die Schlagzeile:

Investor will auch auf den Kaisen-Platz
Niederländische Gruppe plant einen Baumarkt

Ten Brinke will auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz, der seit zig Jahren für Festveranstaltungen wie dem Bremerhavener Frühjahrsmarkt, dem Bremerhavener Freimarkt, Zirkusveranstaltungen, Open Air Konzerte und dergleichen mehr genutzt wird, einen 10000 m² großen Baumarkt bauen. Gegenüber an der Stresemannstraße befindet sich ein "Max Bahr" Baumarkt, und ein kurzes Stück Richtung Süden, auf der anderen Geesteseite, gibt es einen "Bauhaus" Baumarkt. Was hat da noch ein weiteres 10000 m² Baumonster auf Bremerhavens Festplatz zu suchen?


Ach ja, bevor ich es vergesse noch einmal zu erwähnen:

In der direkten Nachbarschaft des von Ten Brinke anvisierten Baumarkts auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz will die CDU, allen voran Herr Teiser, ja schon seit langem einen Kaufland-Markt von der Ten Brinke Gruppe bauen lassen, gegen den die Leher Bürger schon genau so lange Sturm laufen.


Was hier entgegen des Beschlusses der Stadtverordnetenversamm-
lung vom 14. Februar 2007 in die Wege geleitet werden soll bedeutet den endgültigen Todesstoß für das ohnehin schon kränkelnde Geschäftszentrum Lehes: Die Hafenstraße!


ES REICHT !
  • Wann findet der Wildwuchs von
    Märkten und Discountern ein Ende?
  • Wann wird Verdrängung endlich
    durch Stadtentwicklung ersetzt?
  • Was ist mit dem von vielen Seiten
    geforderten Einzelandelskonzept?
  • Wann kehrt in dieser dieser Stadt
    endlich wieder die Vernunft ein?


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 19. und 20.02.2009, Projektgruppe-Kistnergelaende Bremerhaven)

Donnerstag, 19. Februar 2009

Von Lemmingen, Straußen und fahrlässigen Nachbarn ...

Atomkraft? Nein Danke!
... sowie der Verflechtung der Interessen von Politikern mit denen der der Atomkonzerne



Lemminge


Den possierlichen Lemmingen sagt man nach sie würden instinktiv blind ihrem Alphatier zu folgen. Sollte dieses über den Rand einer Klippe springen, würden alle anderen Lemminge sich ebenfalls in den Abgrund stürzen. Tatsächlich brechen Berglemminge wohl stressbedingt zu Massenzügen auf, wenn zu viele Tiere nach einer Bevölkerungsexplosion auf zu engem Raum leben. Innerhalb eines Tages können sie bis zu 15 Kilometer zurücklegen und überwinden dabei Hindernisse wie Seen und Flüsse mit hohen Verlusten.

Die CDU/CSU macht die Aufkündigung des Atomkonsenses zugunsten einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland zum Wahlkampfthema für die Bundestagswahl im September 2009. In Union und FDP sind sogar Stimmen zu hören, die sich für den Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland aussprechen.

Argumentiert wird im wesentlichen mit den Plänen für Atomkraftwerksneubauten in Finnland, Frankreich und Großbritannien und der Entscheidung der schwedischen Regierung, den Bau neuer Reaktoren zuzulassen. In Schweden wird damit das seit fast 30 Jahren geltende Verbot von Reaktorneubauten aufgehoben. Dieses war 1980 vom Reichstag nach der Entscheidung zu Schwedens Atomausstieg aufgrund einer Volksabstimmung eingeführt worden. Das Wahlkampfgeplapper von CDU, CSU und FDP zeigt erschreckende Parallelen mit dem Verhalten der eingangs erwähnten Berglemminge.

Ich bin ausgesprochen froh darüber, dass in Schweden, Finnland, Frankreich und Großbritannien nicht der kollektive Suizid der gesamten Bevölkerung geplant wurde und dass die Politiker dieser Staaten nicht beschlossen haben, die Umsetzung eines solchen Beschlusses auf Mittwoch den 13.03.2013 festzulegen. Möglicherweise hätten die CDU/CSU und die FDP einen solchen Beschluss sonst in Deutschland mit der Begründung: "Wenn die europäischen Nachbarn diesen Weg gehen, kann Deutschland nicht abseits stehen.", ebenfalls zum Wahlkampfthema gemacht.


Strauße

Dem Vogel Strauß sagt man nach, er stecke seinen Kopf in den Sand, wenn er mit einem Problem konfrontiert werde, für das er keine Lösung finden könne. Dann sei das Problem nicht mehr zu sehen, und folglich als gelöst zu betrachten.

Verwandte dieser großen Vögel, die zwar nicht fliegen, aber dafür sehr schnell laufen können, scheinen sich derzeit in den Reihen der Politiker aus der FDP, der CSU und der CDU mit atemberaubendem Tempo zu vermehren. Möglicherweise liegt das daran, dass ihre Vorbilder in der Atomlobby meinen, sie fänden gerade ausgezeichnete Lebensbedingungen vor, was sie dazu veranlasst haben könnte, besonders viele ihrer großen Eier in die Nester der Politik zu legen, auf denen sie sich dann auch gleich zum Brüten niederlassen. Eine Ursache für die ausgezeichnet günstigen Lebensbedingungen könnte unter anderem in der Mitgliedschaft vieler Politiker in den Aufsichtsräten der vier großen großen Unternehmen begründet sein, die den Energiemarkt in Deutschland mit über 80 Prozent der Stromerzeugung beherrschen (E.ON AG, RWE AG, Vattenfall AG, EnBW AG). Sehr aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist das "Schwarzbuch Klimaschutzverhinderer", das Greenpeace im Februar 2007 veröffentlicht hat (Anhang 1, Aktive Politiker mit Verbindungen zur Energiewirtschaft).

Alle Gegner des Atomausstiegs und Befürworter neuer Atomkraftwerke haben jedenfalls eines mit der dem Vogel Strauß nachgesagten Eigenschaft gemeinsam: Sie stecken kollektiv den Kopf in den Sand, wenn es um die unlösbare Frage geht, wie der Atommüll über Zeiträume von mehreren Millionen Jahren sicher gelagert werden kann.


Fahrlässige Nachbarn

  • Schweden
    - Schingerkurs, Hinhaltetaktik und Sabotage des Volkswillens

    Die schwedische Bevölkerung hatte sich aufgrund der drohenden Kernschmelze im US-Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg (Pennsylvania) 1979 in einer Volksabstimmung zum Ausstieg aus der Atomenergie entschieden. Das schwedische Parlament verkündete kurz darauf das Jahr 2010 als Ausstiegsdatum. Entgegen des Willens der Bevölkerung setzte die schwedische Regierung diesen Beschluss jedoch nur mangelhaft um. 1988 gab es einen Beschluss zur Abschaltung von zwei Reaktoren in den Jahren 1995 und 1996 der kurz darauf widerrufen wurde. Nachdem sich 1997 die Sozialdemokraten mit der Zentrumspartei und den Exkommunisten darauf geeinigt hatten, ist bisher lediglich das Atomkraftwerk "Barsebäck" bei Malmö mit zwei Reaktoren abgeschaltet worden. Schon damals entging den Atomgegnern nicht, dass das Enddatum 2010 nicht mehr erwähnt wurde. Die Laufzeiten der drei schwedischen Atomkraftwerke "Ringhals", "Forsmark" und "Oskarshamn" wurden immer wieder verlängert, und jetzt setzt sich die schwedische Regierung mit ihrer Absicht, den Bau neuer Atomkraftwerke zu erlauben, vollends über den Beschluss ihrer Bevölkerung hinweg.

    Dabei ist sie blind gegenüber Problemen wie dem "Beinahe-GAU" im schwedischen Atomkraftwerk "Forsmark", der Ende Juli 2006 um ein Haar zu einer Kernschmelze und damit zu einem Super-GAU wie 1986 in Tschernobyl geführt hätte. Das Atomkraftwerk wird von der "Forsmark Kraftgrupp AB", einer Tochtergesellschaft von Vattenfall, betrieben. Ein Jahr später machte der schwedische Konzern auch in Deutschland von sich reden, als Ende Juni 2007 Transformatorbrände die von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerke "Krümmel" und "Brunsbüttel" lahmlegten. Vertuschungsversuche schürten in der Folge Zweifel an der Zuverlässigkeit von Vattenfall.

    Auch dass es nur vier Monate später im schwedischen Atomkraftwerk "Ringhals" am 14.11.2006 zu einem folgenschweren Brand kam, in dessen Folge ein Reaktor im Schnellverfahren abgeschaltet werden musste, scheint die für die schwedische Kehrtwende verantwortlichen Politiker nicht beeindruckt zu haben. Das Atomkraftwerk gehört zu 70,4 % der Vattenfall-Gruppe und zur 29,6 % dem deutschen E.ON Konzern. Heise.de berichtete damals, E.ON habe sich sofort beeilt zu versichern, dass zu keiner Zeit eine Gefahr bestanden habe. Das die Schnellabschaltung doch nicht so ganz problemlos von statten gegangen zu sein scheint, zeigt die Tatsache, dass dabei neben dem Ausfall einer von mehreren Kühlwasserpumpen auch vorübergehend die Positionskontrolle der Brennstäbe ausfiel, die zunächst nicht mit Strom versorgt wurde. Da wird sich E.ON sicher wieder einmal gedacht haben: "Was die Bevölkerung nicht weiß, dass macht die Bevölkerung nicht heiß."

  • Finland:
    - Pfusch am Bau

    Der finnische Atomreaktor "Olkiluoto 3" ist der erste europäische Neubau einer Atomkraftanlage, die nach dem Super-GAU 1986 in Tschernobyl in Auftrag gegebenen worden ist und ist damit sozusagen das Prestige Projekt der Atomlobby. Die beiden bereits bestehenden Reaktoren des Atomkraftwerks "Olkiluoto 3" werden von der finnischen Firma Teollisuuden Voima Oyj (TVO) betrieben.

    Im August 2008 wurden schwere Sicherheitsmängel bekannt. Nach Informationen von Greenpeace und dem Politmagazin "Ajankohtainen Kakkonen" des finnischen Fernsehensenders YLE ist beim Bau des Skeletts des Fundaments offenbar in skandalöser Weise gepfuscht worden.

    Die vom AKW-Konsortium Areva-Siemens beauftragte französische Firma Bouygues hat demnach in den Jahren 2005 und 2006 Schweißarbeiten ohne irgendwelche Anweisungen für die Arbeiter durchführen lassen und die Arbeiten weder kontrolliert noch dokumentiert. Es habe keinerlei Möglichkeit gegeben, die Arbeiten nachträglich zu überprüfen, da diese bereits mit Beton übergossen worden waren. Laut Greenpeace soll Areva-Siemens die Arbeiten sogar abgenommen haben, obwohl es rechtzeitig Hinweise darauf gab, dass die erforderlichen Vorschriften nicht eingehalten worden waren. Greenpeace fordert deshalb, sowie unter Hinweis auf eine lange Reihe weiterer Verstöße gegen Bauvorschriften und Sicherheitsmängel, einen unmittelbaren Baustopp. Die Mängelliste der Überwachungsbehörde des finnischen Strahlenschutzamtes umfasste im August 2008 bereits 2200 Punkte.

    Die TAZ schrieb am 15. August 2008, mittlerweile spreche sich eine Mehrheit der finnischen Bevölkerung gegen den weiteren Ausbau der Atomkraft in Finnland aus.

    Der Atomsicherheitsexperte Helmut Hirsch spreche nach Kenntnisnahme vom Inhalt der Dokumente über mangelhafte Schweißarbeiten von "deutlichen Hinweisen auf unzureichende Arbeiten, welche auf eine schlechte Sicherheitskultur hinweisen". Man müsse "ernstlich besorgt sein über die Haltbarkeit des Reaktorgebäudes", vor allem bei Erdbeben oder einem Terrorangriff. Im finnischen Fernsehen vertrat Prof. Jukka Martikainen eine ähnliche Einschätzung: Fehlerhaft ausgeführte Schweißarbeiten könnten erheblichen Einfluss auf die Standfestigkeit eines Bauwerks haben, das 40 bis 50 Jahre lang extremer Hitze, Druck und Strahlung ausgesetzt werden solle. Offenbar sei es dem Konsortium darum gegangen, Bauverzögerungen zu vermeiden.

    "Olkiluoto" ist ein warnendes Beispiel dafür, wohin der desperate Versuch der Atomkraftindustrie führt, wenn es darum geht zu beweisen, dass man Atomkraftwerke schnell und billig bauen kann.

    Wenn die bekannt gewordenen Informationen den Tatsachen entsprechen schließe ich mich der Forderung von Greenpeace nach einem sofortigen Baustopp an. In diesem Falle muss der bisher fertiggestellte Bau wieder abgerissen werden. Firmen, die derart fahrlässig mit einer der gefährlichsten bekannten Techniken umgehen, sollte verboten werden, weiterhin Arbeiten auf diesem Gebiet auszuführen. Laut Wikipedia wird in Finnland jedoch bereits über einen vierten Reaktor für das Atomkraftwerk "Olkiluoto" diskutiert.

Fazit

Die hohen Verluste an Individuen beim Massenexodus einer großen Gruppe sichern immerhin den Fortbestand der verbleibenden Population im ursprünglichen Siedlungsgebiet der Berglemminge. Die Vogel Strauß Politik der Atomkraftlobby, die uns weismachen will, das Problem der Endlagerung des hochradioaktiven Mülls aus Atomkraftwerken sei gelöst, und stelle somit kein Problem für die Zukunft dar, wird hingegen mehr und mehr zu einer Bedrohung für uns und unsere Nachkommen.

An dieser Tatsache ändert auch das blinde Vertrauen der Atomkraftwerksbetreiber und -befürworter in unseren europäischen Nachbarstaaten nichts. Der Betrieb der Atomkraftwerke in Schweden, Finnland, Frankreich und Großbritannien und die nicht lösbare sichere Lagerung des dort ebenfalls anfallenden Atommülls stellen für uns ebenso eine Bedrohung dar wie unsere deutschen Atomkraftwerke mit ihren strahlenden Hinterlassenschaften.

Die Atomkonzerne sind inzwischen grenzüberschreitend miteinander verflochten. So betreibt z.B. der schwedische Konzern Vattenfall zwei Atomkraftwerke in Deutschland ("Krümmel" und "Brunsbüttel"), während der deutsche Energiekonzern E.ON unter anderem an den Atomkraftwerken "Oskarshamn" und "Ringhals" in Schweden beteiligt ist. Sollte es trotz Pfusch am Bau beim Prestige-Neubauprojekt der Atomlobby, dem finnischen Atomreaktor "Olkiluoto 3", an dem der deutsche Konzern Siemens beteiligt ist, zur Inbetriebnahme kommen, könnte uns bei "günstigen" Windbedingungen eines Tages als Bumerang eine radioaktive Wolke um die Ohren wehen.

Dass in die Atmosphäre gelangtes radioaktives Material bei seiner Ausbreitung mit dem Wind keine Rücksicht auf Staatsgrenzen nimmt, sollte eigentlich seit dem Super-GAU 1986 in Tschernobyl jedem bewusst sein. Im Falle eines Super-GAUs in einem Atomkraftwerk eines unserer europäischen Nachbarn oder in einem deutschen Atomkraftwerk wären wir direkt betroffen - mit allen langfristigen Konsequenzen, die aus dem Super-GAU in der Ukraine bekannt sind.


Ich werde mich auf keinen Fall den Atom-Lemmingen anschließen, und auch angesichts der ungelösten Entsorgungsprobleme nicht den Kopf in den Sand stecken. Im Klartext: Ich werde im September bei der Bundestagswahl meine Stimme nur einer Partei geben, die sich eindeutig gegen die Nutzung der Atomkraft ausspricht und am Ausstieg aus der Atomkraft festhält. Gleichzeitig muss diese Partei ein klares Konzept für einen kurzfristigen, durchdachten Umstieg auf eine CO2 neutrale Energieerzeugung sowie ein CO2 neutrales Verkehrskonzept für den deutschen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung vorweisen können.

Wer im vollen Bewusstsein der Bedeutung des Amtseids geschworen hat, dass er seine Kraft dem "Wohle des deutschen Volkes" widmen und "Schaden von ihm wenden" will, der kann aus meiner Sicht in Kenntnis der der oben genannten Fakten unmöglich den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke befürworten. Politische Parteien und diejenigen ihrer Mitglieder, die trotz alledem weiterhin für die Fortsetzung der Nutzung der Atomkraft in Deutschland eintreten, sind aus meiner Sicht als Vertreter der Interessen unserer Gesellschaft nicht tragbar !


Zum Weiterlesen:

Quellen:
- WWF: Der Todeszug der Lemminge
- Die Welt: Unionspolitiker plädieren für Neubau von Atomkraftwerken
- Heise: Forsmark ist der Normalfall
- TAZ: Brüchiges Skelett bei AKW-Neubau
- Greenpeace Schwarzbuch Klimaschutzverhinderer
- Wikipedia


Mittwoch, 18. Februar 2009

Miep Gies feierte ihren 100. Geburtstag

Am 15. Februar 1909 wurde Miep Gies in Wien als Hermine Santrouschitz geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Im Alter von 13 Jahren schickten ihre Eltern sie im Rahmen eines Projektes zur Unterstützung unterernährter Kinder nach Holland, wo sie von ihrer Gastfamilie in Amsterdam ihren Spitznamen "Miep" erhielt. 1933 erhielt sie eine Arbeitsstelle in der niederländischen Filiale der Firma Opekta, in der sie als Sekretärin für den Filialleiter Otto Frank arbeitete. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine gute Freundschaft zwischen ihr und der Familie Frank. 1938 gründete Otto Frank zusammen mit dem Fleischer Hermann van Pels die Firma namens Pectacon.

Nach der Besetzung Hollands durch deutsche Truppen im Jahre 1940 wiedersetzte sich Hermine "Miep" Santrouschitz der Aufforderung der Nazis, sich einer holländischen Nazi-Partei für Frauen anzuschließen. Daraufhin erklärten die Besatzer ihren österreichischen Personalausweis für ungültig und forderten sie mit einer Frist von 3 Monaten auf, nach Österreich zurückzukehren. Es gelang ihr innerhalb dieser kurzen Zeit, ihre Geburtsurkunde aus Österreich zu beschaffen, so dass sie am 16. Juli 1941 Jan Gies heiraten konnte. Mit der Ehe erhielt sie die holländische Staatsbürgerschaft und konnte in Holland bleiben.

Am 5. Juli 1942 wurde Otto Frank's Tochter Margot aufgefordert, sich in einem Arbeitslager zu melden. Otto Frank vertraute sich Miep Gies an, und teilte ihr mit, er wolle mit seiner Familie untertauchen, um sich der Verfolgung durch die Nazis zu entziehen. Obwohl sie ihren Mann und sich damit selbst in höchste Gefahr brachte, entschloss sich Miep Gies sofort, der befreundeten Familie zu helfen und versteckte sie im Hinterhaus der Prinsengracht 263. Später brachte sie auch noch die Familie van Pels und den Zahnarzt der Familie Gies, Fritz Pfeffer, in dem Versteck unter. Zwei Jahre lang versorgte sie die Verfolgten mit Lebensmitteln, Zeitungen und Büchern. Sie war der Kontakt zur Außenwelt und Zuhörerin in der Not. Mit freundschaftlicher Zuneigung half sie den Menschen in dem Versteck im Hinterhaus die Zeit zu überstehen. Otto Frank's Tochter Anne hielt ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle während dieser Zeit in ihrem Tagebuch fest. Einmal bezeichnete sie Miep Gies darin dankbar als Packesel, der so vieles für die Familie im Versteck herangeschafft habe.

Im Herbst 1944 wurde das Versteck in der Prinsengracht 263 verraten, woraufhin die Verfolgten am 4. August 1944 von den Nazis verhaftet wurden. Miep Gies entkam einer Bestrafung nur aufgrund des Umstandes, dass der zuständige Kommissar ebenso wie sie aus Wien stammte, und deshalb in seinem Bericht nichts über ihre Unterstützung für die Flüchtlinge erwähnte. Er warnte sie jedoch davor, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Ihr Versuch, den Kommissar durch Bestechung zur Entlassung der Verhafteten zu veranlassen, schlug jedoch fehl.

Nach der Verhaftung rettete Miep Gies die verbliebenen persönlichen Gegenstände der Deportierten. Darunter befand sich auch das Tagebuch von Anne, das sie Otto Frank nach seiner Rückkehr nach Amsterdam im Jahre 1945 übergab. Otto Frank war der einzige aus dem Versteck im Hinterhaus der Prinsengracht 263, der nicht von den Nazis umgebracht worden war. Ihre eigenen Erinnerungen an die Zeit, in der sie die Verfolgten in ihrem Hinterhaus versteckt hielt, hat Miep Gies in ihrem Buch "Meine Zeit mit Anne Frank" festgehalten.


Am 15. Februar 2009 feierte Miep Gies ihren 100 Geburtstag.

Sie lebt in Amsterdam und es geht ihr körperlich und geistig gut. Ihr Ehemann Jan Gies ist 1993 gestorben.

Otto Frank starb am 19. August 1980 in Basel. Seine Frau Edith, geb. Holländer, wurde am 6. Januar 1945 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Töchter Margot Betti Frank und Annelies Marie Frank (Anne) kamen (wahrscheinlich) im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben.

Die Mitglieder der Familie van Pels wurden in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau (Hermann van Pels, 8. September 1944), Mauthausen (Peter van Pels, 5. Mai 1945) und dem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, Raguhn (Auguste van Pels, 9. April 1945), zu Opfern der Judenverfolgung durch die Nazis.

Fritz Pfeffer, der Zahnarzt der Familie Frank, wurde am 20. Dezember 1944 im KZ Neuengamme ermordet.

Bei der Vorstellung, dass diese Menschen nur wenige Tage und Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch umgebracht wurden, kommen mir die Tränen. Miep Gies sagte von sich, sie habe nie eine Heldin sein wollen. Sie habe nur getan, was getan werden musste. Ich denke, Menschen werden nicht zu Helden, weil sie Helden sein wollen, sondern weil der Umgang mit bestimmten Situationen in ihrem Leben sie in den Augen ihrer Mitmenschen zu Helden werden lässt. Aber ob Heldin oder nicht: Dem selbstlosen Handeln vom Miep Gies ist es zu verdanken, dass Annes Vater zwei Jahre in Sicherheit war und aufgrund weiterer glücklicher Umstände überleben konnte, und dass eines der wichtigsten Zeugnisse der Geschichte, das Tagebuch der Anne Frank, enstehen konnte, erhalten blieb und weltweit bekannt wurde.


(Quellen: Tagesschau, Hessischer Rundfunk [MP3], Wikipedia)


Dienstag, 17. Februar 2009

Verengte Gleise


Ohne Worte (aus "Mein Ideenbuch")


Montag, 16. Februar 2009

Teurer Grundstein

Die Nordsee-Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 11. Februar 2009, die vierstündige Feier mit ungefähr 300 Gästen zur Grundsteinlegung für die Havenwelten habe 84000 Euro gekostet.

Lasst mich mal kurz nachrechnen: 4 Stunden, das sind 240 Minuten. 84000 Euro dividiert durch 240 Minuten, das macht 350 Euro pro Minute. Es soll ja Leute geben in unserem Lande, die müssen einen ganzen Monat arbeiten, damit sie am Monatsende 400 Euro auf ihr Konto überwiesen bekommen. Ok: Die arbeiten dafür in Teilzeit, aber das ändert nichts am finanziellen Ergebnis. Wie die wohl darüber denken, wenn für eine Feier für geladene Gäste 350 Euro pro Minute ausgegeben werden?

Eine Minute dauert 60 Sekunden. Wenn ich die 350 Euro also noch einmal auf 60 Sekunden verteile, dann komme ich auf 5,83 Euro und ein paar zerhackte Cents pro Sekunde. Das finde ich, war schon eine beachtliche Leistung, mit welcher Geschwindigkeit die Euros damals zum Fenster hinausgeworfen wurden.

18000 Euro von den 84000 Euro sind für Speisen und Getränke draufgegangen. Wenn man die 18000 Euro auf die ungefähr 300 Gäste verteilt, dann kommt man auf 60 Euro pro Kopf. Mann-o-Mann! Da muss aber jeder von den Gästen ganz schön viel gegessen und getrunken haben in der kurzen Zeit - wundert sich der Laie. Schließlich gab es ja kein Essen in einem Nobelrestaurant. Dem Laien vergeht allerdings das Wundern über die Kosten, wenn er darüber aufgeklärt wird, dass dem Ereignis entsprechend "Sardinen aus Sardinien", Früchte aus Kamerun" usw. einmal entlang des Längengrades 8° Ost gereicht wurden. Unsereins hätte sich ja auch mit einem deftigen Eintopf quer durch den Garten zufrieden gegeben. Wieviel Wald muss dafür jetzt wohl aufgeforstet werden, damit das Essen für die Gäste der Grundsteinlegung wieder CO2-neutral gerechnet werden kann? Oder ist daran etwa nicht gedacht worden? Schließlich ging es ja um die Grundsteinlegung für das Klimahaus. Nein? Tz-tz-tz ...

31619 Euro haben Technik, Zelte, Tische und Dekoration gekostet. Hätte man diese Sachen nicht besser ausleihen können?

Für die Musik sind 2531 Euro ausgegeben worden. Ich war ja nicht dabei, aber mir ist von ähnlichen Ereignissen bekannt, dass immer sehr viele Leute das Bedürfnis haben, über sehr viele Dinge zu reden, über die ohnehin schon jeder der Anwesenden bereits bestens informiert ist. Wenn ich also einmal so ganz pauschal von einer Stunde Redezeit ausgehe, dann hat die Musik ungefähr 843 Euro pro Stunde gekostet. Nicht schlecht Herr Specht! Wenn allerdings jeder der Gäste 8,50 Euro Eintritt gezahlt hätte, dann wäre die Musik schon bezahlt gewesen. Aber ich kann es ja verstehen, wenn die Redner nicht nur für die Befriedigung ihres eigenen Vergnügens reden wollten.

Überhaupt muss es schon eine ungeheure Anstengung gewesen sein, wenigstens die paar Gäste zur Grundsteinlegung zusammen zu bekommen. Immerhin sind ja 19930 Euro allein für die Einladungen und Werbemateriel ausgegeben worden. 19930 Euro dividiert durch 300 Gäste sind so rund 66,43 Euro pro Nase. Nach Abzug der Porto und Versandkosten und der Kosten für einige Faltblätter mit schönen bunten Bilden oder so (wofür eigentlich?), rechnen wir dafür einmal großzügig 26,43 Euro pro Gast, sind immer noch 40 Euro für jede Einladung übrig. Die Einladungskarte möchte ich einmal sehen, die 40 Euro kostet!

Sonntag, 15. Februar 2009

Wolkenwesen


Irgendwo zwischen Kiel und Hamburg aus dem Auto fotografiert

In den Wolken wohnen Wesen
die du schon lang' nicht mehr geseh'n.
Seit du einst ein Kind gewesen,
ist täglich viel zu viel geschehn.

Mit starrem Blicke gradeaus,
im Sinn nur den Geschäftstermin,
siehst du nicht oben jene Maus
über ein Meer aus Käse zieh'n.

Hasen hoppeln, hüpfen heiter.
Bäume quellen, werden Quallen,
und von einer Wolkenleiter
wird gleich eine Sanduhr fallen.

Viel zu schnell verrinnen Zeiten,
während dich Geschäfte treiben.
Ewig währen Wolkenweiten,
doch du kannst nicht stehen bleiben.

Leicht wär' es den Kopf zu heben,
zu erinnern sich an Zeiten,
als da Träume war'n vom Leben
und endlosen Wolkenweiten.

Erwachs'ne still die Sehnsucht quält:
Sie wünschen sich das Glück zurück.
Nur Kinder wissen noch was zählt.
Den Eltern fehlt der Blick für's Glück

© Jürgen Winkler


Freitag, 13. Februar 2009

Pfennigbaum


Blühender Pfennigbaum

Ich hatte jahrelang einen Pfennigbaum (Crassula ovata). Das war immer so ein kleines Bäumchen, mit dickem Stamm und dicken, fleischigen grünen Blättern, das sich auf meiner Fensterbank breit machte. Manche Leute sagen auch "Fette Henne" dazu. Große Ansprüche hat er nie gestellt. Es machte ihm auch nichts aus, wenn er einmal für ein paar Tage kein Wasser bekam. Dann zehrte er aus der Flüssigkeit in seinen dicken Blättern.

Der Pfennigbaum auf dem Foto steht bei meiner Schwester im Wintergarten. Als wir dort am letzten Wochenende zum 50 Geburtstag meines Schwagers waren, war ich sehr erstaunt darüber, dass Pfennigbäume auch blühen. Man lernt eben immer noch etwas dazu.

Warum die Bäumchen eigentlich "Pfennigbaum" heißen weiß ich bis heute noch nicht. Die Blätter haben jedenfalls keine Ähnlichkeit mit Pfennigen, und die Blüten auch nicht, wie ich am letzten Wochenende feststellen konnte. Außerdem sind die Blätter erheblich größer als es die Pfennige waren: Das kann's also auch nicht sein.

Aber eigentlich ist das wohl auch ziemlich egal. Die heranwachsenden Generationen werden mit dem Wort "Pfennig" sowieso nicht mehr viel anfangen können, so dass sich für sie die Frage, wie der Pfennigbaum zu seinem Namen kam, überhaupt nicht mehr stellen wird ... - und wir wollen das arme Bäumchen ja wohl nicht ernsthaft in "Centbaum" umtaufen, nur damit unsere Enkel sich auch in Zukunft noch mit der gleichen Frage herumplagen müssen. Außerdem hört sich "Centbaum" für meine Begriffe ziemlich merkwürdig an.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Ach war das schön ...

... letztens, als sich alle - na ja: vielleicht doch nicht alle, aber doch diejenigen, die am "längeren Bremerhavener Hebel" sitzen - auf die finale Variante eines Hafentunnels geinigt hatten.

Die Nordsee-Zeitung schreibt heute, auch der Senat habe sich damals begeistert gezeigt (der Senat, das sind die Damen und Herren von der Bremer Landesregierung). Alle hatten sich gefreut: Herr Böhrnsen (SPD, Bremen, Regierungschef) hatte sich gefreut, Herr Nagel (SPD, Bremen, Wirtschaftssenator) freute sich, und die Politiker der Großen Koalition in Bremerhaven freuten sich natürlich besonders darüber, dass Herr Böhrnsen nicht besorgt über die 40-Millionen-Lücke war, und dass Herr Nagel gesagt hatte: "Wir müssen die 40-Millionen-Lücke im Senat in einem Alle-Mann-Manöver organisieren." Einfach toll war das ... - bis Herrn Loske (Grüne, Bremen, Umweltsenator) eine geniale Idee für eine billigere Lösung eingefallen ist. Das hätte er ja man ruhig auch schon etwas früher sagen können, dass es da möglicherweise noch billigere Lösungen geben könnte. Darüber hatte in Bremerhaven bis dahin bestimmt niemand nachgedacht.

Dabei ist jedoch eigentlich alles ganz simpel: Man muss den Tunnel einfach nur um 330 Meter kürzer bauen. Dann kann man glatt 30 Millionen Euro sparen ... - hat Herr Loske ausgerechnet.

Die Sache hat nur einen klitzekleinen Haken. Der Tunnel soll ja nur deshalb gebaut werden, damit die Container-Trucks unterirdisch, ohne durch Ampeln aufgehalten zu werden, von der Autobahn direkt bis zum Hafen durchfahren können. Herr Loske will aber den Tunnel auf Kosten einer neuen Ampelanlage mitten auf dem Autobahnzubringer verkürzen, was dort mit Sicherheit zu zusätzlichen Staus führen wird. Das wird nicht sehr lustig werden. Besonders die Trucker werden nicht erfreut sein, wenn die mit ihren Containerzügen auf dem Rückweg aus dem Hafen im Rückstau vor der Ampel im Tunnel stehen werden. Alle anderen Verkehrsteilnehmer werden sich über die zusätzliche Ampel an der Abzweigung zur Tunneleinfahrt auch nicht gerade freuen. Eigentlich gibt es auf dem kurzen Abschnitt zwischen dem Gewerbegebiet bei Spaden und der Langener Landstraße inzwischen schon Ampeln genug ...

Ich muss mich bezüglich des klitzekleinen Hakens etwas korrigieren. Die Sache hat nämlich eigentlich sogar zwei klitzekleine Haken. Der andere Haken ist der Tunneleingang: Der rückt nämlich durch Herrn Loskes geniale Idee den Anwohnern im angrenzenden Wohngebiet abseits der Cherbourger Straße auf die Pelle. Man kann ja gegen die große Koalition in Bremerhaven sagen was man will, aber mit der Entscheidung für die "finale Tunnelvariante" hatte sie die Beeinträchtigung der Anwohner möglichst gering halten wollen. Möglicherweise sehen die Anwohner im angrenzenden Wohngebiet selbst dieses vorgebliche Ansinnen ohnehin schon "etwas differenzierter": Ärger vorprogrammiert!

Auch Herr Nagel hat wohl aufgehört, sich zu freuen. Jedenfalls schreibt die Nordsee-Zeitung, er sei verärgert über den unabgesprochenen Vorstoß von Herrn Loske. Er habe davor gewarnt 120 Millionen vom Bund kassieren zu wollen und dann eine Billigvariante umzusetzen zu wollen. Das laufe nicht. Die Finanzierungszusage des Bundesverkehrsministeriums sei an die vorhandene Planung gebunden. Herr Teiser (CDU, Bürgermeister von Bremerhaven und Kämmerer) vermute, die Bremer hätten die Absicht, das Projekt so lange einzudampfen, bis Bremen nichts mehr zahlen müsse. Das klingt auch nicht sehr erfreut.

Lediglich Herr Böhrnsen scheint noch nicht ganz aufgehört zu haben, sich zu freuen. Er sehe das Gesamtwerk nicht gefährdet. In Bremen werde lediglich die Finanzierbarkeit und die planerische Plausibilität geprüft. Eine Variantendebatte fände in Bremen nicht statt.

Na ja! - So richtig überzeugt mich das jetzt aber auch nicht.

Wenn man mich fragen würde: Ich hätte da eine noch genialere Idee als Herr Loske. Aber man fragt mich ja nicht.

Wenn man mich aber doch fragen würde, dann würde ich ebenfalls vorschlagen, den Tunnel zu verkürzen: Nicht wie von Herrn Loske vorgeschlagen um läppische 330 Meter, sondern um die gesamte geplante Länge. Da würde ich doch lieber gleich Nägel mit Köpfen machen. Mit den 160 Millionen Euro, die man damit einsparen könnte, würde ich eine vierspurige oberirdische Hafenanbindung nördlich von Langen zum Zolltor bei Weddewarden bauen. Wenn der schöne neue Tunnel irgendwann einmal kollabieren wird, dann wird es ohnehin darauf hinauslaufen.

Ok: das ist eigentlich nichts neues. Andere hatten die gleiche Idee unabhängig von mir ja auch schon. Das bestätigt mir jedoch, dass ich mit meinem Vorschlag gar nicht so verkehrt liege, zumal eine solche Variante erheblich günstiger und zukunftsfähiger zu haben wäre, als so ein sauteurer Tunnel, dessen Kapazität bereits kurz nach seiner Fertigstellung höchstwahrscheinlich eh nicht mehr ausreichend sein wird - jedenfalls dann nicht, wenn der Hafenumschlag sich in dem prognostizierten Tempo weiterentwickeln wird.

(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 12.02.2009, Weser-Kurier vom 11.02.2009)

Goliath gegen David

Versuch einer Blog-Zensur

Durch eine Information von "campact!de" wurde ich gestern auf eine Aktion der Deutschen Bahn im Zusammenhang mit der Affäre um die private Rasterfahndung gegen 173000 ihrer Mitarbeiter aufmerksam, die darauf abzielte einen Beitrag vom 31. Januar 2009 mit dem Titel "Das Memo zu der Rasterfahnung bei der Deutschen Bahn" aus dem Blog "netzpolitik.org" zu entfernen.


Dem Blogbetreiber von "netzpolitik.org" (Markus Beckedahl) wurde aus anonymer Quelle ein Memo des Berliner Landesdatenschutzbeauftragten zugeschickt, welches Grundlage für viele Berichte in den Medien war. Er veröffentlichte das Memo im Wortlaut und als PDF-Dokument zum Herunterladen. Daraus geht zum Beispiel hervor, dass die Deutsche Bahn gegenüber der Aufsichtsbehörde die Dimension der Überwachung gezielt verschleiert hat. Die TAZ zitiert aus dem Memo: "Bei den Großprojekten waren teilweise mehr als Tausend Personen, insbesondere Mitarbeiter, betroffen. Bei den Kleinprojekten insgesamt rund 500 Personen". Dass die von der Bahn beauftragte Ermittlungsfirma Network dabei jedoch die ungeheuere Anzahl von 173000 Daten von Bahn-Mitarbeitern ausgewertet hat, habe der "Korruptionsbekämpfer" der Bahn, Herr Schaupensteiner, erst Monate später zugegeben.

Die Deutsche Bahn AG schickte Herrn Beckedahl nach der Veröffentlichung des Wortlauts des Schriftstücks per E-Mail(!) eine Abmahnung mit der Aufforderung, den Gesprächsvermerk im Wortlaut und als pdf-Datei sofort aus dem Blog "netzpolitik.org" zu entfernen. Darüberhinaus wurde er zu einer uneingeschränkten, unwideruflichen Unterlassungserklärung aufgefordert in der er für jeden Fall der Zuwiderhandlung versprechen sollte, eine angemessene Vertragsstrafe zu Gunsten Deutschen Bahn zu zahlen. Nachdem er am 3. Februar 2009 einen Artikel über die ihm zugestellte Abmahnung in seinem Blog veröffentlicht hatte, erreichte ihn eine große Welle positiver Rückmeldungen. Am 5. Februar 2009 berichtete die TAZ auf ihrer Titelseite unter dem Titel "Blogwart Mehdorn" über den Vorfall. Einen Tag später überschlugen sich die Ereignisse, in deren Folge die Deutsche Bahn AG ihr Vorgehen gegen "netzpolitik.org" aufgab.

Chronologie der Ereignisse:
31.01.09: Das Memo zu der Rasterfahnung bei der Deutschen Bahn
03.02.09: Die Deutsche Bahn AG schickt die Abmahnung
03.02.09: Die Welle nach der Abmahnung (mit Pressespiegel)
05.02.09: Interview im Deutschlandradio (MP3)
05.02.09: TAZ-Titelseite "Blogwart Mehdorn"
06.02.09: Der Text der Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung
06.02.09: Die Antwort an die Deutsche Bahn (Antwort des Blog-Anwalts)
06.02.09: Deutsche Bahn AG gibt auf
06.02.09: Deutsche Bahn vs. Netzpolitik – Was lernen wir daraus?
10.02.09: Bericht der Deutschen Bahn zur Mitarbeiterüberwachung



Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft

Eine demokratische Gesellschaft kann nur solange funktionieren, wie jeder ihrer Bürger sich uneingeschränkt, und umfassend seine eigene Meinung bilden kann. Viele Blogs bieten dafür eine gute Plattform. Diskussionen in Form von Kommentaren zu Blog Artikeln zeigen Argumente anderer Leser auf, die in die eigene Meinungsbildung einfließen. Die Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht und in Art. 19 der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" definiert: "Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten."

Da hat einer die Möglichkeit genutzt, den Wortlaut eines Dokuments in seinem Blog öffentlich zu machen, das vorgefiltert durch verschiedene Medien bereits im Vorfeld auszugsweise der Öffentlichkeit zugänglich war. Aufgrund dieser "vorgefilterten" Presseinformationen hatte in der Öffentlichkeit dazu bereits eine Meinungsbildung stattgefunden. Herr Beckedahl hatte mit der Veröffentlichung des kompletten Wortlauts lediglich jedem die die Möglichkeit gegeben, sich selbst umfassend seine eigene Meinung darüber bilden können.

Wenn die Deutsche Bahn von ihm eine Gegendarstellung verlangt hätte, dann hätte er auch diese in seinem Blog veröffentlicht (Interview im Deutschlandradio, MP3). Nach den gescheiterten Vertuschungsversuchen in der Bespitzelungsaffäre versuchte die Deutsche Bahn in diesem Fall jedoch statt dessen ein weiteres Mal, Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen, indem sie "einen kleinen Blogger" mit der Abmahnungs- und Unterlassungserklärungskeule mundtod machen wollte. Worin auch immer die Gründe dafür liegen, dass sie letztlich auch mit diesem Versuch gescheitert ist: Es ist gut, dass der Wortlaut des Dokuments weiterhin öffentlich zugänglich ist. So kann sich wirklich weiterhin jeder seine eigene Meinung darüber bilden und in diesem Zusammenhang für sich selbst auch den Versuch einer glücklicherweise misslungenen Blog-Zensur zu bewerten.


Öffentlicher Protest gegen Politik der Deutschen Bahn

"Campact!" hat auf seiner Internetseite die Aktion


ins Leben gerufen (Entlassen Sie Herrn Mehdorn!). Campact möchte mit einer großen Anzahl von Protest E-Mails darauf aufmerksam machen, dass große Teile der deutschen Bevölkerung die von Herrn Mehdorn zu verantwortende Verkehrspolitik der Deutschen Bahn "Weg von der Schiene", "Gewinnmaximierung statt flächendeckendes Verkehrskonzept" etc. sowie die ständigen Vertuschungsversuche in der Bespitzelungsaffäre nicht mehr tolerieren.


(Quellen: campact!, netzpolitik.org, taz.de)

Mittwoch, 11. Februar 2009

Herr Müller möchte umziehen

Die meisten unter euch kennen sicher die Sendung mit der Maus, und viele haben inzwischen wohl auch schon einmal die schöne Geschichte von Herrn Müller gehört. Einige werden sie in einer E-Mail zugeschickt bekommen haben, und andere haben sie vielleicht auf einer der vielen Seiten im Internet gelesen. Aber weil einige von euch sie vielleicht doch noch nicht kennen, und weil es eine Fortsetzung gibt, schreibe ich die Geschichte hier noch einmal für euch auf:

Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden.

Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart.

Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden.

Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, dass die in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.

Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, dass sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.

Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.

Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.

Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.

Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.

70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.

Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt.

Hurra, Herr Müller!

Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, dass er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.

Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewusst, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewusst, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben.

Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft.

Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren.

Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, dass der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen habt, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.

Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wisst ihr, dass der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.

Da lacht er, der Herr Müller. (Natürlich nur, wenn niemand hinsieht.)

Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht.

Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, dass es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.

Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden. Die schmecken gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter.

Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern.

Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus.

Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller.

Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muss ich euch sagen, dass man so etwas einfach nicht tut.

Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann lasst doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff “soziale Verantwortung” noch eine Bedeutung hat.

Früher war die Geschichte von Herrn Müller und seiner Milch hier immer zu Ende. Später gab es aber doch noch etwas zu erzählen, und weil die Geschichte von Herrn Müller einmal ganz zu Ende sein wird, gibt es jetzt eine Fortsetzung.


Damit ihr das verstehen könnt, muss ich euch erst einmal etwas anderes erklären:

Wenn man etwas erbt, dann bekommt man etwas, das vorher jemandem gehört hat, der gestorben ist. Meistens ist das etwas, das einen an den Verstorbenen erinnert, wenn man es anschaut. Dann erinnert man sich an die schöne Zeit mit ihm und ist nicht mehr ganz so traurig. Manchmal kann es aber auch etwas Geld sein, das der Verstorbene noch auf seinem Sparbuch hatte, oder vielleicht auch das Haus in dem er gewohnt hat.

Alle Leute, die in Deutschland etwas erben, das ganz viel wert ist - also mehr als ein Andenken an den Verstorbenen, oder ein paar übriggebliebene Euro vom Sparbuch - müssen dafür Steuern bezahlen. Jeder Mensch in Deutschland muss auch für andere Dinge dauernd Steuern bezahlen. "Steuern" sind das Geld, das wir alle in eine gemeinsame Kasse einzahlen und von dem unsere Bundesregierung, neue Straßen, Schulen, Kindergärten, Spielplätze und solche Sachen bezahlt. Und weil wir alle dauernd Steuern in unsere gemeinsame Kasse einzahlen, bezahlen wir alle eigentlich diese ganzen tollen Sachen selbst von unserem Geld.

Wenn der Herr Müller einmal so alt geworden sein wird, dass seine Zeit gekommen ist und er sterben muss, dann will er, dass die Menschen, die seine Fabriken mit der Milch und sein ganzes Geld erben werden, alles für sich behalten und keine Steuern dafür bezahlen müssen. Das kann ich zwar gut verstehen, aber schließlich sind die Menschen, die sein ganzes Geld erben werden ja nicht die einzigen, denen es so geht. Schließlich müssen ja auch immer wieder Spielplätze, Straßen, Kindergärten oder Schulen und solche Sachen bezahlt werden.

Weil Herr Müller zwar gerne ganz viel Geld aus unserer Steuerkasse nimmt, damit er eine neue Fabrik bauen und Leute entlassen kann, aber selbst lieber keine Steuern bezahlen will, von denen dann neue Straßen, Schulen, Kindergärten, Spielplätze und solche tollen Sachen gebaut werden können, hat er sich überlegt, wie er es anstellen kann, dass er das viele Geld für sich behalten kann und in Deutschland keine Steuern mehr bezahlen muss.

Im Herbst 2003 hatten die Zeitungen geschrieben, dass Herr Müller die Absicht hat, in die Schweiz auszuwandern. Die Schweiz ist ein anderes Land im Süden von Deutschland. Das ist sogar noch weiter im Süden als Bayern. Wer in der Schweiz wohnt, aber dort nicht arbeitet, zahlt dort nämlich nur einen frei aushandelbaren Pauschalsteuerbetrag. Das nennen die Leute in der Schweiz "Steuerprivileg". Und weil Herr Müller wohl so gut verhandelt hat, dass er in der Schweiz nur ganz wenig Steuern bezahlen muss, ist er nicht nur mit seinen Möbeln und seinen ganzen anderen Sachen aus seinem Haus in Deutschland in die Schweiz umgezogen, sondern hat auch noch Teile der Chefetage seiner Milch-Firma in die Schweiz mitgenommen.

In der Schweiz hat Herr Müller dann einige Jahre mitsamt seinem schönen Steuerprivileg gelebt und noch mehr Geld mit seiner Milch verdient - bis jetzt jedenfalls.


In der Schweiz, im Kanton Zürich, haben die Menschen am letzten Sonntag darüber abgestimmt, dass es keine Steuerprivilegien für reiche Ausländer mehr geben soll. Die "Kantone" sind in der Schweiz ungefähr das, was in Deutschland die Bundesländer sind. Die Menschen im Kanton Zürich haben es jedenfalls wohl auch nicht mehr eingesehen, dass sie ganz viel Steuern von ihren paar Schweizer Franken - so heißt das Geld in der Schweiz - bezahlen sollen, während einige wenige stinkreiche Einwanderer nur ganz wenig Steuern zahlen brauchen.

Aus der "Nordsee-Zeitung" - das ist eine Zeitung, in der man bei uns in Bremerhaven Geschichten aus unserer Stadt, aber auch welche aus Deutschland und aus anderen Ländern lesen kann - habe ich gestern erfahren, dass nach der Abschaffung des Steuerprivilegs auch der Herr Müller genauso viel Steuern bezahlen soll, wie alle anderen Menschen in der Schweiz. Die Nordsee-Zeitung schrieb, der Herr Müller habe gedroht, er würde den Kanton Zürich verlassen und einfach wieder umziehen, wenn er dort jetzt genauso viele Steuern bezahlen soll, wie alle anderen auch. Wohin er umziehen will hat er aber noch nicht gesagt. Vielleicht wandert er ja nach China aus - das ist ja zur Zeit groß in Mode - oder dahin wo der Pfeffer wächst ...

Wenn die Menschen in allen Ländern, die auch nicht mehr Geld im Portemonnaie haben als du und ich, es genauso ungerecht finden wie die Menschen im Kanton Zürich, dass sie dauernd ganz viel Steuern bezahlen müssen, während einige wenige Millionäre und Milliardäre, die so viel Geld haben, das sie es gar nicht alles ausgeben können, keine Steuern bezahlen müssen, dann wird es bald ganz eng in der Welt für den Herrn Müller.


Ich bin schon ganz doll gespannt darauf, wie die Geschichte von Herrn Müller wohl weitergehen wird.


Zum weiterlesen:
Stern: ...die weckt, was in dir steckt
Hamburger Abendblatt: Müller-Milch sauer
Stern: In der Schweiz erbt es sich billiger
Wirtschafts Woche: Schröder ruft zur gesellschaftlichen Ächtung prominenter Steuerflüchtlinge auf

(Quelle: Nordsee-Zeitung)

Dienstag, 10. Februar 2009

Der Mond ist aufgegangen




Der Mond ist aufgegangen
Und überstrahlt die Well'n;
Ich halte mein Liebchen umfangen,
Und unsre Herzen schwell'n.

Im Arm des holden Kindes
Ruh ich allein am Strand; -
"Was horchst du
        beim Rauschen des Windes?
Was zuckt deine weiße Hand?"

"Das ist kein Rauschen des Windes,
Das ist der Seejungfern Gesang,
Und meine Schwestern sind es,
Die einst das Meer verschlang."

Heinrich Heine
Vollmond über der Weser