Montag, 12. März 2012

Brokdorf erfolgreich umzingelt

Atomkraft? Nein Danke!Wie contrAtom auf seiner Internetseite gestern bekannt gab, haben gestern rund 50000 Menschen an sechs Orten in Deutschland eine drastische Beschleunigung des Atomausstiegs verlangt. Am Atomkraftwerk Gundremmingen hatten sich demnach 5500 und am AKW Neckarwestheim 5000 Menschen versammelt. In Hannover seien 7000 Demonstranten gegen die Nutzung der Atomkraft auf die Straße gegangen und mehr als 4000 Atomkraftgegner hätten gegen die Urananreicherungsanlage Gronau protestiert. Etwa 24000 Menschen hatten contrAtom zufolge in der Region um die Atommülllager "Asse-II" und "Schacht Konrad" eine 75 Kilometer langen Lichterkette gebildet.

Ich habe zusammen mit etwa 3000 weiteren Menschen das Atomkraftwerk Brokdorf umzingelt. Die örtliche Initiative "Brokdorf Akut" hatte an ihrem Stand eine recht aufschlussreiche Landkarte von Norddeutschland und Dänemark ausgestellt. Um die Frage, "Was wäre, wenn sich der Super-GAU von 1986 nicht in Tschernobyl, sondern in Brokdorf ereignet hätte?", zu beantworten, hat sie eine maßstabsgetreue Karte der schwerst kontaminierten Gebiete Tschernobyls mit dem Atomkraftwerk "Tschernobyl" am Standort des Atomkraftwerks "Brokdorf" auf die Landkarte projiziert.

Vergleich: Super GAU Tschernobyl in Brokdorf
Der gesamte Nordwesten Deutschlands mit den Großstädten Hamburg und Bremen, aber auch Bremerhaven, Oldenburg, Wilhelmshaven oder Cuxhaven wäre heute eine verlassene radioaktive Wüste. Ich denke, die Frage, warum wir weiterhin gegen den Betrieb von Atomkraftwerken in unserem Land auf die Straße gehen, erübrigt sich angesichts eines solchen Horror Szenarios.

Wie es wohl immer bei derartigen Demonstrationsformen vorkommt, war die Umzingelung auch dieses Mal an einigen Stellen recht dünn, während die Leute an anderen Stellen dicht an dicht standen. Wenn man die Strecke um das Atomkraftwerk mit Google Maps ausmisst, dann kommt man auf ungefähr 4000 Meter. Das wären dann im Schnitt rund 1,30 Meter von Mensch zu Mensch. Ich denke das passt.

Ich hatte mir eine größere Lücke an der Straße ausgesucht. Nachdem ich mich dort eingerichtet hatte, kam Frau Momo auf mich zu, die ebenfalls auf der Suche nach einer passenden Lücke war. Eigentlich hatte sie am Stand von ".ausgestrahlt" aushelfen wollen und ich hatte dort zuvor auch schon Ausschau nach ihr gehalten, aber da der Stand schon ausreichend besetzt war, hatte sie die Gelegenheit für eine Fototour nutzen können. Ihre Fotos sind hier zu sehen.

Bevor die Abschlusskundgebung begonnen hatte, war ich sehr gespannt auf den Redebeitrag von Herrn Alt gewesen. Da er aber krank geworden war, musste seine Rede leider ausfallen. Unter den verbliebenen Rednern hat mich am meisten die Rede von Herrn Kruse angesprochen. Herr Kruse ist Pastor in Gartow (Lüchow Dannenberg, Wendland). Ich habe große Achtung vor den Menschen im Wendland, die zum Teil bereits in der dritten und vierten Generation gegen ein Lager für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock bei Gorleben kämpfen. Wenn mein Video in den nächsten Tagen fertig sein wird, dann werden darin auch Ausschnitte aus dem Beitrag Herrn Kruses zur Kundgebung zu sehen sein.

Sehr erfreut war ich, als ich gestern Abend in den Nachrichten gehört habe, dass sich in Frankreich rund 60000 Atomkraftgegner zu einer Menschenkette entlang der Rhone zwischen Lyon und Avignon versammelt hatten. Vor dem Hintergrund, dass die Menschen in Frankreich der Nutzung der Atomkraft bisher eher unkritisch gegenübergestanden haben, ist das eine Sensation. Die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" spricht auf ihrer Internetseite von einer "gigantischen Menschenkette". Wohl wahr: Wenn das keine Eintagsfliege, sondern der Auftakt für eine landesweite Anti-Atom-Bewegung in Frankreich war, dann werden die Atommeiler wohl auch dort eine kürzere Lebenserwartung haben, als Herr Sarkozy und die dortige Atomlobby es gerne hätten.

Unter erschwerten Vorbedingungen hatten bereits vorgestern im polnischen Szczecin (Stettin) rund 150 Deutsche und Polen gemeinsam an die Atomkatastrophe von Fukushima erinnert und gegen die Atompläne der polnischen Regierung demonstriert. Wie die Kölner Rundschau gestern auf ihrer Internetseite berichtete, war ein Großteil der Demonstranten aus Brandenburg angereist. Die Menschen in den Grenzregionen zu Polen stünden den Plänen der polnischen Regierung besonders kritisch gegenüber. Die Stadtverwaltung und die Polizeibehörde hätten die Versammlung erst am späten Donnerstagabend nach langem Hin und Her genehmigt. Herr Schwarze (Die Linke, Tantow in der Uckermark, stellvertretender Bürgermeister) habe daher von einem Achtungserfolg gesprochen. Aufgrund der späten Genehmigung der Demonstration sei es den Organisatoren erschwert worden, rechtzeitig Aktivisten zu mobilisieren. Nach Angaben Herrn Schwarzes sei die friedlich verlaufene Demonstration von einem Großaufgebot der Polizei begleitet worden.


Anti-Atom-Demos am 11.03.2012

(Quellen: Kölner Rundschau vom 11.03.2012, contrAtom vom 11.03.2012, Greenpeace-Magazin vom 11.03.2012)

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