Obwohl, andererseits hätte Shell den Betrag angesichts der Preise an den Tankstellen sicher auch - ohne gleich daran pleitezugehen - sozusagen aus der Portokasse bezahlen können. Einem Artikel des Spiegel vom 20.03.2012 zufolge sieht Herr Däke (Bund der Steuerzahler, Präsident) das ähnlich: Die meisten Konzerne seien zwar förderungswürdig, aber selten förderungsbedürftig.
Die Förderungswürdigkeit von Konzernen, deren Produkte maßgeblich für den Anstieg der mittleren globalen Temperatur verantwortlich sind, halte ich grundsätzlich für fragwürdig. In diesem Fall erscheinen mir die 177000 Euro des BMU für "Shell" geradezu absurd:
- Wenn ich mich mit meinen Produkten maßgeblich an der gobalen Klimaänderung mitschuldig mache, dann bekomme ich zur Belohnung für die Umrüstung der Beleuchtung meiner Reklame, mit der ich für ebendiese Produkte werbe, 170000 Euro vom Staat.
- Wenn ich aber aus dem Familienbudget auf meinem Dach eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage installiere, um etwas dazu beizutragen, dass die Stromerzeugung oder Gebäudeheizung auf der Grundlage klimaschädigender fossiler Produkte möglichst schnell überflüssig wird, dann wird mir die ohnehin vergleichsweise mikrige Förderung dafür auch noch kräftig zusammengestrichen.
Was lernen wir daraus? Richtig: Wer keine Rücksicht auf die Zukunft nachfolgender Generationen nimmt, wird gefördert. Wer sich dafür einsetzt, dem wird im günstigsten Fall die Förderung gekürzt - vorausgesetzt, er ist überhaupt in den Genuss einer Förderung gekommen.
(Quelle: Spiegel vom 20.03.2012)
3 Kommentare:
Hallo Jürgen,
tja, so ist es mit dem Subventionsdschungel. Das Geld wird sehr oft an der falschen Stelle ausgegeben.
Tschüss,
Holger
Ich hoffe, ich sprenge hier jetzt nicht das Kommentarfeld lieber Juwi - aber die Liste wartet schon seit über einer Woche bei mir auf Verwurstung und irgendwie fallen mir nur unflätige, nicht jugendfreie Sätze für drumherum ein - so bin ich froh, sie jetzt bei dir posten zu können (und hoffentlich auch zu dürfen)
Die Liste der Förderungsmerkwüdigkeiten Deutschlands:
Es handelt sich um 30 Einsparvorschläge mit Beträgen zwischen 25.000 und 81 Mio. Euro. Hier einige schöne Beispiele aus der Streichliste:
25.000 Euro für einen Fahrrad-Kurs: Das Verkehrsministerium gab laut Steuerzahlerbund für einen Fahrrad-Kurs für Hamburger Frauen mit Migrationshintergrund einen Zuschuss von knapp 25.000 Euro. Inhalte: Theorie und Praxis des Radfahrens, Gleichgewichtsübungen oder Fragen zum Einkauf per Rad.
112.000 Euro für eine Studie zu Lerneffekten von Comics: Das Bildungsministerium fördere derzeit mit 112.000 Euro ein Promotionsprojekt an einer TU zur Frage, welche Lern- und Motivationseffekte Comics in der Ausbildung haben.
135.000 Euro für Gummi aus kaukasischem Löwenzahn: Gummi aus kaukasischem Löwenzahn? Diese alte Idee lebt laut Steuerzahlerbund wieder auf. Mitte 2011 habe das Landwirtschaftsministerium ein Förderprogramm gestartet für zunächst ein Jahr und 135.000 Euro, damit eine Universität erforschen könne, wie der kaukasische Löwenzahn ertragreicher werden kann.
170.000 Euro für die Außenbeleuchtung von Shell-Tankstellen: Auch der Milliarden-Konzern Royal Dutch Shell wird dem Verband zufolge vom deutschen Steuerzahler subventioniert: Vom Umweltministerium erhalte Shell Deutschland knapp 170 000 Euro zur Umrüstung der Außenbeleuchtung von Tankstellen auf stromsparende LED-Technik.
230.000 Euro für bunte Biomöhren: Das Agrarministerium habe ein Förderprogramm gestartet, um mit 230.000 Euro bunte Biomöhren zu züchten, in Weiß, Gelb, Rot und Violett.
270.000 für roten Apfelsaft: Apfelsaft ist Staatsaufgabe, meint laut Steuerzahlerbund das Forschungsministerium. Es spendiere daher knapp 270.000 Euro für ein Projekt einer Forschungsanstalt mit Industriepartnern zur Entwicklung eines "innovativen Produktes" - des roten Apfelsaftes.
320.000 Euro für Kindergarten-Akademien in China: Das Bildungsministerium fördere die Errichtung von Kindergarten- Akademien in China mit knapp 320.000 Euro. Diese Akademien sollen eine fachgerechte Ausbildung von Erziehern ermöglichen.
5,6 Mio. Euro für Klebematerialien: 4,8 Mio. Euro habe das Umweltministerium bis Ende 2011 in die zum Dax-Konzern Beiersdorf gehörende tesa GmbH gepumpt: Für eine neue Anlage zur Herstellung doppelseitiger Acrylatklebebänder. Das Agrarministerium subventioniere bis März 2013 die Entwicklung eines Haftklebstoffes auf Poly-L-Milchsäure-Basis. Gut 800.000 Euro fließen den Angaben zufolge zudem an Forschungsinstitutionen sowie drei Firmen.
9,2 Mio. Euro für Berufsweltmeisterschaft: Für die Berufsweltmeisterschaften der besten Handwerker, Facharbeiter und Auszubildenden in London habe das Bildungsministerium für die deutsche Delegation 300.000 Euro beigesteuert. Für die sechstägige WM 2013 in Leipzig sollen den Angaben zufolge nun 9,2 Mio. Euro fließen.
80,8 Mio. Euro Fraktionskostenfinanzierung im Bundestag: Die Bundestagsfraktionen kassieren in diesem Jahr den Angaben zufolge 80,8 Mio. Euro aus der Staatskasse zur Finanzierung ihrer Arbeit - ein Anstieg um ein Drittel innerhalb der letzten zehn Jahre. Doch ob sie das viele Geld auch wirklich benötigten, werde nicht geprüft, kritisiert der Steuerzahlerbund.
@SynchronUniversum: Da es dir hervorragend gelungen ist, deinen Kommentar ohne "unflätige, nicht jugendfreie Sätze drumherum" zu verfassen, darfst du ihn selbstverständlich in juwi's welt posten. Der Schwerpunkt meines Artikels lag zwar auf "Klimaschutz", aber ohne die Liste des Steuerzahlerbundes hätte ich wohl kaum davon erfahren. Ich hatte das Thema "Steuerverschwendung" eigentlich auch noch auf meiner Liste gehabt, aber da ich im Moment ohnehin wenig Zeit habe, kann ich mir das nach deinem ausführlichen Kommentar sparen:) Danke dafür.
Kommentar veröffentlichen
Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.
Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.
Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.
Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!
Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.