Dienstag, 2. Juni 2009

Vor 20 Jahren - Das Tiananmen Massaker

Nachdem der ehemalige Chef der KP Chinas, Hu Yaobang, Mitte April 1989 gestorben war, befürchteten viele Chinesen, dies könne das Ende der Reformen bedeuten. Drei Tage nach seinem Tod kam es zur ersten Massendemonstration.

Aus den unorganisierten, friedlichen Versammlungen entwickelte sich eine Aufbruchstimmung. Der Reformprozess in China, der damals bereits seit mehr als 10 Jahren voranschritt, hatte dazu geführt, dass es China wirtschaftlich besser ging. An der Allmacht der kommunistischen Partei hatte die wirtschaftliche Entwicklung jedoch nichts geändert. Forderungen nach Demokratie und Freiheit wurden weiterhin unterdückt. Die wachsende Zahl der Demonstranten weckte unter den Chinesen die Hoffnung, dass sich China in eine neue Richtung entwickeln könnte.

Immer mehr Menschen kamen zusammen, bis mehr als eine Million Demonstranten auf dem Platz des himmlischen Friedens versammelt waren. Sie kritisierten vor allem die verbreitete Korruption im chinesischen Staatsapparat. Dafür diffamierte die kommunistische Partei sie als "Konterrevolutionäre". Im Mai 1989 reihte sich eine Kundgebung an die nächste. 3000 Studenten begannen auf dem Platz des himmlischen Friedens einen Hungerstreik, mit dem sie die Übergabe einer Petition mit ihren Forderungen und eine Fernsehdiskussion erreichen wollten.

Ministerpräsident Li Peng empfing eine Abordnung der Hungerstreikenden. Doch anstatt sie anzuhören, forderte er sie auf, unverzüglich den Tiananmen-Platz zu räumen. Die Studenten ließen sich jedoch nicht mehr einschüchtern und forderten, die Regierung solle die Diffamierung der Demonstranten beenden.

Die chinesischen Machthaber antworteten am 19. Mai 1989 mit der Ausrufung des Kriegsrechts und zog 110000 Soldaten um die Hauptstadt zusammen. Beim Versuch der Volksarmee, ins Stadtzentrum vorzudringen, stellte sich das Volk den Truppen in den Weg. Ganz Peking unterstützte die Studenten. Auf dem Platz des himmlischen Friedens herrschte Woodstock-Stimmung. Die Sehnsucht nach Demokratie, Recht und Freiheit schien unbesiegbar.

In der Nacht vom 03.06.1989 auf den 04.06.1989 drang die chinesische Volksarmee gewaltsam auf den "Platz des himmlischen Friedens", vor und richtete ein Massaker unter dem auf dem Platz im Herzen Pekings versammelten Volk an. Offiziell wurde der Tod von 319 Tote Zivilisten zugegeben. Menschenrechtsgruppen schätzen die Anzahl der Todesopfer jedoch auf ungefähr 3000 Bürger.

Zwanzig Jahre nach der blutigen Niederschlagung der friedlichen Proteste in der chinesischen Hauptstadt sind die Ereignisse von damals immer noch ein Tabu in China. Wer in China darüber spricht, riskiert auch heute noch, im Gefängnis zu landen. Die chinesischen Machthaber versuchen alles, um eine öffentliche Diskussion zu verhindern.

China wird von den Managern und Politikern der westlichen Demokratien aufgrund seiner wachsenden Wirtschaft hofiert. Von Demokratie und Meinungsfreiheit ist China aber weit entfernt. Die Menschenrechte werden von den Machthabern in China nach wie vor mit Füßen getreten. Hinter den Hoffnungen auf satte wirtschaftliche Gewinne wird wird die Willkür und die Missachtung der Menschenrechte in China von den europäischen und amerikanischen "Demokraten" jedoch gerne verdrängt. Solange sich daran nichts ändert, wird sich auch an dem menschenverachtenden System in China nichts ändern. Wer die Missachtung der Menschenrechte in China zugunsten eigener wirtschaftlicher Interessen toleriert, für sich selbst jedoch die Einhaltung der Menschenrechte in Anspruch nimmt, verliert in meinen Augen jede Glaubwürdigkeit.


Zum Weiterlesen:
Medien:
  • ZDF: China - Menschenrechte in der Kritik

(Quelle: Weltspiegel vom 17.05.2009, Wikipedia)

2 Kommentare:

Elfe hat gesagt…

Hallo Juwi

Vielen Dank für Deinen Artikel, ich habe ihn auf meinem Tibet-Blog verlinkt. Eigentlich wollte ich über das Ereignis nichts mehr schreiben, doch ganz spontan hat sich dann doch noch ein Beitrag ergeben, dies vor allem um diese jungen Chinesinnen und Chinesen von damals zu ehren.

Ich hoffe es ist okay mit der Verlinkung?
Liebe Grüsse
Elfe

Anonym hat gesagt…

http://www.youtube.com/watch?v=e0pWphNlnLw&list=UUlKYIU4rmyDI6LbKrfsT2Nw&index=3&feature=plcpHier möchte ich auf die Möglichkeit hinweisen, dass Menschen mit Hilfe von Kunst auf den 04.06. hinweisen. Dieses Ereignis darf nicht in Vergessenheit geraten.

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