Donnerstag, 24. September 2009

Klar Schiff ...

... - Bremerhaven räumt auf.

Unter diesem Motto sollen im März des nächsten Jahres Angehörige aller Gesellschaftsschichten im gesamten Stadtgebiet für eine "Frühjahrsputzaktion" gewonnen werden. Darüber informierten Herr Holm (Dezernent für die Bauverwaltung und Umweltangelegenheiten) und Vertreter der an der Planung und Organisation beteiligten Institutionen gestern zu Beginn der Stadtteilkonferenz Lehe.

Herr Holm sagte, es habe in Bremerhaven bisher nur eine einzige vergleichbare Aktion gegeben. Diese sei im Jahre 2006 von ca. 800 Schülern Bremerhavener Schulen durchgeführt worden, in der Bremerhavener Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen worden. Deshalb werde mit "Klar Schiff" angestrebt, die Last von den Schultern weniger Schüler auf die Schultern möglichst vieler Bürger zu verlagern. In anderen Städten fänden Aufräumaktionen, wie die jetzt in Bremerhaven geplante, bereits seit vielen Jahren statt. Dabei sei es je nach Stadt zu Beteiligungen vom 10000 bis 14000 Bürgern gekommen, die tonnenweise Müll und Unrat im zweistelligen Bereich aus den Grünanlagen und von den Straßen ihrer Stadt gesammelt hätten.



Nur Möven und Ratten freuen sich darüber ...

Diese Zahlen haben mich ziemlich beeindruckt. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, der weiß, dass es auch in Bremerhaven Zeitgenossen mit "schwachen Handmuskeln" gibt. Diese schaffen es leider nicht, die Verpackung von ihren Snacks, ihre leergetrunkenen Getränkedosen etc. bis zum nächsten Mülleimer zu tragen. Denen fallen diese Dinge einfach so aus der Hand und liegen dann in der Landschaft herum ... - kaum zu glauben, dass es sich dabei um zehn Tonnen Müll oder mehr handeln könnte.

Es war zwar alles andere als beruhigend, tat aber trotzdem gut zu hören, dass dieses Problem ebenso andere Bremerhavener Stadtteile wie auch andere Städte betrifft. Ich kann es nämlich langsam nicht mehr hören, wenn sich der Müll auf unseren Straßen in der Vorstellung der Menschen ausschließlich in den Straßen Lehes konzentriert. Zumindest im Leher Ortsteil Goethestraße ist diesbezüglich in den letzten Jahren eine positive Entwicklung zu beobachten. Dazu hat mit Sicherheit auch die in unserem Viertel angemessene Ausstattung mit öffentlichen Mülleimern beigetragen. Da ich die Hinterlassenschaften unserer Hündin Cleo, verpackt in "Schietbüdeln", in öffentlichen Abfallbehältern entsorge, weiß ich dass man in anderen Stadtgebieten leider oft lange danach suchen muss.

Ein wesentlicher Anteil an der positiven Entwicklung im Ortsteil Goethestraße ist mit Sicherheit auch auf die unermüdliche Arbeit der Mitarbeiter von "faden e.V." zurückzuführen. Der Verein kümmert sich unter anderem um die Landschafts- und Wohnumfeldpflege. Im Leher Ortsteil Goethestraße umfasst das unter anderem die Aufbereitung und Pflege von Baumscheiben, die Intensivpflege von Grün- und Freizeitflächen sowie das zusätzliche Aufsammeln von Müll und Unrat auf Fußwegen und Plätzen.

Auch wenn andere Leute dadurch eine Beschäftigung haben, kann es letztlich ja wohl nicht angehen, dass einige Mitbürger ihren Müll einfach achtlos dort entsorgen, wo sie gerade stehen oder gehen, während andere Menschen ständig hinter ihnen her räumen müssen. Es wird Zeit, dass sich in unseren Köpfen etwas ändert. Es liegt an uns und unseren Nachbarn, wie es in unserem Wohnumfeld aussieht.

Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die sich nichts besseres vorstellen können, als den Dreck anderer Leute zu beseitigen und ich halte einmalige Aktionen grundsätzlich nicht für besonders nachhaltig. Aber unter der Voraussetzung, dass eine möglichst große Anzahl Bremerhavener Bürger für das Vorhaben gewonnen werden können, und unter dem Gesichtspunkt, dass "Klar Schiff" für manchen Zeitgenossen ein erster Anstoß für ein Umdenken sein könnte, der dazu führen könnte, dass er seine Handmuskeln in Zukunft besser trainiert, halte ich diese geplante Aufräumaktion für eine gute Idee.

Es wäre allerdings schön, wenn Politik und Verwaltung anschließend weiter daran arbeiten würden, ein aufkeimendes "Wir Gefühl" in den Köpfen der Bremerhavener zu verankern. Das könnte diese Stadt schneller voran bringen, als Unsummen von Geld, die für irgendwelche externen Projektentwickler oder teure, der Selbstbeweihräucherung dienende Werbeplakate ausgegeben werden. Die Entwicklung eines solchen starken "Wir Gefühls" setzt allerdings voraus, dass sich die Beteiligung der Bürger nicht auf's gelegentliche Putzen beschränkt. Dazu ist vor allen Dingen eine offensive Information und Beteiligung der Bürger in den Stadtteilen schon zu Beginn geplanter Vorhaben notwendig, und es ist wichtig, dass, Politik und Verwaltung sich zumindest anhören, was die Bürger dazu zu sagen haben. Dafür, dass die rechtzeitige Einbeziehung der Bürger möglich ist, und dass die Stadtteilkonferenzen einen geeigneten Rahmen dafür bieten können, hat Herr Holm während der Stadtteilkonferenz Lehe gestern ein eindrucksvolles Beispiel gegeben.

1 Kommentar:

Elfe hat gesagt…

Hallo Juwi

Auch bei uns ein Problem der Abfall, den die Menschen einfach liegen lassen. Vornehm nennt man das hier jetzt "Littering". Bis jetzt hat die Stadt den Dreck noch selbst weggeräumt, macht jedoch mit Plakaten immer wieder darauf aufmerksam, den Abfall nicht einfach liegen zu lassen.

Es gibt Kantone in der Schweiz, die sind jetzt strenger und es gibt Bussen, wenn jemand erwischt wird der den Abfall einfach liegen lässt. Ich denke manchmal auch, dass das eine bessere Lösung wäre, die Leute zu etwas mehr Kooperation zu "motivieren".

In Zürich sind sie noch zu large, letztes Jahr veranstalteten Jugendliche einen sogenannten "Bottellon", ein Besäufnis und die Stadt musste nachher Tonnen Abfall wegräumen auf einer öffentlichen Parkanlage am See. Und wen will sie haftbar machen? Meist haben die ja kein Geld, schlussendlich zahlt es der Steuerzahler.

Liebe Grüsse und erfolgreichen Wahltag am Sonntag
Elfe

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