Donnerstag, 21. Juni 2012

Wieviele Kinder braucht es noch?

Severn Cullis-Suzuki (1992, Rio de Janairo, mit deutschen Untertiteln)

Bereits nach dem ersten Tag der internationalen Gipfelkonferenz "Rio +20" ist abzusehen, dass wir wohl nicht allzuviel vom Ergebnis der Mammutveranstaltung erwarten dürfen.

In Rio de Janeiro haben die Konstrukteure des neuen Hauses "ökologische Wirtschaft und nachhaltige Enrwicklung", antatt mit dem Ausschachten des Kellers zu beginnen, beim Dach zu bauen angefangen. Bevor der "Erdgipfel" überhaupt begonnen hatte stritten sich die Vertreter der Staaten erst einmal um die Abschlusserklärung. Nach meinem Verständnis sollte eine Abschlusserklärung erst am Ende einer Konferenz das Ergebnis der Gespräche zusammenfassen. In Brasilien geht das heutzutage anders herum: Da stand das Ergebnis der Konferenz bereits im Voraus weitestgehend fest. Was bisher davon schon bekannt geworden ist verursacht so etwas wie ein Gefühl hilfloser Ohnmacht. Was bleibt, ist die nüchterne Erkenntnis, dass "Rio +20" wohl als Gipfel der nachhaltigen Verantwortungslosigkeit und des umweltpolitischen Versagens in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Zwanzig Jahre zuvor, hatte an gleicher Stelle - neben den vielen Erwachsenen Rednern - ein Kind zu den Delegierten des "Erdgipfels" Rio 1992 gesprochen. Die damals zwölfjährige Severn Cullis-Suzuki redete den Abgeordneten vieler Nationen ins Gewissen. Was dieses junge Mädchen dort sagte, und vor allem, wie sie es sagte, war eine schallende Ohrfeige für alle Ignoranten des Klimawandels, für die Lobbyisten resourcenverschwendender multinationaler Konzerne und für die Politiker dieser Welt.

  • Wie viele Kinder, die den Erwachsenen mit ihren Vorwürfen die Schamesröte ins Gesicht treiben, braucht es noch? Wie oft würden die "erwachsenen Regierungschefs" und die "Delegierten der Weltgemeinschaft" noch weitere solcher Peinlichkeiten über sich ergehen lassen, bevor sie sich endlich bereit erklären, im Sinne der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder zu handeln?


Zwanzig Jahre später: Severn Cullis-Suziki kehrt zurück nach Rio (englisch)

Das Kind von damals ist heute eine Mutter von zwei Söhnen. Immer noch redet sie den Menschen ins Gewissen. 1992 kämpfte sie für ihre eigene Zukunft - heute zusätzlich für diejenige ihrer Kinder. 20 Jahre nachdem sie die Welt für fünf Minuten zum Schweigen brachte, hat sie die jetzt die Einladung der Organisation "Green Cross international" angenommen, um dort auf einer der Veranstaltungen der vielen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) am Rande des "Gipfels" zu sprechen.

".. Heute bin ich eine Mutter und ich kann es mir nicht leisten, mutlos zu sein. Ich habe zwei kleine Jungen und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sicherzustellen, dass sie ein erfülltes Leben in einer großartigen Welt haben werden.

Nach zwanzig Jahren kehre ich jetzt mit dem gleichen Argument zurück, das ich als Kind mit meiner Anwesenheit auf dem 'Erdgipfel 1992' vorgebracht habe: Die stärkste moralische Notwendigkeit, die wir haben, um etwas zu verändern und zu handeln, sind unsere Kinder. Unsere Kinder bringen uns dazu, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung wiederherzustellen.

Angesichts der Möglichkeiten, die wir in der heutigen globalen Situatuion haben - zwischen unseren Privilegien und unserer Verantwortung - beruht unsere Hoffnung auf der Erkenntnis dieser moralischen Notwendigkeit. Unsere Hoffnung ist Liebe, die Liebe zu unseren Kindern. .."


(Rio +20, Juni 2012:
Severn Cullis-Suzuki während einer Veranstaltung des "Green Cross international")


Jemand hat es einmal auf den Punkt gebracht: "Unsere Kinder sind unsere Zukunft." Wer die Lebensgrundlagen unserer Kinder, Kindeskinder und aller zukünftigen Generationen auf unserem Planeten zerstört, der zerstört unsere Zukunft.


(Quellen: TAZ vom 20.06.2012, YouTube, Severn Cullis-Suzuki on Twitter, Green Cross International)

1 Kommentar:

Hermann hat gesagt…

Leider Juwi, leider kann ich Dir keinen Mut machen. Nein, ich bin nicht mutlos, auch nicht hoffnungslos. Das wäre die Kapitulation. Aber solange die US-Amerikaner nicht umdenken gibt es keine bessere Zukunft.

Gleichwohl sind es nicht nur die Amerikaner, die unser aller Planet verdrecken. Ich denke an die Chinesen, Inder und an all die anderen Schwellenländer. Wollen wir uns aber erheben und verbieten, dass andere Nationen den gleichen Wohlstand haben wollen wie wir? Das steht mir nicht zu. Die Inder erfreuen sich mittlerweile an einer zweiten Mahlzeit pro Tag! Wir schmeißen die dritte und vierte Mahlzeit in den Müll.

Ich habe kürzlich irgendwo einen interessanten Artikel gelesen. Fortschritt bedeutet Umweltschmutz. Aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ab einem bestimmten Bruttosozialprodukt kippt das, dann wird Geld eingesetzt für umweltschonende Maßnahmen. China ist ein gutes Beispiel dafür.

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